Dienstag, 31. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (59)

Sofern es darum geht, Wohlbefinden vermittels Musik näher zu kommen, können wir drei Entwicklungsstufen der "Produktivkräfte" feststellen. (Wir klammern hier das aktive Musik machen aus und beschränken uns auf das passive Musik hören.)
In der ersten Stufe war die notwendige Voraussetzung für einen Musikgenuss die körperliche Anwesenheit der Musiker. Wir waren auf deren direkte Bedürfnisbefriedigungsarbeit angewiesen. Keine Musiker - keine Bedürfnisbefriedigung. Die Verhältnisse im Sinne eines "Überbaus" konnten dabei variieren: Die Musiker verbanden ihr Vergnügen mit dem der Gemeinschaft (Urkommunismus), die Musiker versuchten, ihre Kunstarbeit zu verkaufen (Marktwirtschaft) bzw. nicht Zahlende wurde von der Bedürfnisbefriedigung Musik hören ausgeschlossen (entwickelte Marktwirtschaft). Aber immer galt: Kein Musiker - keine Musik. Die unmittelbare Arbeit an der Bedürfnisbefriedigung war das Wesentliche, obwohl ein gewisses geistiges Eigentum (Text und Melodie) notwendiges in die Bedürfnisbefriedigung einfließendes Element war.

In der zweiten Stufe wurde das Bedürfnisbefriedigungsmittel Musik mittels eines materiellen Trägers zur Ware. Im äußeren Vorgang war sogar nur eben dieser Träger, ob der nun Schallplatte, CD oder wie auch immer hieß,die Ware. Es bestand weiter ein mathematisch nachweisbarer Zusammenhang zwischen der Arbeit der Musiker und den einzelnen Bedürfnisbefriedigungen. Allerdings waren die Musiker bei denen nicht mehr arbeitend anwesend und der materielle Träger konnte das Bedürfnis wiederholt befriedigen, ohne neu erworben werden zu müssen. Damit war dieser Bereich der Produktivkräfte anderen bereits objektiv (und z. T. dauerhaft) voraus: Wie auch immer ein Apfel "produziert" worden sein mag, er kann immer nur (höchstens) einmal gegessen werden.

Die technische Entwicklung auf dem "Musikmarkt" hat inzwischen aber schon die technische Ebene des Kommunismus erreicht: Natürlich ist der Ausgangspunkt aller Bedürfnisbefriedigung, dass irgendwann irgendwo einmal Musiker ihre Arbeit getan, also „Musik gemacht“ haben. Ihr Arbeitsprodukt kann aber unbegrenzt von jedem potentiellen Bedürfnis-Haber zur Bedürfnis-Befriedigung benutzt werden. Eine materielle Beschränkung gibt es nicht. Technisch kann gezählt werden, okay. Die Rückverwandlung in eine Arbeit ist aber ein völlig vom Bedürfnis abgetrennter, ja, ein ihm entgegen stehender materieller Vorgang. Er erwächst (unabhängig davon, dass man ihn mit dem geistigen Recht der "Autoren" begründet) aus jener zusätzlichen geistigen und materiellen Arbeit, mit der das Herunterladen von Musikstücken aus den WEB beschränkt bzw. in einen mit einem Kaufakt verbundenen Vorgang verwandelt wird. Rein technisch reichte ein Hochladen eines einmal "aufgenommenen" Musikstücks, um weltweit so gut wie ewig jeden Interessenten damit sein Bedürfnis befriedigen zu lassen.

Montag, 30. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (58)

Die alles entscheidende Frage ist doch aber, wie WIR uns den "Kommunismus" vorstellen. Nicht, was da irgendein Marx dazu gesagt hat.
In einem ganz anderen Sinn, als der das ausgedrückt hätte, ist die Frage schwierig zu beantworten. Für das wichtigste Merkmal allen Lebens unter entfalteten kommunistischen Bedingungen sehe ich nämlich die totale "Diversifizierung" an. Anders ausgedrückt: Es wird keine Regeln ohne so viele Ausnahmen geben, dass eigentlich die Ausnahmen die Regel sind. Aber die seit Marx voran geschrittene Entwicklung der "Produktivkräfte" gibt uns einige Erscheinungen vor, die es uns eigentlich leichter machen als den frühen "Kommunisten", uns eine solche Zukunft vorzustellen. Das klarste Bild bietet dabei die Kunst.
Der wichtigste Unterschied zwischen "progressiven" Weltanschauungen, die in Klassengesellschaften entstehen und solchen danach, ist die Rolle der Bedürfnisse bzw. der Produktion darin. Der Fortschritt der Geisteswissenschaften unter Klassenbedingungen war der Nachweis, dass die materielle Grundlage aller Gesellschaft die Arbeit ist und deren Bedingungen sind nun einmal die Verhältnisse in der Produktion. Der Kernpunkt aller Produktionsverhältnisse aber sind die Eigentumsverhältnisse. Gerade die verändern sich im Kommunismus aber nicht mehr, weil es sie gar nicht mehr gibt. In den Focus tritt dann das, was die Menschen von Anfang an überhaupt erst veranlasst hatte, zu arbeiten: ihre Bedürfnisse. Vor der Jagd kommt der Hunger bzw. beim Menschen immer stärker das Wissen, dass der Hunger kommen wird.
Legen wir das wieder etwas beiseite, zumindest den Hunger. Nehmen wir uns jenes Geflecht von Bedürfnissen vor, das wir mit Musik befriedigen. Nennen wir es vereinfachend den Wunsch nach Wohlbefinden.

Sonntag, 29. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (57)

Dabei ist das Bild an der Wirklichkeit wahrscheinlich eine Nuance nähe dran, als wir uns das heute ausmalen. Die Zahl der „Berufe“, die unsere kommunistisch lebenden Nachfahren einstmals erlernt haben werden, wird unterschiedlich groß sein. Man wird dabei Synergieeffekte feststellen, also dass Ideen zur Verbesserung des einen Fachs besonders von denen kommen, die in einem ganz anderen auch ganz andere Abläufe kennen gelernt haben. Dass also die Menschen im Lebensverlauf nacheinander mehrere Berufe ausüben werden, dürfte einen Heutigen nicht sonderlich verwundern. In ersten Ansätzen tauchen aber bereits heute technische Grundlagen dafür auf, dass der einzelne Mensch eines Tages tatsächlich auch im Laufe des Tages mehrere unterschiedliche Tätigkeiten nach seinem Gusto wird ausführen können. Der Umfang dieser Tätigkeiten ist allerdings auf solche ohne unbedingte zeitbezogene Anwesenheitspflicht beschränkt. Es besteht aber kein Zweifel, dass immer mehr Aufgaben an Rechentechnik daheim oder unterwegs erledigt werden können, und prinzipiell bereits „virtuelle Büros“ möglich sind. (Hiermit müssen wir uns intensiver beschäftigen.)
Leider gibt es bei Marx und Engels auch noch Erscheinungen, die das Jäger- und Fischer-Bild realistischer sein ließen: Schlicht und einfach lebten auf der Erde noch keine Milliarden Menschen. Man konnte sozusagen jedem einzelnen Menschen zehnmal mehr Fläche Land fiktiv zuordnen, auf dem er seinen Wünschen hätte nachgehen können, hätten dies die gesellschaftlichen Machtverhältnisse nicht blockiert. Aussagen über die Bevölkerungsentwicklung in 100 und mehr Jahren sind dagegen unseriös. Sie können alle zu prognostizierenden Faktoren nur evolutionär bewerten. Also revolutionäre Entdeckungen und Umwälzungen lassen sich eben nicht – schon gar nicht aufs Jahr – voraussagen. Und „junge“ Tendenzen werden „gewichtet“. Aber wann und warum tritt in Indien eine Europa vergleichbare Situation des „Bevölkerungsgleichgewichts“ (mit leichtem Abwärtstrend) ein? Was passiert, wenn die medizinische Entwicklung eine weitere Generation gesunder Lebender ermöglicht? Nun können viele Aussagen von Engels als Grundgerüst moderner wissenschaftlicher Ökologie gedeutet werden. Aber heißt das auch, dass der, der heute ein geplagter „Städter“ ist, im Kommunismus beim Angeln etwas Laptopartiges neben sich haben wird, um sich beim Fang für die vergnügliche Gruppenfischsuppe nicht zu weit von seiner geliebten Modelloptimierung für ein regionales Verkehrs- und Distributionssystem trennen zu müssen? Vielleicht nein. Aber es wäre voreilig, solche Vorstellung einfach als Unsinn abzutun. Mir erschienen sie zumindest denkbar.

Samstag, 28. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (56)

Die pathetischen Marx-Worte werden verschiedentlich benutzt. Sie klingen auch so allgemein, dass sie heute noch als hoffentlich zutreffend durchgehen können.
Die Aussage mit den Jägern und Fischern wird meist verschämt verschwiegen – und sei es aus Angst, die Theoretiker des Kommunismus lächerlich zu machen. Das ginge natürlich schon … wenn man dieses Zitat aus dem Zusammenhang reißt. Kein Mensch sich wird heute ernsthaft künftige Kommunisten als Jäger und Fischer vorstellen.
Allerdings ist dieser Ausflug der ansonsten ernsthaften Wissenschaftler in die Sphären der Belletristik unter mehreren Gesichtspunkten interessant.
Da schielt natürlich ein hoher Grad an realer Ahnungslosigkeit durch, welche Kompliziertheit die sachliche Arbeitsteilung im Kommunismus erreicht haben wird. Es ist sozusagen ein Beleg für deren Verhaftung in der Zeit, in der sie lebten – und Warnung an uns, dass unser Denken ja in unserer Zeit klebt. Selbst, wenn wir uns vorzustellen versuchen, wie es in der Zukunft aussehen könnte, können wir unsere Fantasie natürlich nur von dem Punkt aus abfliegen lassen, an dem unsere Gesellschaft gerade ist.
Zweitens lässt sich natürlich etwas Unbekanntes nur aus dem Vergleich mit Bekanntem erklären. Man stelle sich vor, es wären Zeitreisen möglich. Nun versuche man eine moderne Wohnung mit Fernseher, Computer, Musikanlage, Handy und Ceranfeld den Denkern Marx und Engels im Jahre 1844 zu erklären – von „normalen“ Arbeitern, zu denen die Gedanken der Theoretiker ja vordringen sollten, ganz abgesehen! Ich bezweifle, mich ihnen da wirklich verständlich machen zu können.
Drittens steckt natürlich ein rationaler Kern in dem niedlichen Bild: Dass wir heute froh sind, in dem Bereich arbeiten zu dürfen, den wir gelernt haben, hat doch zwei „Ebenen“ von Gründen. Der eine, klar, liegt in der Sache selbst. Die Masse an Wissen, um ein Computersystem zu programmieren, ist etwas größer als das Knowhow für den Fang eines Fisches. (Obwohl man auch die spezifischen Kenntnisse der Vergangenheit nicht niedrig schätzen sollte.) Es wäre also eine Verschwendung, sich erst eine solche Masse an geistiger Potenz anzueignen, und sie dann nicht einzusetzen. Daneben sind wir aber durch unsere Einbindung in den „gesellschaftlichen Reproduktionsprozess“ gezwungen, unser Geld mit dem zu verdienen, von dem wir beweisen können, dass wir es gelernt haben. (Wenn wir nicht zur herrschenden Klasse der Eigentümer gehören, für die das aber in einem bestimmten Grad auch zutrifft.) Allerdings verkümmern wir so auch: Wie vielen „Buchhaltern“ merkt man irgendwie an, dass sie Buchhalter sind … Natürlich ist das mit morgens, nachmittags und abends etwas unglücklich formuliert und man erkennt den Wunsch als Vater des Gedanken. In einer Welt der totalen Disziplinierung jedes Einzelnen zur Ausfüllung einer festen Rolle brach hier der Wunsch nach anarchischer Freiheit durch.

Freitag, 27. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (55)

Trotz dieses Fortschritts ist dieses gleiche Recht stets noch mit einer bürgerlichen Schranke behaftet. Das Recht der Produzenten ist ihren Arbeitslieferungen proportionell; die Gleichheit besteht darin, daß an gleichem Maßstab, der Arbeit, gemessen wird. Der eine ist aber physisch oder geistig dem andern überlegen, liefert also in derselben Zeit mehr Arbeit oder kann |21| während mehr Zeit arbeiten; und die Arbeit, um als Maß zu dienen, muß der Ausdehnung oder der Intensität nach bestimmt werden, sonst hörte sie auf, Maßstab zu sein. Dies gleiche Recht ist ungleiches Recht für ungleiche Arbeit. Es erkennt keine Klassenunterschiede an, weil jeder nur Arbeiter ist wie der andre; aber es erkennt stillschweigend die ungleiche individuelle Begabung und daher Leistungsfähigkeit der Arbeiter als natürliche Privilegien an. Es ist daher ein Recht der Ungleichheit, seinem Inhalt nach, wie alles Recht. Das Recht kann seiner Natur nach nur in Anwendung von gleichem Maßstab bestehn; aber die ungleichen Individuen (und sie wären nicht verschiedne Individuen, wenn sie nicht ungleiche wären) sind nur an gleichem Maßstab meßbar, soweit man sie unter einen gleichen Gesichtspunkt bringt, sie nur von einer bestimmten Seite faßt, z.B. im gegebnen Fall sie nur als Arbeiter betrachtet und weiter nichts in ihnen sieht, von allem andern absieht. Ferner: Ein Arbeiter ist verheiratet, der andre nicht; einer hat mehr Kinder als der andre etc. etc. Bei gleicher Arbeitsleistung und daher gleichem Anteil an dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erhält also der eine faktisch mehr als der andre, ist der eine reicher als der andre etc. Um alle diese Mißstände zu vermeiden, müßte das Recht, statt gleich, vielmehr  ungleich sein.
Aber diese Mißstände sind unvermeidbar in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft nach langen Geburtswehen hervorgegangen ist. Das Recht kann nie höher sein als die ökonomische Gestaltung und dadurch bedingte Kulturentwicklung der Gesellschaft.
In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!

Donnerstag, 26. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (54)

Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eignen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht, also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Schoß sie herkommt. Demgemäß erhält der einzelne Produzent - nach den Abzügen - exakt zurück, was er ihr gibt. Was er ihr gegeben hat, ist sein individuelles Arbeitsquantum. Z.B. der gesellschaftliche Arbeitstag besteht aus der Summe der individuellen Arbeitsstunden. Die individuelle Arbeitszeit des einzelnen Produzenten ist der von ihm gelieferte Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags, sein Anteil daran. Er erhält von der Gesellschaft einen Schein, daß er soundso viel Arbeit geliefert (nach Abzug seiner Arbeit für die gemeinschaftlichen Fonds), und zieht mit diesem Schein aus dem gesellschaftlichen Vorrat von Konsumtionsmitteln soviel heraus, als gleich viel Arbeit kostet. Dasselbe Quantum Arbeit, das er der Gesellschaft in einer Form gegeben hat, erhält er in der andern zurück.
Es herrscht hier offenbar dasselbe Prinzip, das den Warenaustausch regelt, soweit er Austausch Gleichwertiger ist. Inhalt und Form sind verändert, weil unter den veränderten Umständen niemand etwas geben kann außer seiner Arbeit und weil andrerseits nichts in das Eigentum der einzelnen übergehn kann außer individuellen Konsumtionsmitteln. Was aber die Verteilung der letzteren unter die einzelnen Produzenten betrifft, herrscht dasselbe Prinzip wie beim Austausch von Warenäquivalenten, es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer andern ausgetauscht.
Das gleiche Recht ist hier daher immer noch - dem Prinzip nach - das bürgerliche Recht, obgleich Prinzip und Praxis sich nicht mehr in den Haaren liegen, während der Austausch von Äquivalenten beim Warenaustausch nur im Durchschnitt, nicht für den einzelnen Fall existiert.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (53)

Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, daß die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind. In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden. Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.



Natürlich vergessen wir nicht die Randglossen zum Gothaer Programm:



Innerhalb der genossenschaftlichen, auf Gemeingut an den Produktionsmitteln gegründeten Gesellschaft tauschen die Produzenten ihre Produkte nicht aus; ebensowenig erscheint hier die auf Produkte verwandte Arbeit |20| als Wert dieser Produkte, als eine von ihnen besessene sachliche Eigenschaft, da jetzt, im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft, die individuellen Arbeiten nicht mehr auf einem Umweg, sondern unmittelbar als Bestandteile der Gesamtarbeit existieren. Das Wort "Arbeitsertrag", auch heutzutage wegen seiner Zweideutigkeit verwerflich, verliert so allen Sinn.

Dienstag, 24. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (52)

Nicht übersehen darf man die Einleitung „Zur Kritik der politischen Ökonomie“, auf die ich mehrmals werde eingehen müssen:



In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den <9> sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muß man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewußt werden und ihn ausfechten. Sowenig man das, was ein Individuum ist, nach dem beurteilt, was es sich selbst dünkt, ebensowenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewußtsein beurteilen, sondern muß vielmehr dies Bewußtsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären.

Montag, 23. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (51)

Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser Bewegung ergeben sich aus der jetzt bestehenden Voraussetzung. Übrigens setzt die Masse von bloßen Arbeitern - <36> massenhafte, von Kapital oder von irgendeiner bornierten Befriedigung abgeschnittne Arbeiterkraft - und darum auch der nicht mehr temporäre Verlust dieser Arbeit selbst als einer gesicherten Lebensquelle durch die Konkurrenz den Weltmarkt voraus. Das Proletariat kann also nur weltgeschichtlich existieren, wie der Kommunismus, seine Aktion, nur als "weltgeschichtliche" Existenz überhaupt vorhanden sein kann; weltgeschichtliche Existenz der Individuen; d.h. Existenz der Individuen, die unmittelbar mit der Weltgeschichte verknüpft ist.
Die durch die auf allen bisherigen geschichtlichen Stufen vorhandenen Produktionskräfte bedingte und sie wiederum bedingende Verkehrsform ist die bürgerliche Gesellschaft, die, wie schon aus dem Vorhergehenden hervorgeht, die einfache Familie und die zusammengesetzte Familie, das sogenannte Stammwesen zu ihrer Voraussetzung und Grundlage hat, und deren nähere Bestimmungen im Vorhergehenden enthalten sind. Es zeigt sich schon hier, daß diese bürgerliche Gesellschaft der wahre Herd und Schauplatz aller Geschichte ist, und wie widersinnig die bisherige, die wirklichen Verhältnisse vernachlässigende Geschichtsauffassung mit ihrer Beschränkung auf hochtönende Haupt- und Staatsaktionen ist. (13)
Die bürgerliche Gesellschaft umfaßt den gesamten materiellen Verkehr der Individuen innerhalb einer bestimmten Entwicklungsstufe der Produktivkräfte. Sie umfaßt das gesamte kommerzielle und industrielle Leben einer Stufe und geht insofern über den Staat und die Nation hinaus, obwohl sie andrerseits wieder nach Außen hin als Nationalität sich geltend machen, nach Innen als Staat sich gliedern muß. Das Wort bürgerliche Gesellschaft kam auf im achtzehnten Jahrhundert, als die Eigentumsverhältnisse bereits aus dem antiken und mittelalterlichen Gemeinwesen sich herausgearbeitet hatten. Die bürgerliche Gesellschaft als solche entwickelt sich erst mit der Bourgeoisie; die unmittelbar aus der Produktion und dem Verkehr sich entwickelnde gesellschaftliche Organisation, die zu allen Zeiten die Basis des Staats und der sonstigen idealistischen Superstruktur bildet, ist indes fortwährend mit demselben Namen bezeichnet worden.

Sonntag, 22. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (50)

Diese "Entfremdung", um den Philosophen verständlich zu bleiben, kann natürlich nur unter zwei praktischen Voraussetzungen aufgehoben werden. Damit sie eine "unerträgliche" Macht werde, d.h. eine Macht, gegen die man revolutioniert, dazu gehört, daß sie die Masse der Menschheit als durchaus "Eigentumslos" erzeugt hat und zugleich im Widerspruch zu einer vorhandnen Welt des Reichtums und der Bildung, was beides eine große Steigerung der Produktivkraft, einen hohen Grad ihrer Entwicklung voraussetzt - und andrerseits ist diese Entwicklung der Produktivkräfte (womit zugleich schon die in weltgeschichtlichem, statt der in lokalem Dasein der Menschen vorhandne empirische Existenz gegeben ist) auch deswegen eine absolut notwendige praktische Voraussetzung, weil ohne sie nur der Mangelverallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das Notwendige wieder beginnen und <35> die ganze alte Scheiße sich herstellen müßte, weil ferner nur mit dieser universellen Entwicklung der Produktivkräfte ein universeller Verkehr der Menschen gesetzt ist, daher einerseits das Phänomen der "Eigentumslosen" Masse in Allen Völkern gleichzeitig erzeugt (allgemeine Konkurrenz), jedes derselben von den Umwälzungen der andern abhängig macht, und endlich weltgeschichtliche, empirisch universelle Individuen an die Stelle der lokalen gesetzt hat.
Ohne dies könnte 1. der Kommunismus nur als eine Lokalität existieren, 2. die Mächte des Verkehrs selbst hätten sich als universelle, drum unerträgliche Machte nicht entwickeln können, sie wären heimisch-abergläubige "Umstände" geblieben, und 3. würde jede Erweiterung des Verkehrs den lokalen Kommunismus aufheben. Der Kommunismus ist empirisch nur als die Tat der herrschenden Völker "auf einmal" und gleichzeitig möglich, was die universelle Entwicklung der Produktivkraft und den mit ihm zusammenhängenden Weltverkehr voraussetzt. Wie hätte sonst z.B. das Eigentum überhaupt eine Geschichte haben, verschiedene Gestalten annehmen, und etwa das Grundeigentum je nach der verschiedenen vorliegende Voraussetzung in Frankreich aus der Parzellierung zur Zentralisation in wenigen Händen, in England aus der Zentralisation in wenigen Händen zur Parzellierung drängen können, wie dies heute wirklich der Fall ist? Oder wie kommt es, daß der Handel, der doch weiter nichts ist als der Austausch der Produkte verschiedner Individuen und Länder, durch das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr die ganze Welt beherrscht - ein Verhältnis, das, wie ein englischer Ökonom sagt, gleich dem antiken Schicksal über der Erde schwebt und mit unsichtbarer Hand Glück und Unglück an die Menschen verteilt, Reiche stiftet und Reiche zertrümmert, Völker entstehen und verschwinden macht -, während mit der Aufhebung der Basis, des Privateigentums, mit der kommunistischen Regelung der Produktion und der darin liegenden Vernichtung der Fremdheit, mit der sich die Menschen zu ihrem eignen Produkt verhalten, die Macht des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr sich in Nichts auflöst und die Menschen den Austausch, die Produktion, die Weise ihres gegenseitigen Verhaltens wieder in ihre Gewalt bekommen?

Samstag, 21. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (48)

Ferner ist mit der Teilung der Arbeit zugleich der Widerspruch zwischen dem Interesse des einzelnen Individuums oder der einzelnen Familie und dem <33> gemeinschaftlichen Interesse aller Individuen, die miteinander verkehren, gegeben; und zwar existiert dies gemeinschaftliche Interesse nicht bloß in der Vorstellung, als "Allgemeines", sondern zuerst in der Wirklichkeit als gegenseitige Abhängigkeit der Individuen, unter denen die Arbeit geteilt ist. Und endlich bietet uns die Teilung der Arbeit gleich das erste Beispiel davon dar, daß, solange die Menschen sich in der naturwüchsigen Gesellschaft befinden, solange also die Spaltung zwischen dem besondern und gemeinsamen Interesse existiert, solange die Tätigkeit also nicht freiwillig, sondern naturwüchsig geteilt ist, die eigne Tat des Menschen ihm zu einer fremden, gegenüberstehenden Macht wird, die ihn unterjocht, statt daß er sie beherrscht. Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muß es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will - während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden. Dieses Sichfestsetzen der sozialen Tätigkeit, diese Konsolidation unsres eignen Produkts zu einer sachlichen Gewalt über uns, die unsrer Kontrolle entwächst, unsre Erwartungen durchkreuzt, unsre Berechnungen zunichte macht, ist eines der Hauptmomente in der bisherigen geschichtlichen Entwicklung, und eben aus diesem Widerspruch des besondern und gemeinschaftlichen Interesses nimmt das gemeinschaftliche Interesse als Staat eine selbständige Gestaltung, getrennt von den wirklichen Einzel- und Gesamtinteressen, an, und zugleich als illusorische Gemeinschaftlichkeit, aber stets auf der realen Basis der in jedem Familien- und Stamm-Konglomerat vorhandenen Bänder, wie Fleisch und Blut, Sprache, Teilung der Arbeit im größeren Maßstabe und sonstigen Interessen - und besonders, wie wir später entwickeln werden, der durch die Teilung der Arbeit bereits bedingten Klassen, die in jedem derartigen Menschenhaufen sich absondern und von denen eine alle andern beherrscht.

Freitag, 20. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (41)

Nun kann ich schwerlich total ignorieren, was Marx und Engels über den Kommunismus geschrieben haben, bevor ich meine Fantasien freilasse. Erleichtert wird das dadurch, dass die Aussagen über diese Gesellschaft der Zukunft – ihrer Spekularität wegen – recht dünn gesät sind. (Ich klammere ich hier aus, was über den Kapitalismus gesagt wurde zur Abgrenzung, wie es einmal NICHT sein wird.)
Den umfangreichsten gesonderten Abschnitt finden wir wohl in „Die deutsche Ideologie“, geschrieben noch vor der unglücklichen bürgerlichen Revolution von 1848:

[C.] Kommunismus. -
Produktion der Verkehrsform selbst

Der Kommunismus unterscheidet sich von allen bisherigen Bewegungen dadurch, daß er die Grundlage aller bisherigen Produktions- und Verkehrsverhältnisse umwälzt und alle naturwüchsigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewußtsein als Geschöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unterwirft. Seine Einrichtung ist daher wesentlich ökonomisch, die materielle Herstellung der Bedingungen dieser Vereinigung; sie macht die vorhandenen Bedingungen zu Bedingungen der Vereinigung. Das Bestehende, was der Kommunismus schafft, ist eben die wirkliche Basis zur Unmöglichmachung alles von den Individuen unabhängig Bestehenden, sofern dies Bestehende den- <71> noch nichts als ein Produkt des bisherigen Verkehrs der Individuen selbst ist. Die Kommunisten behandeln also praktisch die durch die bisherige Produktion und Verkehr erzeugten Bedingungen als unorganische, ohne indes sich einzubilden, es sei der Plan oder die Bestimmung der bisherigen Generationen gewesen, ihnen Material zu liefern, und ohne zu glauben, daß diese Bedingungen für die sie schaffenden Individuen unorganisch waren. Der Unterschied zwischen persönlichem Individuum und zufälligem Individuum ist keine Begriffsunterscheidung, sondern ein historisches Faktum. Diese Unterscheidung hat zu verschiedenen Zeiten einen verschiedenen Sinn, z.B. der Stand als etwas dem Individuum Zufälliges im 18. Jahrhundert, plus ou moins <mehr oder weniger> auch die Familie. Es ist eine Unterscheidung, die nicht wir für jede Zeit zu machen haben, sondern die jede Zeit unter den verschiedenen Elementen, die sie vorfindet, selbst macht, und zwar nicht nach dem Begriff, sondern durch materielle Lebenskollisionen gezwungen. Was als zufällig der späteren Zeit im Gegensatz zur früheren erscheint, also auch unter den ihr von der früheren überkommenen Elementen, ist eine Verkehrsform, die einer bestimmten Entwicklung der Produktivkräfte entsprach. Das Verhältnis der Produktionskräfte zur Verkehrsform ist das Verhältnis der Verkehrsform zur Tätigkeit oder Betätigung der Individuen.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (40)

Ich mag an dieser Stelle nicht darüber nachdenken, ob nicht die Möglichkeit des Menschen, bewusst mit seinem und dem Leben seine Mitmenschen umzugehen, ob nicht die Frage, dass kein Mensch mehr aus „natürlichen“ Ursachen heraus vorzeitig sterben müsste, aber trotzdem Massen verhungern und verdursten, beim Gebären krepieren usw. hier berücksichtigt werden sollte, oder ob eher gesehen muss, dass bereits die technischen Möglichkeiten vorhanden sind, dass wir „vernünftig“ leben KÖNNTEN.
Egal: Das höhere Stadium der Entwicklung der Materie ist, dass eine intelligente Form die Harmonie ihrer Umwelt vorsätzlich herstellt. Sie muss sie also erkennen und als Gesamtsystem bewusst beeinflussen. Dass dies kein Zustand, sondern wie in der „ursprünglichen“ Natur ein immer währender Prozess ist, sollte klar sein. Immer wieder neue einzelne Zusammenhänge erkennen und ein-ordnen ins beabsichtigte Ganze.
Man kann Pessimist sein und sagen, das kommt nie. Damit akzeptiert man aber, dass wir uns möglichst schnell noch den Mars ansehen sollten: Früher oder später haben wir die Erde so zugerichtet, dass unsere Kinder keine Kinder mehr haben werden. Nie mehr.

Auf die eine Seite habe ich schon einen Blick geworfen: Dass die politische Revolutionsentwicklung einen vorsozialistischen Zustand produziert hatte, der die Idee des Kommunismus fürchterlich diskreditiert hat, und wir Deutschen dort eine negative Hauptrolle gespielt haben.
Dass auf der anderen Seite die technische Entwicklung bis 1990 noch gar nicht reif gewesen ist für Sozialismus, sollte uns dagegen hoffen lassen. Die Produktionsverhältnisse sollen ja den Produktivkräften gemäß gestaltet sein. Heute haben eben jene Produktivkräfte Sprünge gemacht, durch die man sich leichter vorstellen könnte, WIE eine kommunistische Gesellschaft funktionieren kann – wenn man denn will. Sollte die Menschheit unsere Phase überleben, wird man einst schwanken: Sollen wir nun die Nase rümpfen über die abstrakten Phrasen, die Kommunisten noch bis ans Ende des 2. Jahrtausends ihrer Zeitrechnung vor sich her schoben, oder die teilweise prophetische Voraussicht, nach der, was so abstrakt komisch aussah, tatsächlich ganz anders doch eingetreten ist?

Mittwoch, 18. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (39)

Das heißt nicht, dass es so etwas im Umkreis von 100 Lichtjahren um die Erde gäbe.
Das heißt zwar, dass prinzipiell zwischen diesen Intelligenzen gegenseitig befruchtende Kommunikation möglich ist bzw. aus Sicht der Menschheit möglich werden könnte.
Das heißt aber eben nicht, dass das innerhalb einer absehbaren Zeitspanne sein wird, ja, vor allem nicht, ob es die Menschheit als eine der unbekannten Zahl von Intelligenzen bis in eine solche Zeit hinein schaffen wird.
Interessant dabei ist ja, dass Anzeichen entdeckt wurden, denen zufolge zumindest auf dem Mars bereits Ansätze für die Existenz von Leben existiert haben müssten.
Es geht mir hier nicht um Spekulationen. Es geht mir um eine Besonderheit von Trendgesetzen: Der grundsätzliche Trend über den sich „Höheres“ letztlich durchsetzt, wird ergänzt und überwuchert von einer zahlenmäßig weit überlegenen Zahl von Einzelvorgängen, bei denen entweder der dialektische Sprung noch nicht eintritt oder aber eine bereits eingeleitete Entwicklung zum Höheren abbricht, versinkt im Chaos … wie auch immer das konkret aussehen mag …
Und dies gilt für ALLE Trendgesetze. Auf einen Fall, in dem sich eine höhere Entwicklungsstufe durchsetzt, kommen zig Fälle, die so lange im Hamsterrad kreisen … bis sie absterben.
Nun wage ich den Kommunismus als System als höhere Entwicklungsstufe nicht nur der menschlichen Gesellschaft auffassen, sondern als höhere Entwicklungsstufe der Materie überhaupt. Wenn er entfaltet wäre, dann bedeutete er die bewusste Regelung der komplexen Zusammenhänge aller Natur zur vorsätzlichen Herstellung harmonischer Beziehungen in ihr.
Das klingt hoch gestochen, ist es auch, ist aber trotzdem unumgänglich:
Wir können hier nämlich ein Beispiel für das Gesetz der Negation der Negation beobachten, in der wir die erste „Negation längst vollzogen haben.
Die Anfangsstufe ist eine Natur, die ihre „Harmonie“ ohne jeden Vorsatz Beteiligter rein durch das Zusammenwirken von immer mehr an sich chaotischen Kräften herstellt.
Die erste Negation ist das Auftreten des Homo sapiens. Schon unsere Urahnen wirkten mit Vorsatz auf ihre Umwelt ein und veränderten sie. Vom Trend her veränderten sie sie gemäß ihres Vorsatzes, also die beabsichtigte (Teil-)Wirkung trat immer wahrscheinlicher ein. Allerdings waren alle diese vorsätzlichen Eingriffe Störungen der Harmonie des Gesamtsystems Natur, das sich in veränderter Struktur wieder neu herausbildete. (Allerdings blieben manche Landschaften „zerstört“.)
Die Notwendigkeit zum Übergang zur nächsten Stufe tritt in dem Moment ein, in dem der Eingriff „des Menschen“ in das Gesamtsystem Erd-Natur so allumfassend geworden ist, dass eine Wiederherstellung eines natürlichen „harmonischen Systems“ nur unter Ausschluss von Menschen möglich wäre. Sicher wäre ein harmonisches Miteinander von Ratten und bestimmten Mikroorganismen auch innerhalb einer radioaktiv verseuchten Atmosphäre denkbar. Allerdings gehören in die Gruppe solcher Systemeingriffe auch längerfristig wirkende wie ein die Erdoberfläche modifizierendes verändertes Klima und die direkte (vor allem aber indirekte) Erschaffung von (aus menschlicher Sicht) universalen (Anti-)Schädlingen. (Genetische Manipulationen, Krankheiten usw.) Aber natürlich ist eine neue Verantwortung herangereift, sobald die unmittelbare Vernichtungstechnik in Händen einzelner Menschen das Potential enthält, die Menschheit als Ganzes zu eliminieren. (Kein Anspruch auf Vollständigkeit)

Dienstag, 17. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (38)

Die zweite Ebene sind die Relativgesetze. Unser menschliches Problem ist, dass wir alle auftretenden Zusammenhänge unserer Umgebung als solche Relativgesetze erfassen möchten. Relativgesetze sind nämlich alle Zusammenhänge die sich eindeutig und wiederholbar als wenn-dann-Beziehung beschreiben lassen. Wenn sie beschrieben werden, sehen sie herrlich einfach aus. Das Problem dabei ist aber, dass es zwar eine Unmenge solcher gesetzmäßigen Zusammenhängen gibt, sie aber in den seltensten Fällen für sich allein auftreten. Es gibt also kaum nur ein Wenn-dann, sondern meist außerdem noch ein ...und-wenn-dann … als auch ein ...aber-wenn-dann usw. usf.
Die Massen der Relativgesetze sind deshalb nur abstrakt erkennbar. Man muss also alle Bedingungen, die notwendig sind, damit eine Ausgangslage zu einer konkreten Endlage wird, kennen und von möglichen ablenkenden anderen Beziehungen abstrahieren. (Das macht mitunter das Lesen mancher Marx-Bücher, an erster Stelle „Das Kapital“, so kompliziert. Es wird dort von einem in der Praxis immer nur komplex auftretenden Vorgang wie einem Tausch jeder Teilvorgang wie „Kauf“ und „Verkauf“ für sich betrachtet – und die Schlussfolgerungen funktionieren auch nur, wenn man genau berücksichtigt, was konkret Marx gerade betrachtet.)
Die dritte und problematischste Ebene sind die Trendgesetze. Hier bewegen wir uns üblicherweise auf philosophischen Höhen. Mitunter versuchen sich auch andere Teilwissenschaften (wie die Psychologie) daran. Solche Trendgesetze versuchen in komplexe Zusammenhänge in ihrer Komplexität gesetzmäßige „Ordnung“ zu bringen.
In der Dialektik sind das zum Beispiel das Gesetz der „Negation der Negation“ und das des „Umschlagens von Quantität in eine höhere Qualität“, letztlich also die Behauptung einer Entwicklungsrichtung vom „Niederen“ zum „Höheren“. Prinzipiell sind auch das alles „objektive Gesetze“. Im Gegensatz zur Universalität aller Bewegung ist das Wirken dieser Gesetze aber immer an Bedingungen gebunden. Insofern sind sie den Relativgesetzen vergleichbar. Nur beschreiben sie komplexe Zusammenhänge als Ganzes – wohl wissend, dass sich verschieden gerichtete Trend überlagern und teilweise aufheben. (Im Gegensatz zu Chaostheorien, die meinen, dass sich solche Trendbewegungen als Ganzes letztlich ganz aufheben)
Dabei stellt sich natürlich die Frage, was ist denn eine „höhere Qualität“. In der Natur könnte man Entropie-Stufen als solche auffassen. Aber schon das interessante Phänomen des Lebens wirft das wahrscheinliche Grundproblem auf: Als denkende Lebewesen sind wir Menschen natürlich überzeugt davon, eine höhere Qualität der Existenz von Materie zu sein. Dies einmal als unbezweifelt angenommen, bedeutete das Gesetz, dass sich alle Materie in Richtung Leben und dann in Richtung intelligentes Leben bewegen müsste.
Ja, genau und das sagt das „Gesetz“ aus. Wir haben bisher aber real im gesamten erreichbaren All noch keine unwiderlegbaren Spuren von fremdem Leben entdeckt. Zumindest im Moment haben die Vertreter eines Alleinvertretungsanspruchs der Menschheit auf Intelligenz im All die besseren Karten gegenüber SETI-Phantasten, die auf Nachricht kluger Aliens hoffen.
Jedes „Wenn ..., dann …“ gilt immer, wenn das Wenn vorhanden ist. Die Menge der einander widersprechenden Einzelzusammenhänge ist bei solchen Trendgesetzen aber so groß, dass man eben nur sagen kann, dass es, (unterstellt, dass das Universum unendlich ist) dort irgendwo auch intelligentes Leben gibt. Nein: Dass es das geben muss.

Montag, 16. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (37)

Das Dumme ist, dass wir heute eigentlich genau vor diesem Problem stehen: Wir befinden uns in eine Chaos-Welt. Ohne eine Wertung abgeben zu wollen, ob Marx und Engels die richtigen Voraussagen getroffen haben, was den Weg angeht, so ist doch eines sicher: Der von ihnen beschriebene Zielpunkt der menschlichen Entwicklung, den sie Kommunismus nannten, ist davon abhängig, dass möglichst viele Menschen tatsächlich in jenen „See“ der Geschichte handelnd hineinsteigen. Bleiben also zu viele am Rande stehen – zum Beispiel mit der Entschuldigung, sie wären ja schon drin gewesen und der Wasserspiegel sei nicht angestiegen, sie hätten sich nur nass gemacht dabei – dann bleibt die notwendige weitere Entwicklung der Menschheit einfach aus.
Nun gibt es grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse, denen zufolge es eine reale tendeziell gerichtete „Entwicklung“ gibt. Damit meine ich nicht den „Marxismus-Leninismus“. Der hat solche Erkenntnisse „nur“ zusammengetragen und zu einem System zusammengefasst und vor allen Dingen ihre Anwendbarkeit auf die menschliche Gesellschaft untersucht. Ich meine hier die Dialektik, die zum einen ein System von Zusammenhängen zu erfassen versucht, zum anderen eine zweckmäßige Methode ist, an die vereinzelten Zusammenhänge heranzukommen.
Wobei … Eigentlich ist der Marxismus ja genau das richtige System für denkaktive Menschen. (Dass er sich leider auch für Denkfaule eignet, die die Welt kaugerecht in den Mund geschoben bekommen möchten, lassen wir einmal außen vor.) Allerdings ist er natürlich – wie jedes Denksystem – bedroht von verkrustendem Dogmatismus auf der einen und verfälschendem Revisionismus auf der anderen Seite. Dabei muss man ihn nur als Handwerkszeug verstehen, um die Zusammenhänge in der Welt sowohl als solche zu erfassen, als auch um sie über die Veränderung ihrer Bedingungen gestaltbar zu machen. Allerdings wurde in der Vergangenheit häufig „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“. Einer dieser Problempunkte ist die Frage der Existenz „objektiver Gesetze“, also von Zusammenhängen, die unabhängig von einer bewussten Absicht notwendig und wiederholbar in einer bestimmten Weise auftreten.
Richtig. Es gibt sie. Bevor man sich allerdings in die Dialektik stürzt, sollte man aber die Art dieser Gesetze etwas genauer gruppieren.
Das Grundgesetz der Dialektik ist (wahrscheinlich) das einzige echte Universalgesetz. Es besagt, dass alle Formen der Materie sich in Bewegung, Veränderung befinden, sich nur als „Einheit und Kampf von Gegensätzen“ erklären lassen. Wobei der Ausdruck „Kampf“ missverständlich ist: Er ist nicht so zu verstehen, dass die eine Partei die andere besiegt und dann allein übrig bleibt, sondern immer so, dass die Ausgewogenheit (sich dabei selbst verändernder) einander bedingender Faktoren eines Ganzen immer neu hergestellt wird. Unbelebte Beispiele sind die Systeme Masse-Energie oder Atomkern-Atomhülle.Beide Seiten der Systeme sind dabei ohne die andere nicht das, was sie sind.

Sonntag, 15. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (36)

Nun sind aber alle gesellschaftliche Gesetze solche, die im Handeln von Menschen ihren „Anlass“ haben.
Bei unserem Beispiel bliebe es gleich, ob der Mann die anderen betrügen will, um zu Macht zu kommen, oder er den Menschen zeigen will, welche Macht sie haben über die Naturgewalten. Entscheidend ist, er hat offenbar über den Zusammenhang des Naturgesetzes, hier also die Wasserverdrängung, nachgedacht, die richtigen Schlüsse gezogen … und durch das Handeln der Massen die beabsichtigten Wirkungen wirklich eintreten lassen.
Dies ist eine, wenn auch zugegeben etwas makabre Verbildlichung von Marxens Satz „Die Idee wird zur materiellen Idee, wenn sie die Massen ergreift.“
Marx meinte seinen Satz jedoch nur positiv: Er bezog es auf progressive Ideen. Wir sehen an dem Beispiel, dass er in der menschlichen Gesellschaft einen universalen Zusammenhang beschreibt, der menschliche „Natur“-Gesetze von „echten“ / „reinen (unbelebten)“ Naturgesetzen unterscheidet. Wir vergessen aber nicht, dass letztere weiter wirken, wo erstere nicht wirken, und dass sie Basis für das Wirken der „Idee“ sind. Wenn es nicht von Natur aus die Wasserverdrängung gäbe, hätte der Mann sie nicht erkennen und ausnutzen können. …
 Der moderne Marxismus steht gerade vor diesem Problem.
Das Naturgesetz der dialektischen Entwicklung vom Niederen zum Höheren gibt es zwar, das Höhere gegenüber dem Kapitalismus wäre dabei der Kommunismus, (darauf kommen wir noch), aber da die Menschen meinen, sie wären schon in diesem Gewässer gewesen (was ein Trugschluss ist) und der Wasserspiegel wäre nicht gestiegen, wollen sie nicht „noch einmal“ hinein. Kommt den Massen nicht aus eine beliebigen neuen Richtung ein neuer Anstoß zum erneuten Tun unter dann ja neuen Bedingungen, tritt das alte Gewässer nie über seine Ufer und verfault.
Marx hatte es da leichter. Er war noch in der Rolle des Mannes, der da zu „Unschuldigen“ sprach. Ihm stand „nur“ entgegen, dass „natürlich“ die Gegner der von ihm gewollten Entwicklung alles unternahmen, damit sein Wort einfach nicht genug Menschen für das richtige Handeln erreichte.
Das tun sie selbstverständlich immer noch. Die „Erben“ der Macht im Kapitalismus tun natürlich weiter alles, um ihre „Erbschaft“ zu bewahren. Und ihre Möglichkeiten sind gewachsen. Unter anderem stoßen wir langsam an eine der Beschränkungen des „gesunden Menschenverstandes“. Der sieht eine Menge Menschen, die er versteht, und schlussfolgert vereinfachend: „DIE Menschen sind eben so.“ Aber wie war das mit dem gläubigen Menschen vor 700 Jahren?!

Samstag, 14. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (35)

Sehr ähnlich ist dies bei Gesetzen der menschlichen Entwicklung.
Von dem Moment an, in dem es eine „menschliche Gesellschaft“ gab, wirkten sie, indem sie den chaotischen Handlungen vieler ein (allerdings nur theoretisch vorher bestimmbares) Ergebnis als letztlich notwendig zuordnen. Egal, wer sie erkannt hat. Irgendein einzelner Mensch, eine Gruppe von Menschen oder die ganze Menschheit. Oder ob überhaupt einer.
Das hat einen einfachen Grund: alle gesellschaftlichen „Gesetze“ haben ihre Wurzel in Zusammenhängen in der unvernünftigen Vernunft der Natur. Also jene Mechanismen, mit denen die Natur ihre eigene Existenz erhält, wirken weiter, trotzdem der Mensch sie erkennen und damit beeinflussen könnte, erst einmal schon (aber nicht nur) deshalb, weil er sie nicht erkannt hat. Insofern ist es wichtig, solche Gesetze, Naturregeln, genau zu erforschen.
Spannend wird es durch einen neuen Aspekt.
Sagen wir, es findet sich ein Mensch, der auf andere glaubhaft wirkt, wodurch auch immer.
Sagen wir weiter, dieser Mensch behauptet, wenn alle anderen Menschen zu einem von ihm bestimmten Zeitpunkt in einen See steigen, so wird der ewige Schöpfer der Welt machen, dass dieses Gewässer über seine Ufer tritt.
Sagen wir, genug andere Menschen handeln, wie dieser eine es ihnen sagte.
Was passiert? Das Gewässer tritt tatsächlich über sein Ufer. Der Mensch hat ein Wunder eines angeblichen Schöpfers bewiesen, das gar keines war. Er hat etwas vorausgesagt, dass unter den von ihm genannten Bedingungen notwendig so eintreten musste.
Stellen wir weiter fest:
Wären nicht genug Menschen der Wunderverkündung glaubend ins Wasser gestiegen, so wäre ein merkbarer Anstieg des Wasserspiegels nicht eingetreten, also das vorher verkündete Wunder wäre ausgeblieben. An der naturgesetzlichen Wasserverdrängung hätte sich nicht verändert. Ihr hätten nur die Voraussetzungen gefehlt, wirklich wirksam zu werden.
Die Kraft der Idee (der Übereinstimmung seiner Erkenntnis mit dem tatsächlichen Handeln seiner Mitmenschen) des Mannes hat, unabhängig, ob ehrenwert begründet oder nicht, zu einer sichtbaren Veränderung geführt.
Nun kann man sagen, wie primitiv! Eine einfache Wasserverdrängung!
Falsch!!! Es geht in diesem „Beispiel“ darum, dass die vorangegangene „Prophezeiung“ des Mannes das Handeln der anderen Menschen und dieses wiederum das Auftreten eines „Naturgesetzes“ hervorrief, eines Naturgesetzes, was potentiell immer vorhanden war, ist und sein wird – unter bestimmten Voraussetzungen ...


Freitag, 13. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (34)

Ganz abgesehen davon ist es auch nicht immer nötig, die Zusammenhänge so komplex und verwirrend darzustellen, wie sie insgesamt wirklich sind. Wem ein Stein nach unten auf seinen Fuß gefallen ist, den interessiert weder, ob dieser Stein aus Sicht eines Australiers nach oben oder aus Sicht der Sonne in Richtung Pluto oder aus Sicht der Galaxis in Richtung deren Mittelpunkt geflogen ist, selbst wenn dies im konkreten Fall alles stimmen sollte. Den interessiert nur, dass er keinen Schuh angehabt hatte, Schmerzen hat, hinkt und blutet.
Halten wir also fest: Auch der so genannte gesunde Menschenverstand ist davon abhängig, was wir zuvor in den verschiedensten Formen gelernt haben. Es gibt dabei keinen Fall, bei dem nicht wenigstens ein ganz klein wenig theoretisches Wissen dabei ist. Wäre dies anders, würde jeder von uns sich heute als Erdscheibenbelatscher empfinden. (Die Sonne „geht eben auf“ ...
Wenn aber in dem, was wir – aus welchem Grunde auch immer ! – in dem, was wir einmal beigebracht bekommen haben, ein Fehler war, können wir mit Recht ein Gebäude von Wahrheiten errichten, ohne zu bemerken, dass wir die idiotischsten „Meinungen“ von uns geben. Wahr bleibt dabei nur der Zweifel. Weil wir wissen, wie sehr wir den Kopf über die „Meinungen“ eines Durchschnittsmenschen von vor 700 Jahren den Kopf schüttelten, können wir erahnen, dass dies einem Menschen aus der Zeit 700 Jahre nach uns mit uns wahrscheinlich genauso gehen wird. Allerdings haben wir natürlich ähnliche Schwierigkeiten über die Einzelheiten dieses Kopfschüttelns – wie ein Damaliger meine „jedem gesunden Menschenverstand widersprechende“ Weltsicht zurückwiese.
Anders gesagt: Wir sind leicht für dumm zu verkaufen und merken das meistens nicht. Allerdings sind wir nicht wehrlos. Es gibt natürlich immer neben jenen „Wissenschaften“ und Schulen, die uns die uns umgebende Welt als letztlich endgültig vorkauen, auch immer wissenschaftliche Zweifler. Und mit denen zusammen können wir schon einmal in Geistes-Raketen steigen, um mit eigenen Augen zu sehen: Der Stein fällt für uns nicht nach oben oder unten, das macht er eben nur unter Gravitationswirkung, sondern für uns schwebt er frei im Raum.
Also pflücken wir Äpfel vom Baum der Erkenntnis …

Donnerstag, 12. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (33)

Die Erde ist eine Scheibe , über der sich die Sonne bewegt.
Nein, das ist Unsinn? Gut. Einverstanden.
Aber jeder sagt doch, ohne groß darüber nachzudenken, „Die Sonne geht auf“ oder „Die Sonne geht unter“. Ist das nicht auch „falsch“?
Nun stellen wir uns vor, wir hätten all die Zusammenhänge von Physik und Astronomie in der Schule nicht so gelernt wie wir sie gelernt haben. Was sehen wir?
Die Sonne geht morgens auf, bewegt sich in jahreszeitlich unterschiedlichen Bahnen über den Himmel und geht auf dessen anderen Seite wieder unter. Das sieht jeder wirklich.
Nun stellen wir uns vor, wir hätten dies als „richtig“ in der Schule gelernt, verbunden mit der Erklärung, das alles sei der unergründliche Wille eines über dem Ganzen wachenden Schöpfers. Hätten wir daran gezweifelt?
Wie hätten wir reagiert, wenn ein voreiliger Ketzer dahergekommen wäre, der mit wissenschaftlichen (?!) Argumenten zu erklären versucht hätte, die Erde drehe sich als Kugel mit uns obendrauf um jene Sonne da? Hätten wir ihn nicht mit gutem Recht als Spinner verlacht? Hätten wir es nicht völlig richtig gefunden, wenn er als Ketzer verbrannt worden wäre, da er uns doch mit dieser Darstellung unseres Schöpfers und damit des für später versprochene paradiesischen ewigen Lebens zu berauben versuchte – mit einer Irrlehre? Können wir heute so ehrlich sein, dass wir das in eine andere Zeit hineingeboren wahrscheinlich so gesehen hätten? Mit wirklich „gesundem Menschenverstand“?!
Unser Ketzer, der eine für heutige Verhältnisse „Allerweltsweisheit“ verbreiten wollte, hätte verdammt schlechte Karten bei uns, wenn wir uns in die Denkwelt vor 1450 zurückversetzten …
Nur weil wir ein neues Weltbild in der Schule gelernt haben und Bilder aus der Erdumlaufbahn gesehen haben, glauben wir Anderes zu wissen … In unsere uns natürlich erscheinende Denkwelt sind also Lehren Anderer eingeflossen.
Noch einmal: Können wir uns vorstellen, wir könnten uns über die Vorstellung amüsieren, dass wenn in Australien ein Stein „nach unten“ auf die Erde fällt, er euch aus unser deutschen Sicht nach „oben“ entgegengeflogen käme? Er fällt uns doch sozusagen ein Stück entgegen! Oder hat noch niemand beim Betrachten des Globusses gedacht, die da unten müssten doch runterfallen? Wenn nun unser Lehrer gesagt hätte, ja, natürlich fielen wir „dort“ herunter …
Für unser Verständnis „mit gesundem Menschenverstand“ ist es dabei belanglos, ob in der Schule mit Absicht, also wider besseren eigenen Wissens des Lehrers oder der ganzen Gesellschaft, oder aus allgemeinem Unwissen heraus etwas beigebracht würde, was „objektiv“ den realen Zusammenhang falsch darstellt.
(Der australische Junge könnte ja mit demselben Recht verwundert sein, dass ihr nicht von der Kugel herunterfallt.)

Mittwoch, 11. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (32)

Der menschliche Verstand funktioniert durch seine Abstraktionsfähigkeit. Zumindest im Moment noch müssen technische Systeme ALLE Eingangsdaten bewerten, um ihre Relevanz einzuschätzen. Der Verstand riskiert eher Irrtümer, er überblickt aber schneller ein Ganzes.
Man denke an die Anti-Spam-Codes. Wenn da Zeichen ein wenig verquer daher kommen, geht man zurecht davon aus, dass ein unscharf betrachtender Mensch trotzdem erkennt, welchen Buchstaben oder welche Zahl er vor sich hat. Die sich das ausgedacht haben gehen aber auch davon aus, dass ein technischer Spam-Produzent an eben jener „vergleichbaren Unschärfe“ scheitert.
Normalerweise ist das ein Vorteil. Wie viele Lehrer müssten die Bewertung von schriftlichen Schülerleistungen aufgeben, wenn sie nicht ein Grundwissen für Zeichen und Zeichenkombinationen verinnerlicht hätten, an das sich die einzelnen Handschriften mehr oder weniger annähern. Schriebe ein Schüler allerdings in einer deutschen Klasse griechisch oder kyrillisch, versagte das Vergleichssystem. Bei arabischen oder chinesischen Zeichen reichte es wahrscheinlich bis zu einer Erkenntnis: „Da verwendet jemand arabische bzw. chinesische Zeichen.“
Was will ich damit ausdrücken? Normalerweise geht unser Verständnis von dem aus, was es kennt bzw. was es gelernt hat – wovon es also meint, dass es es kennt. Aber auch, wenn etwas anders ist, als das Bekannte, greifen wir zur Erklärung auf Bekanntes zurück.
Nun stehen wir aber beim „Kommunismus“ vor etwas völlig Unbekannten und Neuen. Wir müssten also alle vertrauten Pfade verlassen und uns aufmachen, die „arabischen bzw. chinesischen Schriftzeichen“ als solche zu lernen. Aber Gnade, uns begegnen Zeichenkombinationen, die wir mit unserem erlernten Zeichensatz „lesen“ können. Dann tun wir das auf Teufel komm raus und identifizieren die nicht so identifizierbaren Zeichen als schlecht geschrieben. Wir wissen wieder …
Für den Kommunismus haben wir als einzigen Anhaltspunkt die Zeit vor den Klassengesellschaften. Nun wollen wir natürlich nicht auf die Bäume zurück. Aber wir müssen schon überlegen, welche Denkweisen die zurückliegenden Jahrtausende Herrschaft zwischen den Menschen verändert haben. Den Hauptteil aller dieser heute als „natürlich“ und „selbstverständlich“ erscheinenden Denkweisen haben materielle Ursachen, die geändert werden.
Aber man erlaube mir noch ein Kratzen an gewohntem Denken:
Das, womit wir alle Erscheinungen, mit denen wir konfrontiert werden, bewerten, nennen wir selbstbewusst den „gesunden Menschenverstand“. Das klingt so, als wäre dies „dem Menschen“ gegeben. Versuchen wir doch einmal, an eben diesem, unseren eigenen „gesunden Menschenverstand“ zu zweifeln.

Recht auf UND Pflicht zur Arbeit?

Friedrich Engels schrieb einmal sinngemäß: Trotz aller Beherrschung der Natur soll der Mensch nicht vergessen, daß er selbst Teil der Natur ist. Das wird auch im Kommunismus nicht anders sein.
In einem Interview zur gegenwärtigen K-Wort-Debatte fragte der ungarische Philosoph G. M. Tamas, ein linker Grüner, nach dem Inhalt des Begriffs „Natur des Menschen“, ohne dafür selbst eine schlüssige
Erklärung geben zu können. Er vertrat die Auffassung, im Kapitalismus werde „dem menschlichen Wesen durch die Pflicht zur Arbeit Gewalt angetan“. Tamas führt das auf die in dieser Gesellschaftsordnung bestehende Arbeitsteilung zurück. Ganz davon abgesehen, daß dieser Begriff hier die Trennung des Produzenten von den Produktionsmitteln bedeuten soll (in der marxistischen Philosophie ist damit der technische Prozeß gemeint), kann man durchaus geteilter Meinung über die Frage einer „Pflicht zur Arbeit“ sein. Weiter konstatiert Tamas: „Es ist höchste Zeit, daß wir ein Leben führen, in dem wir nicht nur frei sind, sondern Genugtuung erfahren, Vergnügen und Glückseligkeit. Auch bei der Arbeit.“
Der Gedanke, den Menschen von der Pflicht, vom Zwang zur Arbeit zu befreien, wird auch von Politikern der Partei Die Linke und anderen Teilnehmern an dieser Debatte gefordert. – Das bedarf nach meiner Überzeugung genaueren Durchdenkens. Wenn wir der Diskreditierung des Kommunismusbegriffs
entgegentreten wollen, dann müssen wir uns so ausdrücken, daß die Menschen klare Vorstellungen von dessen Bedeutung erhalten, um den Antikommunismus ad absurdum führen zu können.
Wenn heute jemand eine Klinik betritt und vor dem Chefarzt steht, wird er zunächst Achtung vor dessen Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten empfinden und es nicht wagen, in den Operationssaal mit der Forderung
zu stürmen, seinen Blinddarm selbst herausnehmen zu wollen. Bei komplizierten Problemen der gesellschaftlichen Entwicklung aber meint jeder, er könne dank seiner Erfahrung, instruiert von den Massenmedien und auf der Basis solider Allgemeinbildung, mitreden und sich ein sicheres Urteil bilden. Doch das allein genügt nicht. Wenn wir den Menschen sagen, wir wollten eine andere Welt, müssen wir auch versuchen, ihnen diese zu beschreiben. Es genügt nicht zu sagen, wogegen wir sind, wenn wir nicht zugleich erklären, wofür wir kämpfen. (Das ist leider auch ein großes Manko des spontanen Aufbegehrens der arabischen Völker in unseren Tagen. So forderten sie zum Beispiel den Rücktritt Mubaraks, ohne zu wissen, daß dieser lediglich als e i n Sachwalter des Reichtums der Kapitalisten, der ihre Armut bewirkt, sein Amt versah.)
Ein Recht auf Arbeit zu fordern, aber im selben Atemzug die Pflicht zur Arbeit abzulehnen, ist kontraproduktiv. Denn die Pflicht zur Arbeit ergibt sich aus dem Wechselverhältnis des Menschen zur Natur,
aus seiner Beschaffenheit. Auch im Kommunismus ist der Sprachwissenschaftler „gezwungen“, sich Vokabeln anzueignen. Der Spitzensportler erreicht seine Leistung vielleicht zu 20 % aufgrund seines Talents, zu 80 % aber im Ergebnis harten Trainings. Er „muß“ üben. Es ist noch ein sehr langer Weg, bis die Menschen bei der Arbeit „Genugtuung erfahren, Vergnügen und Glückseligkeit“. Dafür sind etliche Voraussetzungen erforderlich.
Natürlich ist das in erster Linie eine Gesellschaftsstruktur, die es dem Menschen ermöglicht, für sich, für die Gesellschaft tätig und nicht gezwungen zu sein, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen. Darüber hinaus ist ein weit gespanntes Bildungs- und Erziehungssystem erforderlich.
Eine solche Entwicklung kann sich unmöglich in einem Land allein vollziehen. Schon Marx rief die Proletarier aller Länder auf, sich zu vereinigen. Doch die Veränderung der Welt kommt nicht von allein. Man muß
etwas dafür tun. „Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ward Freude.“ (Rabindranath Tagore)
Gerda Huberty, Neundorf

Dienstag, 10. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (30)

Normalerweise werden alle Vorgänge aber so beschrieben, als vollzögen sie sich in einem geschlossenen System. Von allem, was „draußen“ passiert, wird abstrahiert. Es verkompliziert und lenkt ab. Nun ist ein Lagerfeuer immer ein offenes System: Die Reaktionsprodukte und die Masse alle Energie entschwindet in den freien Raum.
Komplizierter wird die Sache, wenn man sie in einen (Kachel-)Ofen verlegt. Hier wird das relativ offene System bereits künstlich hergestellt. Aber nun soll es Leute gegeben haben, denen war das System zu früh zu lange offen. Die drehten den Ofen zu. Nun entstand ein relativ geschlossenes System. Relativ insoweit, als dass ein Teil der Energie weiterhin nach draußen abgegeben wurde. Das war ja auch der Sinn der Sache: Nicht der Ofen sondern das jeweilige Zimmer sollte ja wärmer werden. Aber im Verbrennungsraum verschob sich das Stoffverhältnis: Es verblieb mehr Kohlendioxid im System. Da es ausreichend heiß war, konnte ein Teil der Energie dadurch chemisch gebunden werden, dass sich das CO2 mit dem Kohlenstoff verband zu Kohlenmonoxid. Ein Teil dessen verließ jenes relativ geschlossene System, drang in das wiederum relativ geschlossene System „Wohnzimmer“ … und schläferte die dort Ruhenden dauerhaft ein.
Es reagiert eben Kohlenstoff nicht bedingungslos (nur) mit Sauerstoff …
Es ist die Verallgemeinerung erlaubt, dass „man“ bei JEDER Reaktion, die man bewusst herbeiführen will, die wesentlichen Bedingungen schaffen muss, die zum Ablauf erforderlich sind. Logischerweise muss man sie dazu kennen.
Nun gibt es den Begriff „objektiv“, den ich auch gern gebrauche. Der sagt in diesem Sinne „nur“ aus, dass eine „Reaktion“ stattfindet, wenn alle Bedingungen gegeben sind. Naturgesetzmäßig. Also unabhängig davon, ob man sie so beabsichtigt hatte.
Um auf das Kohlenmonoxid aus dem Ofen zu kommen: Selbstverständlich kann man die Reaktion zum Suizid oder Mord benutzen. Es ist aber nicht die Frage, mit welcher Absicht zu einem bestimmten Augenblick de Ofen zugedreht worden war, sondern dass er dann zugedreht worden war, als die Bedingungen für die CO-Redox-Reaktion besonders günstig waren.
Zum Nachdenken über die Verwendbarkeit eines solchen Bildes für gesellschaftliche Handlungsweisen sollte noch hervorgehoben werden:Im Umgang mit dem Ofen wurde immer mit mindestens einem Vorsatz gehandelt …
Man darf das nicht mit „Determinismus“ verwechseln. Um gesellschaftliche Vorgänge zu erklären, meinetwegen auch nur die psychologische Erklärung für das Handeln eines Menschen, muss vereinfacht werden. Man vernachlässigt immer Besonderheiten, die bei einem bestimmten Vorgang nebensächlich sind oder scheinen. Baut man ein geistiges System aus solchen Vereinfachungen, ist immer richtig zu sagen, wenn …, dann … So mag zwar die „Arbeiterklasse“ in ihrem „Wesen“ die Klasse sein, die berufen gewesen wäre, längst den Weltsozialismus errichtet zu haben, aber …
Auf einige Aber können wir hier zurück greifen.

Montag, 9. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (29)

Von einer gegebenen Menge Wasser gehen nämlich nie alle gleichzeitig vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über. Man kann also unterscheiden zwischen „Revolutiönchen“ als Vorgang bei jedem einzelnen Teilchen und der „Revolution“ als Prozess. Letztere ist für uns interessant. Sie beginnt mit den ersten gehäuften „Revolutiönchen“ und endet, wenn alles Wasser verdunstet ist.
Hübsch zu beobachten sind Probleme solcher Revolutionen beim Kochen im Topf. Dort kommt nämlich erschwerend dazu, dass die ersten Wasserteilchen, die die Siedetemperatur erreicht haben, unten, also bei der Herdplatte als Energiequelle auftreten. Die müssen nun durch die kühleren Teilchen durch. Dabei erwärmen sie diese mit – dadurch gibt es unter Umständen „Konterrevolutiönchen“, weil ein Teil der aufsteigenden Teilchen wieder abkühlt – die meisten aber dampfen in die Freiheit ab. Es verdampfen also im offenen Topf Wassertropfen, obwohl das Wasser noch nicht kocht.
Der Ablauf dieses Revolutionsspiels lässt sich manipulieren. Durch einen Deckel. Durch Gewicht auf dem Deckel. Auf diese Weise entsteht ein geschlosseneres System. Denn ein Teil der zugeführten Energie verbleibt nicht in den zu revolutionierenden Wasserteilchen, sondern wird von der kühlen Umgebung abgezogen. Je bewegter diese Umgebung ist, umso mehr wird abgezogen. Ohne beständige Neuzufuhr von Energie hat das „Restwasser“ u. U. Noch einen Moment 99, dann 98, 97 usw. Grad und Schiete ist mit Revolution. Steht dagegen der Inhalt des Topfes unter Druck, kann ein Teil der Teilchen deutlich mehr als die „normale“ Siedetemperatur haben … und ist trotzdem flüssig. Das holt dann seine Revolution mit dem Entfernen des Deckels in kürzester Zeit geballt nach. Wie lange die beiden Abläufe zu beobachten sind, ist dabei nicht die Frage. Revolution bleibt der Vorgang, durch den aus einem Topf mit Wasser ein Topf mit Luft drin geworden ist.
Unser menschliches Denken abstrahiert dabei meist, dass auch in der Natur alle Prozesse an konkrete Bedingungen gebunden sind. Die meisten dieser Bedingungen nehmen wir gar nicht als solche wahr, weil sie uns als selbstverständlich gegeben erscheinen. Das sind sie ja meist auch.
Wer denkt schon darüber nach, wenn er ein Lagerfeuer entzündet, dass die dabei sich vollziehende Hauptreaktion an mehrere „Bedingungen“ geknüpft ist. Kohlenstoff reagiert mit Sauerstoff zu Kohlendioxid, wobei die erwünschte Energie frei wird. Bedingungen?! Na, Sauerstoff und Kohlenstoff müssen da sein … und was da brennen soll, sollte trocken sein. Da hört die Durchschnittsbetrachtung aber schon auf.
Wer käme auf die Idee, dass für den Vorgang mindestens noch ein „offenes System“ und demzufolge eine gewisse „Kälte“ (und das Fehlen anderer Stoffe mit ähnlichen Wirkungen wie das Wasser) gehört? Besonders die Kälte wird als „Vorsatz“ unterstellt – wir betreiben ja diese Verbrennung, um uns zu wären. An das „offene System“ aber denkt kaum jemand.

Sonntag, 8. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (28)

An dieser Stelle stelle ich es einfach erst einmal als Behauptung in den Raum: Alles, was wir bisher an über den Horizont des Kapitalismus Hinausweisendes erlebt haben, war im originär marxistischen Sinne noch kein „Sozialismus“, „Kommunismus“ schon gar nicht. Wenn wir schon Begriffe brauchten, dann war dies am ehesten eine maximal abgebremste Revolution.
Wir dürfen uns dabei „Revolution“ nicht im engsten politischen Sinn eine „Machtergreifung“ vorstellen, Im philosophischen Sinne beschreibt der Ausdruck „Revolution“ den relativ schnellen Übergang von einer „Qualität“ zu einer tatsächlich grundsätzlich neuen.
Nun dürfen wir uns „schnell“ nicht aus der Perspektive eines Menschenlebens vorstellen. Bei der Frage der „kommunistischen Gesellschaftsformation“ geht es darum, eine menschliche Kultur zu erschaffen, die über 10000 Jahre „Klassengesellschaft“ mit ALLEN ihren Elementen ins Grab der Geschichte versenkt, was die Menschheit in ihrer gesamten Entwicklung aus dem Tierreich heraus entwickelt hat, auf neuer Grundlage zu gestalten. Schon allein deshalb ist das nicht mit dem Schuss eines Panzerkreuzers getan.
In diesem Sinn kann sogar der gesamte „Sozialismus“ noch als evolutionäre Revolution verstanden werden.In ihm sind BESTIMMTE GRUNDLAGEN notwendigerweise real vorhanden, während andere sich darauf aufbauend allmählich ausprägen können. Das schließt nicht aus, dass entgegen Marx, Engels und Lenin auch der Übergang vom Sozialismus zum entwickelten Kommunismus auch in der Form „revolutionär“ vorgenommen werden muss. Vom philosophischen Wesen her ist er es auf jeden Fall.
Schieben wir eine naturwissenschaftliche Vereinfachung ein, um die philosophischen Beziehungen von Qualität und Quantität, Revolution und Evolution zu veranschaulichen.
Der Übergang von flüssigem Wasser und Wasserdampf ist z. B. eine Revolution. Als uns das in Studentenzeiten erklärt wurde, begann die Erklärung bereits mit einer Unterstellung: Das Wasser in „Zimmertemperatur“ wird zum Kochen gebracht. So dargestellt ist der Vorgang bereits ein bewusst beabsichtigter. Diese Gerichtetheit war erforderlich, um folgende Frage aufzuwerfen: Welche aufgewandte Energie ist wichtiger: die, die gebraucht wird, um das Wasser von 20 auf 30, von 30 auf 40 … von 80 auf 90 Grad zu erhitzen oder die, die den Übergang der Wasserteilchen von ihrer flüssigen in die gasförmige Form ermöglichen. Nur der letztere Vorgang ist die „Revolution“ - das andere die Evolution. Damit es aber zu einer solchen Revolution kommen kann, sind die entsprechenden Evolutionen, also die allmählichen Aufladungen der Wasserteilchen mit kinetischer Energie unumgänglich. Es gibt kein Teilchen, das direkt von 20 Grad auf Dampf umschlägt.
Um die Sache nicht zu sehr zu verkomplizieren, klammere ich jene Verdunstung aus, die aus der natürlichen Luftbewegung und der sich daraus ergebenden „Vermischung“ der Stoffe ergibt.
Trotzdem enthält das Modell bereits Haken, die auf unsere gesellschaftlichen Beziehungen / Revolutionen anwendbar sind.

„offen-siv“ - „Für einen gerechten Frieden in Nahost – Existenzrecht für Palästina“


Liebe Irene Eckert,
ja, es hat lange gedauert, bis ich dazu kam, deine oben benannte Schrift in Ruhe zu lesen, und noch etwas Zeit, darauf dies zu formulieren.
Ja, die Ausführungen im Ganzen kann ich voll zur weiteren Debatte empfehlen.
Ja, die von dir begründeten Wertungen zur Politik Israels und dem Umgang damit sowohl durch die offizielle deutsche Politik als auch in Kreisen der assimilierungsbedrohten Linken kann ich zustimmen.
Regelrecht interessant wurde es, als du auf einige besondere Aspekte der Gedankenwelt des so schmählich behandelten Finkelsteins eingingst – nämlich die allmähliche Instrumentalisierung des „Holocaust“ durch konkrete Institutionen. Dort wurde es sachlich konkret in einer Art und Weise, wo Mitdenken angesagt ist.
Erlaube mir bitte, mich hier auf die Aspekte zu konzentrieren, bei denen ich nicht mit deinen Ausführungen bzw. deren Stoßrichtung einverstanden bin.
Schwer wiegend ist dabei das Problem der Geschichte. Ich teile deine Meinung, dass es falsch ist, den Staat Israel und den Staatspolitik gewordenen Zionismus auf die Verbrechen des deutschen Faschismus zu reduzieren. Ich finde auch treffend und richtig, die Politik Kolonial-Großbritanniens gegenüber den Arabern mit ihrem Wunsch nach einer „5. Kolonne“, als die die Siedler wirken könnten, hier ins Licht zu rücken. Für problematisch dagegen halte ich (auch wenn das z. B. Nick Brauns in der jW auch getan hat), das Jahr 1880 und Theodor Herzls „Der Judenstaat“ als wurzellose Geburtsstunde des Zionismus zu beschreiben. Selbst wenn dies von dir nicht beabsichtigt sein sollte, ergibt sich daraus der Schluss, dass die Juden mit ihren Machtfantasien „Schuld“ seien. Wenn du so willst, müsstest du das Alte Testament als Ur-Werk des Judenfaschismus brandmarken, denn es erklärt das Volk Israel zum auserlesenen unter allen Menschen. Dies übersieht, dass solche zu Schrift gewordenen Gedanken aus einer knallharten Lebenswirklichkeit über Jahrhunderte / Jahrtausende erwuchsen. Die Juden der Welt erlebten weltweit immer wieder neu verschieden wüste Pogrome – neben alltäglichen Diskriminierungen – gegen die es eigentlich nur zwei Strategien geben konnte: totale Assimilation, sprich: Selbstaufgabe, oder ein überdurchschnittlicher „bündischer“ Zusammenhalt. Dass sich dabei sicher im Unterbewusstsein viele nach „Palästina“ ziehende Juden wie eine Wiedergeburt derer empfanden, die da einst aus ägyptischer Knechtschaft geflohen waren, sollte zumindest verstanden werden.
Dann mag es für einen Freund der Palästinenser ja peinlich sein, aber es waren reaktionäre arabische Regimes, die die UN-beschlossene Bildung eines Israel-Staates mit Waffengewalt zu verhindern gesucht hatten. Das mindert nicht unsere Pflicht, israelisch-zionistischen Terror zu geißeln, muss aber erwähnt werden. Gerade der ursprüngliche ausgewogen wertende Goldstone-Bericht zum Gaza-Krieg verweigert sich einseitiger Schuldzuweisung, ist aber gerade deshalb so bedrohlich, weil er mit dieser Disposition zu seiner Gesamtbewertung kam, die Israel „nicht passen“ konnte.
Ein endloses Palaver könnte dein Schluss bewirken. So schwer dies mitunter sein kann: Wer nach Lösungen für ein Problem sucht, kann nicht aus der Herleitung eine Schuld alte Ungerechtigkeit durch neue ersetzen wollen. War in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Forderung nach bedingungsloser Rückkehr der arabischen Flüchtlinge noch angemessen, so wäre sie heute ein neues Verbrechen: Die Masse dieser heutigen „Flüchtlinge“ hat ihre „Heimat“ nie persönlich gesehen. Dort leben seit Generationen andere (jüdische) Menschen, denen nicht unbedingt eine persönliche Schuld nachzuweisen ist – außer dem Wunsch nach einem besseren Leben. Den frühen Palästinenser-Flüchtlingen über Jahrzehnte keine lebenswerte Zukunft, sondern Lager zu „gönnen“, ist inzwischen nicht allein „Schuld“ des Staates Israel. Die Lösung (?) dieses Problems wäre eine voll gegenseitigen Kompromissen. Wünschenswert schön wäre sicher ein „Groß-Palästina“, in dem alle Religionen und Völkerschaften in Harmonie miteinander leben. Jerusalem als Hauptstadt eines Gebildes, das Muster für das Zusammenleben „der Menschheit“ sein könnte. Aber ist das realistisch? Ist ein Nebeneinander, bei dem der eine nicht die Lebensgrundlage des anderen zu untergraben versucht, nicht das, was real anstrebbar ist? Keinen Zweifel gibt es allerdings daran, dass der Palästinenserstaat kein Sammlung von Bantustans zwischen Mauern sein darf und dass es seitens Israels eine sehr klug ausgewogene Politik im Sinne der legendären Könige David und Salomo bedürfte. ...  

Samstag, 7. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (27)


Nein, ich behaupte nicht, das dies allein die Geschichte des „Realsozialismus“ erklärt. Sobald man aber diese Aspekte weglässt, entsteht ein verzerrtes Bild.
Was liegt denn hinter uns: Lebensschreie einer Steißgeburt. Schafften wir es, etwas mehr „weltgeschichtlich“ auf die DDR und jenen damaligen „Realsozialismus“ zurück zu blicken, dann müssten wir uns eigentlich wundern, welch gewaltige Leistungen dieses unter ungünstigsten Bedingungen ans Licht gekommene Etwas erreicht hat.
In gewisser Hinsicht war diese frühe Gemeinschaft suizidal sozial. Leider war dies mit einem Haufen von zerstörten Illusionen verbunden, die ihren Teil zum Zusammenfall des Anlaufs beitrugen.
Zu den Illusionen gehörte das totale Verkennen des Gegners. Klar. Heute ist einigen in den „eigenen Reihen“ die Maske vom Gesicht gefallen. Sie haben sich als Hirngeschwülste eingebildeter Macht geoutet, waren schlicht Verräter. Mal selbstverliebt wie Gorbatschow, der sich heute darin sonnt, welch „Mächtige“ ihm heute die Hand geben – und der sich als Erfinder eines offenen Sozialismus feiern ließe, wäre alles anders gekommen. Mal einfach eklig und persönlich gefährlich voll Mitmenschen-Verachtung wie so ein Schabowski-Bezirkssekretär. Ohne sie wäre das Zurückdrehen des Zeitenrades nicht möglich gewesen.
Dann all die offenen und versteckten „Klassenfeinde“. Einige von ihnen schafften es sogar, in die Reihen philosophisch-politischen Unsinn in die Theorie der Staatssozialisten zu schleusen wie die Floskel von der „Friedensfähigkeit des Imperialismus“. Der Expansionsdrang des Kapitalisten endet immer nur an den Mauern der Stärkeren – und bei Strafe seines Untergangs muss er nach Überwindung dieser Mauern suchen.
Leider überließen die „Klassiker“ der „marxistischen“ Weltanschauung an manchen Stellen unscheinbare, aber wesentliche Löcher im geistigen System. Eines davon war der Gedanke, dass es nicht nur einen umfangreichen Übergangszeitraum vom Kapitalismus, also der letzten auf Ausbeutung aufgebauten Klassengesellschaft zum Kommunismus als klassenloser Gesellschaft geben muss. Einen Übergangszeitraum, den man großzügig einer gemeinsamen „kommunistischen Gesellschaftsformation“ zurechnen kann (worüber man in 50000 Jahren die Achseln zucken wird).
Da Marx eben vom im Wesentlichen weltweit „gleichzeitig“ erfolgenden Austritt der durch die Arbeiterklasse geführten Menschheit aus der alten in die neue Ordnung ausging, hatte er keine Veranlassung, über den Charakter einer „Weltgesellschaft“ nachzudenken, die den Übergang erst zu diesem „Sozialismus“ vollzieht. Und Lenin wich der Systemfrage einfach aus: Als er merkte, der Sprung würde nicht wunschgerecht landen können, hielt er vorsichtshalber den „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ für möglich. Ansonsten hätte er das Wirken an einem Menschheitstraum grundsätzlicher „Gerechtigkeit“ in unbestimmbare Ferne verschieben müssen – in der Art, die Revolution kommt mit dem neuen Messias. Nein, das konnte ernicht verantworten - er probierte das Mögliche …
Eines aber war nicht möglich: der Sozialismus. Es konnten nur einige Teilgrundlagen für den tatsächlichen Sozialismus geschaffen werden.  

Freitag, 6. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (26)


Aber dazu wäre ja noch etwas Anderes gekommen: Eine objektiv bessere Ausgangslage auch für innere Demokratie. Wie war die Wirklichkeit? Ein irgendwie Riese konnte gleichberechtigte Mitsprache höchstens simulieren lassen. Es war doch irgendwie selbstverständlich, dass eine Macht, die fast 30 Jahre hatte irgendwie einrichten müssen, allein klar zu kommen, Schwierigkeiten mit der „Gleichberechtigung“ aller Partner haben musste, die ohne sie allesamt nicht lebensfähig gewesen wären.
Wie anders hätte auch das objektiv sein können, wenn von Anfang an ein Netz gegenseitiger Abhängigkeiten zum gemeinsamen Vorteil hätte entstehen können. (Ich möchte das Rapallo-Vertragswerk ja nicht auf Null setzen, aber hier geht es um die Ausgestaltung eines Wirtschaftsystems.)
Ich darf sogar auf anderer Ebene spekulieren: Ohne den deutschen Faschismus wäre die Atombombe zumindest nicht zu jenem Zeitpunkt einsatzreif gewesen. Mit der amerikanischen (hier wage ich den Ausdruck „amerikanisch-deutschen“) Atombombe aber wäre die Selbstkasteiung der Sowjetunion zum gleich Ziehen (noch) nicht nötig gewesen – unmittelbar nach der Weltkriegsverwüstung des eigenen Potentials.
Aber es war ja nicht der Weltkrieg allein und die Angst danach, gleich wieder in den nächsten mit einem übermächtigen Gegner zu geraten. Es war eben die Hektik, mit der supraschnell eine sowjetische Tonnenschwerindustrie aus dem eigenen Lebensstandard herausgeschnitten worden war – wenn man die folgenden Panzerbaukapazitäten berücksichtigt zu Recht. Das hatte sowohl wirtschaftliche Folgen als auch „ideologische“: Wann hört Tonnenideologie auf? Wann ist der Punkt gekommen, wo an die Stelle des Kommandierens, der Kommissare, die das letzte Wort haben, Wirtschafts- und Gesellschaftsdemokratie treten kann … und muss? Wenn es doch so oft nur mit Gewalt gehen konnte …
Mensch ist Mensch – auch wenn er „Kommunismus“ leicht über die Zunge bekommt. Und eine „bewährte Methode“ gibt man nicht so leicht auf.
Auf der anderen Seite steht die menschliche Anpassung: Wenn eben immer der Kommissar das Richtige gesagt hatte – allein deshalb, weil er der Kommissar war, dann betäubt das die Selbstüberwindung zum Mitdenken. Dies vor allem unter Bedingungen, wo Väterchen so glatt von einem Generalissimus abgelöst worden war.
Diese Menschen „frei“ zu lassen, ihre Geschicke in eigene Hände nehmen zu lassen, ist dasselbe Risiko, wie Menschen, die Monate lang in einer finsteren Höhle gehaust hatten, ins Licht hinaus zu scheuchen. Sie werden geblendet, hilflos … in die nächste dunkle Ecke torkeln.