Mittwoch, 22. August 2012

Zur Entwicklung der Bedürfnisse (7)


Wir sind heute zu wenig in der Lage, „Neben-Fähigkeiten“ zu nutzen und schätzen. Selbst ein „Partylöwe“ ist eben mehr als ein Nichtsnutz. Praktisch ist er doch jemand, der für Augenblicke die Laune seiner Mitmenschen zu verbessern vermag. Vielleicht ist das genau die Laune, die ihnen bisher (leicht übertrieben) für die nächste Erfindung gefehlt hat?!
Wir haben es mit einer total anderen Welt zu tun: Wenn wir das Wirken der dann bereits funktionierenden Roboter berücksichtigen, so bleibt an Tätigkeiten, die wir heute im weitesten Sinne als Arbeit bezeichnen, weniger als acht Stunden übrig … pro Woche. Sofern es sich dabei um Arbeiten handelt, die nicht von „zu Hause“ aus erledigt werden können, die also die körperliche Anwesenheit des „Arbeitenden“ erfordern, lohnt sich ein Arbeitsweg aber erst bei einer ausreichend langen Arbeitszeit.

Es gibt mehrere Lösungen:
Für einen Teil der Menschheit wird die „klassische“ Arbeit zu einem „Luxus“, um den sie sich bemüht, weil sie darin den Weg zu ihrer Selbstentfaltung sieht. Dazu gehören die wachsenden Anteile von Umlernzeiten, in denen die, die keine Fachidioten sein möchten, ihre Fähigkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen erweitern.
Vereinfachend sage ich „für einen anderen Teil der Menschheit“ (obwohl dies oft dieselben Menschen sein werden) beginnt die freie Suche nach erfüllender Tätigkeit in Künsten im weitesten Sinne. Die Übergänge zwischen dem, was wir heute in „Hobby“ und „Kunst“ unterteilen würden, werden fließender. Da jeder sich dazu bekennen kann, was er so treibt, finden sich auch weltweit gleich Gesinnte zusammen. Letztlich erfüllen sie füreinander, aber eben auch für andere die „Funktion“, Freude zu bereiten. In verschiedenartigsten Umfelden begegnen sich Menschen und kommunizieren.

Dienstag, 21. August 2012

Zur Entwicklung der Bedürfnisse (6)


Die Abgrenzungen kommen im Kommunismus fast von allein mit der erworbenen Fähigkeit, das der eigenen Persönlichkeit am ehesten Entsprechende aus einer breiten Vielfalt auszuwählen. Zumindest was Musik angeht, wäre dies heute technisch bereits gut umsetzbar, stößt aber gerade hier auf marktbedingte Schranken.
Es ist einfach etwas Anderes, nach dem Erwerb der nächsten Sache zu „streben“ und, kaum, dass man sie erworben hat, nach der nächsten, als „sich rundum zu entfalten“.

Nicht alle Menschen werden irgendwo super sein – genau das würde ja dem Grundsatz der Vielseitigkeit widersprechen -, aber man kann es „Synergie-Effekt“ nennen, was jene „allseitig entwickelten Persönlichkeiten“ für die Gesellschaft erbringen werden: Leonardo da Vinci hat die Qualität der Leistungen auf einem Gebiet auch aus der Vielseitigkeit der verwirklichten Interessen auf anderen Gebieten gewonnen, Goethe war kein „Genie“ der Farbenlehre … aber seinen Leistungen als Dichter hat die Beschäftigung mit Farben sicher nicht geschadet usw.
Die Zeit der Universalgenies ist zwar vorbei. Die Zeit der vielseitigen Menschen aber bricht erst mit der kommunistischen Gesellschaft an – und diese Menschen werden „modern“ sein. Ihretwegen wird es wenig bedeutsam sein, ob alle mitmachen – es reicht, wenn, mit einem schrecklichen heutigen Wort bezeichnet, die „Leistungsträger“ in den Superkreativen ihre Vorbilder sehen. Anerkannte Vorbilder aber besitzen Sogwirkung. Insofern kommen Schul-Coaches (um nicht „Lehrer“ zu sagen) viel größere Bedeutung zu. Sie sind eine von mehreren Gruppen, die darauf achten müssen, dass sich Jugendgruppen keine ihre Mitmenschen missachtenden Idole wählen. 

Sonntag, 19. August 2012

Zur Entwicklung der Bedürfnisse (5)


Um sich vorzustellen, dass und vielleicht wie so etwas geht, ein ganz praktisches Beispiel: Wer ein Musikstück hört, unterliegt unterbewussten „Mechanismen“. Das Gehör ist nicht allein, aber auch Gewohnheiten unterworfen. Wer auf eine Musikrichtung fixiert ist, wird eher „schön“ finden, was dem Gewohnten ähnelt. Dies prägten zu großen Teilen Entwicklungszeiten, an die wir uns nicht mehr erinnern können. Oft sind wir aber auch bereit, unterbewusst ein Musikstück eher anzunehmen, wenn es uns als „Hit“ vorgestellt wird oder wenn Freunde es stark finden usw. Mit einer verengten Weltsicht verengt sich auch die Aufnahmefähigkeit für Schönes. Es geht dabei sowohl um das aktive Produzieren als auch einfach das Genießen dessen, was andere gemacht haben. Das schließt ein, Harmonien in vordergründigen Disharmonien zu entdecken, Auseinandersetzungen als kreativ annehmen zu können. Das erklärt zum Beispiel mit, warum immer wieder neu Elterngenerationen den Musikrichtungen ihrer Kinder so skeptisch gegenüberstehen, sie häufig nicht einmal als Musik akzeptieren. Wer dann nachfragt, merkt, denen ist es mit ihren Eltern genauso gegangen, und eigentlich müsste ihnen einleuchten, wenn der nächste Stil für die spätere Generation … und immer weiter so fort ...

Vielleicht kann man sich ein winziges Startbild machen, wenn man das System der Sportförderung in der DDR auf alle Bereiche der Persönlichkeitsentfaltung ausdehnte. Also eine Wechselwirkung von „Breitensport“ und „Leistungssport“. Dass dabei nicht jeder „Sport“ mögen wird, ist Element seiner besonderen Persönlichkeit. Um eine solche Entscheidung aber treffen zu können, muss er natürlich in Berührung mit dem „Sport“ gekommen sein. Oder anders: Bach nicht zu „mögen“, weil man nur Bohlen kennt, ist genauso doof wie umgekehrt.

Samstag, 18. August 2012

Zur Entwicklung der Bedürfnisse (4)


Es gibt also manipulierte „Bedürfnisse“, die „der Markt“ erst schafft, fördert, verstärkt und die in dem Moment zu schrumpfen beginnen, in dem es keinen Markt mehr gibt. Man darf keine DDR-Verhältnisse als Maßstab heranziehen, wo natürlich direkt und indirekt der Marktblick nach Westen bestimmend blieb und der (die) „etwas Besseres“ war, der (die) das hatte, was andere haben wollten.
Auf der anderen Seite werden wir natürlich auch im Kommunismus Bedürfnisse vorsätzlich wecken - nur eben andere. Das setzt bereits im frühen Kindesalter ein. Da es in der Absicht der Gesellschaft liegt, dass sich ihre Mitglieder zu allseitig entwickelten Persönlichkeiten entfalten, wird auch der frühkindlichen Ausprägung musischer, mathematischer, sportlicher, wissenschaftlicher, handwerklicher und immer wieder andersartiger künstlerischer Empfindsamkeit eine ganz andere praktische Wertschätzung entgegengebracht, als wir das bisher je erlebt haben (obwohl die DDR-Verhältnisse in diese Richtung gingen). Also nicht in jedem Menschen im Kommunismus wird ein Supertalent entdeckt werden – worin auch immer. Aber es werden anteilig viel mehr Kräfte aufgewandt, um Talente zu wecken und zu entfalten, vor allem jedoch wird in der Breite die Aufnahmebereitschaft für verschiedenartige „Sinnes-Reize“ erhöht, die Genussfähigkeit gezielt verstärkt werden.
Hier ist sicher am leichtesten zu begreifen, dass das kein abschließend harmonischer Prozess ist. Das tatsächliche Niveau jedes Einzelnen wird unterschiedlich weit hinter den Möglichkeiten zurückbleiben und jeder muss sich mit seinen Mängeln auseinandersetzen. Das wird jeder auf eigene Weise tun. Im Trend aber werden die Möglichkeiten jedes Einzelnen immer mehr erkannt und „ausgereizt“ ...

Freitag, 17. August 2012

Zur Entwicklung der Bedürfnisse (3)


Nun wächst Neid zuerst einmal aus dem Wissen um tatsächliche Ungleichheit. Die erste Folge der Ausbeutungsverhältnisse im Feudalismus war keine Revolutionsbewegung, sondern der allgemeine Wunsch, auch zu DENEN zu gehören. Wie in den alten Märchen: Das Ideal heißt da Prinzessin, Prinz, (guter) König. Aber erscheint es nicht einleuchtend, dass immer weniger es für erstrebenswert halten, eine Prinzessin zu sein, wenn a) es keine Prinzessinnen gibt, b) keine Hochglanzpostillen höfische Welten als erstrebenswert darstellen, c) keine wesentlichen Gruppen sich nach einem unerfüllten „besseren“ Leben sehnen müssen und d) es alternative Ideale gibt?

Oder Mode: Sie ist von „Markt-Bedürfnissen“ bestimmt: Damit möglichst viel verkauft wird, muss man dem Kleidungsstück ansehen, aus welchem Jahr es stammt. Das hat zur Folge, dass viele das jeweils Neueste kaufen, um nicht als „unmodern“ abgestempelt zu werden. Ich behaupte nicht, das dies im Kommunismus vollständig verschwindet. Es wird aber zurückgedrängt durch die mehr oder weniger dezente Betonung der speziellen Individualität der Einzelnen. Die Zahl derer, die selbst etwas zu ihnen Passendes kreieren, wird drastisch zunehmen. Die Möglichkeiten, solch eigene Kreationen auch umzusetzen, sind ja nicht beschränkt. Sich Ideen zu beschaffen ermöglicht das Medium Internet genauso wie die Schaffung einer eigenen „Modegemeinde“ - die dann eine eigene Produktions- und Vertriebskette organisiert. Das kostet nichts außer Ideen und etwas Zeit … und ist eine Frage des Selbstbewusstseins – für die sich Kleidenden, wenn sie eine echte „Stumphusen“ tragen, und für die Stumphusen, dass sie eben „die Stumphusen“ ist. Neu ist nur, dass die normale Massenproduktion aussehen darf wie die Stumphusenkollektion … aber nicht muss, weil kein materieller Status gezeigt wird. ...

Donnerstag, 16. August 2012

Zur Entwicklung der Bedürfnisse (2)


Alle anderen Bedürfnisse sind „gesellschaftliche“ - selbst solche, die sich auf die Qualität der Befriedigung der elementaren beziehen. Dem Hunger ist es egal, ob er durch Fleisch eines toten Rehs, Kartoffeln, Reis … oder Kaviar befriedigt wird. Es gibt natürlich Übergänge. Für eine „Rundumentwicklung“ wäre es das Beste, sich abwechslungsreich zu ernähren und regelmäßig auf bestimmte Inhaltsstoffe zu achten. Das Niveau der Befriedigung elementarer Bedürfnisse muss für den Kommunismus weltweit auf relativ hohem Niveau gesichert sein. Es darf im weitesten Sinne niemand „hungern und frieren“ müssen – und zwar bedingungslos kein Mensch. Es gibt seriöse Untersuchungen, die dies bereits heute technisch für machbar halten. Wenn ein gebildeter Europäer von „Bedürfnissen“ spricht, denkt er aber meist nicht an die elementaren. Er geht bereits davon aus, dass die befriedigt sind, weil er es im Gegensatz zu Bewohnern der „dritten Welt“ nicht anders kennt.

Schwieriger ist es mit den gesellschaftlich beeinflussten Bedürfnissen. Dort wirken Mechanismen, die wir uns heute schwer wegdenken können, um den Kommunismus zu verstehen, aber zumindest teilweise wegdenken müssen. Den wichtigsten dabei nenne ich vereinfachend „Neid“. Ich würde es für den heute entscheidendsten Antrieb nach dem Elementaren ansehen, dass viele Menschen etwas deshalb besitzen möchten, weil sie wissen, dass Andere es schon haben. Dieser „Neid“ lässt sich in Marxscher Weise noch weiter auseinandernehmen: Zuerst muss ein begehrbares Gut vorhanden sein. Das Begehren nach kernlosen Apfelsinen hielt sich in Grenzen, solange alle wussten, dass es keine gab. (Die störenden Kerne regten „nur“ die Fantasie an, wie schön es wäre, wenn es kernlose Früchte gäbe).
Zum Wesen klassenorientierter Marktwirtschaften gehört das bewusste Wecken des Besitz-Begehrens. Der, der ein beliebiges Gut zur Profit bringenden Ware machen will und muss, will unabhängig von allem Anderen (und sei es die Gefährdung der Gesundheit der Käufer), dass genau sein Gut Anerkennung als Ware findet, er es verkaufen kann. Deshalb drängt er es potentiellen Kunden auf verschiedene Weise auf. Durch die gesellschaftlichen Verhältnisse unterliegt jeder Mensch (in jeder Gesellschaft) einem andauernden Anpassungsdruck. (Besonders drastisch ist dieser Druck natürlich dort, wo man besonders eng einer Normen bildenden Gruppe angehört, wenn die Anderen zum Beispiel wissen, wer das gerade angesagte Handy NICHT hat.)

Zur Entwicklung der Bedürfnisse (1)

Das Kapitel zur Befriedigung der Bedürfnisse im Kommunismus hat sich zwischenzeitlich wahrscheinlich am meisten verändert - und ist wohl auch noch nicht am Ende.


Wie „realistisch“ ist eine Formel „Jedem nach seinen Bedürfnissen“?
Ich gehe an die Sache heran wie der Indianer, der sagte, Mensch kann kein Stück von Mutter Erde besitzen, und der trotzdem, nein, gerade deshalb schonend mit all dem umgegangen ist, was diese Mutter Erde ihm gewährte.
Dass ich die Frage aufwerfen muss – auch linke Kritik zwingt mich dazu – liegt eben an unserem Denken, das selbst bei Linken von aktuellen Verhältnissen, also unserem Verständnis ausgeht. Also immer wieder: Nach kommunistischen Prinzipien allgemein zusammenzuleben, setzt Bedingungen voraus, die wir zuvor schaffen müssen - solche, die uns teilweise sogar seltsam vorkommen, und solche, die heute einige Menschen bereits angedacht haben.

Wir müssen beim Grundproblem beginnen, was „Bedürfnisse“ sind und wie sie entstehen. Unterscheiden sollten wir „elementare Bedürfnisse“ und solche „gesellschaftlicher Natur“. Elementare Bedürfnisse sind von der Natur vorgegeben. Wenn der Körper Energie braucht, dann „produziert“ er Hunger, wenn Flüssigkeit erforderlich ist, Durst; „irgendetwas“ muss gegen das Frieren gemacht werden, die Fortpflanzung der Menschheit ist mit sexuellen Reizen verbunden, ohne dass ein einziger Sexualpartner auf der ganzen Welt dabei an die „Fortpflanzung der Menschheit“ denken muss.

Mittwoch, 15. August 2012

Vom Sinn von Aktivität, wenn kein Sieg in Sicht ist ...


Letzte Woche wurde ich angerufen, ob ich zur Friedensmahnwache am ersten Samstag des Monats, 11 bis 12 Uhr unter der Weltzeituhr kommen könne. Seit dem Jugoslawienkrieg steht mit penetranter Beharrlichkeit eine Mahnwache vor der Galeria Kaufhof am Alexanderplatz - jeden Montag ein Häuflein Aufrechter der „Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg“, seit dem Libyen-Krieg zusätzlich eben die monatliche „fünf vor zwölf“-Mahnwache.
Immer nur wenige, einander ablösende Leute, gelegentlich durch Gedichte und so aufgelockert.
Die Massen strömen voll Angst vorbei, sie könnten persönlich angesprochen werden …
Rein gefühlsmäßig halte ich die weltweiten Massendemonstrationen der Millionen vor der Irak-Invasion für die Psycho-Katastrophe der Friedensbewegung. Der Bush-Krieg begann unbeeindruckt von den ablehnenden Massen. Danach kamen trotz stiller Kriegsablehnung zumindest in Deutschland nie mehr wesentliche Massen  zusammen.
Es ändert ja doch nichts.
So gesehen sind solche Mahnwachen (wie auch die Montagsdemoüberreste u.ä.) nur lächerlich.
Doch in Zeiten de Ego-Trips haben sie trotzdem eine Bedeutung: 70 Prozent der Deutschen sind gegen Auslands“einsätze“. Eigentlich müsste jeder von ihnen ein schlechtes Gewissen haben. So klein sein Beitrag auch sein mag – jeder, der nicht irgendetwas aktiv für seine menschliche Meinung getan hat, ist mitschuldig an der Kriegstoten und -versehrten … und auch, wenn es keine „Deutschen“ sind, so sind es doch Menschen. Wer wenigstens einmal mitdemonstriert hat, kann sich damit reinwaschen: Wenn ich es auch nicht verhindern konnte, so habe ich es doch wenigstens versucht.
Irgendwelche tanzenden Jugendlichen, die damit „christliche Werte“ zu verbreiten versuchten, versuchten ein hübsches Sinn-Spiel: Jeder der Tanzenden holt einen am Rande Stehenden zum Tanz in den Kreis und immer so weiter …
Heutzutage haben Kriege eine „schleichende Komponente“ hinzugewonnen. Im Wesentlichen wurde vor Hiroshima eine bestimmbare Menge Menschen getötet und verletzt. Danach hatte die Zeit der Erbschäden begonnen. Noch immer werden in Vietnam Opfer des Entlaubungskrieges geboren. Jeder Schuss „abgereicherter Uranmunition“ setzt minimale Menge Staub frei – mit tausenden Jahren Halbwertzeit. Menschen, die nie an irgendwelchen Kampfhandlungen beteiligt waren, führen ahnungslos jeden beendeten Krieg weiter. Und wir führen uns weiter auf, als lebten wir noch immer im Gladiatorenzeitalter …
Ein überraschendes und berührendes Erlebnis brachte die Mahnwache auch: Ein Syrer mit Begleitung kam auf uns zu, las unsere Transparente, dankte uns herzlich und konnte nur mühsam seine Tränen unterdrücken. Er wusste aus erster Hand, dass ohne NATO und internationalem Kapital die Seinen zu Hause friedlich arbeiten könnten und ihre Probleme unter sich gelöst hätten. Nun lebt er in Angst um die Zurückgebliebenen.
Ich gebe zu, ich hatte medienmanipuliert eher damit gerechnet, dass sich gerade Exilsyrer eine „Befreiung“ von Assad wünschten. Aber bedenken wir immer, wie Meinungen gemacht werden: Es wird gezeigt, was ein erwünschte Bild stärkt. So wird auch von Syrien gezeigt und gemeldet, was gutgläubige Menschen sehen und glauben sollen.
Am Montagmorgen mahnte die Hiroshima-Glocke wieder: Jetzt sind es 67 Jahre, seit die Menschheit den Beweis angetreten hat, dass sie sich selbst zerstören kann. Es ist eine Frage der Würde jedes einzelnen Menschen, gelegentlich öffentlich zu zeigen, dass er dies nicht widerstandslos über sich ergehen lässt.

Dienstag, 14. August 2012

Verkehr & Beförderung ... (4)


Das sind alles Systemlösungen, bei denen der Aufwand, sie funktionierend zu betreiben, bereits heute vertretbar wäre – nur nicht der Aufwand, sie aufzubauen. (Und natürlich ist das Ziel des Ganzen, die Menge der Verkehrsmaschinen insgesamt zu reduzieren, „wirtschaftsfeindlich“.)
Nun stelle ich aber immer wieder neu die naive Frage: Wie viele hoch komplizierte Raketensysteme werden heute gebaut, die, technisch veraltet, umgehend durch neuere ersetzt werden? Wie viel unwiederbringliches menschliches Potential verschlingen die nutzlos? Ein einzelner Flugzeugträger kostet Milliarden. „Unser“ Verkehrssystem optimierte ganz nebenbei die Kraftstoffversorgung. Im Gegensatz zu gesellschaftlichen Aufwendungen für Flugzeugträger und Vergleichbares sinken die Kosten, sobald das (zugegebenermaßen aufwändige) Verkehrssystem arbeitet.

Und der „Fortschritt“ ohne gesellschaftliche Änderungen verschärft doch weltweit die Probleme nur weiter. Wann sehen die Autofahrer ein, dass ihr Leben ohne Parkprobleme einfacher wäre? Falsche Frage! Richtige Frage: Wann wäre das Leben von „Autofahrern“ einfacher? Wir bedürfen keiner totalen technischen Revolution. Es muss nicht erst das „Beamen“ oder Ähnliches erfunden werden. Prinzipiell sind selbst für die Fahr-Automaten technische Lösungen vorstellbar; sie bedürften nur eines langen Ausreifens. Aber mit dem muss eben begonnen werden – und er bedeutete eine ganz andersartige Automobilindustrie, richtiger: es bedürfte an ihrer Stelle einer „Verkehrsindustrie“. Heute wäre die besonders in Deutschland nicht erwünscht. Sie bedeutete nämlich eine stark reduzierte Zahl zu produzierender Autos insgesamt.
Der Verkehr in seiner Vielfalt ist eines der Probleme, die durch gemeinschaftliches Denken wesentlich optimiert werden könnte. Das schließt sowohl ein, insgesamt Ressourcen einzusparen als auch es jedem Einzelnen angenehmer zu machen, an einem Wunschzeitpunkt zu einem Wunschort zu kommen … weltweit gedacht. Das könnten wir, wenn wir nicht durch Privatbesitz beschränkt dächten.

Montag, 13. August 2012

Verkehr & Beförderung ... (3)


Einschneidender wirkte sich unter kommunistischen Vorzeichen aber die Aufhebung des Unterschieds zwischen individuellem und öffentlichem Verkehr aus. Im Moment wird der Individualverkehr gepusht, weil die Firmen der Autoindustrie Umsatz machen wollen und müssen – und sei es dadurch, dass sie möglichst schnell die eine Baureihe durch die nächste ersetzen.

Stellen wir uns ein relativ perfektioniertes Verkehrsleitsystem vor, in dem die „Autos“ von Automaten gefahren werden. Das Ergebnis wären halböffentliche Taxen. Sie ständen ihren „Besitzern“ bei Bedarf zur Verfügung, und zwar nicht nur einem, sondern jedem im Wechsel mit anderen. Warum soll man nicht vor Verlassen der Wohnung den Wunsch, nach XY zu kommen, ins System „eingeben“ und draußen taucht dann ein Automat als „Chauffeur“ auf? Das braucht doch Freaks nicht daran zu hindern, ihren speziellen Lieblingswagen zu hüten und nur den zu nutzen. Aber für die Masse der Bürger ist heute schon das Auto nur ein Nutzgegenstand. Denen wäre lieber, sie könnten ein „Taxi“ nehmen und hätten zum Beispiel nie Probleme mit Werkstätten oder technischer Überprüfung. Das Verkehrsleitsystem schlösse ein, dass die „Taxistände“ bedarfsnah lägen – also so wie bei heutigen Taxen an Bahnhöfen morgens in Wohnnähe usw. Solche parkraumfreundlichen „Taxen“ könnten sogar allmählich eingeführt werden. Es muss nur immer darauf geachtet werden, dass jede Verabsolutierung ohne Ausnahmen in Einzelfällen „ungerecht“ und demzufolge nicht „kommunistisch“ wäre.

Sich einen eigenen PKW anzuschaffen, um einmal in Urlaub zu fahren, ist eigentlich absurd. Wer sollte etwas dagegen haben, eine große Reise anzumelden und auch hier steht der „Chauffeur“ pünktlich vor der Tür? Macht heute nur deshalb keiner, weil´s so teuer ist.

Sonntag, 12. August 2012

Verkehr & Beförderung ... (2)


Bleiben wir beim „Auto“-Verkehr. Heute unterscheiden wir streng zwischen „Individual-Verkehr“ und öffentlichem. Bei dieser Unterscheidung wäre im Sinne der menschlichen Gemeinschaft der öffentliche Verkehr vorzuziehen. Es wäre günstiger für „die Umwelt“ im engsten und weiteren Sinn, wenn in Berlin die S- und U-Bahnen in kürzeren Takten und unentgeltlich führen. Man könnte sich entschieden angenehmer durch die Innenstadt bewegen – übrigens auch die, die im Moment in ihren Wagen steigen. Aber wohlgemerkt: Das wären Maßnahmen des Sozialismus, die relativ schnell erste Entlastungen brächten.

Kommunistisch wäre dies noch nicht. Pauschalantworten sind es sowieso nicht. Und es wäre eben auch nicht kommunistisch, die Besitzer geliebter fahrbarer Untersätze „zu ihrem Glück in der Gemeinschaft zu zwingen“. Die Gesamtentwicklung erlaubt uns aber glücklicherweise positiv zu spekulieren, uns zum Beispiel vorzustellen, dass die Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik einen Großteil des Berufsverkehrs und viele Dienstreisen unnötig macht, dass Konferenzschaltungen an Videophonen das Zusammentreffen der Personen in einem Raum fast vollständig simulieren. Auch dass eine sinnvollere Standort-Logistik den Umfang der Warentransporte verringert. Je mehr Arbeitsaufgaben die Anwesenheit der Arbeitenden an einem Arbeitsort nicht mehr erfordern, per Computer / Internet von daheim aus lösbar sind, umso weniger Berufsverkehr tritt auf usw. Also ähnlich wie bei der menschenfreundlichen Gestaltung der Arbeitswelt beginnen die Überlegungen zum Verkehr der Zukunft damit, den notwendigen Gesamtaufwand zu vermindern.

Samstag, 11. August 2012

Verkehr & Beförderung ... (1)


Nehmen wir uns des Deutschen liebstes Kind, das Auto, vor. Ich möchte hier keine SF-Fantasie ausufern lassen. Niemand kann im Einzelnen voraussagen, wie das Verkehrssystem in kommunistischer Zukunft aussehen wird. Sicher werden über die künftigen „Straßen“ keine heutigen Personenkraftwagen fahren. Es gibt aber Grund, unseren Nachfahren etwas zuzubilligen, das die „Auto“ nennen, also etwas, was individuell ist und selbst fährt (oder fliegt). Diese „Autos“ wären wahrscheinlich wirklich welche: Sie führen also selbst.

Zwangsweise keine Möglichkeit zu haben, persönlich das „Steuer in die Hand zu nehmen“ oder „Gas zu geben“ widerspräche zwar kommunistischem Individualismus, aber ich denke, auch heute reichte den meisten, ein Ziel anzugeben und den „Rest“ erledigte der „Fahrroboter“, ausgestattet mit Systemen zur Fahrstrecken-Optimierung und zur Unfall-Vermeidung. Dies entspräche dem Kernziel der kommunistischen Gesellschaft, das Wohlbefinden aller seiner Mitglieder zu erhalten. Keine Ahnung, was gegen groben (jugendlichen?) Unfug gemacht werden wird. Oder ob die „Straßen“ eventuell irgendwann in der Luft liegen könnten. So viel werden sich die Menschen einfallen lassen, wenn es nicht mehr um Profit geht, sondern um Vergnügen am Kreativ-Sein. Auch gelegentlichen Spaß am selber Steuern ...

Bei solchen Systemen muss ja entschieden werden, wo welche „Anbindung“ geschaffen wird, große Startinvestitionen müssen durch die Gesellschaft getragen werden (heute über Steuern). Das verführt unter kapitalistischen Vorzeichen verschiedenste Gruppen, auf Entscheidungen Einfluss zu nehmen. Lobbyarbeit. Die Modellrechnungen für die gesamtgesellschaftlich günstigste Variante sind schwer überschaubar und leicht manipulierbar. Man darf als Beispiel eben nicht nur vergleichen, dass ein fahrendes Elektroauto weniger Abgase ausstößt als ein fahrender Diesel. Man müsste mindestens die Vorstufen, also die Aufwendungen und Schädigungen, bevor Strom aus der „Zapfsäule“ kommt, einbeziehen. Solange es letztlich um den Profit der Beteiligten geht, wird jeder genau die Aspekte herausgreifen, die sein Einzelinteresse wie Allgemeinwohl aussehen lassen. Eben jenes Allgemeinwohl, das dabei leidet.

Donnerstag, 2. August 2012

Plan & Markt (7)


Weil dies immer wieder neu auftaucht, ein paar Worte zum Begriff „Planwirtschaft“. Der ist kein Gegenpol zu „Marktwirtschaft“. Das, was mit Blick auf den „Ostblock“ heute „Planwirtschaft“ genannt wird, war wirklich treffender „Kommando-Wirtschaft“ zu nennen, selbst, wenn dies abwertender klingt, als es eigentlich gemeint ist. Zu Zeiten des „Realsozialismus“ des 20. Jahrhunderts war eine echte Planwirtschaft weltweit noch gar nicht möglich. Die grundsätzlichen Beziehungen regelte auch da „der Markt“ mit seinen ökonomischen Gesetzen. Objektiv, also unabhängig vom einzelnen Wollen. Sich gelegentlich andeutende Elemente von solidarischem Miteinander, die es auch gab, erhöhten erst einmal nur die Gesamtkosten.

In heutigen „Marktwirtschaften“ gibt es dagegen diverse Eingriffe in den Markt mit unterschiedlicher Wirksamkeit. Jeder Konzern versucht sich nicht nur in strategischer und operativer Planung, er versucht, seine Pläne auch nach innen direkt und nach außen indirekt durchzusetzen. Nach innen administrativ und mit Druck und nach außen über Rahmenbedingungen, die Institutionen von der Art eines IWF so gestalten, dass bestimmtes Handeln mehr, anderes weniger lukrativ erscheint, wodurch eine gewünschte Wirtschaftsentwicklung gefördert und teilweise erreicht wird. Dazu kommt, dass jede „Werbeindustrie“ auch ein Mittel einer pervertierten „Planwirtschaft“ ist, indem sie Bedürfnisse produziert. Jeder sieht, dass es weiter Krisen gibt. Jeder hat aber bisher auch gesehen, dass trotz gigantischen Zusammenbruchspotentials der totale Zusammenbruch immer wieder verhindert, die klassische Konjunkturkurve abgeflacht werden konnte. Solcherart Planung entspricht dem heutigen Niveau der Produktionsverhältnisse und es war eine Anpassung an Realitäten, dass frühsozialistische Ökonomen so etwas für ihr System einforderten – also Marktmechanismen bewusster einzusetzen. 

Mittwoch, 1. August 2012

Plan & Markt (6)


Wie kann dann eine solche Wirtschaft überhaupt „überleben“?
Zumindest nicht dadurch, dass Funktionäre den Menschen einzureden versuchen, dass wir schon unser Ziel erreicht hätten, obwohl die alltäglich das Gegenteil sehen. Um sich die längerfristige Antwort vorstellen zu können, muss man neue Möglichkeiten weiterdenken. Da es zu DDR-Zeiten keinen neuen PKW „frei“ zu kaufen gab, bestellte „man“ einen. Aus mehreren Gründen war es aber nicht möglich, dem Umfang der Bestellungen entsprechend die Produktion zu steigern. Also „produzierte“ man verlängerte Wartelisten. Genau dort aber hätte Planung angesetzt. Eine Warteliste ist an sich nichts Schlechtes, solange sie nicht ausufert. Sie bekäme eine ganz neue Rolle, sobald sie den Zugriff auf einen Welt-Reserven-Pool steuerte beziehungsweise überhaupt erst einmal Grundlage für eine „bedarfsgerechte“ Produktion würde. Technisch ist das heute vorstellbar.

Man stelle sich im Internet ein gigantisches virtuelles „Kauf“-Haus vor. Man kann sich ja prinzipiell seine Lebensumstände so einrichten, dass sie den Wunschvorstellungen nahe kommen. Letztlich ist alles im Kommunismus nur noch ein Problem der Distribution. Wie kommen Wunschprodukte und Nutzer real zusammen. Manche Problemlage „kippt“ sowieso an bestimmten Punkten. Individuelle Beförderungsgeräte braucht man nicht unbegrenzt … Sie stören sogar, wenn man übertreibt. Der Viertwagen vorm Haus bringt Ärger mit der Gesellschaft in Form des Nachbarn. Die übervolle Kühltruhe wird einfach lästig, wenn Lebensmittel verderben. Dann muss die Fehlkalkulation entsorgt werden. Je unkomplizierter man aber Ersatz aus den gesellschaftlichen Depots entnehmen beziehungsweise in solche zurücktauschen kann, umso häufiger macht man das auch. Wenn die neue Bestellung angeliefert wird, können die Restbestände abgeholt werden.
Klar: Es wird nicht DIE Methode geben. Aber warum nicht ein Versandsystem und Orte, an denen man optimale Kontakte zwischen Produktion und Verbrauch reguliert? Prinzipiell hieße das, dass man keinen der heute bekannten Vertriebswege ganz einsparte. Es würde innerhalb der vielen nur die Bedeutung des Internets steigen. Tauschbörsen. Aber daneben auch „Kauf“-Häuser, in denen man Kleidungsstücke am Körper testen kann. Die Erfassung über ein technisches System (über eines!) schränkt die heute normale Verschwendung von Ressourcen ein - bei Planbarkeit und bei unbeschränktem Zugang aller Weltbürger zum System – auch für die, die heute „Kulis“ sind. Das auszumalen wäre ein lohnender Gegenstand für Science Fiktion. Ich wollte nur andeuten, dass nicht schon allein daraus, dass nichts etwas kostet, eine Wegwerfgesellschaft entstehen muss,