Montag, 31. Januar 2011

Von Hunde-, Kirsch- und Marmorkuchen (3)

Wie funktioniert die „Einführung“ einer solchen Sprache?
Das Wichtigste ist die Übergangsphase. In Phase Null müssten zwei Dinge erreicht werden: Die Sprache muss als Ausgangsmasse vorhanden sein. (Keine Sprache ist endgültig. Zu jeder kommen neue Begriffe hinzu, weil neue Dinge neue Bezeichnungen erfordern, und manche Bedeutungen verändern sich auch aus einer Vielzahl von Gründen.) Und weltweit muss Einigkeit bestehen, dass man sie verwenden will.
Die zweite Frage prädestiniert das Problem einer Weltsprache für ein Diskussionsthema, das erst bei der Herausbildung des Kommunismus aktuell sein kann. Diese Einigkeit muss nämlich echt sein. Dabei geht es nicht um jeden Bergbauern, aber um alle Mitentscheider weltweit. Eine Mehrheitsentscheidung ist unzweckmäßig, weil sie stillschweigende Sabotage provoziert. Aber das Ergebnis kommt trotzdem. (Darauf komme ich noch zurück.) Diese Einigkeit ist aber erst möglich, wenn weltweit vom Grundsatz her gleiche Ziele verfolgt werden, jeder den Fortschritt des Anderen als seinen auffasst und umgekehrt. Im Prinzip.
Nun bedarf es einer Lehrergeneration. Es wird natürlich niemand daran gehindert, die neue Weltsprache schon zu lernen, aber der Schwerpunkt liegt in der Ausbildung potentieller Ausbilder.
Sind die beiden Ausgangsbedingungen erfüllt, folgen zwei Generationen allgemeinen fakultativen Unterrichts. Die normalen Erwachsenen sollten die Sprache lernen, die Kinder in Schule und Vorschule lernen sie als Sprache, auf wissenschaftlicher Ebene ist sie Bedingung für das Erreichen anerkannter Graduierungen. Innerhalb dieser Phase wird jeweils konkret geprüft, ob vor Ort die Ablösung der bisher gebrauchten Verkehrssprachen durch die neue Unterrichtssprache möglich ist. Das wird sowohl als absteigende Methode (also mit den älteren Jahrgängen beginnend) als auch prinzipiell vorstellbar sein. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass sich jüngere Kinder mit Erwachsenen in der neuen Sprache verständigen können.
Wie gesagt: Nach zwei Generationen (!) muss weltweit die allgemeine Schulsprache das Worldbasic sein. In dieser Zeit muss sich das Programm aller Medien auf das Senden in der Weltsprache umgestellt haben. „Normale Programme“ arbeiten zweisprachig (mit „Untertiteln“), allmählich lösen sich Regionalprogramme.
Womit die Frage im Raum steht, was aus den „heutigen“ Sprachen wird. Für jede einzelne Sprache lässt sich das nicht beantworten. Es ist vorstellbar, dass einzelne Sprachen sterben. Der Regelfall wird dies nicht sein. Der wird in der Pflege von regionalen und Gruppensprachen bestehen. De Umfang dieser Pflege wird stark variieren. Allein zum Training der Hirnleistung ist das Erlernen eine „Fremdsprache“ wichtig. Dabei wird eine neue Situation eintreten. Vergleichen kann man die entfernt mit der Situation von Erwachsenen, die sich zwischen eine „Jugendgruppe“ mischen. Sie stolpern über eine Unzahl von Ausdrücken, mit denen sie nichts anfangen können. Wenden sich die Beteiligten aneinander, so verstehen sie sich (sprachlich) vollständig. Ob dann als Beispiel Deutsch als Regionalsprache weiterlebt oder sich als Dialekt entfaltet, ist eine andere Frage. Eine weitere Frage ist das Aufblühen sehr interner Gruppensprachen, die immer aus dem Bedürfnis erwachsen, sich als Gruppe abzugrenzen. Diese Gruppensprachen beschränken sich aber meist auf spezielle Fachgebiete.

Sonntag, 30. Januar 2011

Von Hunde-, Kirsch- und Marmorkuchen (2)

Versuche, eine Sprache zur Weltverständigung zu entwickeln, hat es viele gegeben. Die vielen wenigstens noch dem Namen nach bekannte wäre dabei Esperanto. Praktisch gescheitert sind sie aber alle. Inzwischen verteidigt Deutschland bereits in der UNO seinen Größenwahn, dass auch Deutsch eine anerkannte Konferenzsprache, gleichrangig mit Englisch usw. sein müsse. Der technische Globalisierungsschub Internet brachte weitere Punkte im Kampf des Englischen um das Ansehen als Weltsprache. Die Bevölkerungsentwicklung begründet die berechtigte Frage „der Chinesen“, warum sie als größte Sprachgruppe die Sprache eines kleineren Sprachgebiets lernen sollen und warum nicht die Europäer Chinesisch lernen? Total unsinnig? In der biblischen Babel-Geschichte wird der Sprachverwirrung eine die menschliche Macht minimierende Wirkung angedichtet.
Es gibt also durchaus diverse Argumente für eine Weltsprache, aber wie sie aussehen könnte oder ob sie sich relativ „natürlich“ durch praktische „Auslese“ ergibt, besteht heute keine Einigkeit. Versuche, im Augenblick in solche Richtung zu gehen, sind mir nicht bekannt.
Ich bin nicht Mathematiker sondern Mensch. Für mich wäre JEDE Lösung ungerecht, bei der die Angehörigen einer Sprachgemeinschaft, egal wie groß sie heute ist oder wie technisch verbreitet die Nutzung der Sprache ist, ihre Sprache zur Weltsprache erheben können, die die Anderen zu erlernen haben, auch wenn damit eben nur 5 von 6 Weltbürgern etwas neu lernen müssten.
Es ist technisch auszuschließender Unsinn, eine Sprache zu entwickeln, die ausgewogen das Sprachrepertoire aller bestehenden Sprachen in sich aufnimmt. Nach dem Motto von 1000 Menschen sprach bisher einer Kisuaheli … also sollte jedes 1000. Wort aus dem Kisuaheli stammen. (Das heißt nicht, dass dies nicht technisch ginge. Ein Supercomputer könnte mit entsprechenden Daten gefüttert werden. Allerdings wäre es mitunter auszuschließen, bestimmte Worte einer Sprache zuzuordnen. Das von mir geliebte Wort Garage gibt es im „Deutschen“ gar nicht.)
Eine künstlich zu schaffende Weltsprache sollte meines Erachtens nur ein ungewöhnliches Merkmal haben: Die (Schrift-)Zeichen sollten neu sein und dabei so gewählt, dass jedem Laut ein Zeichen zugeordnet werden kann und umgekehrt. (Deshalb liebe ich das Beispielwort Garage so. Hier wird innerhalb eines Wortes derselbe geschriebene Konsonant ganz verschieden ausgesprochen. Und noch schöne wird es, nimmt man das Wort im Englischen dazu. Da sieht es gleich geschrieben aus, aber das zweite G klingt wieder anders.) Sicher wären die Transkriptionszeichen, die es ja heute schon gibt, damit man in etwa sehen kann, wie ein fremdes Wort auszusprechen ist, eine gute Grundlage. Ich plädiere aber dafür, dass, obwohl Handschriften insgesamt selten sein werden, sie doch technisch möglich bleiben müssen, also auch die Schrift per Hand schreibbar.
Ergebnis dieses technischen Kniffs: Die Texte in jenem „Worldbasic“ unterscheiden sich von jeder bisherigen Sprache, selbst, wenn sie einigen wenigen Sprachen vom Wortschatz ähnlicher sein werden als anderen. Der Aufwand, lauter neue Lautfolgen zu erfinden, nutzt niemandem. Aber „Worldbasic“ ist eben weder Englisch noch Chinesisch noch Latein (was zu alt wäre in seiner Begriffsmasse.)

Samstag, 29. Januar 2011

Von Hunde-, Kirsch- und Marmorkuchen (1)

Wäre ich ein richtiger Wissenschaftler müsste ich mich ständig an vorliegende Fakten halten. Da es ja zum Kommunismus noch absolut null Fakten geben kann, müsste ich Pseudofakten aufarbeiten, also das, was eventuell andere schon über das Wesen der künftigen Gesellschaft geschrieben haben.
Nun kann ich nicht vermeiden, dass in meine eigenen Gedankengänge Überlegungen einfließen, die ich irgendwann irgendwo selbst gelesen habe. Aber am freiesten lässt es sich doch nachdenken, wenn man viel Fantasie mit den Methoden des Marxismus mischt.
Was ist, wenn man etwas besonders abwegig Erscheinendes betrachtet, um damit anzudeuten, wie es in Zukunft zugehen könnte? Als gelernter Deutschlehrer und Schreibender sowohl auf dem Gebiet relativ normale Prosa und wortspielerische Lyrik habe ich auf dem Gebiet der Sprache dem Durchschnittsbürger gegenüber einen gewissen Vorsprung. Auf der anderen Seite gebraucht jeder halbwegs gesunde Mensch mindestens eine Sprache und hat sich meist auch irgendwann in Kinderzeiten gefragt, warum er zu einen Automobil Auto sagt – zumindest vorübergehend kommen solche Gedanken auf, wenn man erstmals feststellt, dass die Sache auch PKW oder car oder awtomobil heißen kann. Wenn mir nicht zu viel linguistisches Fachchinesisch dazwischen gerät, kann mir also auch jemand folgen, der bis eben noch nie über die „Sprache der Zukunft“ nachgedacht hat.
Ich behaupte einfach einmal, dass es in einer Weltgemeinschaft auch eine Weltsprache geben muss. Was nutzt mir als Beispiel eine chinesische Webseite mit original chinesischen Texten? Genauso nichts wie dem Chinesen meine Website nutzt.
Versuche, eine Sprache zur Weltverständigung zu entwickeln, hat es viele gegeben. Die vielen wenigstens noch dem Namen nach bekannte wäre dabei Esperanto. Praktisch gescheitert sind sie aber alle. Inzwischen verteidigt Deutschland bereits in der UNO seinen Größenwahn, dass auch Deutsch eine anerkannte Konferenzsprache, gleichrangig mit Englisch usw. sein müsse. ...

Freitag, 28. Januar 2011

Fortschritt

Im Folgenden werde ich leichte Probleme mit dem klassischen Marxismus bekommen. Dessen Ansatz für logische Ketten ist ein anderer. In Auseinandersetzung mit den Theorien seine Zeit war Marx gezwungen, die materiellen Grundlagen aller menschlichen Gesellschaften in der Produktion darzustellen. Daraus ergaben sich solche Verzerrungen, dass Fortschritt und Fortschritt in der Produktion identisch zu sein scheinen, Fortschritt zu sein scheint, wenn weniger Menschen in weniger Zeit mehr Produkte herstellen.
Nicht, dass das absurd wäre. Aber es ist ein typisches Produkt der Denkweise der damaligen Zeit. Es vernachlässigt m. E. jedoch total, dass Produktion nie Ziel, sondern immer Mittel ist. Genauso wie eine „Gesellschaftsordnung“ nie Ziel, sondern ebenfalls immer Mittel ist. (Was gerade ein Problem von „Kommunisten“ ist, denen der Kommunismus ein Ziel zu sein scheint, obwohl er das Mittel sein soll, „die volle und freie Entwicklung jedes Individuums“ zu erreichen – und zwar so, dass „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller“ ist. O-Ton Marx.
Darauf kommt es also an. Deshalb greift jeder Fortschritt in der Produktion zu kurz. Fortschritt bedeutet nach meinem Bild die realisierte Möglichkeit für die Menschheit als Ganzes, ihre Bedürfnisse in voller Breite angemessen befriedigen zu können.
Das bedeutet: Fortschritte, in denen die Entfaltung der einen (nur) über die Bedrückung der anderen erreicht wird, sind nur bedingt welche – nämlich nur insoweit sie geistige Kapazitäten für weiteren F. freisetzen. Fortschritt, der massenweise Hunger in Kauf nimmt, ist zum Kotzen.
Richtiger Fortschritt beginnt eigentlich erst, wenn elementare Bedürfnisse von Menschen wie satt sein (nicht hungern, nicht dürsten), warm und sicher wohnen und sich ohne wesentliche Risiken selbst reproduzieren können allgemeine Selbstverständlichkeit sind.
Fortschritt wird dann zur Möglichkeit, seinen Hunger an Stelle von Kartoffeln mit Reis oder Nudeln oder Mais usw. zu stillen, aus verschiedenen Fleischsorten auswählen zu können, aber eben auch so viel Obst und Gemüse zur Auswahl zu haben, um auf Fleisch verzichten zu können, von der Quantität zur Qualität wechseln zu können (wie gesagt: weltweit!). F. bedeutet in diesem Sinn auch, dass jedem Menschen in wachsendem Maße alle Künste im weitesten Sinne „zur Verfügung stehen“, also aktiv und passiv und auf der Basis allgemein geschärfter Sinne, dass er, der Mensch, die Ausführung von Tätigkeiten für die Allgemeinheit – heute meist „Arbeit“ genannt – als eine Erfüllung bringende „Kunst“ auffassen kann und auffasst … und dabei die allerweitesten Voraussetzungen seiner eigenen Reproduktion innerhalb seiner Umwelt „im Griff hat“. Das Wachstum eines Koeffizienten, der all dies zu berücksichtigen vermochte, wäre „Fortschritt“.
Man bedenke, wie wenig dieser Koeffizient unter „kapitalistischen“ Bedingungen nach vorn klickt, wenn durch eine technische Revolution a la Dampfmaschine die Massenhetze verallgemeinert wird, dass er sich aber bewegt, wenn dabei die Qualarbeitszeit sinkt und Massengrundbildung möglich wird usw.

Donnerstag, 27. Januar 2011

verdorben ...

Ich werde den halbgeistigen Erguss eines IG-Metall-Funktionärs immer noch nicht los, der dem Kriegsminister Guttenberg warnt ... nicht vor den neuen Toten, die jeder witere Kriegstag kostet, oder dem Leid, das er bringt, sondern davor, einen kleinen Teil überflüssigen Edelschrotts einzusparen, weil dies DEUTSCHE Arbeitsplätze gefährde!
Nun kann man dem Schniegelkopf zumindest zubilligen, dass er unter den überflüssigen Wertvernichtungen die überflüssigsten herausfindet und die zur Ballung auf Kriegsfähigkeit streicht. Und was versteht so ein Gewerkschafter? DEUTSCHE Arbeitsplätze! Dass sich die "Tagesschau" solch ein Bonbon nicht nehmen lässt und genüsslich zelebriert, wundert weniger. Wenn schon Kriege auf der Welt, dann sollen sie DEUTSCHE Arbeitsplätze einbringen?! Könnte es Deutschland nicht schaffen, seine Stellung in der Welt per Friedensposition zu begründen. Da gäbe es doch so viel zu entwickeln ...  

Mittwoch, 26. Januar 2011

Das eine und das andere …

In der gestrigen „junge Welt“ stand ein Artikel, in der ein Linker aus NRW den Abzug von ein paar Polizisten aus seinem Bundesland zu begründen suchte – weniger als 30 Stück. Er erwähnte AUCH, dass der militärische Einsatz Deutschlands in Afghanistan beendet werden müsse (so wie er gar nicht hätte begonnen werden sollen).
Ich finde den Ansatz richtig: Natürlich muss man das fordern und sich dafür einsetzen, was man eigentlich will. Genauso wichtig (mindestens) ist aber, das zu verändern, was man selbst und vielleicht unmittelbar verändern kann.
Dieses Sowohl-als-auch ist etwas besonders Kompliziertes. Die Waage zu halten zwischen dem „Endziel“ und dem gerade Machbaren – wobei ja auch das Endziel als machbar anzusehen ist, nur eben nicht im Moment – schaffen wenige. Die Kritik macht es sich meist einfach, indem sie über einen Ausschnitt behauptet, damit wäre das Programm verraten.
Nehmen wir Hartz IV. Klare Aussage: Es ist ein Instrument kapitalistischer Disziplinierung und gehört abgeschafft. So ist die Forderung aber unzureichend. Innerhalb eben jenes Kapitalismus wird es immer unterschiedlich drastisch praktizierte Unterdrückungsmechanismen geben (oder war Sozialhilfe „besser“?) Also müsste auf dieser Ebene eigentlich bereits die Abschaffung des Kapitalismus angesteuert werden. Dafür fehlen aber in Deutschland auch unter den Ausgebeuteten (noch) die Mehrheiten. Man darf also im Stil einer Gesine Lötzsch die bestehende Gesellschaft in Frage stellen. Man muss sogar. Man ändert aber für die Betroffenen erst einmal gar nichts. Also folgt der Schritt, zu prüfen, wann es eben diesen Betroffenen vertretbar besser geht, eventuell sogar der Disziplinierungseffekt aufgehoben wäre (Illusion des BGE). „Eigene“ Gutachten bringen 500 Euro als Satz ins Spiel und ins Programm (was ja schon eine Duldung des Mechanismus als Ganzem darstellt.) Nun aber folgt die Verhandlung zum Augenblick 1.1.2011. Da hat eine grottenschwarze Regierung die Bestimmungsmehrheit, die alle Betroffenen – einschließlich des Verfassungsgerichts – mit einem Fünfeuroschein zu verhöhnen gedenkt. Hier wäre es logisch, festzustellen, was man auf der Ausbeuterlogik eben jenes Verfassungsgerichts schon für angemessen hätte halten müssen, obwohl man es selbst anders sieht. Also richtig: Im Interesse der gerade jetzt Betroffenen sollte die jetzt mögliche Summe auf der Tagesordnung stehen – für die auch Mehrheiten möglich sind. Zumindest ist dies die richtige Taktik einer Parlamentsfraktion. Für die Partei als Ganzes stände die Aktivierung im weitesten Sinne Betroffener im Vordergrund, die „Belagerung des Reichstages“ im weitesten Sinne (und ggf. auch im engen).
So eine Logik funktioniert, wenn die kleinen Schritt in die Richtung der großen gehen, also den Arbeitenden und Abhängigen zu nutzen. Unmöglich ist dies jedoch, wenn man mitbestimmt mit der faulen Ausrede, dass es mit den anderen „noch schlechter“ hätte kommen können. Beispiel „Ein-Euro-Job“ oder „Bürgerarbeit“. Nach dem Motto, „im Prinzip“ dagegen sein, aber wenn man selbst die billigen Arbeitskräfte ausnutzen kann, dann ist es natürlich in Ordnung.
Aber genau genommen wird man sich selbst bereits untreu, wenn man nicht klar macht, dass jeder Kompromiss eben ein Kompromiss ist, der den Kampf für eine bessere Gesellschaft nicht ersetzen kann und soll, sondern nur der Tagesschritt in die große Richtung ist, der kleine Gewinn, weil de große noch nicht geht. (Das wiederum bedeutet, ständig zu prüfen, ob nicht doch größere Schritte gehen, um mit den kleinen diese großen nicht zu verhindern.

Montag, 24. Januar 2011

Friedensteuer ... eine Werbung, die ich gern weiter verbreite

Mit meinem Beitrag "Bundeswehrfahrzeuge abfackeln" habe ich einen ergänzenden Kommentar provoziert, auf den ich hiermit gern hinweise - einschließlich meiner Antwort darauf:

Gleich zwei entscheidende Hinweise.
1. Inwiefern haben wir normale Verhältnisse? Nur weil die Politiker sich weigern, das K-Wort deutlich auszusprechen. Seit Jahren befindet sich die Bundesrepublik im Krieg - ist das ein Normalfall, nur weil bei uns im Land keine Zivilisten getötet werden. Weil bei uns, im eigenen Land, keine Kriegsverbrechen begangen werden? Ist es also schon ein Normalfall, dass deutsche Soldaten an massiven Kriegsverbrechen beteiligt sind, Kinder, Frauen und Greise ermorden und ab und zu auch mal auf einen Taliban schießen, wobei auch der in seinem eigenen Land machen kann was er will und keine fremde Miltärmacht das Recht hat ihn in seinem Land zu erschießen. So weit ist die Manipulierung schon fortgeschritten, dass der schmierige Guttenberg den Krieg der Konzernbosse schon nicht mehr mit humanistischem Gelaber verklären muß sondernklar ausdrückt, dass es um Rohstoffe und deren Transportwege geht und das selbst Menschen die sich LINKS einordenen im Kriegsfall von einem Normalfall reden.
2.Es gibt seit Jahren die Gruppe "Friedenssteuer", eine Initiative, die bis hin zu Gesetzesentwürfen an die Regierung gebracht hat und sich auf Artikel 4 des GG stützt. Aus welchem Grund darf ein Mensch den Dienst mit der Waffe aus Gewissensgründen ablehnen, aber auf der anderen wird er gezwungen die Finanzierung von Kriegen und Kriegsverbrechen vorzunehmen. www.Friedenssteuer.de

Ich habe schon oft Materialien dieser Initiative mit an den Mann gebracht - auch, wenn diese Initiative sich vorwiegend aus gläubigen Menschen zusammenzusetzen scheint. In der Beziehung habe ich als Kommunist keine Berührungsängste mit Christen oder anderen Kriegsgenern zusammenzuarbeitet

Günther Wassenaar


Lieber Günther,
erlaube mir eine makaber klingende Antwort:
"Normale" Verhältnisse haben wir, insoweit wir eben Kapitalismus und Krieg haben. Die Politik mit anderen Mitteln ist für diese Gesellschaftsordnung normal, weil jeder Kapitalist, um einer zu bleiben, nach Maximalprofit streben muss. Er wird dazu ALLE erreichbaren Mittel benutzen. Durch ein starkes antiimperialistisches Lager ("Realsozialismus") können die Zugriffszonen eingeschränkt, aber das Wesen des Systems nicht aufgehoben werden.
"Normal" meint noch etwas anderes Negatives:
Nicht "normal" wären objektiv "revolutionäre Situationen", wo also der Bestand des menschenverachtenden Systems tatsächlich fraglich wäre, wesentliche Teile der Bevölkerung bereit wären, das System aktiv zu verändern.
Wenn der deutschen Bevölkerung AKTIV ihr Kriegszustand bewusst wäre - z. B. durch relevante Opferzahlen eigener Menschen - könnte dies ein Grenzzustand dafür sein

... und wer sich für Friedenssteuer interessiert, der ist schon auf einer guten Fährte ...

Sonntag, 23. Januar 2011

Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit (2)

Als die reale Geschichte den Visionen offensichtlich hinterher zu hinken begann, arbeitete Marx verstärkt an der Analyse jener Mechanismen der gegenwärtigen Gesellschaft, um seine Lebensfähigkeit nicht nur zu verstehen, sondern seine Beschränktheit erklären zu können. Für die folgenden Epigonen verselbständigte sich der Begriff der „Diktatur des Proletariats“ jedoch, verlor er oft seinen Bezug auf die reale alltägliche Kapital-Diktatur. Lenin nutzte einen der Spalte zwischen den Zeiten – das russische Proletariat war noch relativ unverdorben jung und das internationale Kapital hatte die Menschheit in einen qualvollen Weltkrieg geworfen - und versuchte, den notwendigen und politisch möglichen schnellen Schritt. Die welthistorische Dimension wurde aber durch das Versagen der europäischen, besonders des deutschen Proletariats ausgehöhlt. Das Jahr 1920 erlebte die Welt in einem Zustand, der so von Marx und Engels nicht „einkalkuliert“ worden war: Das riesige rückständige Land im Zangengriff der erfolgreichen internationalen Bourgeoisie. Wirtschaftlich, militärisch, politisch, ja selbst kulturell. Kriegskommunistische Anläufe erwiesen sich als offensichtliches Fiasko, weil es ihnen am notwendigen Umfeld mangelte. So war die geschichtliche Absurdität möglich, dass der Begriff „Kommunismus“ in Verbindung mit einem Stalin geraten konnte, bei dem sich Notwendigkeiten mit persönlicher Zweifelhaftigkeit und aus vielen Quellen angehäufter Macht eines Individuums im Namen einer imaginären Masse (Klasse) miteinander verbanden.
Inwieweit der entstandene Gordische Knoten auflösbar gewesen wäre, bleibt Spekulation. Dass die Folgenden dem Verführerischen der entstandenen Lage erlagen ist bis zu einem bestimmten Maß sogar verständlich.
Praktisch war aber die verblüffende Folge, dass es den kapitalistischen Staaten gelang, im Rahmen der „Schlussakte von Helsinki“ die „Menschenrechte“ als das Gut einzuklagen, das das ihre sei, wo den „diktatorischen Regimes“ Zugeständnisse abgetrotzt werden mussten und konnten.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“? Real hatten beide Seiten sich von dem Ideal verabschiedet – wenn auch aus verschiedenen Gründen und in verschiedenen Horizonten: Das Kapital, weil nur es selbst die Freiheit „verkörperte“, sie also nur in dem Maße umsetzen konnte, wie Menschen Kapital besaßen oder waren. (Im Prinzip konnte jeder alles – er musste es nur bezahlen können.)
In den Staaten, in denen die ökonomischen Binnenbedingungen für den Aufbau des Sozialismus bestanden, stellte eine zur Macht gezwungene bzw. gediente Elitekaste fest, wie gut es war, Partei des in einer Diktatur des Proletariats herrschenden Klasse zu sein, die die Macht ausüben müsse, für diese Klasse. Damit sei keinem Genossen von vornherein seine Ehrenhaftigkeit abgesprochen. Es geht nur um den entstandenen Nährboden, der Gorbatschows und Schabowskis leider fast zwingend hervorbringen musste. So entstanden Zerrbilder eines Systems, das eigentlich an die Utopie der Bürgerklasse, als deren Eigeninteressen noch denen des Volkes entsprachen, fortführen, aufheben und praktisch umsetzen muss, hätte müssen ...

Samstag, 22. Januar 2011

Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit (1)


1789 trat die französische Revolution mit einem Slogan vom Ideal „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“ in die Geschichte ein.
Ignorieren wir einmal das Blumige und glatt Schleifende, das jedem Slogan anhaftet, so ist als Ziel für zukunftsorientiertes Menschheitshandeln diese Orientierung gültig geblieben.
Wir wissen, dass die Losung unter Ungleichheit reproduzierende Eigentumsverhältnissen eine Illusion bleiben muss. Aber wird sie dadurch schlechter? War es nicht gerade das über die aktuellen Verhältnisse hinausweisende, das ihr so viel Anziehungskraft verschaffte.
Die Losung verschluckte zum Beispiel das Problem des Übergangs. Sie verschluckte einfach, dass zu aller erst die Gruppierung (Klasse) von der gesellschaftlichen Bühne verschwinden musste, die ihren Status von Geburt her über den anderer sozusagen Unter-Menschen stellte und dank eines Apparats stellen konnte. Sprich: Auch dieser Apparat musste weg. In welcher Form dies geschehen sollte, war vorher offen. Die „Aufklärung“ hatte sogar noch auf freiwillige Vernunft der Herrschenden gehofft. Letztlich mischten sich die Wut der Unterdrückten mit der sich bewaffnenden Widerstandskraft der alten Unterdrücker, die zu einem wesentlichen Teil zur physischen Vernichtung der ehemaligen Adligen führte. Während dieser Phase verselbständigte sich die „Gewalt“, wurde letztlich Beute neuer, wirtschaftlich auf die Machtübernahme vorbereiteter Herren – nennen wir sie Marx gemäß „Bourgeois“.
Um das Ideal, seine Ernsthaftigkeit, wurde es stiller. Es wurde ersetzt durch die Diktatur des Geldes, richtiger: des Kapitals, also jenes Geldes, das sich durch „Investition“ in „produzierenden Besitz“ vermehrt.
Es folgte eine Entwicklung, in der das Fortschreiten der realen Verhältnisse und deren theoretische Widerspiegelung auseinanderklafften.
Marx und Engels erfassten, was als nächstes passieren müsste, nennen wir es einmal die proletarische Weltrevolution zumindest in allen fortgeschrittenen Ländern der Erde. Marx stürzte sich auf das theoretisch unmittelbar dem Folgende Übergangsglied, erfasste, dass die Wirkung der indirekt zuschlagenden Diktatur des Kapitals nur abgebaut werden konnte durch eine direkt diese Schläge verunmöglichende Diktatur des Proletariats als zu diesem Zeitpunkt noch ungekaufte und nur „dumme“ Klasse. Da es der unmittelbar nächste Schritt hätte sein sollen, dessen Umsetzung Marx und Engels in unmittelbar bevorstehender Zeit erwarteten, schonten sie ihre Kräfte bei der Betrachtung des anzustrebenden Endes dieser Phase.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Bundeswehr-Fahrzeuge abfackeln?!

Man sollte reformistischen Kräften ihren Reformismus nicht gerade dann ankreiden, wenn sie sowohl auf ihrer parlamentarischen Ebene als auch als Demonstrationsredner bei einer Antikriegdemo gegen Kriege auftreten. Problematisch wird solcher Reformismus erst, wenn sie sich im Falle von Verfolgung der praktizierenden Antimilitaristen deren Unterstützung verweigern – Prozeß(kosten)hilfe hielte ich unbedingt für angebracht.
Wie aber sieht das mit dem Abfackeln von Bundeswehr-Fahrzeugen aus?
Persönlich bin ich im Normalfall (den wir haben) dagegen.
  1. Ich bin verwundert, dass noch niemand eine Rechtslücke entdeckt hat, die zumindest eine „Ehrenerklärung“ zulässt im Sinne von „Hiermit erkläre ich ausdrücklich, dass ich einer Verwendung von mir entrichteter Steuern direkter und indirekter Art für militärische Zwecke, insbesondere für Kriegshandlungen im weitesten Sinne außerhalb der zu verteidigenden eigenen Landesgrenzen widerspreche.“ Juristisch bewirkt das Abfackeln eines Kriegsgeräts zur Zeit, dass dieses durch ein neues zu Lasten des allgemeinen Staatshaushaltes, also auch der Mittel für Bildung, Kultur und Soziales ersetzt wird. In diesem Sinn schadet der Antimilitarist real de Allgemeinheit.
  2. Die wesentliche Ausnahme: Das konkrete Kriegsmaterial erscheint als technische Voraussetzung für einen unmittelbaren Kampfeinsatz (z. B. in Afghanistan). Sofern der Anti-Militarist die reale Hoffnung hat, durch sein konkretes Handeln einen tatsächlichen Kriegseinsatz verhindern zu können, und er die Aussicht hat, die Gefährdung von Menschenleben (egal, ob eigener oder aus deutscher Sicht ausländischer) unmittelbar zu verhindern, erwächst sein Einsatz auch bei der Zerstörung von Kriegsgerät (im weiten Sinn) aus dem Nothilfe-Gebot.
  3. Ein Sonderfall für Punkt 2 wäre die Aussicht, mittels einer ehe abstrakten „Nothilfe-Aktion“ eine Gesamtlage mit herbeizuführen, die zum Abbruch der Kriegshandlungen als Ganzes bzw. im Verantwortungsbereich des eigenen Landes führen kann. Dies bedarf aber eine wesentlichen Vernetzung des Handelns unterschiedlicher antimilitaristischer Strukturen.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Wie, bitte, geht´s zum Kommunismus? (5)

Wenn der gesamte Staatsapparat mit seiner Beamtenmaschinerie erobert / ersetzt wäre, wäre zwar vordergründig die politische Macht „erobert“, praktisch aber noch immer eine ausreichend starke wirtschaftliche Macht vorhanden, diese politische Macht auszuhöhlen und in ihr Gegenteil zu verkehren. Die Mittel dabei sind extrem breit gestreut. Natürlich kann dies der offene Aufruf zur Konterrevolution sein, aber das kann z.B. damit beginnen, dass vor der nächsten Bundestagswahl Fake-Fotos von Wagenknecht, Gysi und Lafontaine (beliebig ersetzbar, es geht ja nur ums Prinzip) beim Gruppensex auftauchen, für die man sich am Tag danach sogar entschuldigen kann (war ein Einzeltäter). Wirtschaftliche Macht bedeutet erst einmal Manipulationsmacht und unbedingt kulturelle „Hegemonie“ im weitesten Sinne. Günther W. erwähnte bei einem seiner Diskussionsbeiträge die DDR-Bürger, die alle ihre „Nachrichten“ in der Aufbereitung des Westfernsehens „genossen“ haben. Also selbst wenn in innerstaatlichen Grenzen die wirtschaftliche Macht des Kapitals gebrochen worden sein sollte, bleibt immer noch die „internationale Solidarität“ des Weltkapitals gegen jeden Schritt seiner geschichtlichen Entsorgung.
Bei der Durchführung dieses Revolutionsprozesses ist es sträflich, auch nur eine Maßnahme zur Stärkung der eigenen Position zu vernachlässigen. Offene Gewalt suggeriert schnellen oberflächlichen Erfolg, stößt aber mit dem Wesen von Sozialismus / Kommunismus zusammen: Im Gegensatz zu Merkel-Parolen bedarf die neue Gesellschaft wirklich der Übereinstimmung der Vernunft der Massen mit den angesteuerten gesellschaftlichen Zielen.

Wie, bitte, geht´s zum Kommunismus? (4)

 Ich bin zwar der chinesischen Politik gegenüber sehr skeptisch, aber ihre Auffassung, dass es den Sozialismus in den verschiedensten nationalen Versionen geben kann und muss, stimme ich zu. Das schließt aber auch ein, dass gegenseitige Hilfe, meinetwegen handfeste Solidarität und Abstimmung von Strategien überlebensnotwendig sind.
In diese Frage ordnet sich auch die Wahl der Methoden ein, mit denen zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft übergegangen werden kann. Eine Tudeh-Partei wird die iranische Gesellschaft nicht per Wahl verändern, eine kommunistische deutsche könnte dies prinzipiell schon eher, eine venezolanische erst recht…
Übergang ist dabei ein extrem langer Prozess. Bevor er überhaupt „Sozialismus“ heißen kann, muss die „Revolution“ abgeschlossen sein. Diese wiederum muss mit der politischen Macht beginnen. Diese wiederum wird wahrscheinlich mit der Übernahme der Regierung beginnen. Diese wiederum muss handlungsfähig sein gegen die (potentiell auch) politische Macht des „Kapitals“. Also eine Bundeskanzlerin Sahra Wagenknecht ist noch keine sozialistische Revolution. Nach der „Regierung“ muss auch der gesamte „Staatsapparat“ reformiert / revolutioniert werden. Was nutzt als Beispiel ein Enteignungsgesetz, wenn es ein paar Herren in Karlsruhe für nichtig erklären ... und niemand die Macht besitzt, diese Herren in Geistespension zu versetzen.
Mit der Bedeutung der anderen Ländern darf man sich nur nicht herauszureden versuchen. Da sollte man es einfach wie Lenin halten: An der eigenen Stelle das tun, was man für nötig hält, und darauf vertrauen, dass das die Anderen auch tun. Mit Glück – das brauchen auch Kommunisten – wird dann aus chinesischer harmonischer Entwicklung, „bolivarischer Revolution“, erfolgreichen Wahlkämpfen und Kampfkraft in verschiedenstem Sinne weltweit ein Übergangsprozess, der das Überleben der Menschheit ermöglicht. Ja, Glück braucht man auch wegen der unmerklichen Gefährdungen. Einmal mehr ein Dioxin-Skandal. Im Moment werden nur Zahlen bekannt. Was, wenn solch Profitjagd-Ergebnisse zum Beispiel die Zeugungsfähigkeit nachhaltig minimieren? Ein schleichender Contergan-Skandal, aufgedeckt in Jahren?!
Die entscheidende „Front“ im Kampf um eine überlebenswerte Zukunft ist die Vernunft. Solange die Entgeistungs-Impfungen gegen allein den Gebrauch des K-Wortes noch wirksam sind, gehen wir einer traurigen Zukunft entgegen ...

Dienstag, 18. Januar 2011

Wie, bitte, geht´s zum Kommunismus? (3)

Diese „Modernisierung“ muss im eigenen Interesse eine Anpassung an reale „Klassen“-Verhältnisse sein. Es mag ja prinzipiell richtig sein, dass ein hoch qualifizierter Computerspezialist zur „Arbeiterklasse“ gehört, sobald er „abhängig beschäftigt“ ist. Aber was hätte man davon, ihm das 99mal zu sagen? Zuerst ist er 100mal ein Mensch. Als solcher fühlt er sich und die Bedingungen dieser Welt sind an sich (!!!) soweit herangereift, dass er damit (also bereits in seiner Eigenschaft als Mensch!!!) im zwingenden, unlösbaren (objektiven) Widerspruch zum Kapitalismus steht. Dies versteht er eher als seine Klassifizierungen als „Proletariat“, (noch nicht) Prekariat und was es sonst noch gibt. Aber ehe wir uns an dieser entscheidenden Frage festbeißen, die nur eine von mehreren ist, zurück zur Ausgangsfrage, wie wir auf den Weg zum Kommunismus kommen können.
Obwohl ich dem „Land der Dichter und Denker“ entstamme, das ein „…über alles in der Welt…“ in seiner Nationalhymne kennt und also ungeheuer wichtig ist, muss ich sagen, zuerst einmal ist die Frage eine (auf vielen Ebenen) internationale.
Die letzte „Ebene“, sozusagen rückwärts, vom erhofften Ziel aus gedacht, ist der eigentliche Übergang vom „Sozialismus“ zum „Kommunismus“. Die ist unter den Bedingungen jeder Kommunikation erst möglich, wenn in allen noch-Staaten zumindest eine postkapitalistische Gesellschaft wirklich gesiegt hat, organisierter Egoismus keine Formen findet. Ein echter Kommunismus ist vollständig gewaltfrei; er ist demzufolge sytembedingt nicht zur Konfrontation mit organisierter Gewalt in der Lage. Jeder „kapitalistische“ Staat ist aber unbedingt „organisierte Gewalt“. (So wie sozialistische Staaten daneben sich ihnen bedingt anpassen müssen)
Dem geht jedoch ein langer Übergangsprozess voraus. Im Idealfall ist dies ein innerer im Sozialismus. Bevor irgendein Land sich an den Übergang zum Kommunismus machen kann – angenommen, alle übrigen Bedingungen wären gegeben – so muss das soziale und davor das gesamte wirtschaftliche Niveau der staatlich organisierten Welt auf ein überall anerkannt hohes Niveau gehoben werden. Ansonsten würde das Horrorszenario einer Immigrantenschwemme wahr, mit dem heute die imperialen Metropolen ihre Inselmauern begründen.
Kommunismus darf kein Selbstzweck sein oder wie ein solcher behandelt werden. Er ist nur dann lebendig, wenn er ausschließlich Mittel zum Zweck der Verbesserung der Bedingungen für allseitige menschliche „Glücksverwirklichung“ bleibt. Hier ist wirklich „allseitig“ gemeint. Insofern sind Maßnahmen zur Erhaltung eines lebenswerten Lebens auch heute kommunistisch, selbst wenn sie „revolutionäre Situationen“ hinauszögern. Auf die Komplexe „Friedenserhaltung“ und „Umweltschutz“ ist aber in einem gesonderten Punkt einzugehen. In dem Spruch, dass es den Menschen noch viel zu gut geht… steckt insofern schlicht Menschenverachtung.

Montag, 17. Januar 2011

Wie, bitte, geht´s zum Kommunismus? (2)

Daraus ergab sich bei der Revolution 1905 von vornherein ein wesentliches Gewaltpotential – weil sich eben der zu besiegende Zarismus darauf stützte – und daraus ergab sich der rote nach dem weißen Terror während des Interventions- und Bürgerkriegs bis 1922 (allerdings nicht die folgenden Verbrechen unter Stalin!) Daraus ergibt sich auch die WAHRSCHEINLICHKEIT von gewaltsamen Auseinandersetzungen und das Recht, die evtl. in einem Teil dieser Welt bereits erzielten Fortschritte gewaltsam zu verteidigen (verteidigen zu müssen) - was die Vollendung des Kommunismus zeitlich hinausschiebt.
Kommunisten der „alten Schule“ haben häufig ein sehr gespanntes Verhältnis zum Parlamentarismus. Die zugespitzte Formel „wenn Wahlen etwas verändern würden, wären sie verboten“, ist aber nur sehr bedingt treffend und nützlich. Auf jeden Fall aber ist sie undialektisch, weil sie eine Seite des „Klassenkampfes“ verabsolutiert (und die andere negiert – das sollte man trotz aller Verselbständigungstendenzen von „Fraktionen“ vermeiden).
Wenn wir überhaupt etwas absolut sagen können, dann etwas, was sich mit einem Begriff aus der Atomphysik beschreiben lässt: Es gibt eine „kritische Masse“. Hier sind keine kritisch denkenden Massen gemeint (die müssen wir voraussetzen!!!), sondern gemeint ist, dass alle Faktoren, die für eine solche (philosophische) "Revolution" gebraucht werden, eine bestimmte Größe erreicht haben müssen, um zu wirken. Um es für unsere Augenblickssituation beispielhaft zu machen: Sowohl die zahlenmäßige Stärke ihrer eigenen Mitgliedschaft als auch die Zahl der Bürger, die bereit sind, sich zu den Zielen der Partei zu bekennen, hat im Fall der DKP nicht die nötige kritische Masse erreicht, um - selbst mit einem richtigen Programm - die Geschicke der Gesellschaft entscheidend mitzubestimmen. Heute wäre der Zeitpunkt, sich „in Ruhe“ um die eigene Modernisierung zu kümmern, bevor nach Überschreiten jener kritischen Masse (was durchaus schnell gehen könnte) ein wirr strukturierter Zustrom von neu Interessierten folgt, dem dann einfach die „Qualität“ fehlen könnte.

Sonntag, 16. Januar 2011

Wie, bitte, geht´s zum Kommunismus? (1)

Stellen wir uns jetzt schon einmal die Frage, wie wir zu dieser neuen, tollen Gesellschaft (grins) kommen können. Wenn das die Vorsitzende der Linkspartei nicht darf, dürfen wir das natürlich auch nicht … und tun es auch trotzdem. Und antworten dem Einwand „Nicht schon wieder!“ „Genau!“ Nicht das schon wieder, was wir schon hatten. Zum einen, weil das alles kein Kommunismus war, wie er gedacht und notwendig ist, zum anderen, weil wir bitte nicht in die selben Verlegenheiten kommen wollen: Der wichtigste Grund, weshalb die Bolschewiki ihren Versuch einer anderen Gesellschaftsordnung machen mussten (!!!), war ja wohl ein Krieg, den keine Kommunisten vom Zaun gebrochen hatten, sondern der „Kapitalismus“ in seiner damals höchst modernen Form. Und dass sich ein z. T. stalinistisches und zum anderen Teil durchstalinisierte Staatenlager bilden konnte und musste, war ja wohl Folge des Überfalls des deutschen Faschismus auf ein mit seinem eigenen Aufbau beschäftigtes Land. Man kann ja Stalin alles Mögliche zuschreiben – ein Bilderbuch-Kommunist war er nun wirklich nicht – aber dass er sein Land vor der Barbarei bewahrte und noch ein paar Völkchen Europas mehr, nehmen ihm nur die Übelsten übel (die aber mehr werden)! Und die gerade Linie wäre der dritte Weltkrieg. Wieder angefacht von einer der kapitalistischen Mächte (von wem sonst) … nur diesmal mit der Option, dass die Erde nachher jener nach dem Tuba-Ausbruch ähnelte.
Da der Kommunismus auf keinen Fall ein normales, naturgegeben erreichbares Ergebnis menschlicher Entwicklung ist, muss etwas dazwischen liegen. (Das erlaube ich mir als nicht „normaler“ Mensch hervorzuheben.)
Man kann es sich einfach machen: Im philosophischen Sinne liegt dazwischen eine Revolution. Dies heißt aber nicht mehr als eine neue Qualität der Verhältnisse erreicht zu haben. Ob das etwas mit Gewalt, Aufstand und politischer „Revolution“ zu tun hat, ist damit nicht gesagt. Notfalls kann man da auf den Meister Lenin zurückgreifen, der klarstellte, dass
a) jegliche Gewalt zu vermeiden sei und
b) die Mittel, anzugreifen und sich zu verteidigen, von den Formen der Machterhaltung der alten herrschenden Klasse abhängig seien.

Samstag, 15. Januar 2011

Vom unse(e)ligen Berliner Linke-Niveau

Als ich den Beitrag von Marion Seelig las, haute es mir etwas die Füße weg vor Entsetzen. Auf welchem Baum ist diese Frau sitzen geblieben?!
Also: Parteien, die sich selbst ernst nehmen wollen, sollten zwei unterschiedliche Ebenen immer unter einen Hut zu bringen versuchen: Vision und Perspektive auf der einen Seite ( z. B. das Ideal christlicher Nächstenliebe) und Praktisch-Konkretes zu den Tagesaufgaben. Das verteilt sich natürlich in der Kompetenzebene unterschiedlich. Welches Gesellschaftssystem zwischen "Steinzeitkommunismus", Kapitalismus oder eben "Kommunismus" in der Welt heranwächst, wird sicher nicht in einem Kommunalparlament irgendeiner Stadt entschieden. Da wird nur umgesetzt, was "höheren Orts" beschlossen wurde. (Ein Grund, weshalb Skepsis gegenüber linken Fraktionen auf solcher Umsetzungsebene generell angebracht ist - weil sie eben nicht können, wie sie wollen sollten, wenn sie denn noch wollen)
Aus der Position des Pintschers aber der eigenen Vorsitzenden das laute Nachdenken über die Angemessenheit der heutigen Weltordnung zu versagen schwankt zwischen Unverschämt- und Dummheit.
In einem Nebensatz taucht es selbst bei ihr auf: Gesine Lötzsch hat kein Plädoyer für den Kommunismus gehalten (geschrieben), sondern nur a) sich der Parteilinie entsprechend zum "demokratischen Sozialismus" bekannt und (das wird natürlich fast überall unterschlagen) b) dargelegt, dass und warum sie die zur Zeit herrschende Gesellschaftsordnung für überwindungsbedürftig hält.
Aber anstatt den Schmutz des "Kapitalismus" (meinetwegen ohne ihn so zu nennen) auf- und damit anzugreifen, verfestigt diese Linken-Dame verfälschende "Kommunismus"-Bilder, als ob die Regimes, die Pol Pot oder Stalin errichtet hatten, etwas mit tatsächlichem Kommunismus zu tun hätten.
Aber wahrscheinlich weiß sie das gar nicht und hält auseinandergefallene Berliner Mauersteine für das "Fundament" eine "Kommunismus"-Grauens, das sie natürlich nicht wünschen kann.
Wo bitte nimmt diese Frau die "Gewissheiten einer Rosa-Luxemburg-Konferenz" her, die ihr so suspekt sind? Welche meint sie? Wenn es denn überhaupt eine gab, dann die, dass an den Platz des heutigen Kapitalismus etwas grundsätzlich Anderes gehört. Wenn aber einer Linken das "suspekt" ist, ist sie keine mehr. Dann hat sie die Frontstadt- Bullenbeißer-Sprache bereits verinnerlicht.
Und die bösen Teilnehmer dieser Konferenz sind zu Vera Lengsfeld und ihren Pro-Faschis losgezogen, um die Meinungsvielfalt zu unterdrücken. Ist Frau Seelig nun nur naiv oder steht sie schon hinter einer Rechts-Polizei?

Freitag, 14. Januar 2011

Wer sind die Bösen? - Wurzeln für den Erfolg faschistischer Regimes


Wer je die Gelegenheit hatte, sich mit Henkern, Mitläufer-Faschisten oder anderen Mitmachern in einem auf moralischen Verbrechen gestützten System zu unterhalten, stieß sicher neben den Überzeugungstätern auf die riesige Gruppe derer, die ihr Verhalten mit zwei Argumenten zu rechtfertigen suchen:
  • Wenn ich den Job nicht angenommen hätte, hätt´s ein Anderer getan, und
  • ich brauchte ihn zum Leben.
Natürlich sprechen dabei auch viele nicht unbegründet vor der Angst, für eventuellen Widerstand bestraft zu werden. Aber lassen wir die etwas „außen vor“.
An der Oberfläche bleibt der selbst ernannte Richter, der fragt, was denn das für Individuen, für Menschen seien. Natürlich kann man all denen Charakterschwäche und Ähnliches vorwerfen. Aber wäre damit das System erklärt? Also Faschismus als Beweis für die Schwäche „des Menschen“?
Nur in einer Hinsicht: Da die Zahl der „Mitläufer“ im Normalfall die Mehrheit ausmacht, hieße das, dass sich jedes System, dass sich einmal installiert hat, dauerhaft halten kann, wenn es nicht in sich selbst zerfällt.
Marxistisch radikal zu denken geht anders. Da muss man sich die Frage stellen, was zu verändern wäre, damit die beiden Argumente nicht mehr griffen. Denn die zwei Argumente belegen ja eben nicht, dass „die Menschen“ „schlecht sind“. Sie sind ja sachlich richtig. Natürlich hätte Herr X das Angebot, Henker zu werden, nicht annehmen müssen. Aber dann wären vielleicht seine Kinder Hungers gestorben. Ist e also schlecht, weil er seine Kinder dem Schicksal fremder vorzieht?
Radikal gedacht heißt also, Gesamtbedingungen zu schaffen, die keines Henkers bedürfen, solche, die der gewaltsamen Machtausübung überhaupt den Boden entziehen. (Das schließt eben auch die Bedingungen ein, die Systeme ein, denen man den Namensstempel „Stalinismus“ verpasst hat.) Deshalb also kein „Privateigentum an Produktionsmitteln“. Dieses Eigentum zwingt den Einzelnen zu einem bestimmten Handeln, will er Eigentümer bleiben. (Wie die Formen, die Macht solchen Eigentums zu verteidigen, die Machtgeilen an die Oberfläche spült, die ihre Gegenmacht auf Gewalt stützen, z. T. Allerdings auch stützen müssen.)
Dasselbe gilt für die einzelnen großen Manager, die Ackermanns usw. Der Umfang ihres Erfolgs liegt in dem Grad, im dem sie sich den ungeschriebenen Gesetzen des abstrakten (!!!) Eigentums entsprechend verhalten.
Wie abstrakt solcherart Eigentum auftreten kann (nicht muss), zeigen die sogenannten Pensionsfonds, wie sie aus den USA in die Welt schwappen. Theoretisch wären die „Eigentümer“ u.U. Hunderttausende Gesichter auf eine angemessene private Rente Hoffender. Ebenso theoretisch verwalten Manager solche Fonds. Praktisch kämpfen die Fonds um ihre Selbstvermehrung. Sie würden sogar die aktuelle Existenz derer zerstören, die sie mit Einlagen für die eigene Rente füttern, wenn dies gerade taktisch Erfolg versprechend wäre.
Das große Fressen für Verbrechen aus Überzeugung ist, dass man eben, um von einem in den anderen Raum zu kommen, durch die Wand muss. Und selbst, wenn dort eine Tür ist, bedarf es vorübergehender Gewalt, um sie zu öffnen. Und erkläre einmal einem, der sein Zimmer geflutet sieht und dem das Wasser bis zum Hals steht, er dürfe aber die Klinke nicht drücken, weil dies Gewalt sei.
Wie froh war ich unter solchen Gesichtspunkten, in der DDR aufgewachsen zu sein, wo ich mich allen Menschen verachtenden „Befehle“ bereits entziehen konnte ..

Dienstag, 11. Januar 2011

Freiheit, Notwendigkeit und Bonbons ...

Die marxistische Freiheit geht von der Grundbeziehung zur (Um-)Welt aus. Sie nennt – verkürzt ausgedrückt – den Menschen frei, der seine Beziehungen bewusst gestaltet, weil er sie versteht. Als Konsequenz bedeutet dies, dass der Mensch in dem Umfang frei ist, in dem er mit seinem gesellschaftlichen Tun tatsächlich das erreicht, was er beabsichtigt hatte. Dabei sollte man noch zwischen Ebenen unterscheiden. Natürlich gibt es immer relative persönliche Freiheiten. Zugespitzt: Der kleine Junge wird sich erst einmal so frei fühlen, wie er Bonbons in den Mund stopfen kann, wenn ihm danach ist (ihm ist fast immer danach). Seine reale Freiheit wird „bürgerlich“ dadurch eingeschränkt, dass a) nur die eine Packung seine ist, die die Eltern ihm gegeben haben ... und die ist alle ... während die anderen Bonbons der Schwester gehören, und b) die Eltern sagen, heute bekommst du keine, weil du nicht lieb warst.
Frei im marxistischen Sinn wird er, wenn er a) bewusst entscheidet, dass er auch zum Zahnarzt geht, sobald die Karies gekommen ist bzw. auf die schädlichen Bonbons verzichtet, weil er die Folgen ihres Übergenusses schon vorher berücksichtigt und b) sich mit den anderen Familienmitgliedern geeinigt hat, wer wie viele vorhandene Gesamtbonbons wann nutzt, und sich an diese Vereinbarung, an der er gleichberechtigt beteiligt war, auch hält.
Hieraus ergibt sich die Schlagwortvereinfachung „Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit“. Es gehört zur marxistischen „Freiheit“ schon eine beachtliche Menge Vernunft und Einsicht und eigentlich natürlich auch unbedingt die Ausschaltung von nicht in der eigenen Verfügung stehenden Abhängigkeiten. (Insofern unterscheiden sich „Kommunismus“ und „Sozialismus“ sehr wesentlich, denn letzterer existiert noch unter entscheidender „Stützung“ durch Staatsorgane, die ganzen Menschengruppen Freiheiten gegen ihr Verständnis eingrenzen (müssen).
Besagter Beispieljunge kann gar nicht frei sein. Zum einen überblickt er im jeweiligen Moment sehr wahrscheinlich die Folgen seines Tuns nicht, zum anderen können die Eltern zu jedem Zeitpunkt die irgendwann spielerisch getroffene Vereinbarung aussetzen. Er ist wirtschaftlich von ihnen abhängig. (Der Verführung, ihm die zugestandenen Bonbons wegen Fehlverhaltens vorzuenthalten, kann kaum ein Elternteil widerstehen.)
Solche Abhängigkeiten bestehen in der heutigen Wirtschaft ständig. Jeder Besitzer hat in dieser Art jedem Nichtbesitzer etwas voraus. (Ich beziehe hier Besitzer natürlich auf „Produktionsmittel“ und sei dies der Zugang zu Verwaltungsvorgängen einer Programmsteuerung.)
Dies ändert sich im Sozialismus nicht. Dort werden zwar im Wesentlichen die Bedingungen beseitigt, die die Ausübung solcher meist unsichtbarer Unfreiheiten erzwingen. An ihre Stelle treten aber – zumindest so lange es eine Systemkonkurrenz im Weltmaßstab gibt – andere offene Einschränkungen von persönlichen Freiheiten.

Gesine Lötzsch, die Rosa-Luxemburg-Konferenz und das Wort Kommunismus – Warum ich enttäuscht war (5-8)

 5. Die wichtigste Kampffront auf dem Weg zum Kommunismus wurde aus meiner Sicht nur allzu randständig berührt: Die Vernunft. Jede (!) Form der kreativen Aneignung und Vermittlung alternativen Denkens. Die notwendigen Versuche, wieder jedem einzelnen Menschen auf seinem jeweiligen Niveau zu verdeutlichen, wohin wir wollen, warum wir das können und müssen. Vielleicht liegt ein Haken darin, dass natürlich der „innere Kreis“ sich dessen anscheinend auch nicht bewusst ist. Die Konferenz als Ganzes und die Podiumsdiskussion im Besonderen hätte hier eine herausragende Funktion gehabt. Im Wesentlichen wollten die 2000 Teilnehmer wissen wie weiter. Zumindest hatte in diesem Kreis niemand zu überwindende Berührungsängste, weil hier alle der Gedanke eint, dass es auf der Welt kapitalistisch nicht weiter gehen darf. Man kann mit dem Slogan „Wir haben keine fertigen Rezepte“ auch die eigene Unfähigkeit bemänteln, die Feigheit, etwas gesagt zu haben, was sich im Nachhinein als Fehler erwiesen haben könnte. Wir brauchen aber Rezepte. Keine „fertigen“, aber solche, mit denen wir zumindest die Behandlung beginnen können. Auf den Tisch müssen sie! Und wenn da einer sagt, wir brauchen „Kommunismus-TV“ in den Sprachen der Welt … dann sollten wir nicht nur darüber lachen, sondern zusammen nachdenken.

6. Mein Steckenpferd muss auch rein in mein Meckern des Kleffpinschers: Niemand wagte Visionen der realen kommunistischen Gesellschaft, wie sie wünschenswert aussähe, als gäbe es da Denkverbote. Niemand wagte den Gedanken „Kommunismus ist machbar, Herr Nachbar … weil … die „Produktivkräfte“ ihn EIGENTLICH ermöglichten und erforderten. Na, wenn WIR uns nicht trauen – wer dann?

7. Die vorherrschende Denkweise auf dem Podium war leider noch ein ständig unterschwelliges Entweder-Oder. Weg damit! Ja, in gewissen Ansätzen ist es berechtigt, von einer „schleichenden Faschisierung“ der Gesellschaft zu sprechen. Aber auch das lässt noch mehrere Optionen zu. … Womit wir bei der Rolle einer kommunistischen Partei wären. Können wir uns nicht ein neues Rollenverständnis vorstellen? Eine solche Partei als moderierende Kraft innerhalb eines breiten linken Spektrums? Die es zum Beispiel auch schafft, Punkt-Widerstände wie den gegen Stuttgart 21 vor dem Geislerschen Gefrierschrank zu bewahren? Wollen wir etwa KEINE Menschlichkeitsordnung?! Haben Bürgersorgen da etwa NICHT den ersten Platz? Auch hier sollten wir in uns gehen: Kommunismus ist kein Selbstzweck, sondern wird von uns nur deshalb angestrebt, weil er den Rahmen bietet, innerhalb dessen die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse in ihrer Gesamtheit am umfassendsten möglich wäre.

8. Letzter Anwurf: Innerhalb ihres jW-Artikels griff Gesine Lötzsch einen durchaus auch bürgerlichen Gesellschaftsbeobachtern nicht fremden Gedanken aus linker Sicht auf. Natürlich KANN der Weg zum Kommunismus ein langer, steiniger sein. Natürlich KANN die Selbstzerstörung der Menschheit so schnell oder so schleichend vor sich gehen, dass es sie als Pseudo-Intelligenz einfach nicht mehr gibt. Aber wir dürfen nicht jedes Szenario ausklammern, dass die Völkergemeinschaft plötzlich vor einem Scherbenhaufen imperial(istisch)er Unternehmens- und Staatspolitik steht. Die Möglichkeiten zum Systemselbsterhalt (meinetwegen mit dem Nachsatz „zu Lasten der Unterdrückten“) sind größer als in vergangenen Jahrhunderten. Die „Bankenkrise“ konnte zur „Bankenfütterungslösung“ umgewandelt werden. Aber was ist, wenn die dazu erforderlichen politökonomischen Drahtseitakte einmal scheitern? Wenn zig Millionen hoffnungslos Hoffende sich in einer neuen Völkerwanderung überlebenshungrig auf die „Metropolen“ zu auf den Weg machen? WIR müssen dann nicht nur Rezepte haben … wir müssten sie sogar anwenden. Kommunismus …???

Montag, 10. Januar 2011

In der DDR gab es mehr "sozialistische Persönlichkeiten" als es den Anschein hatte und noch viel mehr als wir heute unterstellen (4)

Bis zu dem Augenblick der Entdeckung, in ein unbegreifbares Räderwerk missratener „Planwirtschaft“ verbessernd eingreifen zu können, hätten die Arbeiter jener Brigade jeden mit tiefster Überzeugung ausgelacht, der sie als „Eigentümer“ ihres Betriebes bezeichnet hätte. (Höchstens im Witzsinn, dass „aus den volkseigenen Betrieben noch viel mehr herauszuholen“ sei.)
Dabei spielte ein zweiter Aspekt eine große Rolle: Sie empfanden sich in dieser Situation als Gemeinschaft, in der jeder sein Stück zu eben dem großen Ganzen beitragen konnte. Keiner hätte sich selbst getraut, so einen „Neuerervorschlag“ aufs Papier zu bringen. Dazu hatten sie ja mich. Aber mit Feuereifer waren sie sofort dabei, mir das Problem mit seinen Handgriffen zu erklären – ich brauchte es nur noch für sie aufzuschreiben (und einige Berechnungen dazu anzustellen). Jeder kannte jeden. Alle vertrauten einander.
Nun denke man dies in die Zukunft hinein. Es wird technisch immer unkomplizierter, Kollektive aus Interessierten in aller Welt zusammenzubauen. Was spricht dagegen, selbst einen Tasmanier in das eigene Team aufzunehmen? Oder einen Sudanesen. Wenn der kein Konkurrent um den eigenen Arbeitsplatz im engen und weiten Sinn ist, wird er zum Exot, mit dem man sich schmücken kann, und in dessen Mails Einfälle auftauchen … also normal sind die nicht, aber andere Teams kommen eben nicht auf dieselben, ätsch,... und wenn, dann wenigstens nicht so schnell. Welch produktives Spiel! In das Gefühl von Arbeit, Mühe, Stress, sich für andere Aufreiben tritt allmählich etwas Anderes: Spaß!
Viele freie Kontakte. Natürlich müssen „anerkennende Institutionen“ vorhanden sein, selbst wenn deren Anerkennung nicht erfolgen sollte. Das Gefühl, es „den anderen so richtig gezeigt zu haben“ ist auch eine nicht zu unterschätzende Triebkraft, wenn es sich mit dem Gedanken verbindet, etwas Nützliches getan zu haben...
„Meine“ Jugendbrigade ist an einer konkreten Aufgabe aus dem Frühsozialismus gewachsen, herausgewachsen. Die Höhe der Prämie rückte völlig aus dem Blickfeld. Einzig wichtig blieb der Gedanke eines Sieges – vergleichbar mit irgendeiner sportlichen Meisterschaft.
Nun übertrage man das auf Verhältnisse, in denen die meisten quälenden Routinen, sofern sie nicht verschwunden sein werden, von Automaten übernommen wurden...

Gesine Lötzsch, die Rosa-Luxemburg-Konferenz und das Wort Kommunismus – Warum ich enttäuscht war (1-4)

 Viele Besucher sind im Verlauf der Podiumsdiskussion enttäuscht gegangen. Ich nicht. Aber meine Enttäuschung lag weniger darin, dass ohne die Parteivorsitzende der Partei „Die Linke“ nur noch zweitrangige Persönlichkeiten miteinander diskutierten, sondern auch darin, wie schwach deren Perspektivenblick in Richtung des „Kommunismus“ war, den die Höhepunktveranstaltung eigentlich im Blick haben sollte. Was schmerzte mich besonders?
  1. Keiner der Disputantantinnen (auch Gesine Lötzsch in ihrem vorausgegangenen akzeptablen Statement zuvor) schien sich bewusst, dass es weltweit bisher nirgendwo „Kommunismus“ gegeben hat, ja nicht einmal „Sozialismus“, wenn wir bitte das zugrunde legen, was Herr Doktor Marx und sein Nachfolger Lenin als wesentlich für eine solche Gesellschaft ansahen. Es ist eben ein Unterschied, bestimmte Verhältnisse anzusteuern, in der Annahme, sie so erreichen zu können, zu handeln, ODER sie zu haben. Wer im Meer schwimmen will, kann die Qualität des Wassers nicht über die Kantigkeit der Strandsteine bewerten. (Gesine Lötzsch versuchte das Problem wenigstens anzudeuten, indem sie den vergangenen Entwicklungsstand der Ostgesellschaften als „autoritären“ in Abgrenzung zum angestrebten „demokratischen“ Sozialismus zu fassen anbot.) Solange wir also auch Interessierten nicht deutlich machen, wir waren nicht dort, wo wir hin wollten, sondern in einer langen, krummlinigen „Revolution“, werden wir sie nicht zum neuen Anlauf gewinnen.
  2. Alle Beiträge vernachlässigten das, was den Charakter der Konferenz als Ganzes ausmacht: Sie übersahen, dass es keinen deutschen Kommunismus geben kann und ein „deutscher Weg“ dorthin immer in die Weltentwicklung eingebunden ist. Lenin faselte auch erst dann von der Möglichkeit des Sozialismus in einem Land, als er absehen musste, dass seine notwendigen internationalen Partner für die Gestaltung einer besseren Weltordnung vorerst ihre Pflicht nicht meisten konnten.
  3. Aus dem verkürzenden deutschen Blick wurde mitunter über „des Kaisers Bart“ gestritten. Dass die Übernahme der Regierung durch sozialistisch orientierte Kräfte prinzipiell auch durch bürgerliche Wahlen möglich ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika. Sie bestätigen allerdings auch die Theorie, dass es darum geht, den alten Staatsapparat durch einen neuen zu ersetzen und sozialistische Produktionsverhältnisse hergestellt werden müssen, um das eigene humanistische Menschenbild umzusetzen. Dieser Prozess hat in den zu beobachtenden Staaten noch nicht die Reife, um prophezeien zu können, wie er enden wird.
  4. Im Zeitalter der Geheimdienstwellen, wo man nicht zwingend beweisen kann, ob nicht die NPD eine Unterorganisation des „Verfassungsschutzes“ ist, wo die „Stasi“-Hysterie schon dadurch besonders pikant-lächerlich sein sollte, dass der Umfang der angestrebten und teilweise bereits erreichten Totalüberwachung Umfang und Möglichkeiten der DDR-“Sicherheitsorgane“ um ein Vielfaches übersteigt, deutet auf Weltfremdheit hin. Das bedeutet nicht, als revolutionäre Kraft auch mit Formen der Untergrundarbeit zu „spielen“.

Sonntag, 9. Januar 2011

In der DDR gab es mehr "sozialistische Persönlichkeiten" als es den Anschein hatte und noch viel mehr als wir heute unterstellen (3)

... Dann aber passierte etwas Ungewöhnliches. Es ist klar, dass wenn auf solche Weise immer wieder jemand kam von „da oben“, der sich nicht überheblich zeigte, dass man mit ihm quatschte - auch über Arbeitsangelegenheiten. Und irgendwann wunderten wir uns über überquellende Überschüsse an einer Ventilsorte, von der es eigentlich gar keine hätte geben dürfen. Buchtechnisch. Es stellte sich heraus, dass bei einem Fertigungsvorgang eine vorgefertigte Verschraubung nicht passte und die Arbeiter das vorgesehene Ventil dann durch ein anderes ersetzten. Das ausgebaute existierte zum Erbrechen, das dafür eingebaute fehlte natürlich. Dort hatte irgendwer etwas falsch gemacht, falsch geplant oder was auch immer…
Schließlich entdeckten wir den Fehler in der technischen Zeichnung. Der Kampf begann … und er endete mit einem gemeinsamen „Neuerervorschlag“. Die versoffenen Rumsitzer mit ihrer missglückten Schulbildung – schließlich waren das alles DDR-Schüler, die ihre Schulen mit schlechten Noten beendet hatten – waren nicht wieder zu erkennen. Mit einem unbeschreiblichen Eifer versuchten sie die gemeinsame Aufgabe zu lösen, die eigentlich über ihre Möglichkeiten ging. Sie erwiesen sich im höchsten Maße als kameradschaftlich (teamfähig würde man wohl heute sagen), und waren unbeschreiblich begeistert, etwas am großen Ablauf verbessern zu können.
Plötzlich, als sie selbst an der Lösung eines Problems tüfteln durften (der Natur des Problems wegen mussten), übernahmen sie ganz selbstverständlich (auch ohne Lunikoff) die Initiative. Dieselben Menschen, die sonst überwiegend angetrunken von Schichtbeginn an den Dienstschluss erwarteten, empfanden sich als wichtig für das große Ganze. Sie handelten plötzlich als „Volkseigentümer“ - stolz auf ihren sichtbaren Wert.

Ich will nur als Randnotiz ergänzen, dass wir letztlich hart dafür „bestraft“ wurden. Ein Mädchen im Büro für Neuererwesen, das bis dahin nicht recht gewusst hatte, wozu sie eigentlich da war, erlebte ihre große Zeit. Da war etwas passiert: Ein Kollektiv aus Arbeitern und Angestellten hatte eine Projektantenarbeit bewältigt. Oh, und daran waren auch noch viele Jugendliche beteiligt. Dann machen wir die zur „Jugendbrigade“. Und jetzt müssen sie natürlich planmäßig (!) „neuern“ und … Also viel Bürokratisierung, die der spontanen Kreativität Planbahnen aufzwängen wollte. Aber das lege ich als „realsozialistisch“ deutsch zur Seite.
Wichtiger war etwas Anderes:

Samstag, 8. Januar 2011

In der DDR gab es mehr "sozialistische Persönlichkeiten" als es den Anschein hatte und noch viel mehr als wir heute unterstellen (2)

So ergab sich die Notwendigkeit, dass ich besonders oft jene „Brigade“ aufsuchen musste, die im Lager diese Teile zu verwalten bzw. zur Fertigung zu schaffen hatte. Dort lernte ich ganz pragmatische Arbeitseinstellungen kennen: Gearbeitet wird, wenn sich´s lohnt. Im Wesentlichen passierte deshalb in den ersten beiden Dekaden jedes Monats so gut wie gar nichts. Meist waren die geplanten Pumpen und Motoren sowieso noch nicht da. Warum hätte man die Fertigung mit den dann doch nicht benötigten Kleinteilen belästigen sollen? Wo dann ja sowieso neue Pläne kämen, nach denen dann andere Kleinteile gebraucht würden? In der dritten Dekade musste jedoch der aktuelle Monatsplan erfüllt werden, also der korrigierte, und dazu wurden die Arbeiter an den Wochenenden zur Arbeit gebeten … beispielsweise mit einer Anwesenheitsprämie von 50 Mark zusätzlich zu den Wochenendzuschlägen - nur dafür, dass die Gesichter erschienen. So war Geld zu verdienen, relativ viel Geld für DDR-Verhältnisse.
Was aber herrschte in den ersten beiden Dekaden?
Zum einen Langeweile, was das Arbeiten anging. Gelegentlich wurden ein paar Teile umgelagert, aber die meiste Zeit saßen die Kollegen, die nicht etwas für sich privat zu besorgen hatten, zusammen und frühstückten von acht bis drei. Da kein Mensch so lange essen konnte, wurde getrunken.
Mein Erscheinen bildete eine willkommene Unterbrechung der Eintönigkeit. Zum einen war ein „Sesselpfurzer“ frischer Anlass zu Spott, zum zweiten konnte man jemand einen Gefallen tun (denn etwas Anderes konnte es ja wohl nicht sein, seine Arbeit mit Einsatz zu machen als ein Gefallen für einen, der einen ganz lieb darum bat) und zum dritten war es ein Geschäft: Ohne eine frische Flasche Lunikoff, den gängigen Wodka, brauchte ich nicht zu kommen. Und ein Schluck mittrinken sollte ich. Und man war ja nicht so.
Dies war der NORMALE Ritus. (Damit die abgehetzten Wessis endlich verstehen, wie locker man das Arbeitsleben nahm ... und nehmen konnte – und es fragt sich, wo waren da die zeitungsreifen „sozialistischen Persönlichkeiten“?)

Freitag, 7. Januar 2011

In der DDR gab es mehr "sozialistische Persönlichkeiten" als es den Anschein hatte und noch viel mehr als wir heute unterstellen (1)

Am besten versuche ich es mit einem tatsächlichen Erlebnis aus meinen jungen Jahren Ende der 70er in der DDR. Diese Geschichte erzählte ich übrigens damals meiner derzeitigen Freundin, Schülerin einer „erweiterten Oberschule“ wie damals die DDR-Gymnasien hießen. Ich wurde dafür rüde beschimpft wegen Verunglimpfung der „Arbeiterklasse“ in ihrer realen Führungsrolle, wie sie diese ja aus ihrem Unterricht „kannte“.
Ich arbeitete als Angestellter in der Materialwirtschaft eines Produktionsbetriebes, genauer eines Betriebes innerhalb eines „Kombinates volkseigener Betriebe“ in dem die Endmontage von Hydraulikanlagen erfolgte. Ich war konkret zuständig dafür, dass die für die Fertigung der geplanten Aggregate erforderlichen hydraulischen Ventile bereitstanden. Das war eine höchst undankbare Aufgabe, da es sich sozusagen um Sekundärteile handelte: Wie der Plan vom Monatsanfang am Monatsende aussah, war ausschließlich davon abhängig, 1. welche Aggregate (Pumpen) und 2. welche Motoren hatten beschafft werden können. Um die Kleinteile kümmerte sich keiner bzw. ich, was kaum etwas Anderes war.
Nun konnte ich nicht für jedes Ventil Dienstreisen durch die Republik machen. Vor allem, weil oft Kleinteile aus in vergangenen Monaten korrigierten Plänen buchtechnisch noch vorhanden waren. Aber körperlich?

Donnerstag, 6. Januar 2011

Versuch 1 zu fliegen (13)

Welches Feingefühl verlangt es jedoch, die Sinne zu schärfen, um Gutes zu genießen! Der Wettbewerb um „billig“ in jeder Hinsicht ist tot. Bei heutigem Denken schlüge er in „teuer“ um, wollte man den Kommunismus „einführen“. Die normalen Menschen würden sich genau das leisten wollen, was man bisher entbehren musste, so wie sie es verstehen. Dabei besitzt jeder Mensch seine ganz spezifischen Eigenwerte und eine Reihe von „normaleren“ Fähigkeiten. Insgesamt viel, was es wert wäre, gepflegt zu werden. Aber dazu darf man natürlich nicht normal finden, allem einen „Preis“ zuzuordnen, es also hierarchisch (mehr oder weniger „wert“) zu bewerten.
Es ist ein natürliches Verhalten, dass wer mit gut ausgeprägten Muskelansätzen Kind war, mit großem Vergnügen eben diese trainiert und das Erfolgsergebnis anderen vorführt (und sei es allein zur Behauptung seines Selbstwerts). Der richtige Lehrer vermag diesem Jungen auch die Schönheit eines Gedichts und eines Liedes zu vermitteln, nicht, indem er ihn zum Singen zwingt, aber beim Zuhören. Jeder bringt das Seine ein.
Dabei ist „Lehrer“ hier weit aufzufassen. Natürlich muss es auch entschieden mehr professionelle Lehrer im heutigen Sinne geben, die eine elementare Fachwissenvermittlung begleiten können. Aber die jeweiligen biologischen Eltern werden normalerweise mehr Zeit und Ruhe haben, sich einfühlsamer mit der umfassenden Entwicklung ihrer Kinder zu beschäftigen. Das kann ergänzt werden durch „Lehrer“ in Sondersituationen, Ersatzmütter- und –väter, die manchen biologischen Eltern Erziehungsaufgaben abnehmen, damit jene Bios sich gesellschaftlichen „Superaufgaben“ widmen können. Die soziale Wertschätzung stellt ja alle Einzelaufgaben innerhalb der Gesamtgesellschaft auf gleiche Ebene. Das bedeutet andersherum, dass jeder einzelne Mensch bestimmte Aufgaben besonders wichtig nimmt bzw. sich selbst, wenn er genau diese Aufgabe zu erfüllen vermag.
Wenn es überhaupt ein „pädagogisch-didaktisches Grundprinzip“ weiter geben sollte, dann wäre dies Vielfalt und Abwechslungsreichtum. Die Notwendigkeit anderer Erziehung quält sich ja heute durch viele Debatten, z. B. die anzustrebende Aufwertung des „Mutterberufes“. Dies setzt aber in einer Marktwirtschaft unmögliche tatsächliche Gleichberechtigung voraus.
Wir dürfen nicht vergessen, dass ALLE Gerechtigkeit ungerecht ist.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Versuch 1 zu fliegen (12)

Damit sind wir bei einem allzu leicht missverstehbaren Problem. Ich nenne es der Provokation wegen den „neuen Menschen“, auf das Risiko hin, vorsätzlich missverstanden zu werden.

Um Kommunismus verstehen zu können, muss man immer wieder auf bestimmte Grundfragen zurückkommen. Die wichtigste dabei ist ohne Zweifel, mit welchem „Endziel“ alle Handlungen der „kommunistischen Gemeinschaft“ begangen werden: Die einzelnen (!) Menschen sollen sich besser entfalten können, und zwar im Gegensatz zu den vorangegangenen „Gesellschaftsordnungen“ ohne Ausnahme alle (!) einzelnen Menschen. (Dies als Seitenhieb gegen Leute, die den Kommunismus wollen als Gesellschaftsordnung anstatt ihn als Mittel für eben dieses Ziel Persönlichkeitsentfaltung zu begreifen.)
Was gehörte, bildlich gesprochen, aber zum „Entfalten“? Flügel!
Weniger bildhaft ausgedrückt heißt das, bis zum Erwachsenenleben müssen schon die Aufnahmefähigkeiten für vielfältige Reize vorbereitet sein, damit sich bestimmte Bedürfnisse überhaupt entwickeln konnten. Das Ziel der „allseitig gebildeten Persönlichkeit“ muss in der Kinder- und Jugendzeit durch gezielte Bildung von vielseitiger Genussfähigkeit umsetzbar werden. Bildung zwar also auch in Form von breit vermitteltem Allgemeinwissen, natürlich, aber eben nicht allein und nicht an erster Stelle! (Natürlich auch als Gehirntraining zur Fähigkeit, sich selbst Wissen anzueignen.)

Dienstag, 4. Januar 2011

Versuch 1 zu fliegen (11)

Oder du arbeitest mit realen Tieren. Das machst du, weil dir der Umgang mit den Tieren Spaß macht. Du weißt, dass die Produkte (Eier, Milch, Fleisch) notwendig für die menschliche Ernährung sind. Aber du kommst an deinen Arbeitsplatz auch deiner Kollegen wegen, die du dir eher aussuchen kannst als heute (und sei es über das Internet).
Haben wir bei diesen Fragen das Ausgangsproblem vergessen? Das Problem der Strafen, der „Sanktionen“ gegen „Nichtstuer“?
Nein. Wir haben nur plötzlich festgestellt, dass ein Teil der aus unserer Warte „Nichtstuer“ einen eigenen, andersartigen Beitrag leistet zu einem rundum zufrieden stellenden Leben. Das besteht einfach nicht nur darin, sich Güter zu kaufen, die jemand produziert haben muss. Im allerweitesten Sinne Kunst, hier in der verrücktesten Ausführung als „Lebenskunst“, gehört auch dazu. Wir erhalten sie uns heute mühsam scheibchenweise als Freiraum, als Kampf gegen Arbeitsverpflichtungen. Aber warum sollte denn eine Friseuse weniger wert sein als ein Manager oder Werkzeugschlosser? Kommunismus kann nur bedeuten, vom Tauschwertdenken runterzukommen auf die gemeinsame Gestaltung einer lebenswerten Lebenswelt als Ganzes.

Das normale menschliche Leben spielt sich in den verschiedensten Kleingemeinschaften ab. So etwas hat „im Osten“ einmal „Kollektiv“ geheißen. Man findet sich zusammen, um eine Aufgabe zeitlich begrenzt oder dauerhaft zusammen zu lösen. Ein gesellschaftliches Problem könnte eigentlich nur dann entstehen, wenn sich Gruppen zusammen fänden zum gemeinschaftlichen Rumhängen oder vorsätzlichen Schaden anderer, sprich, wenn dieser Schaden zur Norm einzelner Gruppen würde. Und hier kann man einfach nicht (um ein Beispiel anzuführen) die jugendlichen Pariser Vorstadtbanden als Maßstab nehmen. Deren Nährboden ist die vage empfundene Realität, dass sie in der Welt, in die sie hineingeboren wurden, einfach keinen positiven Platz haben, ja, nicht haben können, selbst wenn sie wollten. Dieselben Jugendlichen könnten unter kommunistischen Vorzeichen frei entscheiden, ob sie an etwas Spannendem mitbauen wollen, ob sie kleine oder große Künstler werden wollen, Tänzer, Sänger, alles zusammen… Da es keine Wertigkeit verschiedener Tätigkeiten gibt, ist alles, was man tut, „gut“, lohnenswert. Sie können sich einbringen, wie sie es verstehen.

Montag, 3. Januar 2011

Versuch 1 zu fliegen (10)

Ich spitze natürlich etwas zu: NICHTS Anderes tun als vorm Fernseher hocken (und das Bier dazu besorgen) ist natürlich übertrieben – das machen nur die Heruntergekommsten.
Aber es ist z. B. ein Symptom dafür, keine ordentlichen persönlichen Kontakte mehr zu haben. Man kann nur noch rumhängen. Wenn „die Arbeit“ einen allerdings richtig ausgelaugt hat, dann ist man u. U. wirklich so fertig, dass nix Anderes mehr geht als Rumhängen. Das ist hier aber nicht gemeint, sondern das "Rumhämgen" an Stelle von Arbeit. Allerdings wäre eine solche Arbeit auch nicht gemeint, wenn wir die sinnvollen Tätigkeiten im Kommunismus weiter „Arbeit“ nennen wollten.
Nun kennt diese zukünftige Gesellschaftsordnung keine Tätigkeit mehr, die von den menschlichen Bedürfnissen losgelöst ist. Entschuldigung, das mag unverständlich klingen, aber wer kennt nicht Leute ... wenn die auftauchen, wird jede Party ein voller Erfolg? Ist eine gemeinsame Veranstaltung abends im Kreise von Verwandten und Bekannten nicht etwas für das menschliche Leben Nützliches? Haben solche Leute dann nicht auch für dein Leben einen „Gebrauchswert“, obwohl sie u. U. „arbeitsscheu“ in heutigem Sinne sein könnten? Wäre unser Leben nicht ohne solche Menschen langweiliger? (Pech habe ich nur bei denen, die keinem Menschen dieser Art begegnet sind – oder sich aus verborgenem Neid selbst das Mitvergnügen vergällt haben)

Im „Klassenkampf“ zählen natürlich nur Zahlen. Arbeitsproduktivität, möglichst viel materielle Werte „erarbeitet“ haben. Das fiele erst mit dem restlosen Verschwinden des „Kapitalismus“ als erster Maßstab für den Nutzen einer „Tätigkeit“ weg. Dann wird aber auch das Gespräch am Arbeitsplatz über die aktuellen Probleme der Kindererziehung zu einem „Gebrauchswert“, der entsteht, indem wir arbeiten gehen und uns am Arbeitsplatz mit "Bekannten" treffen. Ist das kein (auch, zuerst einmal) ganz persönlich sinnvolles Ziel?! Sich einfach auszusprechen? Wir gehen ja davon aus, dass sowieso ein Großteil der anfallenden Arbeiten real durch die Maschinen ausgeführt wird, die wir nur beaufsichtigen. Heute interessiert es keinen fremden Menschen, ob konkret aus deinen Kindern ordentliche Menschen werden. Was aber gäbe es, kommunistisch gedacht, Wichtigeres?

Von Losungen, die verdummen

Eigentlich ist es ja egal, was eine Partei als Ziel in die Welt ruft. Entscheidend ist letztlich, was sie dann tatsächlich tut.
So sollte es sein. In einer bürgerlichen Demokratie der Manipulanten aber wird Losungen und Überschriften ein überhoher Wert zugemessen. Wie könnte es sonst sein, dass Parteien, die das "christlich" im Namen führen, wirklich für christlich gehalten werden, oder "sozialdemokratische" für sozialdemokratisch? Offenbar reichen die Abstände zwischen den Wahlstimmen-Abgabetagen aus, um die Enttäuschungen wegen der letzten unerfüllten Versprechen vergessen zu machen.
Man sollte annehmen, eine tatsächlich linke Partei - sie muss sich ja nicht kommunistisch oder sozialistisch nennen - durchbricht diese betrügerische Tradition. Aber man darf sich nicht zu früh freuen.
Nehmen wir den Grundsatz, Friedenspartei zu sein (das sein zu müssen - sonst wäre es keine sozial. / kommun. Pt.) Aus diesem Grundsatz müssen sich natürlich auch konkrete Forderungen ableiten. Und da kann man mitunter tricksen. Es ist eben ein Unterschied, ob man fordert, die NATO als Aggressionsbündnis aufzulösen oder zu erklären die NATO ist ein A. und Deutschland tritt als erstes aus. Einmal angenommen, die Partei, die so etwas in Deutschland fordert, käme in Regierungsverantwortung bzw. hätte maßgeblichen Einfluss auf die Regierungspolitik (z. B. durch Duldung).
Was passiert in Fall 1: Bei NATO-Tagungen beginnt die deutsche Delegation ihre Auftritte mit der Bemerkung "Also wie ihr alle wisst, sind wir gegen dieses Bündnis ..." Die anderen Delegierten nicken (sie wissen alle), bekunden notfalls, dass sie für friedenserhaltende Kriege (?!) sind, und fahren in der Tagesordnung fort.
Der Austritt Deutschlands aus der NATO wäre eine tatsächlich konkret einzuleitende Maßnahme. Dauerte zwar, müsste juristische Regularien durchlaufen, aber die, die es machen, können das Richtige tun.
Die Auflösung der NATO wäre zwar schön, sie in einzelnen Ländern zu fordern, ist aber allein die Sicht verbauende Papierpolitik.
Das Schwierige bei solchen Erwägungen: Wäre - ich betone den Konjunktiv! - wäre die Weltlage so, dass in mehr als der Hälfte der Mitgliedsländer der NATO Parteien vor der Regierungsübernahme ständen, die eine sozialistische Friedenspolitik zum Ziel hätten, so könnte dies anders sein. Dann könnte der Austritt der ersten Friedensnationen das Kriegbündnis ungewollt juristisch am Leben erhalten. Aber dies ist Illusion und wir sollten uns an Machbarem orientieren.
Andererseits kann man sich auch hinter dieser Denkweise verstecken. Selbstverändlich kann eine Kommune die Bundesgesetze wie die Gesetze des Kriminellen Hartz nicht ändern. Sich dagegen aussprechen ... ist leeres Gewäsch. Allerdings sollte man - wenn man denn dagegen ist - sich nicht gerade zum Vorreiter der Durchsetzung aller antisozialen Aspekte solcher Gesetze machen ...

Sonntag, 2. Januar 2011

Versuch 1 zu fliegen (9)

Wo beginnt „Gewalt“ und wo endet „Freiwilligkeit“? Bei der Anwendung oder Androhung von Schlägen / Folter? Doch wohl nicht.
Man muss einfach einmal wegdenken, dass man sich heute bestimmte Dinge und Menschen schlicht kaufen kann. Gäbe es aber das nicht, blieben immer noch freundschaftliche Beziehungen, die die, die sie nicht haben „Seilschaften“ nennen würden. Steht nicht derjenige bereits unter Druck, der seine Lieblingstätigkeit ausüben möchte, aber (erst fast und dann) alle, die solch eine gesuchte Beschäftigung ausüben dürfen, haben ihre „Herkulestaten“ hinter sich? Steht er nicht unter einem moralischen Druck, sie auch zu bewältigen – und sei es nur, um dazu gehören zu können? Und das Dazugehörenwollen ist eine mächtige Triebkraft – selbst ohne offenen Druck. Ein psychischer Druck, der z. B. wirkte, sobald man offen wählen DARF. Dabei bleibt zwar formal das Recht, geheim zu wählen durch Nutzung der Kabine, also formal die Freiwilligkeit. Aber dieses Wählen in der Kabine wird sofort zu einer Abgrenzungshandlung der Gesellschaft gegenüber. Je offener die gesamte Gesellschaft ist, umso stärker wirkt diese indirekte Anpassung. Das hat übrigens nicht notwendig mit Konformität zu tun. Wenn jeder offen seine Individualität „auslebt“, wirkt dies für „Anpasser“ genauso. Ein solcher „Anpasser“ muss eigene Individualität zeigen, allein um dazuzugehören!

Samstag, 1. Januar 2011

Versuch 1 zu fliegen (8)

Es wird aber ein solches Instrument sinnvoll bleiben, sozusagen als „Notreserve“ der Gesellschaft.
Und was ist mit denen, die sich entziehen wollen?
Erst einmal ist das eine typisch heutige Frage. So nach dem Motto, wer zahlt schon gern Steuern; was macht man, um trotzdem welche einzutreiben? Dieser Gedankengang setzt eine heutige Wahrheit voraus, nämlich dass wirklich JEDER sich nur widerwillig der Macht von Geld und Gewalt (bzw. der Gewalt des Geldes) unterwirft, soweit es nicht ausnahmsweise seine eigene Macht ist.
Aber einmal ernsthaft: Auch in den meisten von uns steckt schon ein Stück „Kommunist“. Wenn wir jetzt nicht anfangen zu suchen, in unserer Umgebung nach angeblichen asozialen Subjekten, faulen und verkommenen Menschen zu suchen, sondern uns einfach nur selbst befragen: Wollten wir etwa vom heutigen Tag an bis zu unserem Todestag uns vor den Fernseher hocken und durchgängig nichts anderes als Urlaub machen? Sind die Menschen, die für fast kein Geld arbeiten, einfach nur blöd und gezwungen? Geht nicht jeder Mensch auch ein klein wenig mit positiven Erwartungen arbeiten, so von wegen, er wird eben gebraucht, macht etwas Nützliches?! So ein klein wenig nur?
Wenn es nun aber nur genau so viel Arbeit gäbe, wie jeder arbeiten gehen möchte, um gebraucht zu werden? … und zu anderen, ganz persönlich sinnvollen Zielen… ?
Natürlich hängt die Begeisterung für bestimmte Ziele nicht unwesentlich vom Ziel selbst ab. Wie pervers muss jemand geformt sein, der sich am Töten Anderer aufgeilt und es gut findet, wenn zu „Ehren“ seines Todes eine Blechmarke installiert wird? Gegen das Arztsein spricht da eher nur ein Gefühl (Wissen) des Nicht-Könnens, kein Blut sehen zu wollen usw. (Der normale Mensch wie Arzt empfindet es glücklicherweise noch als abstoßend, wenn ein Arzt seinen Beruf als Gelderwerb auffasst und ausübt.)