Mittwoch, 31. August 2011

Von Erd- und Baumäpfeln (3)


Woher aber sollten erste Menschen wissen, wann die Knollen essbar würden? Selbst die Erfahrung, dass es nicht um die Wurzel als solche ging, musste erst „erlernt“ werden. Waren alle diese prinzipiellen Mauern übersprungen – was eben eine ungeheure Menschheitsleistung gewesen ist – stand das Wissen im Prinzip jedem zur Verfügung. Im Prinzip deshalb, weil eine Kommunikation über den eigenen Gruppenrahmen hinaus kaum gegeben war. Allerdings wäre sicher niemand auf die Idee gekommen, das Wissen darum, unter welchen Bedingungen Kartoffelpflanzen die wunderbaren Erdäpfel als Nahrung hergeben, als „Ware“ aufzufassen. Von dem Moment an, wo die Lösung des Problems einmal gefunden war, war die eben da. Nun war es das Problem der einzelnen Nutzer, es zu praktizieren. Schließlich dürften noch vor etwa 300 Jahren die wenigsten „Köche“ eine Uhr gehabt haben. Es musste also jeder sein Gefühl entwickeln beim anstechen.
Auf dieser Ebene ist Kommunismus und Urgesellschaft wirklich ähnlich: Einmal gefundene Nutzungsverfahren stehen der Allgemeinheit sofort vorbehaltlos zur Verfügung. Anders ist nur, dass weltweit und auf ewig jeder Entdecker den Anspruch auf die Ehre des Ersten verewigen kann (z. B. durch die Namensvergabe) und dass die Verfügung wirklich weltweit allgemein und sofort gewährleistet werden kann und in einer Form, in der die eventuellen Fehler fortlaufend beseitigt werden können.

Dienstag, 30. August 2011

Von Erd- und Baumäpfeln (2)

Und von Generation zu Generation wurden Erfahrungen weitergegeben. Wie groß würden die Früchte noch, wenn man sie wachsen ließ, und dass die Reife mit veränderter Farbe sichtbar wurde – und dann waren sie eben nicht mehr sauer, sondern wohlschmeckend. Viel späte kamen dann die Erfahrungen dazu, wodurch der Ertrag der Bäume erhöht werden konnte und sogar Veränderungen des Geschmacks. Aber die Grunderkenntnisse lieferte die Natur selbst.
Anders sah dies bei den Erdäpfeln aus. Ihre Nutzung erforderte Massen an Know-how. Warum hätten die Urmenschen Pflanzen ausbuddeln sollen? Das Reifestadium der Frucht war nicht offensichtlich. Bereits das Wissen, „Das ist eine Erdapfelpflanze“ musste irgendwann gewonnen und dann ständig weitergegeben werden. Logisch erscheint mir sogar, dass es mehrfach verloren ging – zumindest in praktischem Sinn. Denn man vergleiche: Die Äpfel an den Bäumen sieht man immer. Rüben sieht man bedingt auch. Und persönliche Erfahrung sagt, dass man diese Wurzeln in jedem Entwicklungsstadium aus dem Boden holen und essen kann. Eine junge Mohrrübe schmeckt sogar besser als eine ausgereifte. Die zufällige Entdeckung der Kartoffelknolle führte aber wahrscheinlich erst einmal zu kleinen Katastrophen. Sowohl der Verzehr roher Kartoffeln als auch der „Genuss“ grüner führte zu „Verdauungsbeeinträchtigungen“. Und die Aufbereitung unter Feuer? Bei Fleisch verhält es sich ähnlich wie bei den Äpfeln. Prinzipiell kann man es roh essen. Seine Veränderung bei unterschiedlich langer Hitzeeinwirkung kann man laufend vergleichen. Erst, wenn es verbrannt ist, verliert es seine Genießbarkeit.  

Montag, 29. August 2011

Von Erd- und Baumäpfeln (1)


Sicher sind Zeitreisen bevorzugt Angelegenheiten für Science-Fiktion-Autoren. Aber sollte nicht jeder gelegentlich gedanklich durchspielen, welche Probleme unsere Urahnen gelöst haben, die heute keine mehr sind, um leichter zu erahnen, dass unsere Nachfahren, sollte sie es denn noch geben, auf ganz anderer Ebene wie wir denken könnten?
Wir haben heute bestimmte Vorstellungen, wie Wirtschaft funktioniert, funktionieren muss. Selbst Marx – und in dem Sinn, dass er ja den wissenschaftlichen KOMMUNISMUS begründen wollte, werfe ich ihm das vor – entwickelte die Logik seines Systems aus dem Existieren von Waren heraus. Wie aber will man sich mit einer „außerirdischen“ Welt beschäftigen, wenn man die „innerirdische“ zu Grunde legt?
Mich fasziniert beispielsweise die ungeheure „Software“-Leistung, die in der „Erfindung“ der Speisekartoffel, also der Erdäpfel steckt. Da meine ich nicht ihre Einführung in Europa, die tollen Storys um Friedrich den Zweiten. Der Verbreitete ja nur bereits bekanntes Wissen. Nein. Man stelle sich Folgendes vor:
Apfelbäume und Kartoffelpflanzen gab es schon vor und unabhängig von der Einwirkung des Menschen. Die „Erforschung“ der Äpfel halte ich für eine „normale“ Evolution. Ein Fortschritt mit vielen Schwenks nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. Die Früchte waren immer sichtbar. Der Hunger als antrieb war oft genug vorhanden, um häufig auszuprobieren, ob das Verschlingen der Früchte gegen den Hunger hilfreich sein konnte.  

Samstag, 27. August 2011

"Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen. "


Diesen Satz in Verbindung mit einem Maobild fand ich in einer Facebook-Diskussionsgruppe für Kommunisten. Darunter meinte einer der Diskutanten Die Gewalt entscheidet letztendlich nichts! Das Eigentum an Produktionsmitteln entscheidet. Natürlich ist Gewalt zur Entmachtung der Bourgeoisie notwendig... Ich versuchte folgende Antwort:

 Das "beste" Privateigentum am Produktionsmitteln" ist nichts wert, wenn es sich nicht seinen Machtapparat geschaffen hat - offene und potentielle Gewalt, Ideologien, die den bestehenden Verhältnisse als ewig richtig suggerieren und einen Apparat von menschlichen Schmeißfliegen, die das jeweilige System verteidigen, ohne selbst über wesentliches Eigentum an Pm verfügen ("Staatsapparat u.ä.) Erst im Zusammenspiel wird ein Schuh draus - welches Element gerade das "Wichtigste" ist, bestimmen Klassenkampfbedingungen. Nackte Gewalt erleichterte den Widerstand in gewissem Sinn: Da wäre der Gegner offensichtlich ...

Freitag, 26. August 2011

Eine Katastrophe

"Revolutionsführer" Ghaddafi ist sicher nicht jener Held gewesen, zu dessen Verteidigung Interbrigadisten aus aller Welt zusammengeströmt wären. Der Anschein wurde schon früher bestätigt, dass er - im Gegensatz beispielsweise zu den Castros - auch individuellem Terror nicht grundsätzlich abgeneigt war und nur abzuschwören versuchte, um jene zu "Freunden" zu machen, die ihn nun niederbombten.
Hier hätten wir schon eine von vielen Schlussfolgerungen des Libyenkrieges: Als "Partner" oder "Freunde" treten imperialistische Großmächte oder solche, die es sein wollen, nur so lange auf, wie sie den "Partner" nicht schlucken können - oder glauben, es zu können. Diese Erfahrung durften die DDR-Bürger auch schon machen.

Aber weiter! Das Lebensniveau der Libyer vor der Bombeninvasion war so hoch wie nirgends in Afrika. Auch hier zeigte sich, dass allein die demonstrierte "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" nicht ausreichend ist. Wahrscheinlich sogar wichtiger ist, dass sich alle Teile der Bevölkerung an der Regelung ihrer Angelegenheiten beteiligt sehen. Echtes Volkseigentum und echte partizipierende "Demokratie". Dies ist natürlich in einem Land mit kolonial gepflegter Stammesteilung, Clanwirtschaft besonders schwer. Offenbar fanden sich eben Clans, die der Invasion als Fuß in der Tür dienen konnten.

Aber unabhängig davon ist das Ergebnis des Bombenterrors eine kaum zu überschätzende Menschheitskatastrophe. Ohne Zweifel gibt es bei jedem Land bei Bedarf die Möglichkeit, Falschmeldungen zu produzieren. Ohne Zweifel gibt es von Land zu Land wesentliche Unterschiede in der Auslegung von demokratischer Wahlordnung und Menschenrechten. So unterscheidet sich die Anwendung der Todesstrafe in China und den USA nur dadurch, dass man die amerikanischen Todeskandidaten länger zappeln lässt. In Anbetracht von Erkenntnissen über Getötete, die offenbar zu Unrecht verurteilt worden waren, erwächst für die internationale Gemeinschaft die Verpflichtung (grins), für die Menschenrechte in den USA wirksam zu werden. Rechnet man den Umgang mit Folter dazu und präsidial bestätigte internationale Lynchjustiz, so stellt sich die Frage, wo ist die Koalition der Willigen, die dem Einhalt gebietet? Wo ist die UN-Resolution, die Maßnahmen gegen den Start USamerikanischer Tötungsmaschinen verbietet und verhindert? Zumindest außerhalb des eigenen Staatsgebiets, aber warum nicht auch zum Schutz der eigenen Bevölkerung im eigenen Land?
Natürlich Unsinn. Aber diesen "Unsinn" muss man denken, wenn man die Argumente der Kriegswilligen Ernst nimmt. Findet man meine obige Argumentation lächerlich, bleibt eines übrig: Wir haben gerade einen "modernen" Kolonialkrieg erlebt. Und der hat die offizielle Duldung des sich unter Führung einer "kommunistischen Partei" befindlichen, einen "Sozialismus" aufbauenden Chinas gefunden! Er hat die offizielle Duldung zweier Staaten gefunden, die ihren Einfluss in der Welt nicht direkt militärisch auszudehnen versuchen.

Man mag Jugoslawien als Start auffassen, Irak, Afghanistan. Egal. Es ist etwas Neues, Schreckliches in die Beziehungen der politischen Gebilde dieser Erde zurück gekommen. Lein Land, das nicht - z.B. durch eigene Atomwaffen - "Großmacht" ist, kann sich nach innerem "Gutdünken" entwickeln. Wir sind in einer Weltordnung auf dem geistigen Niveau vor dem 1. Weltkrieg angekommen. Und als "Lehre" aus dem zweiten kann man inzwischen Staaten benennen, die ihre faschistischen Traditionen zu vergangenem Heldentum umdeuten - wohlgemerkt offiziell, nicht nur als interner Kreis Unverbesserlicher, was wir auch in unserer Nähe überall haben.

Schätzungsweise zwei Millionen Vietnamesen ringen heute noch unmittelbar mit den körperlichen Folgen des Krieges gegen ihr Land. (Die unmittelbaren Toten nicht gerechnet) Wie viele Menschen gesellen sich mit jedem weiteren Krieg dazu? ... Wann sind wir dran, die wir die Kraft zum Verhindern nicht aufbrachten???

Dienstag, 23. August 2011

Der olle Lenin … Imperialismus (2)

Die Methoden sind vielfältiger und subtiler – zumindest in Deutschland. Das „Kartellrecht“ wahrt den äußeren Schein, verhindert die Selbstzerstörung des Systems.
Ähnlich schwierig, wenn auch aus anderen Gründen, sind der faulende und sterbende Charakter der Gesellschaft zu erklären – zumindest in Anbetracht des Faulens der Alternativgesellschaft vor dem Untergang des alternativen Staatenbunds.
Dazu muss man auf Marx zurückgreifen: In seinen Anfängen legte der Kapitalismus nämlich Produktivkraftpotenzen frei, die sich mit nichts davor liegendem vergleichen ließ. Es lässt sich kaum ein Lebensfeld finden, in dem nicht wesentliche Fortschritte nachweisen ließen. Die waren zwar immer mit - vorsichtig ausgedrückt – menschenfeindlichen Elementen verbunden, Grausamkeiten, die barbarisch genannt werden müssen. Doch tendenziell bot die Gesellschaftsordnung enorm wachenden Massen „Unterdrückter“ doch Lebensmöglichkeiten. (Auch wenn man in Rechnung stellt, wie viel davon nur durch harte Kämpfe den Herrschenden abgetrotzt wurde.) Das bestimmende Merkmal des Kapitalismus ist ein stürmisches Wachstum auf breiter Front. Mit der Frage der territorialen Aufteilung der Welt aber sprach Lenin einen neuen inneren Trend an: Die territoriale Beschränktheit der Erde setzte diesem stürmischen Wachstum die erste äußere Schranke. Der innere Mangel, also die relative Überproduktion, die sich dann in Krisen durch Ressourcenzerstörung entlädt, enthält immer noch ein „kreatives“ Element. Der Imperialismus stößt auf immer mehr äußere Schranken. Immer wieder wird auf immer neuen Feldern der Punkt auftauchen, dass alles aufgeteilt ist und Bewegung nur eine Neuaufteilung sein kann – perverse Aggressivität auf immer mehr Linien.
Dabei überlagern sich innere und äußere Schranken oft – man denke an das Platzen der „Immobilienblase“. Für das immer neu steht heute der Bereich der allgemeinen Gesundheit. Er erscheint als letzter Lebensbereich, der noch in der Breite der Profitwirtschaft unterworfen wird. Aber er lässt sich genauso wenig immer weiter ausdehnen wie jede Rohstoffausbeutung.
Aus immer mehr Gründen heraus wäre eine echte Weltwirtschaftsplanung angebracht – etwas, was kein Kapitalismus „nachhaltig“ erbringen kann. Somit bleibt nur ein Feld der Unendlichkeit: das Geldkapital selbst.
Faulen heißt ja u.a. „überreif“ sein. Dem Erfindungsreichtum, Produkte zu kreieren, die dem Geld suggerieren, aus sich selbst heraus mehr werden zu können, ist keine definierbare Grenze gesetzt. Höchstens die menschliche Vorstellungskraft für Billiarden Schulden oder ein Schein, der das Recht einräumt, einen Schein zu erwerben, der das Recht einräumt, einen Schein zu erwerben … an einem Wirtschaftsgut, das tatsächlich ein Bedürfnis befriedigt. So absurd diese Produkte auch werden mögen, sie simulieren doch die Grundeigenschaft von Kapitalismus: Wachstum. Allerdings: Je weiter diese Simulation vorangetrieben wird, umso drastischer platzt das Nichts.Was übrig bleibt, ist ungenießbar.
Über „parasitär“ kann man sich ewig auslassen. Das ist auch das einfachste. Da könnte man zwei idiotische Beispiele ansprechen: Mit dem Geld, das entweder sich fiktiv in der Finanzwirtschaft „selbst vermehrt“ oder mit dem, das in der Kriegswirtschaft Zerstörung schafft, hätte man die Weltbevölkerung von 1800 reichhaltig versorgen können – und die ganze heutige wenigstens gut.





Montag, 22. August 2011

Der olle Lenin … Imperialismus (1)




Zu oft wird heute die wissenschaftliche Abstraktionsarbeit Lenins untern Tisch geschoben. Dabei sind manche Dinge einfach genauer zu betrachten, um sie zu verstehen. Ein wichtiger Punkt seiner theoretischen Leistung ist die Definition des erreichten „Imperialismus“ als ...

 höchstes und letztes, besonderes historisches Stadium des Kapitalismus.
"Diese Besonderheit ist eine dreifache: der Imperialismus ist:
  1. monopolistischer Kapitalismus;
  2. parasitärer oder faulender Kapitalismus;
  3. sterbender Kapitalismus."
(Lenin, 23, S. 102)
Wenn man dies noch ergänzt durch die durch ihn beschriebenen Merkmale

  1. Konzentration der Produktion und des Kapitals und Bildung von Monopolen, von denen jeweils wenige ganze Industriezweige beherrschen
  2. Verschmelzung der Monopole in der Industrie und im Bankwesen zum Finanzkapital, Entstehung der Finanzoligarchie
  3. der Kapitalexport gewinnt gegenüber dem Warenexport vorrangige Bedeutung
  4. Herausbildung internationaler Monopole und Monopolistenverbände, die die Welt unter sich in Einflusssphären und Märkte aufteilen
  5. die territoriale Aufteilung der Welt unter die imperialistischen Großmächte ist abgeschlossen
dann halten viele die Theorie für überholt.
Richtig ist, dass an einer Stelle eine einzelne Erscheinung zum Wesen erklärt worden war und sich der große Kopf der russischen Revolution auf Polemik einließ. Aber kann man ihm das verdenken? Mitten im Weltkrieg 1, wo die Lebensbedingungen eines Großteils der „einfachen Leute“ erstmals wesentlich verschlechtert wurden – massen- und dauerhaft, einschließlich der totalen Zerstörung des Lebens überhaupt?
Wenn wir natürlich „territoriale Aufteilung der Welt“ eng im Sinne von echten Kolonialreichen verstehen, beschreibt die Definition eine vergangene Phase. Wir können davon ausgehen, dass Lenin hier dem äußeren Schein zum Opfer gefallen ist.
Praktisch ist es komplizierter, aber im Wesentlichen haben wir heute „Imperialismus“ mit seinen drei „Besonderheiten“.
Allerdings muss extrem zwischen Wesen und Erscheinungsbild unterschieden werden – so extrem, dass man es kaum noch erklären kann. Lenin erfasste bereits das Hinterhältige des „Monopolismus“. Inzwischen ist er überwiegend gut verborgen. Nirgends geht es um ein nominelles Monopol, also um ein einzelnes Unternehmen, das eine Sphäre der Wirtschaft allein beherrscht, äußerlich diktatorisch. An die Stelle solcher Form ist abstraktes konzentriertes „Kapital“ getreten. Ein Monopolunternehmen bedarf nicht eines übergroßen nominalen Anteils. Es bestimmt, indem es Kleine neben sich am Leben, aber ohne Einfluss leben lässt, durch seine Kapitalmacht deren Unterordnung durch vorauseilenden Gehorsam durchsetzt. Wirklich „unabhängige“ mittelständische Unternehmen gibt es nur sehr bedingt. In letzter Konsequenz funktionieren diese nur als outsourced risks, also ausgegliederte Risiken. An anderen Stellen gibt es Show. Nehmen wir meine Heimat, den Buchmarkt. Wirklich große Verlage gibt es extrem wenige, also solche, die Einfluss auf den Bahnhofs- und Normalbuchladen haben. Wirklich extrem wenige, da die eingeführten Verlags-Namen weitergeführt werden. Man müsste sich also genau informieren, wer hinter welcher Marke steht – oft dieselben. Sollte ein kreativer Nischenverlag Markterfolg erwarten lassen, muss er mit dem Würgegriff im Hintergrund rechnen … nach dem er „integriert“ wird.

Sonntag, 21. August 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (7)


Wir leben in einer ungewöhnlichen Zeit: Milliarden von Jahren gibt es diese Erde, Hunderte Millionen wird sie von Lebewesen bevölkert. Vor Millionen Jahren begann unmittelbar jene Entwicklung, an deren Endpunkt die Menschen stehen, die wir jetzt sind. Nach Tausendstel von Jahrmillionen zählt die Zeit, in der aus dem Naturwesen ein Wesen geworden ist, das sich selbst und die Natur regulieren kann auf der Ebene Planet Erde. Wir sind immer noch vom Eidotter der Kreatur bedeckt, aus der wir erwuchsen, und müssen doch alle uns berührenden komplexen Vorgänge beherrschen. Wir müssen sie beherrschen, weil wir auch in sie eingreifen, wenn nicht wir sie, sondern sie uns beherrschen. Wir tun es schon alltäglich. Jeder tut es – nur unterschiedlich bewusst als Einzelne. Wir haben in den letzten Zehntausendsteln einer Jahrmillion uns und diese Erde in einem Umfang verändert, wie es die Entwicklung der Materie nur an ganz wenigen Punkten zulassen kann. Wir müssen durch ein Nadelöhr der Evolution. Entweder wir kommen durch oder irgendwo im Weltraum versucht es die Materie anders. Sollten wir diesen Moment meistern, gibt es vielleicht in Millionen Jahren etwas, was dann Menschheit ist, und etwas, was dann Natur ist, und in uns bislang noch unbekannten Speichermedien wird etwas über so genannte Klassengesellschaften aufgezeichnet sein, von Sklaven, Kriegen, Kapital, von Fortschritten für Wenige, von Dingen, die sich die Menschen dann nicht mehr vorstellen können müssen. Ein paar wenige Altertumsforscher werden den Namen Marx gehört haben. Ein kleiner Teil von ihnen wird etwas mit der Theorie der ökonomischen Gesellschaftsformationen anzufangen wissen. Begreifen brauchen sie die nicht. Sklaverei, Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus … alles irgendwie ähnlich unangenehm … aber eben notwendig, dass der junge Keim das harte Korn durchbrach. Eigentlich wäre es schön zu wissen: Da sind wir dabei gewesen. Aber … wenn wir erführen, dass die Menschheit der Jetztzeit dank ihres Kapitalismus das intelligente Leben auf der Erde auf das Niveau von Ratten zurückgeworfen haben wird, gäbe uns das die Kraft, im Wissen um den Abgrund noch einmal „die Kurve zu bekommen“ und die Erde doch zu dem Paradies zu machen, das sie eigentlich sein sollte? Das zwischen zwei Hartz IV-Antragsformalitäten so ganz nebenbei gelöst zu haben, steht als unsichtbare Aufgabe an unserer Wand ...
Einen so größenwahnsinnigen Gedanken wie den Kontakt mit „anderen Intelligenzen“ können wir uns eigentlich erst erlauben, wenn wir uns selbst als „Intelligenz“ erwiesen haben. Diese Prüfung haben wir noch nicht bestanden.

Samstag, 20. August 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (6)


Es ist logisch, dass alle Intelligenzen, die in der zweiten Hälfte der Entwicklung ihres jeweiligen Sonnensystems existieren, eine solche Phase durchlaufen haben. Es ist logisch, dass diese Phase im Verhältnis zu ihrer Gesamtexistenz von Milliarden Jahren extrem kurz war – selbst wenn sie noch mehr Jahrtausende als bei uns Menschen gedauert haben sollte. Allerdings ist auch logisch, dass all diese Intelligenzen um die geringe Wahrscheinlichkeit des Passierens dieses „Entwicklungsspaltes“ wissen, dass sie wissen, wie viele Wesenheiten den Spalt nicht passiert haben, mit ihrer sich entfaltenden Gesellschaft untergegangen sind. Ein Eingriff in ein derart instabiles System kann nur sinnvoll erfolgen, wenn man alle wesentlichen „Fäden“ fest in der Hand hält. Das käme eine Kolonisierung unserer Erde gleich. Oder man greift an einer Stelle ein – dann riskiert man, TNT in ein Lagerfeuer geworden zu haben.
Ich will nicht behaupten, dass uns Außerirdische beobachten, sondern nur, dass wenn sie dies tun sollten, sie alles, was auf einen Kontakt hinausläuft, vermeiden werden - und ihres Entwicklungsstandes wegen - auch vermeiden können. Und entdeckt zu werden steht dabei weit oben. Dass wir zumindest nicht in unmittelbarer Weise beobachtet werden, legt die zu erwartende Schwierigkeit beim Überwinden de großen Entfernungen nahe – selbst, wenn die Fremden mit Raum und Zeit relativ frei umgehen könnten.
Höhere Intelligenzen befinden sich mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit in einem Gesellschaftszustand, den wir „Kommunismus“ nennen würden. Sie verstehen sich als Bestandteil ihres Systems Natur, das sie selbst bewusst harmonisieren. Produktionsmittel, die einzelnen gehören, um andere daran arbeiten zu lassen, kennen sie nicht. Und für den Durchschnitts-Alien meine ich das genau so. Es ist ein ausgestorbener Gedanke. Insofern hätte er etwas mit besiegten Seuchen gemein. Oder mit außerirdischen. Käme ein Krankheitskeim fremder Natur zu uns, könnte er wegen unentwickelter Antikörperentwicklung verheerende Folgen haben. Eine solche Sorge wäre bei deren Kontakt mit der irdischen Gesellschaft praktisch akut: Die Menschen wären bemüht, sich das technische Niveau der fremden Höheren schnellstens „anzueignen“. Die allgemeine Nutzung bekannten Wissens ist in kommunistischen Gesellschaften selbstverständlich. Eine negative Nutzungsmöglichkeit ist jedem Fortschritt immanent. Dass die Menschen zuerst eine militärische Anwendungsmöglichkeit fortgeschrittener Technologien prüfen würden, liegt sowohl in deren allgemeinem Entwicklungsstand als auch in der Erwartung begründet, dass eine tatsächliche Kontaktmöglichkeit mit Außerirdischen Vertretern der irdisch Herrschenden vorbehalten bliebe. Mindestens würde also auf der Erde der reaktionärste Trend gefördert, im schlimmsten Fall müssten die Außerirdischen mit einem Angriff auf ihre Welt rechnen, wenn sich das für das Erdkapital als lohnend darstellen sollte.

Freitag, 19. August 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (5)


Intelligente Wesen werden auf jeden Fall Organe für einen inneren Stoff- und Energieaufbereitungskreislauf (mit Ein- und Ausgang) haben sowie für die Aufbereitung von Informationen – sprich Sinnesorgane und ein Gehirn. Weiterhin werden Organe zur Fortbewegung benötigt und einer eigenständigen Verarbeitung von Sinnesabstraktionen. Also außer Beinen oder Ähnlichem – von denen zwei ausreichen, weil vier als Fortbewegungsmittel die Notwendigkeit der gedanklichen Aufbereitung senkt – noch etwas, was sich mit menschlichen Händen vergleichen lässt, und Organe zur differenzierten Signalbildung. Dass letztere im Mund liegen, kann man als wahrscheinlich ansehen, da sich eine differenzierte Reizverarbeitung schon vor dem Formen der Lautzeichen herausgebildet hatte. Sehr wahrscheinlich ist Geschlechtlichkeit. Nur durch sie vermag sich eine Art selbst in den natürlichen Ausleseprozess einzubringen. Die Intelligenz perfektionierenden Wesen müssen keine Säugetiere sein – sie sollten aber eine Version gefunden haben, bei der Sexualität zwischen konkreten Wesen mit fortzupflanzenden Eigenarten korrespondiert. Letztens müssten intelligente Wesen bestimmten Größenoptimierungen entsprechen. Also groß genug für ein entsprechendes Gehirn, für den Körperbau entsprechend der Gravitation usw., aber wiederum nicht so groß, dass allein die Größe zum Überlebensvorteil wird. Es wäre also verwunderlich, wenn eine Fremdintelligenz extrem von menschlichen Größenverhältnissen abwiche. Das träfe bedingt auch zu, sollte sich unwahrscheinlicher Weise eine höhere Intelligenz im Wasser herausbilden.
Bei der bisherigen Betrachtung habe ich eines angedeutet: Fünf Milliarden Jahre läge die geistige Entwicklung der „Menschenartigen“ über unserem Niveau. Wie weit das sein kann, kann man nur mit einem Schwindelgefühl erahnen, wenn man sich vorstellt, wie die Gedankenwelt eines Menschen vor 20000 und eines vor 200 Jahren beschaffen gewesen sein muss – und bei dem, was wir hier betrachten, ist noch eine ganze Million an Jahren eine zu vernachlässigende Kommastelle, ein denkbarer Rundungsfehler! In solchen Größenordnungen nach vorn gedacht ist die bewusste Gestaltung von Organen, Sinnesaufnahme- und -verarbeitungsleistungen nicht absurd. Es ist also unwahrscheinlich, dass wir eine Vorstellung über das Aussehen späterer Menschengeschlechter erhalten, indem wir die Entwicklung der letzten Jahrtausende fortschreiben. Wenn wir uns Intelligenzen aus fernen Systemen vorstellen, so befinden diese sich wahrscheinlich auf der Ebene „künftigster“ Menschengeschlechter.
Im Sinne der Entwicklung sich selbst organisierender Materie befindet sich die Menschheit sehr wahrscheinlich gerade an einem Punkt, den man nach innen „Revolution“ nennen kann, und der so einschneidende Wirkungen für die Gesamtentwicklung hat wie die schlimmsten Meteoriteneinschläge und Ähnliches. Mit einem Unterschied: Während Zeitpunkt und Wucht von natürlichen Brüchen in der inneren Entwicklung eines Sonnensystems zufällig und in jedem Einzelfall also unterschiedlich sind, hat der Marxismus das Durchlaufen der Klassengesellschaften für die Menschheit als notwendig für ihren Fortschritt erkannt. Also: Wäre der Untergang der Saurier nicht von außen erzwungen worden, hätte sich in anderer Geschwindigkeit (langsamer) auch eine Situation herausgebildet, bei der sich Intelligenz ausgeprägt hätte. Aber diese wäre genauso an einen Punkt gekommen, an dem die ersten richtigen Kopfarbeiter ihre Leistung noch und schon allein durch den Gebrauch anderer Ausführender entfalten können und müssen. Dieser Prozess scheidet erst endgültig das Intelligenzwesen vom Tier. Er umfasste auf der Erde ca. 6000 Jahre. Man beachte innerhalb dieser Zeit die extreme Beschleunigung aller Entwicklungen in den letzten 500 Jahren. Der Vergleich mit einem durch ein „Schwarzes Loch“ eingefangenen und mit wachsender Nähe zum Gravitationszentrum zunehmend schneller werdenden Raumschiff drängt sich auf. Beim „Schwarzen Loch“ ist das Ergebnis klar: Das Raumschiff verschwindet. Zumindest eines ist uns Menschen, die wir mitten drin sind im Geschehen, bewusst: Das System Leben auf der Erde ist gerade besonders instabil.

Donnerstag, 18. August 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (4)

Das bedeutet für außerirdische Intelligenz vielerlei:
Menschenähnliche auf einem etwa mit unserem vergleichbaren Niveau sind so gut wie auszuschließen.
Formen von Intelligenz, die als Gemeinschaft die Bindung an ihr Herkunftssystem ganz lösen, also nach dem Untergang ihres eigenen Sonnensystems anderswohin weitergezogen sind, würden wahrscheinlich Eigenschaften entwickeln, durch die wir sie nicht verstehen, wahrscheinlich nicht einmal bemerken würden. Aus Vereinfachungsgründen fasse ich sie hier als Wesen auf einem in weitesten Sinne höheren „kulturellen Niveau“ zusammen.
Wenn unser Sternensystem etwa ein Drittel seiner Gesamtexistenzzeit brauchte, bevor sich höhere Lebensformen herausgebildet hatten, spricht außer der geringen Möglichkeit der Expansion im All nichts dagegen, dass auch andere Systeme entsprechend lange in relativer Konstanz brauchen, dass von 10000 Lebenswelten 3-4000 also nur Vor- oder Frühformen von Leben aufweisen. Das schließt ein, dass diese andere Energiegewinnungsmechanismen (z. B. Gärung), bei denen freier Sauerstoff nicht erforderlich und nicht vorhanden ist, verwenden. Es ist fraglich, ob „Hochkulturen“ solche Systeme „kolonisieren“.
Wenn wir von irdischen Erfahrungen ausgingen, dann gäbe es in etwa 1000 der 10000 Fälle etwas, was wir als „Natur“ erkennen könnten. Das heißt nicht, dass wir dort leben können, sondern dass es dort Lebewesen gibt, die sich an die chemische Struktur der vorhandenen Atmosphäre angepasst haben - und zwar solche, die wir mit bloßem Auge als Lebewesen erkennen könnten.
Der größere Teil dieser Lebewesen wäre nach unserem Verständnis „Tier“oder „Pflanze“ zu nennen oder etwas, was Merkmale von beiden aufweist. Die Wahrscheinlichkeit, dass Lebewesen mit sich entwickelnder Intelligenz Wirbeltiere sind, ist hoch. Theoretisch vorstellbar ist auch eine „Schwarmintelligenz“, bei der die Einzelwesen wie Organe eines Gesamtorganismus oder gar nur Organteile funktionieren, und diese vielen Einzelwesen ein besonderes Kommunikationsnetz aufbauen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ hoch, dass dieses Netz relativ früh als Anpassung an die Umwelt ausreicht. Damit entfiele der Anpassungs- und Auslesedruck. Anders ausgedrückt: Die relativ hohe Zahl von „Insekten“, die das bewältigen könnten, was beim Menschen das Gehirn bewältigt, wäre in der Natur eine Verschwendung.
Wegen der extrem hohen Menge von widersprüchlichen Informationen, die zu verarbeiten sein müssten, um überhaupt „Erfahrung“ und „Intelligenz“ sinnvoll zu machen, sind zumindest in uns bekannten Formen Pflanzen als Intelligenzträger auszuschließen. Es ist zwar schwer zu sagen, wie groß der Umfang an Informationen widersprüchlicher Art sein muss, aber dass er sehr groß ist, erscheint eindeutig. In einer Wüste kann also kein intelligentes Leben entstehen. Wahrscheinlich wählt die Evolution eine so komplizierte Variante auch erst, wenn alle Extreme „ausgereizt“ sind, wenn also der Aufwand, noch schneller, geschickter und für einzelne Reize aufnahmefähiger zu sein als die bisherigen Lebensformen, nicht mehr vertretbar ist.  

Mittwoch, 17. August 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (3)


Wir müssen immer wieder versuchen, alles von unserer Ebene aus zu betrachten. Nehmen wir den Übergang vom Einzeller zum Zweizeller nur um ein Prozent früher oder später an – etwas, was wir gar nicht genau bestimmen können – und und verändern die folgenden Entwicklungszeiten nicht, dann wären entweder noch Saurier auf der Erde oder etwas, worüber heute nur SF-Autoren spinnen können.
Wir wissen (etwa), welcher Art Leben es heute auf der Erde gibt, und glauben die meisten Lebensformen zu kennen, die es gegeben hat. Bei vielen haben wir einleuchtende Theorien, warum untergegangene untergegangen sind. Grundformel: Sie waren nicht ausreichend an sich verändernde Umweltbedingungen angepasst. Ihr Untergang war insofern „gesetzmäßig“. (...wie ihre Entstehung?)
So ausgedrückt ist das mindestens ungenau, wenn nicht sogar falsch. Jedes System von Lebensformen ist dynamisch. Alle Elemente solch eines Systems haben eine unterschiedlich lange Anpassungszeit an veränderte Umweltbedingungen. Jede Umweltveränderung trifft die einzelnen Wesen unterschiedlich hart. Ja, die „Strategie“ der Natur besitzt sogar zwei entgegengesetzte Trends: Je primitiver ein Lebewesen konstruiert ist, umso weniger ist es an konkrete Einzelbedingungen angepasst und umso leichter fällt es ihm deshalb (!), veränderten Bedingungen wieder vollständig zu entsprechen. Auf der anderen Seite steht eine permanent wachsende Vielzahl miteinander in Wechselwirkung stehender, sich von einander unterscheidender Wesen. Für die gilt, dass sie umso lebensfähiger sind, umso genauer sie in ihre Nische des Lebenskreislaufs passen. Damit aber wächst die Schwierigkeit, beim Verschwinden dieser Nische eine neue zu finden. Aus dieser scheinbaren Sackgassenproduktion erwächst eine völlig neue, dritte Strategie: das abstrahierende Denken. Die Anpassungsgeschwindigkeit wächst dabei expotential. Es wird also zuerst erkannt, dass außer roten auch violette Früchte essbar sind, nicht nur Frucht, sondern auch Fleisch … bis hin zur chemotechnischen Synthese der Nahrungsbestandteile.
Aber die Anpassungsgeschwindigkeit bleibt ein Problem. Wer spricht heute über die ersten Ansätze anderer Kulturen, wo die Verschlechterung der Lebensbedingungen einen Teil der frühen Menschen vor sich her trieb, sie in der Kollision mit den vorher sesshaften aber zerrieben wurden? Erst als am Nil aus einer solchen Grundsituation ein tatsächlicher Produktivitätssprung, die dauerhafte Scheidung geistiger und körperlicher Arbeit hin zu Klassen mit Macht und Besitz von solchen ohne erfolgt ist, gab es „Fortschritt“. Die meisten anderen Situationen führten eben zu stillen Untergängen. Und eben solche „stillen Untergänge“ sind auch für die Zukunft nicht ausgeschlossen.
Die Natur findet für jedes Problem eine Lösung. Die Frage ist nur, in welcher Zeit, und ob diese Lösung den konkreten Wesen noch nutzt … oder ob inzwischen die Saurier eben ausgestorben sind. Und Veränderungen der äußeren Bedingungen – die für Entwicklungssprünge praktisch immer Verschlechterungen der Lebensumstände bedeuten – führen immer zu neuen Gleichgewichten. Wesen, die bisher ein Schattendasein fristeten, erweisen sich unter Umständen nun passender.
Die Zahl der Ereignisse, bei denen Genosse Zufall das Kommando führte, wann sie auf der Erde so eingetreten sind, wie sie eingetreten sind, ist groß. Nur dass eine Entwicklung vom „Niederen“ zum „Höheren“ erfolgt ist, ist eine Grundaussage, die für alle sich selbst organisierende Materie an allen Orten des Weltalls zutrifft.

Dienstag, 16. August 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (2)


Was bedeutet das bezogen auf außerirdische Intelligenzen?
Prinzipiell gibt es nicht nur welche, man kann auch Aussagen über deren Beschaffenheit treffen. Wie viele es in wie vielen (Millionen) Lichtjahren Entfernung zur Erde gibt, kann man erst nach tatsächlichen Beobachten schätzen. Rein mathematisch kann man „Unendlich“ durch eine beliebige rationale Zahl teilen – es bliebe „Unendlich“. Praktisch betrachtet man immer einen realen endlichen Ausschnitt der Unendlichkeit. Für diese Betrachtung wäre „unser“ Universum noch zu klein – und sei es, dass darin noch zu viele Zufälligkeiten auftreten. Wir brauchten also einen so großen Betrachtungsraum, dass die Möglichkeit eines Kontakts kein realistisches Thema mehr sein kann. Nehmen wir an (!), in diesem wahnsinnig großen Raum gäbe es auf einer Million Himmelskörpern (Planeten?!) 10 000 mit Lebensformen.
Die „Lebenserwartung“ unserer Sonne schätzen wir auf 10 Milliarden Jahre. Nehmen wir an, dass dies durchschnittlich jene Zeit ist, die für vergleichbare Lebenszyklen relevant ist, weil die Wahrscheinlichkeit für einen Lebensgürtel in Sternensystemen wesentlich anderer Größe / Schwere deutlich niedriger ist. Nehmen wir weiter an, dass der Abstand zwischen der Entstehung geeigneter Sonnen und ihrer Planetensysteme zu vernachlässigen ist. (Im unserem heimischen Fall ist die Erde ca. 0,14 Milliarden Jahre nach der Sonne entstanden. Dies kann man als Rundungsdifferenz ansehen.) Das Entstehen erster Lebensformen schätzt man auf etwa eine Milliarde Jahre nach Erdentstehung. Allerdings dauerte es noch etwa zwei Milliarden Jahre bis zu echten Zellen und deren Kombination zu etwas, was wir als „Lebewesen“ erkennen können. Noch einmal eine halbe Milliarde dauerte es, bis zwischen „Tieren“ und „Pflanzen“ unterschieden werden konnte, eine weitere halbe Milliarde hat etwa die Ausbildung von „Skeletten“ in Anspruch genommen. Höhere Lebensformen waren erst nach dem Wirken bestimmter niederer (Cyanobakterien als Sauerstoffschöpfer) möglich. Also verbrauchte die Entwicklung von Vorstufen potentiell denkfähigen Lebens etwa 4 Milliarden Jahre – anders ausgedrückt: 40 Prozent der Gesamtlebensdauer des Systems. Es ist dabei ohne Belang, ob Lebensvorformen per Kometen oder Meteoriten wie Impfserum die Entwicklung der Erdoberfläche beeinflusst haben. Es verkleinerte die Wahrscheinlichkeit analoger Entwicklungen in weit entfernten Regionen des Alls nicht wesentlich. Während der Dauer der folgenden Zeitabschnitte sind uns wesentlich größere Zufälligkeiten bekannt geworden. So, wie der Einschlag eines großen Meteoriten prinzipiell zu erwarten war und ist, hätte dieser Zeitpunkt um viele Millionen Jahre vorher oder nachher erfolgen können. Krasser ausgedrückt: Mathematisch wahrscheinlich wäre „unsere“ Menschheitsentwicklung noch in ihrer affenartigen Vorform, wäre jener Dino-Meteorit zwei Millionen Jahre später eingeschlagen.
Dies als eine Variante. Eine weniger wahrscheinliche Variante wäre, dass bis dahin (oder überhaupt) im Spektrum der Saurierartigen eine Art mit höherer Denkfähigkeit aufgetaucht wäre. Die Wahrscheinlichkeit stiege deutlich, verschöbe man jenen Meteoriten um weitere Jahrmillionen an die Gegenwart heran … oder ließe ihn ausfallen.
Fakt ist, dass die Entwicklung denkfähigen Lebens prinzipiell mit Sprüngen innerhalb derletzten 0,1 Milliarde Jahre erfolgte, dass sich der der denkende Mensch innerhalb von 0,001 Milliarde Jahre herausgebildet hat und dass es die Scheidung in „Klassen“ erst seit 0,000 01 Milliarden Jahren gibt. In diesem Zeitraum gab es so viele äußerliche Zufälle, dass - bezogen auf die anfangs angenommene Zahl von 10 000 Lebensräume - nicht mehr mit ausreichender Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dass es auch nur eine einzige der menschlichen vergleichbare in diesem Riesenraum gibt – egal, ob man das alte Ägypten oder die neuen Vereinigten Staaten von Amerika als „vergleichbar“ ansieht. Dabei habe ich noch nicht gefragt, welcher Art die Wesen sein könnten, die solche „Staatsstrukturen“ gebildet hätten. Ich rechne bereits alle denkbaren und weniger denkbaren zusammen.
Um das noch einmal hervorzuheben: Dies ist nicht die astronomische Wahrscheinlichkeit für die Existenz von Leben, sondern die Wahrscheinlichkeit von uns vergleichbarem Leben, wenn die Frage des Lebens auf einem Himmelskörper bereits bejaht ist.

Montag, 15. August 2011

Gibt es intelligentes außerirdisches Leben? (ein Essay) (1)


Auf den ersten Blick scheint diese Frage nichts mit den Überlegungen zum Kommunismus zu tun zu haben. Auf den zweiten allerdings schon. Dann geht es nämlich darum, WIE man zu einer Antwort kommt. Man kann z.B. sagen, ja, ich glaube, außerirdisches Leben gibt es und da wird wohl auch intelligentes dabei sein. Dann ist das sozusagen pseudowissenschaftliche Spekulation. Man kann die dann noch untermauern durch in den letzten Jahren entdeckte erste Planeten. Es bleibt Spekulation.
Ich versuche es anders. Ich versuche es mit zwei philosophischen Grundaussagen:
Die Welt ist unendlich in Zeit und Raum und die Entwicklung in der Welt ist bestimmten Gesetzen unterworfen, die überall unter gleichen Voraussetzungen auch gleich wirken. Man kann also unter Nutzung des Inhalts und der Methodik des „dialektischen und historischen Materialismus“ (vereinfachend „Marxismus“ genannt) Science Fiction machen.
Diese weltanschaulichen Grundaussagen führen notwendig in logischer Konsequenz zu einem klaren Ja auf die Ausgangsfrage. Sie lassen sogar Annahmen zu, wie es um die Aliens bestellt ist bzw. wie es sehr wahrscheinlich nicht um sie bestellt ist.
Alles ist natürlich ein Problem unseres Denkhorizonts. Der Eifer der Wissenschaft lag und noch stark auf den Prozessen, die mit dem Big Bang zusammenhängen, jenem für uns einzigartigen Urknall. Man muss aber schon sehr versponnen sein, ihn wirklich als so einzigartig aufzufassen. Wer keinen Gott erfindet, dem eben eine Eingebung kommt, eine Laune, „Es werde ...“ und es wurde …, der kommt nicht an der Überlegung vorbei, dass auch vor dem Urknall „etwas“ da gewesen sein muss – selbst wenn das „ein Nichts“ gewesen wäre. Ein Nichts in diesem Sinne, billigen uns auch Physiker zu, ist etwas Anderes als „nichts“. Da dieses Nichts nicht eng begrenzt sein kann, muss es unendlich gewesen und immer noch sein. Es gibt keinen Grund, dass es innerhalb einer Unendlichkeit nur eine Stelle gibt, an der aus diesem „Nichts“ ein materiell fassbares Etwas geworden ist, wird und werden wird. In dieser Rechnung sind Millionen Jahre eine zeitlich „kleine“ Einheit. Akzeptiert man die „Unendlichkeit“, muss man auch akzeptieren, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in ihr irgendetwas nur genau einmal gibt, extrem (!) gering ist.
Was macht denn überhaupt erst Wissenschaft möglich? Man hat noch nicht erlebt, dass wenn ein Mensch in einem Moment einen Stein losgelassen hätte, er zu Boden gefallen, beim nächsten Mal in der Luft geblieben wäre. Inzwischen weiß man schon viel über die Gravitation, die daran „Schuld“ hat (wenn auch noch längst nicht alles). Inzwischen ist man insgesamt schon viel in die Geheimnisse der Natur eingedrungen. So ist man inzwischen relativ sicher, dass es nicht DAS kleinste Teilchen gibt, sondern dass man im Mikrobereich auf dialektische Beziehungen stößt, also auf Teilchen, Energie und Erscheinungen, die in gegenseitigen Wechselbeziehungen existieren. Worauf man nicht gestoßen ist: Dass unter gleichen Bedingungen etwas Anderes passiert ist. Fälle, bei denen man dies annahm, lösten sich nachher auf: Die Rahmenbedingungen erwiesen sich doch als unterschiedlich.
Nun mögen die gesetzmäßigen Zusammenhänge unter neuen Bedingungen andere sein, nun mögen diese auch noch nicht erkannt sein – bisher ist niemandem der Beweis gelungen, dass es keine gibt.

Samstag, 13. August 2011

zum 13. August: "Maulwürfe in Mecklenburg"


Entweder sind sie verrückt oder größenwahnsinnig oder feindgesteuert.
Einen auf eine Wahl orientierten Landesparteitag ausgerechnet auf das Jubiläum des "Mauerbaus" zu legen ist ein Zeichen abgleitenden politischen Instinkts. Nach 20 Jahren unter Herrschaft kapitalistischen Geistes, hier der Medien, musste eines klar sein: Die Geier würden sich auf dieses Thema stürzen - und zwar fast ausschließlich. Nun kann es natürlich sein, dass die Nord-Linken so wenig Linkes zu sagen hatten, dass sie sich freuten, wenn die Gegner das Berichtsthema vorgeben. Oder sie waren der Meinung, solch attraktive Thesen über 1961 auf den Ideenmarkt werfen zu können, dass den Fischköppen keine andere Alternative mehr einleuchtet als die Sozialistische Republik Mecklenburg (vgl. ZDF-Fernsehfilm "Die Mauer").
Übrig bleibt der Verdacht, dass da oben in der Abteilung "Marketing und Organisation" der Partei vorsätzliche Zerstörer sitzen.  Die haben absichtlich auf den Reinfall hin gearbeitet. Bürgerliche Wahlen sind mit DEM Thema für Linke nicht gewinnbar: Entweder man verdammt den Mauerbau in Grund und Boden - dann ist man nicht mehr "links", denn man leugnet den Klassenkampf - oder man bejaht ihn - dann droht man den Bürgern faktisch an, sie einzusperren, wenn sie einen wählen sollten - oder man sagt "böse, aber..." oder "gut / nötig, aber ...", dann überfordert man das normale Durchschnittsdenkvermögen, sodass nur noch die Vernünftigen übrig bleiben, die auch vorher schon die Ablösung des Kapitalismus als Gesamtsystem begriffen hatten.
Oder sollte jemand vergessen haben, dass der 13. August eben der 13. August ist??? Dann wäre die Partei nicht wählbar. An einem solchen Datum veranstaltete man Verdummungsorgien angeblicher Befreiung... 

Dienstag, 9. August 2011

Egalia – die steuerfinanzierte Modellvorschule für Ein- bis Sechsjährige




Ja, im heutigen Stockholm gibt es so etwas: Ein Modellprojekt, in dem Kinder auf „Gleichheit“ getrimmt werden. Mit teils klassischen albernen Schritten wie dem Gebrauch einen geschlechtsneutralen Pronomens an Stelle von „sie“ und „er“ oder der Herrschaft von „Unisexpuppen“. Mit total verändertem Lehrplan, in dem die die Rollen von Geschlechteridealen ausradiert sind, also nix mit Barbie, schöner Prinz / Prinzessin, böse Hexe usw.
Es gibt Wartelisten für die 33 Plätze.
Die Absicht halte ich für löblich, die Erfolgsaussicht für gering.
Richtig erscheint mir ein Grundprinzip: Im Kleinkindalter werden einfache Grundmuster für Ideale geprägt. Mädchen wie Jungen erfahren, wie sich Mädchen und Jungen zu verhalten hätten, wenn sie sich wie Mädchen und Jungen verhalten möchten. Dabei sind Märchen auch dann noch wirksam, wenn sie bereits als solche erkannt werden. Aber man kann als Beispiel Märchen zu Hunderten durchstöbern: Man wird kaum Zweifel darin entdecken, dass es für ein Mädchen erstrebenswert ist, Prinzessin / Frau des guten Königs zu werden. Was also ist Glück? Ein nicht nur von Sorgen sondern besonders von Arbeit freies Leben.
Die Leiterin des Modellkindergartens betont sicher nicht zu unrecht, dass Mädchen nicht „von Natur aus schüchtern“ und Jungen nicht „automatisch rüde und extrovertiert sind“, sondern dass dieses „typische“ Verhalten aus der Erwachsenenhaltung Erwachsener herrührt.
Das bedeutet keinen Vorsatz, kein bewusstes „Erziehen“ in eine bestimmte Richtung. „Natürlich“ ist im Höchstfall eine durchschnittlich höhere Körperkraft bei Jungen … und damit die berechtigte Erwartung, die erfolgreich oder für die Mädchen eben weniger erfolgreich einsetzen zu können. Es ist ein extrem kompliziertes, komplexes Problem.
Und es ist im materialistischen Sinn über den abgeschlossenen Raum hinaus sehr wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Der Mensch lernt immer. Immer werden dabei die aktuellen Ideale, die grundlegenden Handlungsprioritäten mit ihrer Verwendbarkeit in der Praxis verglichen. Dabei spielt das Lotterieprinzip eine nicht unwesentliche Rolle: Die prinzipielle Möglichkeit eines Erfolgs vorgeführt zu bekommen überwuchert die rationale Vernunft tatsächlicher Wahrscheinlichkeit. Also die penetrant vorgeführte Aussicht, dass ein Mädchen das Top-Model des Jahres wird tötet den Realismus, dass das nur eine z.T. Bedauernswerte treffen kann. Der unmittelbare Effekt des „Sieges“, wenn man einem eins aufs Maul gegeben hat, ist da greifbarer und festigt sich früher.
Geschlechterrollen sind dabei eben nicht nur Geschlechterrollen, sondern Sozialmuster innerhalb eines sozialen Gefüges, das man in unbeschreiblicher Vielfalt erlebt. Wie kommt wer von Arbeit, wie verarbeitet er seinen Frust, wie geht der andere mit welchem Erfolg darauf ein, wem gegenüber fühle ich mich emotional mehr verbunden usw. Dass ein zweijähriges Kind diese Fragen nicht rational stellen kann, heißt eben nicht, dass es nicht vor diese Fragen gestellt wird … und sie auf seinem Niveau auch beantwortet.
Das heißt, dass selbst wenn die interessierten Familien nie bewusst „Kapitalismus“ reflektieren, ihr realer Umgang durch die Gesellschaft mit ungeschriebenen Normen geprägt ist, welche Egoismus und Rücksichtslosigkeit als Überlebensvorteil fördert.
Es ist also richtig, dass ein auf Dauer angelegter Kommunismus solche Kindereinrichtungen flächendeckend vorherrschend braucht.
Es ist ebenfalls richtig, dass die Nichtexistenz Egoismen fördernden Eigentums der Nährboden ist, auf dem allmählich solidarisches Verhalten zum bestimmenden werden kann.
Es ist sogar richtig, dass das durch Staatsprinzipien bereits gefördert werden kann – das durchschnittlich solidarischere Miteinander der (ehemaligen) DDR-Bürger wird mitunter sogar von Gegnern zur Kenntnis genommen - … es wird allerdings eine Reihe von Generationen dauern, bis die jeweiligen „Vorbildgenerationen“ solch solidarisches Verhalten tatsächlich „nachhaltig“ so weit verinnerlicht haben, dass die Kinder es in der Masse bevorzugen … aber sie werden es einmal tun.  

Sonntag, 7. August 2011

Zur Woche des Mauerbaus

Vor 50 Jahren wurde eine Grenze abgedichtet, die schon lange etwas Anderes war als nur eine "innerdeutsche". Dort standen sich Gegner gegenüber, die auf unterschiedliche Art bis zu diesem Tag mehrfach dicht an einem Weltkrieg vorbeigeschlittert waren. Ich sage das bewusst nicht wertend, ob nun auf einer Seite die Guten und auf der anderen die bösen gestanden haben. Die Floskel vom "eisernen Vorhang" stammt nicht von Ulbricht, ja nicht einmal von Stalin. Wer also das Ereignis "Mauerbau"  wertend betrachtet, muss mit einem Gedanken beginnen: diese Grenzbefestigung war ein Zeichen weltpolitischen Realismusses. Es wurde sichtbar aufgezeichnet: Ihr kommt hier nicht weiter - wir auch nicht. Im Sinne menschlich familiär mag das zynisch klingen, aber ein klareres Zeichen für Frieden konnte es nicht geben. Wäre die israelische Mauer in der Form vergleichbar und nicht eine praktische Zerstückelung für sich kaum lebensfähiger "Bantustans" und auf einem Gebiet errichtet, das auf beiden Seiten nach internationalen Standards NICHT zu Israel gehört, wäre auch das ein Schlussstrich, von dem aus man friedlich nebeneinander existieren könnte.
Ich beziehe mich hier auf meinen Missgriff, im ND vom vergangenen Donnerstag gelesen zu haben. Die gewählte Überschrift

»Ohne Alternative« und »Symbol des Scheiterns«

  suggeriert bereits die Selbstverständlichkeit einer negativen Bewertung - und das in einer angeblich "linken" Publikation. Darin sei man sich trotz dreier Papiere eigentlich einig.
Ja, es ist richtig. Diese Grenze war etwas Negatives. Allerdings in einer Art, die JEDE Grenze in sich birgt. Dabei ist es gleichgültig, ob Hauptzweck der Grenzbefestigungen ist, Menschen nicht heraus oder nicht herein zu lassen. Wer beanstandet, dass die DDR ihre Grenze befestigt hat, verliert damit die Berechtigung, andere Grenzen zu verteidigen. So sind dank "frontex" in der noch relativ kurzen Zeit des Bestehens dieses "europäischen" Systems zur Verhinderung von "illegalen" Flüchtlingen übers Wasser bereits mehr Menschen jämmerlich krepiert als in der Gesamtzeit des Bestehens der DDR-Grenze, wenn wir die Morde an Grenzsoldaten als "Mauertote" mitrechnen.  Die Hasenjagdten an der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze eignen sich noch weniger als Vergleich. Aber ich erlaube mir, jeden Latino, der sich in der Hoffnung auf eine Versorgung seiner Familie auf den Weg macht, als "Menschen" zu betrachten, und wenn er beim Versuch, Grenzsicherungen illegal zu überwinden, als "Opfer". Wertfrei logische Konsequenz: Jede Grenzsicherungsanlage ist ein "Symbol des Scheiterns".
Schlimm an einer linken Betrachtung des deutschen "Mauerbaus" ist, wenn das wirklich besonders Üble daran bewusst oder unbewusst unterschlagen wird. Dazu müsste aber erst einmal eingeräumt werden, was an dieser Einrichtung in die damalige Zukunft gerichtet positiv war: Die Befestigung der Grenzen zwischen den Einflussbereichen zweier gegensätzlicher Gesellschaftssysteme war ... nein, wäre eine Chance gewesen, ungestörter die Vorzüge des eigenen Systems auszubauen. An dieser Aufgabe ist "die DDR-Führung" insgesamt gescheitert. Aus der Sicht heraus darf man mit den Mauerbauern hadern. Während in einigen wenigen folgenden Ulbricht-Jahren noch eine Konsolidierung der eigenen Wirtschaft erreicht wurde, hatte man bereits in den 70er Jahren das große Schwarze-Peter-Spiel verloren. Wer sich von Staats wegen derart verblöden lässt wie die "Ostblock"-Staaten in den Helsinki-Verhandlungen, dem ist kaum zu helfen.  Die aber sind in ihrer Komplexität nicht vom "Mauerbau" zu trennen. Der darin enthaltene "Menschenrechts"-Korb räumt dem kapitalistischen Westen das Monopol auf die Verteidigung der "Menschenrechte" der Bürger der eben nicht sozialistischen Länder ein. Die dabei eingenommene defensive Haltung bzw. die Illusion, kapitalistische Staaten zum Aufbau des eigenen "Sozialismus" nutzen zu können, ebnete allmählich den Weg in den eigenen Keller.
Natürlich ist auch das immer eingebettet in die Weltpolitikentwicklung zu sehen. Aber es gibt natürlich ein Indiz, das selten trügt, wenn man wissen will, ob man gerade etwas richtig oder falsch gemacht hat: Wenn der Gegner wütet, hat man wohl einen Punkt gewonnen, wird man vom Gegner aber gelobt, sollte man überlegen, was man falsch gemacht hat.
Allein, dass alle menschlichen Bürden, die manchen Familien durch "die Mauer" auferlegt worden sind, letztlich umsonst waren und die Deutsche Bank mit ihresgleichen nun wieder auf beiden Seiten dieses Grenzwerks herrscht, sollte einem mitfühlenden Linken Schmerzen bereiten.

Freitag, 5. August 2011

Gedanken zum Wachstum und seinen Grenzen

Es ist der jW zu danken, dass sie immer wieder linke Debatten befördert.Und es gehört schon Mut dazu, einen Artikel wie den von Lukas Zeise in eine Tageszeitung abzudrucken. Das macht es nicht leichter, auf einen solchen Artikel zu antworten, wenn man nur auf den Text antworten kann, der einem vorliegt.
Die Fragen des wirtschaftlichen Wachstums sind allerdings komplexer, als sie in dem Text behandelt werden ... und komplexer, als ich es hier behandeln kann.
Erst einmal wird durch die meisten Propheten des Endes des Wachstums und der Beschränkungen, die wir uns deshalb aufzuerlegen hätten, ein technisches Problem ausgeklammert. Sie alle extrapolieren vorhandene Entwicklungen von vorhandenen Strukturen. Das bedeutete aber, dass unsere heutige Welt außerhalb der Städte von Schafweiden eingekreist sein müsste.
Unverständlich??? Betrachten wir doch den "Fortschritt" mit den Augen des Engländers aus der Zeit der sich entfaltenden Webstühle! Regional steuerte er eine ökologische Katastrophe an. So viele Menschen wollten, sollten, konnten mit den neuen Stoffen versorgt werden. Sie wurden es natürlich nur in dem Umfang, in dem sie die Stoffe auch bezahlen konnten. Wichtiger aber ist, dass wir heute wissen, dass sich die Struktur der Bekleidungswirtschaft entscheidend verändert hat, das die Gewebe von damals längst ihre Bedeutung verloren haben.
"Fortschritt" heißt also auch qualitativer Fortschritt. Bei der Energiegewinnung kann dieser Fortschritt zwei Richtungen haben: Es werden Technologien gefunden, die aus zigfach ergiebigen Quellen zapfen - Kernfusion könnte da ein Stichwort sein. Oder es entstehen geschlossene Kreisläufe regenerierbarer Energien. Vorstellbar sind auch "Mitteldinger" wie die Nutzung geothermischer Energie.
Insofern sind der Menschheit als Ganzes keine Fortschrittsgrenzen gesetzt. Andererseits stößt man auf eine Ebene immer wieder neu auf unüberwindliche Grenzen. So ist die Landfläche der Erde begrenzt und kann in der Nutzung in einer Art schon heute nur noch durch Verminderung der Nutzung in einer anderen "vergrößert" werden.  Der aktuelle Fall ist der Anbau von Energiepflanzen zu Lasten der menschlichen Ernährung in weniger wehrhaften Gemeinschaften.
Hier tritt dann die Frage des technischen Fortschritts immer mehr hinter dem gesellschaftlichen zurück. Schon heute wäre es weltweit sinnvoll, eine Planung der detailliert bekannten Ressourcen und ihrer Reproduktion über lange Zeiträume aufzustellen und ihr entsprechend zu handeln. Noch schlimmer sind die Fälle, in denen keine Reproduktion absehbar ist.
Unter solchem Gesichtspunkt sind Studien, die durch eine Bundeswehr, also eine auf militärische Lösung von Konflikten ausgerichtete Einrichtung, Grund zum Grausen: Sie verzerren die Frage der sinnvollsten Nutzung der Weltressourcen zur Frage der absoluten Verfügbarkeit für einen der Handelnden im Weltgeschehen. Es verschiebt die Weltsicht: Man "gewinnt" Ressourcen, indem man anderen welche wegnimmt. Das wäre schon schlimm genug. Geradezu furchtbar wird das Ganze allerdings dadurch, dass Kriege - egal ob heiß geführt oder latent als Rüstung und Drohpotential - selbst Ressourcen zerstören. Also nicht nur, dass der Stärkere zu Lasten des Schwächeren stärker wird, nein, von der Gesamtsumme verbrauchbarer Ressourcen wird zur potentiellen Machterhaltung unterschiedlich viel verbraucht. Ein "strategisches" Denken in Händen einzelner Kapitalvertreter beschleunigt also langfristig den Verfall sogar, zu dessen Verhinderung die kapitalistisch Handelnden angetreten sind.
Lukas Zeise hat ja Recht: Wenn die im Marxschen Sinne Ausgebeuteten in Deutschland daran gewöhnt werden, dass die extensivere und intensivere Ausbeutung durch Senkung ihres Lebensniveaus ein NATÜRLICHER Vorgang sei, dann ist dies reaktionär. Der Mechanismus produziert aber auch schon seine Grenzen selbst: Das "deutsche" Kapital kann sich nur weiter draußen ausdehnen, solange dort "Nachholebedarf" besteht. Innerhalb kapitalistischer Warenwirtschaftsgrenzen ist Wachstum zur Profitrealisierung unumgänglich.  Denn die produzierten Waren müssen irgendwo verkauft werden, damit sie Profit erbringen.
Linke geraten dabei in eine Rolle der relativen Lächerlichkeit: Das wirtschaftliche System kapitalistischer Marktwirtschaft steuert real (!!!) seinem Totalzusammenbruch entgegen. Dieser kann die Form einer Wirtschaftskrise haben, die alles Bisherige in den Schatten stellt oder die Form eines Weltkrieges. Prinzipiell. Die Möglichkeiten der Überbrückung des Katastrophenpunktes um den Preis eines später zu erwartenden noch einschneidenderen sind aber ebenfalls so groß wie nie zuvor. Das heißt, die Linke kann mit Recht n-mal die Katastrophe voraussagen ... um u. U. beim n+1. Mal den tatsächlichen Gau zu verpassen. Zu eben diesem tatsächlichen Gau gehörte aber mindestens auch der Zusammenbruch des chinesischen Wachstumspotentials innerhalb kapitalistischer Formen.
Ich gebe ja zu, auch für Linke in Deutschland ist es schwierig, die Landes(kapital)brille abzusetzen und "weltweit" zu denken. Die Zeit, seit der dies möglich wäre, hat ja gerade erst begonnen. Die Diskussion, dass dies notwendig ist, muss Element eine linken "Wachstumstheorie" sein. Diese wiederum muss einschließen, um wie viel menschlicher und rationeller das Weltpotential an Arbeitsvermögen unter kommunistischen Verhältnissen genutzt werden könnte, was wiederum - um zum Ausgangspunkt zurückzukommen - auch die natürlichen Sachressourcen der Erde schonen würde ...

Dienstag, 2. August 2011

Was ist ein "Kommunist"? (3)

Eine Drehtür hat einige Besonderheiten. Sie ist – das stimmt schon – der Weg von drinnen nach draußen. Aber sie ist auch der Weg von draußen nach drinnen und man kann auch von drinnen, wenn man nicht aufpasst, wieder drinnen landen.
Optimistisch wurde diese Phase der menschlichen Entwicklung als Zwischenstufe von der Klassengesellschaft zur klassenlosen Gesellschaft interpretiert. Aber sie ist selbst eine Klassengesellschaft. Die lieben Kommunisten gingen in ihren Schlussfolgerungen dabei von ihrem eigenen Entwicklungsstand aus und übersahen, dass der sich vom Normalmaß immer weiter entfernte – auch vom Normalmaß derer, die Verantwortung beim Aufbau einer neuen Gesellschaft übernommen hatten – aber eben nicht, weil sie Kommunisten waren.
Was ist denn das Kennzeichen aller dieser „Klassengesellschaften“?
Natürlich erst einmal, dass es überhaupt „Klassen“ gibt, also große Menschengruppen, die wegen ihrer Stellung zu den Produktionsmitteln (also besonders inwieweit ihnen wesentliche gehören oder nicht), und in der Art ihrer Tätigkeit (Anteil geistiger oder körperlicher) und dem Umfang des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum objektiv (also von ihrem persönlichen Wollen und ihren persönlichen Eigenschaften unabhängige) gemeinsame Interessen haben. (Primitiv ausgedrückt: Wer wenig hat, wünscht sich logischerweise mehr, wer viel hat, dass es nicht weniger sondern noch mehr wird.) Zur "Klasse" wird eine solche "Interessengruppe" aber erst, wenn die Befriedigung ihrer Hauptinteressen die Befriedigung der Hauptinteressen (mindestens) einer anderen vorhandenen Gruppe entgegensteht.  
Dies trifft auf alle Klassengesellschaften zu. Ihre Unterscheidung liegt in der Art der Verfestigung von Macht. ALLEN gemeinsam ist in letzter Instanz ein Rückgriff auf gesellschaftliche Gewalt. Dazu gibt es ein Heer als Kombination aus stehendem (fest aktiven) und potentiellen (bei Bedarf aktivierbarem) Kriegsbestand. Des weiteren ein Apparat aus eigens dafür angestellten Menschen, die die Art des Zusammenlebens der Menschen regeln und genau so, wie sie ist, als richtig darstellen (Beamte, Justiz usw.). Die Sklavenhalterordnung regelt die Verfestigung der Macht durch offiziellen Ausschluss der Sklaven von der Mensch- / Bürgereigenschaft. Unabhängig davon, wie gut oder schlecht es dem einzelnen Sklaven ging, war er vom Gesetz her ein Produktionsinstrument (Werkzeug), das Eigentum sein, aber keines haben durfte. Die Feudalordnungen regelten die Verfestigungen der Macht per personengebundener Erbschaft des Statusses. Wer also rechtens Kind eines Königs war, war damit unabhängig von eigenen Fähigkeiten Prinz mit der Möglichkeit, selbst König zu werden. Neuaufnahmen in den Adelsstand waren dem höheren Adel persönlich erlaubt – und dann natürlich wieder erblich. (Im Prinzip hätte jedes Bauernmädchen per Hochzeit Prinzessin werden können …grins) Die Verfestigung der Macht im Kapitalismus liegt in der Verfügungsgewalt über das Kapital selbst - auch dies erblich und somit jede echte „Chancengleichheit“ jedes Neugeborenen ausschließend. Die Einzelfälle, die Übergänge vollziehen, sind zwar wesentlich zahlreicher als in den Vorordnungen. Es geht ja hier aber ums Prinzip. Da sind die Möglichkeiten zur Teilhabe an echter Macht durchaus weiter vorgeprägt. Der Sozialismus wiederum ist eine Ordnung, die solcherart Schranken aufzubrechen hat. Da aber die Mittel der Macht gegeben sind, sind auch die Verführungen zu ihrem Gebrauch zu Verfestigung einer eigenen Position vorhanden. Allerdings ist dies kaum institutionalisierbar, also vom Wesen her verfestigt. Eine Partei hier einzusetzen ist schon insofern albern, als beispielsweise in der DDR etwa jeder siebte Einwohner, alle Babys und Tattergreise eingeschlossen allein Mitglied der SED war. Das dies nichts mit „Kommunist-Sein“ zu tun hatte, versteht sich von selbst.
Der Kommunismus kennt dann an Stelle verfestigter Macht nur auf Qualifikation beruhende Autorität. Das dies funktionale Machtausübung einschließt, sollte sich von selbst verstehen. Eine Kapitänsrolle schließt Situationen mit individuellen Sofortentscheidungen ein. Da kann nicht abgestimmt oder ein Konsens gesucht werden, da muss gehandelt werden. Das ist aber der einzige Überrest militärischer Hierarchien.
Übrigens gibt es im Kommunismus keine Kommunisten mehr, weil das entsprechende Verhalten Allgemeingut geworden sein muss.

Montag, 1. August 2011

Was ist ein "Kommunist"? (2)

Kommunisten sind also diejenigen, die aus dem Studium des Ganges der Geschichte, aus der Untersuchung der tiefen Ursachen und Wirkungen geschichtlicher Prozesse mit wissenschaftlicher Wahrscheinlichkeit den Schluss gezogen haben, dass die weitere Entwicklung der menschlichen Gemeinschaft in eine Form des Zusammenlebens führen kann und muss, die sie (noch) Kommunismus nennen, für den sie alles in ihren Möglichkeiten Liegende tun.
In diesem Definitionsversuch steckt vielerlei. Das erste ist das Erkennen von Zusammenhängen, das zweite das bewusste Handeln in diesem Sinne. Mit diesen beiden Aspekten ist fast zufällig nebenbei auch die kommunistische Definition von Freiheit und dem kommenden irdischen "Reich der Freiheit" enthalten. Also nicht jeder handelt so, wie er (nicht) denkt und (nur) meint und im Zusammenprall gegensätzlichen Meinens wird sich Vernünftiges schon aus dem allgemeinen Chaos herausschälen. Nein, im Bemühen, vernünftig zu handeln, trägt jeder zur Durchsetzung einer allgemeinen Vernunft bei – wozu natürlich geklärt werden muss, was vernünftiges Handeln bedeutet.
Die ersten, die begründet glaubten, dass ihre Geschichtsbetrachtung wissenschaftlich sei, also Marx und Engels, hatten noch starke Gründe zum Optimismus. Sie leiteten ihre Wissenschaftlichkeit mit Recht aus der Methodik der Untersuchung ab, deren wichtigstes Element der Versuch ist, zu den tiefsten materiellen Wurzeln eines Geschehens vorzudringen. (grins: Das nennt man "radikal" und ist deshalb im entdemokratisierten Deutschland strafverdächtig.) Diese Methodik hat allerdings (mindestens) einen bösen Haken: Zum einen verfeinert die Entwicklung (auch der Gesellschafts-)Wissenschaft die Untersuchungstiefe. Da kann dann erkannt werden, dass das Atom nicht das allerkleinste, unteilbare Teilchen ist, und es Schlussfolgerungen gibt, die nur auf dieser Grundlage richtig gewesen wären (aber auch welche, die trotzdem, wenn auch als Sonderfall, richtig bleiben). Zum zweiten kann die Entwicklung ganz neue Erscheinungen hervorbringen, bei denen erst jetzt untersucht werden kann, ob sie wesentlich sind. Und nicht zuletzt drittens.erreicht jede Wissenschaft eine Punkt, an dem sie ihre „Unschärferelation“ entfaltet, also die Art der Untersuchung notwendig das Ergebnis bestimmt und man eben nur noch Impuls oder Standort zum Zeitpunkt x messen kann, obwohl man beides wissen muss. Insofern ist Wissenschaftlichkeit in Natur- und Gesellschaftswissenschaft durchaus vergleichbar.
Ein Kommunist beharrt nicht auf einem einmal erreichten Erkenntnisniveau, sondern er bemüht sich, immer vom jeweils erreichten neuen Tatsachenstand aus die Möglichkeit und Notwendigkeiten der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung zu analysieren und entsprechend zu handeln. Solange er dabei weiter zum Ergebnis „Kommunismus“ kommt, ist er eben „Kommunist“ … womit also notwendigerweise die Frage steht, was ist denn dann "Kommunismus" und was ist im Gegensatz dazu „Sozialismus“. Das praktische Leben, also die "Natur" hat dabei in der zurückliegenden Zeit die Erfahrungen vermehrt, was alles Kommunismus nicht ist.
 Wir dürfen dabei durchaus Marx fleddern. Der hat den Sozialismus als „ungerecht“ bezeichnet. In unserem Anfangsbild wäre der Sozialismus also alles, was sich in der Drehtür abspielt.