Sonntag, 25. September 2011

Wie kann man den Ausdruck "Hauptproduktivkraft ist der Mensch" verstehen?

Um die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft zu verstehen, muss man zu aller Erst verstehen, was "Produktivkräfte" sind, deren Entwicklungsstand die "Produktionsverhältnisse", genau genommen alle Verhältnisse, die Menschen im gesellschaftlichen Leben zueinander eingehen, bestimmt.
Dabei gibt es drei "Arten" von Produktivkräften, die untrennbar miteinander verknüpft sind: "den Menschen" selbst, seine Arbeitsmittel und bestimmte Bedingungen, unter denen diese Arbeitsmittel wirken.
Frühe bürgerliche Gesellschaftswissenschaftler nutzten oft das Robinson-Bild zur Veranschaulichung. (Allerdings sehr beschränkt im Denkhorizont). Niemand wird bezweifeln, wie wichtig für den Schiffbrüchigen Flinte, Schießpulver und Munition waren. Für ihn "Arbeitsmittel", vergegenständlichte Arbeit (früherer) Menschen. Aber dies nur deshalb, weil er eben der wissende Robinson war. Der "Wilde" Freitag betrachtete es als Götzen zum Anbeten. Hätte er die Waffe allein gefunden, hätte er wenig damit anfangen können - zu schwer und unhandlich, um damit Wild zu erschlagen. Die Tatsache wiederum, dass Robinson dieses "Arbeitsmittel" beherrschend besaß und Freitag nicht, verwandelte Letzteren selbst in ein "Arbeitsmittel" für Robinson. In der Abgeschiedenheit der Insel ohne geschriebenes Recht dank faktischer Machtkonstellation, in einer vielschichtigen Menschengesellschaft kommt eben jenes geschriebene Recht dazu. So beschränken z. B. Lizenzen die Nutzung bestimmter Arbeitsmittel bzw. Verfahren.
Aber Robinson hatte noch etwas Anderes: Er brachte das praktische Wissen seiner Zeit mit auf die Insel. Zwar musste er es auf seine konkreten Möglichkeiten anpassen, aber er wusste, welche Tiere sich als Haustiere eigneten, wie sie am einfachsten als solche zu halten sind (wie man einen Zaun baut), er kannte Techniken der Bodenbearbeitung, wusste, was Samen ist und wie er fruchtbringend in die Erde muss, vermochte also die Natur aktiv für sich zu nutzen und vieles Andere mehr. Dieser Schatz existiert genau genommen in zwei Grundformen: Als Wissen der Menschheit, festgehalten in Büchern, heute gesammelt im Internet, und als Wissen der konkreten einzelnen Menschen, die sich das für sie zweckmäßige Teilwissen der Menschheit aneignen können und z. T. müssen.
Darauf stieß ich gerade beim Lesen von Makarenkos "Der Weg ins Leben". Das "Wissen" dieser jungen Menschen erschöpfte sich überwiegend in Techniken, geeignete Menschen zum Bestehlen zu finden, Essbares und in Essbares Verwandelbares zu stehlen und einen Platz zum Schlafen zu suchen. Einige hatten noch elementar weitergegebene Beobachtungen als Bauer oder Handwerker im Hinterkopf. Aber eine Bedienungsanleitung wäre ihnen wertlos gewesen - sie konnten ja nicht lesen. Internet wäre ihnen weniger verständlich gewesen als jedes Märchen. Und eben deshalb wertlos. Um zu Menschen ihrer Jetztzeit zu werden mussten sie erst einmal lernen: praktisches Wissen, "Kommunikationstechniken" und Umgangsformen mit anderen Menschen. Sonst wären sie im Menschheitssinne Schmarotzer geblieben. Sie sind es aber nicht.
Wie umfassend "unser" Wissen ist und durch unser Handeln zur "Produktivkraft" wird, merken wir oft erst dann, wenn es gar nicht aktivierbar ist. Allerdings sind die Vergegenständlichungsformen immer komplizierter. Man male sich die Katastrophe aus, die Computerkommunikation fiele weltweit aus!
Andererseits ist es gerade dieser verselbständigte Reichtum, der (Produktions-)Verhältnisse fordert, in denen jeder diesen Reichtum auch nutzen kann - was im Internet-Zeitalter plötzlich allgemein möglich wäre, ohne die Nutzung durch andere einzuschränken.

Donnerstag, 22. September 2011

Und wieder einen Trend verpennt … wir sind keine Piraten (2)

Die Bedingungen im Jahre 2010 sind ganz andere. Das, was die heutige Jugend erlebt, könnte bereits eine Welt sein, in der Kommunismus-Träume reale Gestalt anzunehmen beginnen. Das Grausame: Sie wissen es nicht! In verschwommener Emotionalität ahnen sie, dass es irgendwie nicht so geht, wie es gerade läuft. Aber niemand hat ihnen nachvollziehbar erklärt, warum es so läuft, vor allem, wie es anders gehen könnte. Denkblockaden im Sinne Sozialismus hatten wir als Misswirtschaft und Kommunismus als Terrorherrschaft verhindern tiefer nachbohrende Fragen. Welcher Piratenpartei-Wähler hat denn erfasst (egal ob mit Gefühl oder Verstand), dass Kommunismus überhaupt keine Herrschaft sondern – wie es Marx und Engels formulierten - „das Reich der Freiheit“ ist? Dass das durchaus die Freiheit ist, die sie verstehen und beanspruchen. Die Freiheit des Internets zum Beispiel. Für Menschen im Kommunismus wäre es selbstverständlich, dass jeder Youtube aufruft und dort jeden beliebigen Musiktitel abspielen (bzw. vorher hochladen) kann, den er mag, ohne auf Sperren zu stoßen, weil eine Firma am Verkauf des Titels / Videos Geld verdienen will /muss. Kein potentieller Verkäufer hängt Zufallsbesuchern eine Webseite Spyware an, um sie auszukundschaften auf potentielle Käuferschaft. Keine Machtinstitution erteilt Denkverbote. (Das in Gestapo-Art zur „Stasi“ verballhornte Ministerium für Staatssicherheit der DDR war Klassenkampf und absolut nichts Kommunistisches). Gerade das Internet wäre das ideale kommunistische Medium. Wer etwas braucht, „holt es sich selbst direkt ab“ - es muss ja niemand dran verdienen. Das muss doch diesen Möchtegern-Piraten gesagt werden. Dass die Welt, wie sie sie sich erträumen, ein moderne Kommunismus wäre – und zwar einer in der von Marx angesprochenen höheren Phase.
Solche jungen Menschen kann man doch nicht damit vergraulen, dass man ihnen mit „Arbeiterklasse“ kommt, zu der sie (zumindest noch) nicht gehören und zu der sie vor allem auch nie gehören wollen. Müssen sie das aber? Haben sie die Krätze, weil sie klassentheoretisch als „Kleinbürger“ eingetütet werden müssten?
Mit dem Lecken unserer Wunden wegen einer verspielten Gelegenheit im vergangenen Jahrhundert haben wir uns die nächste Generation entgleiten lassen. Nachher werden wir es natürlich gewusst haben: Die Generation der Sponti-Grünen haben sich zu machtgeilen Weltkriegern verfischert, an der Partei der „Linken“ nagt der beLiebige Lederer-Wurm der Anpassung und anstatt zu neuen Revolutionären werden die Piraten (zumindest ihre Führung) zur FDP des 21. Jahrhunderts geworden sein … so ungefähr …
Aber ist das die Frage? Ist die Frage nicht eher, was wir dagegen getan haben (werden)? Wer will einem jungen Menschen die Funktionsweise der Welt erklären, ohne youtube, facebook, Twitter und all das Handwerkszeug der Jetztzeit zu verstehen? Das nötige abstrakte Wissen hat jeder 90jährige. Der weiß, dass das alles Scheiße ist, weil unter den Bedingungen des Kapitalismus JEDE technische Errungenschaft pervertiert wird. Aber wie würden dieselben Errungenschaften sozialistisch/kommunistisch funktionieren? Es gibt so viel zu denken. Wer heute Engels liest, könnte ihn als Urvater aller Umweltschützer entdecken. Warum tun wirs nicht? Warum stehen wir nicht dazu, zu DDR-Zeiten zur Sünde der Braunkohletagebaue durch den Kampf gegen internationaler Abhängigkeiten und das fehlende Wissen um bestimmte Folgen gedrängt worden zu sein. Heute würden wir es anders machen, Kinder, aber wir haben noch nie Sozialismus gehabt. Den brauchen wir aber, um den Kommunismus vorzubereiten und überhaupt als Menschheit zu überleben, globale Probleme zu lösen. Dafür sind nicht Kuscher und Anpasser sondern ausgeflippte Denker und Macher nötig. Solche, die nicht nur nach einem schon eingeebneten Gleisbett suchen.
Vielleicht nur noch eine Kleinigkeit: Lassen wir denen, die da kommen, nicht den Kontostand als einziges Thermometer persönlicher Anerkennung. Nehmen wir zur Kenntnis, dass es nicht schlecht ist, alte Fragen neu zu stellen. Mit etwas Hilfe sehen die Antworten dann gar nicht so viel anders aus als die, die wir schon gefunden zu haben glauben.

Dienstag, 20. September 2011

Und wieder einen Trend verpennt … wir sind keine Piraten (1)

Kommunismus – viel zu lange haben wir diesem Wort den Gestank von Staub und Blut anhaften lassen. Es bleibt zu hoffen, dass es noch nicht zu spät ist, dass wir nicht durch eigene Ungeschicklichkeit den letztlichen Untergang der Menschheit mit zu verschulden haben.
Das Wichtigste für eine neue Gesellschaft ist die Kreativität derer, die sie gestalten (und die nötigen Produktivkräfte, die den Entwicklungsstand der Produktionsverhältnisse bestimmen ... oder eben noch nicht). Die kreativste Gesellschaft, die ich mir vom Prinzip vorstellen kann, ist jene, die ein Karl Marx vor über 150 Jahren als „Kommunismus“ definierte – positive Utopien kreativer Denker aufgreifend und in ein System machbarer Vernunft verwandelnd, in Wissenschaft, wie es Engels sagte.
Wie diese Welt im Einzelnen aussehen könnte, weigerte er sich zu spekulieren – aus gutem Grund, war die Welt von 1850 doch rein technisch noch weit von Verhältnissen entfernt, die ein entfaltetes kommunistisches Zusammenleben ermöglicht hätten. Marx brauchte sich also nichts Konkretes vorzustellen.
Im Wesentlichen war unsere Welt auch 100 Jahre später noch nicht weit genug. Aber immerhin hatten Menschen mit Enthusiasmus gewagt, die Schaffung von Grundlagen eines nicht mehr auf Kapitalegoismus beruhenden Miteinanders anzugehen. Besonders die Völker Europas hatten das Vernichtungspotential des zum Imperialismus entfalteten Kapitalismus gerade hautnah in zwei Weltkriegen durchlitten und ein „Nie wieder!“ erhofft. (Da stehen wir wieder am Anfang.) Leider blieb die (wirtschaftliche) Macht des Kapitals weiter überlegen. Nie wurde den Sozialismus-Erbauern die Chance eingeräumt, eine Gesellschaft nach eigenen, wirklich grundsätzlich anderen Regeln zu errichten. In die bescheidensten Ansätzen funkte die eigentlich geschichtlich überlebte Klasse erfolgreich hinein. So ist heute in der Erinnerung eher das Eingesperrtsein hinter einer Mauer als das solidarischere Miteinander der Menschen auf unserer Seite eben dieser Mauer zum Symbol dieses Ansatzes eines Sozialismus-Aufbaus erhalten geblieben (und alle Feinde alternativen Denkens bemühen sich darum, dass es die einzige Erinnerung sein möge).
Natürlich muss man dies zurückweisen. Aber nicht nach rückwärts blickend, weder verdammend noch glorifizierend, was die Menschen vor uns geschafft haben, sollten wir uns unseren Aufgaben stellen.

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Montag, 19. September 2011

Garnisonkirche in Potsdam? - Nicht mit uns!


Auf den „Tag von Potsdam“ allein kann man die dortige Garnisonkirche nicht reduzieren. Aber es hat ihn nun einmal gegeben mit seiner Symbolkraft und er war nur der Höhepunkt der preußischen Traditionslinie..
Die finstersten Abschnitte deutscher Geschichte feiern heute Wiederauferstehung.
Als nach der Niederschlagung des deutschen Faschismus „Preußen“ beseitigt wurde, hatte dies seine Gründe. Auf der Welt gibt es kaum ein Symbol, das so eng mit „Militarismus“ verbunden ist wie dieses feudal-kapitalistische Staatsgebilde. Und es gibt wohl kaum ein Symbol für perverse Tendenzen innerhalb der christlichen Praxis als eine Garnisonskirche. Du sollst töten?! Mit Gott??? Die, deren Waffen hier für den Krieg gesegnet wurden, zogen nicht einmal gegen Nichtchristen ins Morden! Sie kämpften für Preußens Drill-Glorie gegen christliche Franzosen und je nach Bündnislage auch einmal gegen Österreich oder Dänemark – die denselben Gott für sich beanspruchten …
Es folgte das „Kunstbarbarentum“ der DDR: Die Ruine eben jenes Symbols der Kriegsverherrlichung wurde weggesprengt, um für etwas grundsätzlich Neues Platz zu schaffen. Jede Zeit schafft ihre eigenen Symbole. Die DDR schuf eben ihren Palast der Republik, um Volksverbundenheit und Kultur zu zeigen. Die „Fortschritte“ zum „Wiederaufbau“ des „Stadtschlosses“ heute an jener Stelle sind albern und peinlich: Natürlich ist das künftige Bauwerk ein Imitat, bei dem sich nur eines aufwärts entwickelt – die zu erwartenden Kosten. Nun ja … wenn die Berliner sich nicht gegen Lächerlichkeit wehren können, mag das ihre Sache sein.
Eine ähnliche Lächerlichkeit steckt im Prinzip in der Argumentation der Garnisonkirchen-Befürworter, ihr Bauprojekt stelle ein bedeutsames Werk „Preußischen Barocks“ (oder so ähnlich) wieder her. Bautechnisch wäre es eine Albernheit des 21. Jahrhunderts.
Aber in erster Linie ist es ein Symbol der Kriegsverherrlichung in vergangen gehaltener Zeiten, der „berühmte“ Händedruck zwischen dem preußischen Oberjunker Hindenburg und dem faschistischen Möchte-gern-Welteroberer Hitler zeigte, wohin die Träume des "Soldatenkönigs" auswuchsen.
Eine Sehenswürdigkeit? Ein Wallfahrtsort?!
Für wen?
Wollen Potsdams Bürger wirklich, dass Faschisten Deutschlands und der barbarisierten Welt hier zusammenströmen, um „Rechtmäßigkeit“ und „Gottgefälligkeit“ des Faschismus gemeinsam zu feiern? Einige bestehende „Wallfahrtsorte“ sind „schicksalsgeschlagen“ - dort ist das, wovon die braunen Horden sich angezogen fühlen, schon da. In Potsdam würde es ihnen erst extra gebaut!!!
Geschichte kann man sich nicht frei aussuchen. Traditionen, die man pflegt, schon.
Wer also eine solche Tradition NICHT will, der sollte rechtzeitig laut NEIN sagen!!!

Achtung: Inzwischen gibt es auf facebook eine Seite, über die sich JEDER dazu bekennen kann, dass er gegen die Pflege DIESER Traditionslinie ist: http://www.facebook.com/pages/Garnisonkirche-in-Potsdam-Nicht-mit-uns/248794491822509

Hinweis: Die Aktivitäten der Geldsack-schweren Befürworter des Neubaus bewirkte, dass sich in einer nicht repräsentativen Zeitungsumfrage ca. 60 Prozent der Teilnehmer für das Projekt aussprachen ...

Klar zum Ändern?!

Mit diesem Wortspiel (Entern - Ändern) drängte sich die Piratenpartei in die Politik.
Mit Entsetzen erinnere ich mich des Samstages in Potsdam, in dem diese Truppe verächtlich als "Kleinbürger" tituliert wurde - von Kommunisten im Besitz der großen Wahrheit.
Gut, aus einem sehr menschlichen Zug heraus: "Ich hab da einen getroffen ..." und der Klarheit, wer in Brandenburg der Piratenchef ist. (oder ist das der Kapitän?)
Nun sind die Berliner etabliert. Nicht auszuschließen, dass das der Anfang vom Ende ist, dass sie entweder als Eintagsfliege untergehen oder sich an die "etablierten Parteien" letztlich anpassen, die zu bekämpfen sie antraten.
Selbst ihr Eintagserfolg mit etwa 9 Prozent der Berliner aktiven Wähler sollte aber Grund sein, über sie nachzudenken.
Das Wichtigste ist ihr Wählerpotential. Das ist zweifellos die Jugend. Man kann das als "Politikverdrossenheit" abqualifizieren. Man kann sich besonders dumm stellen und sagen, die interessiert nur ihr Internet und deshalb verstehen sie nur eine ihrem Internetfreiheitshorizont angemessene Nicht-Partei. Da ist AUCH etwas dran. Und dass es um einen vagen Protest geht gegen ein System, dass man unterschwellig als feindlich begreift.
Grinsend müsste ich dem entgegenhalten, wie Lenin seinerzeit die führende Rolle der Arbeiterklasse begründete. Nicht nur marxistisch im Sinne sie hätte nichts zu verlieren als ihre Ketten, sondern auch organisatorisch durch ihre Rolle in der industriellen Großprodution. Weil er Tausende Arbeiter zusammengepresst nebeneinander arbeiten sah, begriff er, dass die nicht nur gemeinsame Interessen hatten, sondern dass es technisch besonders leicht war, sich zur Durchsetzung dieser Interessen zusammenzutun - sie waren ja schon zusammen.
Mit dem Geist jenes Fuchses, dem die Trauben zu sauer sind, weil er sie nicht erreichen kann, missachten viele "alte Genossen" die "Generation Internet". Hier ist wieder ein Medium entstanden, in dem gemeinsame Interessen erkannt werden können, auch wenn die Beteiligten nicht nebeneinander am Fließband stehen. Außerdem ist die Schule (Studium eingeschlossen) die Institution, in der besonders viele Betroffene zusammengedrängt werden. Eigene Klassenkampferfahrungen können sie nicht einbringen. In Form der Lehrer sind sie besonders direkter ideologischer "Indoktrination" mit (klein)bürgerlicher Lehre ausgesetzt. Soll man ihnen das vorwerfen?
Die Berliner Piraten sind beispielsweise dadurch aufgefallen, dass ihre Kandidaten enthusiastisch für die Rekommunalisierung der Wasserwirtschaft auftraten. Ihre radikalen Vorstellungen zur Förderung des öffentlichen Personenverkehrs sollten denen der Kommunisten entsprechen. Überhaupt stecken viele anarchistische Gedanken in ihren erst heranreifenden Konzepten. Aber auch hier sollte man sich Lenins erinnern, der sich gerade bemühte, die Ähnlichkeit der Zielstellungen von Anarchisten und Kommunisten aufzuzeigen, dass sozusagen der Kommunismus in seine entfalteten Form das angestrebte Ideal der Anarchisten sei - in seiner machbaren Form, dass "nur" Schritte dazwischen liegen müssen, die der Klassenkampf aufzwingt, richtiger (meine Worte) die Barbarei des Widerstands der Kapitalistenklasse zur Erhaltung bzw. Zurückgewinnung ihrer Herrschaft.
Wahrscheinlich haben wir den Zug dieser Generation verpasst.  Ich hörte, die DKP habe 2 Promille der Stimmen errungen. Wenig berauschend. Von denen werden sich die Piraten nicht belehren lassen wollen. Leider!

Mittwoch, 14. September 2011

Der Kommunismus und die „besseren“ Menschen (2)

Solange die Menschengemeinschaft als Ganzes so arm ist, dass sie sich nur dadurch entwickeln kann, dass sich Teile von ihr herausgehoben entwickeln können – Reichtum durch „geistige Arbeit“ - ist dies unumgänglich. Inzwischen haben sich aber zwei neue Grundbedingungen herausgebildet: Zum einen existiert ein Reichtum in der Summe, dass er allen Menschen ein würdiges Leben gewähren könnte. Zum anderen sind die Einflussmöglichkeiten einzelner Menschen allumfassend geworden. Hätte vor 2000 Jahre (oder 200) ein Mensch die ganze Erde zerstören wollen (oder besitzen), so hätte er dies nicht gekonnt. Zerstörten vor 2000 oder 200 Jahren Menschen die Lebensgrundlagen in ihrer Region eines kurzfristig sichtbaren Vorteils wegen (Brandrodung), so greifen wir als Menschheit ins „Klima“ der ganzen Welt ein – im engen und übertragenen Sinn. Und inzwischen gibt es direkte und indirekte „rote Knöpfe“, das Leben auf dem Erdball auszulöschen.
Ein solidarisches Miteinander aller Menschen und ein verantwortungs- und planvoller Umgang mit unseren Möglichkeiten ist notwendige Voraussetzung für unseren Weiterbestand als Lebensform.
Wie aber soll das möglich sein, wenn der unmittelbare Besitz des einzelnen Eigentümers an Produktionsmitteln jeden einzelnen dieser Besitzer den Gedanken aufzwingt, was habe ich davon? Und umgekehrt bei denen, die solchen Besitz nicht haben, den Gedanken, hätte ich …, dann würde ich … (Was ein Trugschluss ist.)
Natürlich sind die Eigentumsverhältnisse nur ein Aspekt der Gesamtverhältnisse. Ihre Änderung schafft keine neuen Menschen. Die zu Egoisten Erzogenen bleiben welche – und leben ihre Umgangsformen ihren Kindern und Enkeln vor. Ja, ein Großteil der Kommunisten tut dies an die Macht gekommen ebenfalls. Und da sich so langsam etwas ändert, ist die Verführung groß, „neue Menschen“ zu erzwingen. Dies ist auf jeden Fall selbstzerstörerisch, da es eine gesellschaftliche Rückentwicklung fördert. Außerdem muss ständig untersucht werden, welcher (ggf. äußerer) Nährboden für egoistische Verhaltensweisen (Neid) erhalten blieb.
Mit allumfassenden kommunistischen Produktionsverhältnissen werden aber solidarische Verhaltensweisen zu den unmittelbar zweckmäßigen für den Einzelnen – so wie für die Gemeinschaft eine selbsterhaltende Gesamtplanung normal wird.

Dienstag, 13. September 2011

Der Kommunismus und die „besseren“ Menschen (1)


Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Wer meint, das ZIEL der Kommunisten sei der Kommunismus, hat die Sache missverstanden. Auch und gerade, wenn er sich selbst für einen Kommunisten hält.
Ziel aller Kommunisten ist die Schaffung von Bedingungen, unter denen sich ausnahmslos alle Menschen in ihrem Zusammenleben mit sich und der restlichen Natur am vollkommensten entfalten können. Kommunisten unterscheiden sich von anderen Menschen dadurch, dass sie die kommunistische Gesellschaftsordnung für eben die in diesem Sinne Grundbedingung halten.
Menschen sind „von Natur aus“ weder gut noch schlecht. Menschen sind aber mit der Fähigkeit ausgestattet, sich besonders bewusst an die Bedingungen anzupassen, unter denen sie sich im einzelnen entwickeln.
Es gibt immer auch Contra-Anpassungen, da zum Überleben des Einzelnen auch gehört, sich von der Masse zu unterscheiden. Also bleibt eine Strategie erhalten, zu überleben, indem man sich anders verhält als die „normalen“ Spezies der Art. Diese Strategie erfordert aber einen höheren Aufwand zur Selbstbehauptung. In der Gesamtheit setzt sich letztlich jene Anpassungsstrategie durch, deren Erfolg mit dem niedrigsten Aufwand zu erreichen ist. Dies ist eine Unterordnung unter die bereits bestehenden Verhältnisse.
Verhältnisse sind hier im weitesten Sinn zu verstehen, als Komplex aller wichtigen und weniger wichtigen Einzelbedingungen. Seiner Vielfalt wegen erscheint dieser „Komplex“ unüberschaubar chaotisch. Haben sich entsprechende Verhältnisse erst einmal entfaltet, so ist der Anfangspunkt des gesamten Knäuels nicht mehr offensichtlich.
Kommunisten haben als diesen Anfangspunkt die Produktions- bzw. deren Kern die Eigentumsverhältnisse erkannt. Letztlich werden alle Interessen der Menschen als Teil der Menschheit dadurch geprägt, dass ihnen Produktionsmittel gehören oder eben nicht gehören. Nur dadurch entsteht für den einen, kleineren Teil die Möglichkeit, den anderen Teil für sich arbeiten zu lassen und für den letzteren die jeweils aktuelle Unvermeidlichkeit für die ersteren zu arbeiten. Das schließt ein, dass eben dieser für andere Arbeitende dies unterschiedlich widerwillig tut, nur getrieben entweder durch die unmittelbare Peitsche oder die indirekte, tatsächlich oder im übertragenen Sinne zu verhungern.
Da seitens der Besitzenden kein oder kein nachvollziebarer Zusammenhang zwischen erbrachter eigener Leistung und erzieltem Ertrag besteht, werden in der Masse negative Emotionen wie Neid produziert. Darin eingeschlossen ist, dass zur eigenen Bewusstheit auch die Herausbildung eines Selbstwertgefühls gehört. Das duldet aber nicht die Erkenntnis, auf der untersten Etage eine Hierarchie zu stehen. Man möchte wenigstens die Natur als Untertan empfingen, sich aber idealer Weise selbst über andere Menschen erheben können, andere „Rassen“, „Kulturen“, soziale Gruppen. Letztlich wird ein allumfassender Egoismus zum Spiegelbild der „materiellen Verhältnisse“.


Sonntag, 11. September 2011

Um den "Kapitalismus" zu verstehen, ...


... muss man sich um "dialektische" Denkmethoden bemühen. 
Das heißt, es funktioniert weder ein Gut und Böse noch eine gerade Logik "Wenn ..., dann..."
Beispiel:
Für Kapitalist A (der sich als "Unternehmer" bezeichnen würde) ist es von Vorteil, wenn er seine Arbeiter so billig wie (un)möglich für ihn arbeiten lässt.  Wichtig: Er hat damit Recht.
Für Kapitalist B trifft dasselbe zu - im Prinzip bis hin zum Kapitalisten ZZZ.
Nun kommt das Aber:
Die Kapitalisten A bis ZZZ lassen alle produzieren, um Profit zu erzielen. Profit erwächst aber nur, wenn die Produkte als Waren zu einem Profit einschließenden Preis verkauft werden. Der Vereinfachung wegen sagen wir: In letzter Instanz im privaten Massenkonsum.
Das dialektische Problem: Wenn sich Quantitäten ansammeln schlagen sie um in eine neue Qualität - immer irgendwann. Hier ist die Qualität eine entgegengesetzte:
Gelingt es A seinen Arbeitern Reallohnverluste aufzubürden, so ist dies ein "Wettbewerbsvorteil" gegenüber den anderen Kapitalisten. Ja, es sichert für die Arbeiter von A wirklich ihre Arbeitsplätze.
Folgen B bis ZZZ derselben Logik - und warum sollten sie das nicht ... sie sind ja auch Kapitalisten - dann senken sie vorrangig die Summe der Einkommen, die für den Kauf der Waren erforderlich gewesen wären. Noch schlimmer: Sie erhöhen den Profit bei sich. Der aber muss, um Profit zu bleiben, wieder investiert werden. Mit derselben "Maßnahme", mit der die Kaufkraft der Massenkonsumenten senkt, versuchen neue Kapitale neue Waren profitabel an dieselben Massenkonsumenten zu bringen.
Eine Zwickmühle.
Diese Zwickmühle muss aber verstanden sein, wenn man das Problem "neoliberaler Wirtschaftspolitik" verstehen will; Die Staaten, die damit angefangen hatten, erzielten damit Anfangserfolge. Mit dem darauf folgenden Anpassungsdruck für die anderen schlug der Effekt ins Gegenteil um: Man "produzierte" zwei Optionen: Entweder sich in eine klassische Überproduktionskrise zu stürzen oder in eine Finanzblase, weil die global agierenden Kapitale gar nicht mehr den Weg in die profit erwirtschaftende Warenproduktion schafften (schaffen wollten).

Freitag, 2. September 2011

Direkte Demokratie – ein Aufkleber für verschiedene Märkte

Direkte Demokratie – ich hoffe, dass diese Formel prinzipiell in weitesten linken Kreisen Anklang findet. Demokratie, also „Volksherrschaft“ ist ja das, was wir wollen – und „direkt“ als herausgehobene Eigenschaft beschreibt einen Gegensatz zu politischer „Volksherrschaft“ indirekter Art. Praktisch meinen die meisten damit die „Vertretungsdemokratien“, also solche, in denen „Vertreter“ gewählt werden, die dann die tatsächlichen Entscheidungen treffen.
An den Folgen der „Vertretung“ leiden die meisten Menschen. Nach dem Motto, dass es belanglos wird, ob drei von vier Bürgern Deutschlands keine deutschen Kriegsbeteiligungen möchte – um diesen Wunsch vielleicht (!) umzusetzen, müssen sie eine Partei wählen, die Friedenspolitik wahrscheinlich machen wird … und alle anderen Ziele dieser Partei wählt man ungefragt gleich mit. Man wird also zum Denken in Kategorien des kleineren Übels gezwungen – was dann ungefähr bedeutet, dass man die Friedensfrage gleich zur Seite lägt, wenn man niemanden hat, dessen Tod einem nahe gehen könnte.
Mit „direkter Demokratie“ könnte man sachgemäß Position beziehen.
Trotzdem hat die Sache zu bedenkende Pferdefüße. Die Bedeutung „direkter Demokratie“ - ganz unabhängig von marxistischer Analyse – wandelt sich natürlich mit den Inhalten, über die „das Volk“ entscheiden kann.
Man kann jede Entscheidung unsinnig machen, wenn man sie z. B. unter Haushalts- / Finanzierungsvorbehalt stellt. Sie wäre nur dann das, was gemeint ist, wenn Fragen zur Entscheidung stehen wie „Sollen die ersten 10 Milliarden des nächsten Jahresstaatshaushaltes für den Kauf von Tarnkappenbombern mit Zubehör oder die Unterstützung von Arbeitslosen verwendet werden?“ Und so weiter natürlich. Das sagt noch nichts über die Ergebnisse aus. Es steigerte erst einmal die Bedeutung der Medien. Denn natürlich ist die Zahl derer, die bei einer Abstimmung für beispielsweise die Todesstrafe stimmen, stark beeinflusst von einer emotional aufbereiteten Berichterstattung über den aktuellsten Fall, bei dem eine Todesstrafe nachvollziehbar erscheint …
Eine völlig andere Richtung bekommt die Debatte, sofern als Beispiel für „direkte Demokratie“ die Wahl eines Bundespräsidenten herangezogen wird. Praktisch ist eine solche Forderung aus zwei Richtungen extrem reaktionär, ja demokratiefeindlich:
Geläufig sind zwei technische Grundmodelle: das USamerikanische und das französische.
Beim amerikanischen werden in diversen, für den einzelnen Bürger schwer zu durchschauenden Vorspielen über Wahlkampfspendentheater die zwei Vertreter der wechselseitig Herrschenden ausgesiebt, neben denen jeder Unabhängige antreten, aber nicht tatsächlich gewählt werden kann. Der Sieger bekommt alles. Also ist die Vorentscheidung für das wahrscheinlich kleiner Übel die Rückseite des dümmlichsten Nationalismus.
Beim französischen kann zumindest technisch in Runde 1 jede sinnvoll erscheinende geistige Koalition und Person antreten, sich um Anerkennung bemühen und von den Wählern fast vorbehaltlos gewählt werden, weil das geringere Übel erst in der Stichwahl unbedingt zu entscheiden ist. Eine Opposition kann sich also nur durch ZU breite Zerstückelung gegenseitig den Weg zur Relevanz technisch verbauen.
Beiden Modellen ist aber eines gemein: Der insgesamt erhebliche Spektakelaufwand lohnt sich nur, sofern dem gewählten Subjekt eine so ein Spektakel rechtfertigendes Potential an Befugnissen zugebilligt wird. Man brauchte es nicht zu treiben, um dann jemanden gewählt zu haben, der dem / der Kanzler(in) morgens als erste(r) die Hand geben darf. Praktisch wäre es der Weg über mehr formelle Demokratie eine formellere Diktatur zu erschaffen.
Zum Zweiten primitiviert es das Denken der Massen. Noch mehr als sowieso schon wird es aus sachlichen Überlegungen in persönliche Sympathien verschoben. Verbessert würde nichts. Die bekannten Diktatoren des 20. Jahrhunderts konnten sich Wahlshows erlauben und der parlamentarische Kampf um die Macht der französischen Kommunisten (damals, als das noch ein Thema sein konnte) wurde auch nicht dadurch gefördert). Für Deutschland wäre die Perspektive beinahe klar: Zum Präsidenten der Herzen würde ein plagiaterfahrener Freiherr aufgeBLÖDet. Wollen wir das wirklich?

Donnerstag, 1. September 2011

Von Erd- und Baumäpfeln (4)


Im Sinne der Marxschen Werttheorie sind alle geistigen menschlichen Aufwendungen, die der Schöpfung des Produkts notwendig vorausgingen, nie in einen Wert eingegangen. Der erste Preis für eine gehandelte Kartoffel beruhte nur auf dem Wert aus unmittelbar notwendiger Arbeit und Grundrente für Natur gegebene Voraussetzungen. Genauso gibt es im Kommunismus keine Veranlassung für all die mehr oder weniger selbstverständlichen geistigen Errungenschaften der Menschheit Preise bestimmen zu wollen. Sie sind einfach da – wie das Wissen um die Kartoffeln. (Das Perverse der Gegenwart ist höchstens, dass Genforschung über das Lizenzrecht solche Preise „nachträglich“ erfindet und verlangt)
Ich musste auf diesen Gedanken extra hinweisen, weil ich zuvor behauptet habe, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen solchen „Äpfeln“ und beispielsweise Musik als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung gebe: Einmal produzierte „Musik“ kann mit teilweise zu vernachlässigendem Mehraufwand fast unendlich viele Bedürfnisse befriedigen, jeder einzelne Apfel muss extra geerntet und kann nur einmal gegessen werden.