Sonntag, 31. Juli 2011

Was ist ein "Kommunist"? (1)

Man stelle sich ein riesiges Kaufhaus vor. Ein „moderner“ Bahnhof tut´s auch. Der hat nämlich auch einen alles Andere verdrängenden Einkaufsteil. Nehmen wir also an, in unserem riesigen Einkaufstempel laufen Abermillionen Menschen von Shop zu Shop, beständig bombardiert mit Verlockungen, den beschränkten Inhalt ihrer Börse genau für das Angebot der jeweiligen Verkaufstheke einzusetzen. Die Menschen schwitzen, die Menschen atmen den noch vorhandenen Sauerstoff ein und blasen ihr Kohlendioxid aus. Längst ist die Belüftung ausgefallen, aber der Sauerstoffgehalt der Luft sinkt so allmählich, dass es die meisten noch nicht merken – und der Schweißgeruch wird durch den allgegenwärtigen Kunstduft der lockenden Parfümerien überdeckt.
Einige merken schon, was los ist und dass unvermeidlich in unbestimmter, aber absehbarer Zeit das totale Chaos ausbrechen wird. Die wissen um die Ausgänge. In den wirklichen Kauftempeln dieser Welt sind sie zwangsweise nach außen öffnend gebaut, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit müsste man sie nach innen öffnen, was halt zusätzliche Probleme bringt, sobald hinten einer drängelt. Es bedarf also besonderer Einfühlung, die notwendigen Schritte zu erklären, weil ja manche nicht die nächstliegenden sind.
Die “Kommunisten“ sind die, die drinnen versuchen, die herum irrenden Massen zu den Ausgängen zu dirigieren, ihnen den Weg zu weisen und zu verhindern, dass es zu keinen Katastrophen kommt. Die Kommunisten wissen, dass "draußen" eine Atmosphäre ist, bei der der Sauerstoff nicht ausgehen kann.
Allerdings … die Kommunisten sind selbst noch nicht „draußen“ gewesen und wissen deshalb die meisten Einzelheiten von dort nicht – und ihnen fehlt die Erfahrung im Umgang mit den Schwingtüren, die der notwendige Weg nach draußen sind (weshalb sich einige verwundert die Augen rieben, als sie wieder "drinnen" landeten, obwohl sie doch kräftig nach draußen gedrückt zu haben glaubten).
Der Einkaufstempel ist längst ein Irrgarten geworden, an den sich die meisten herum Irrenden so sehr gewöhnt haben, dass sie nicht einmal ahnen, dass sie nach draußen wollen (müssen), weil sie längst nicht mehr hören, dass es überhaupt ein Draußen gibt – und obwohl sie die meisten Auslagen nur wie bewegliche Bilder betrachten und das Betrachtete sowieso nicht erwerben können, doch sie fühlen sich frei, das ein oder andere zu erwerben, wenn sie auf Anderes verzichten, und schuldig, wenn sie es nicht schaffen.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Zur Individualität heute und im Kommunismus (3)

Ein neuer Sozialismus-Anlauf besitzt aber bereits eine entschieden verbesserte technische Grundlage in Form des Internets. Bisher wurde nur die wilde Entfaltung einiger Individualitäten über den Markt formal abgeschafft (bzw. das wurde versucht) – und nichts grundsätzlich Neues an Marktes Stelle gesetzt. Da man irgendwie Ordnung brauchte, entstand eine unterschiedlich stark ausgeprägte Kommandowirtschaft, deren Vertreter – aus ihrer Warte vernünftigerweise – nichts mehr fürchteten als unkontrollierbare Abweichungen.
Ein kapitalistisches Internet beschränkt Individualität durch seine Form. Das Medium selbst ermöglichte es jedem kreativen Nutzer beliebige geistige Produkte frei weiter zu entwickeln, zu modifizieren usw. Dem stehen die Interessen der jeweiligen Anbieter entgegen, die ihre Lizenzen zum weiteren Geld kassieren zu schützen versuchen.
Das Ergebnis meiner Kreativität im kommunistischen Internet wäre eine relative Namens-Unsterblichkeit. Dann besäße die Welt halt heute ein Gates-Net, wo die folgenden nach bestem Vermögen ihre Kreativität abgearbeitet hätten – zum Maier-NET-3 meinetwegen.
Womit ich (endlich) an dem Punkt bin, was mir Individualität wäre:
Jeder Mensch kann sich auf seinen Lebensfeldern bewusst genießend frei entfalten.
Hier muss man wieder dialektisch denken – von wegen Negation der Negation:
Mensch in klein (und groß) durchläuft dabei Bildungsphasen, die die Zahl der Bildungsfelder erweitert. Es muss an allen Sinnen „gearbeitet“ werden, um die Gesamtheit der für die jeweilige „Persönlichkeit“ besonders „wertvollen“ frei zu legen. (Wie viele mathematische Genies mögen als schlechte Jäger unentdeckt und wenig geachtet einen frühen Tod gestorben sein …) Ein Mathematiker entwickelt seine Individualität auch darüber, dass er ein umfangreiches musikalisches Werk zu genießen versucht hat – egal, ob er dies nachher weiter tun möchte oder für den Rest seines Lebens bewusst für sich negiert. Die DDR hat da wenigstens angesetzt, indem sie z. B. Genossenschafts-Bauern-Kollektive ins Staatstheater karren ließ. Individualität konnten sowohl die wenigen ausprägen, die das Erlebte schon als schön zu empfinden vermochten, als auch die, die dies als Episode erlebten, was mir da widerfahren ist …
Ein Individuum – und zwar JEDES menschliche Individuum – muss allseitige Sinnes- und Fähigkeitsausbildung erfahren haben, um frei zu entscheiden, welcher seiner erkannten guten Sinne und Befähigungen er weiter entfalten will. Dies ist ein genau entgegengesetzter geistiger Ansatz zum Hauptziel der Verwertung von „Human-Kapital“ - also dem frühzeitigen Aussieben von „funktionierenden“ Fachidioten. Wie viel „Individualität“ hat denn ein Schmalspur-Geistesarbeitern – von Menschen als Taktstraßen-Roboter-Ersatz nicht zu reden?
Im Kommunismus sind alle Erfordernisse, sich mit kapitalistischen „Logiken“ zu befassen, weggefallen. Kein Möchtegern-Sozialismus-Staat muss irgendwelche Raketen bauen, um nicht evtl. vom Nachbarn überfallen zu werden, oder seine Luft mit Braunkohlenchemie verpesten, um die Produkte, die der Nachbar mit Drittwelt-Öl billig entwickelte, nachzuahmen.
Durch das offene „Internet“ kann weltweit jeder Mensch seine „Individualität“ doppelt ausleben: indem er zu Planungen begründete Vorschläge macht, die ihn nur im weitesten Sinn betreffen, und indem er für seine im allerweitesten Sinne „Kunst“ „Werbung“ macht und sich mit ihm ähnlichen Sonderlingen zusammentut. Eine solche Gesellschaft kann sich zum ersten Mal in der gesamten Geschichte eine Schwemme an individualistischen „Sonderlingen“ überhaupt leisten – und kann sie so weit bilden, die eigenen Grenzen selbst zu definieren.
Eine unsichtbare Gewalt des (Nicht)-Dazu-Gehörens existiert ja neben dem schlichten, sich bezahlungsmäßig Beschränktsein auch schon heute. Sie tritt im Kapitalismus nur dahinter zurück. Und deshalb ist auch der Hang, sich etwas Schädigendes zu leisten, weil man es eben im Unterschied zur Masse „sich leisten kann“ größer als wenn sich alle „alles“ leisten könnten.
Allgemeine Individualität halte ich für ein Grundmerkmal des Kommunismus. Kapitalismus ermöglicht nur (schon) ausgrenzenden Individualismus bedingt Vermögender.

Dienstag, 26. Juli 2011

Zur Individualität heute und im Kommunismus (2)

Ich hoffe also auf Zustimmung, dass bestimmte Formen von individualistischer Individualität („Der Staat – das bin ich“), die also bewusst zu Lasten anderer gehen, auch nicht wünschenswert sind.
Aber ein Großteil „unserer“ Individualität ist zugleich eine verschleierte Konformität.
Die Begriffe, von denen ich dabei ausgehe, sind „Werbung“ und „Mode“.
Formal richtig ist, dass jedes Produkt, dass „der Markt“ annimmt, das also verkauft wird, ein „Bedürfnis“ befriedigt – sonst würde es der Konsument ja nicht erwerben.
Wer die Betrachtung aber dort beendet, vergisst das Entscheidende:
Von jenen schon erwähnten „Grundbedürfnissen“ abgesehen, sind alle weiteren Bedürfnisse nicht von vornherein natürlich vorhanden. Im entwickelten Kapitalismus werden sie – z. T. unter bewusster Zerstörung von „Individualität“ – sogar selbst produziert.
Vielleicht am vordergründigsten ist dies bei der Mode im engen wie weiten Sinn zu zeigen: Individualität bei Kleidung hieße meines Erachtens, sich so anzuziehen, wie man als Einzelperson seine Besonderheiten je nach Art hervorhebt bzw. kaschiert. Das hätte zur Folge, dass Kleidungsstücke extrem variierten und lange getragen würden. Die kapitalistischen Bekleidungsfirmen sind aber darauf fixiert, ihre neuen Produkte neu zu verkaufen. Sie müssen also „Uniformen“ erschaffen, also Merkmale für die Kleidungsstücke einer Saison, anhand derer zu erkennen ist, dass sie aus dieser Saison stammen, sodass die so geprägten Menschen wissen, dass nur wer eine Hose usw., die dieses konkrete Merkmal hat, hipp, in usw. ist, dass also Gruppennormen entstehen, bestimmte Stile tragen zu müssen, um dazugehören zu können – und notfalls mit Elefantenstampfern in Minirock rumzulaufen, obwohl dies dem tragenden Individuum zu objektiver Lächerlichkeit verhilft.
Oder Fotohandys eine bestimmten Marke und mit spezifischem „Schnickschnack“. Das „Bedürfnis“ danach wurde vorher bewusst produziert und die Individualität der Individuen durch Werbebeschuss so lange niedergewalzt, bis dieses ICH der Meinung ist, seine „Individualität“ dadurch auszuleben, dass er durch den „richtigen“ Kauf dazugehören darf zur modernen Welt.
Mode ist wohlgemerkt nur ein Beispiel. Ganze „Wissenschaften“ befassen sich mit Tricks, den potentiellen Konsumenten zum Zugreifen zu animieren, zu manipulieren, also dass er etwas einkauft, was er gar nicht hatte kaufen wollen – weil er es eigentlich gar nicht gebraucht hatte.
Das Problem bringt dann aber die Möchtegern-Sozialismus ins Schleudern: Ein volkseigener Betrieb – egal wie berechtigt diese Bezeichnung ist – hat keine Veranlassung, sein Produkt einem potentiellen Konsumenten auf Kosten seine Konkurrenten aufzuschwatzen. Eigentlich träte an die Stelle von „Werbung“, die Information. Aber da gab es bisher nebenher immer die kapitalistische Werbeindustrie. Es entsteht ein gewisser Nachahmungsdrang – mit Lächerlichkeitseffekt.
Nun muss ja, bevor man den Kommunismus real beginnen kann, erst dessen Grundlage geschaffen werden, also das Grundniveau. Insofern büßte im Interesse der kubanischen, vietnamesischen usw. „Hinterwäldler“ der DDR-Deutsche an demonstrierbarem „Reichtum“ ein – es wurde erst einmal die Einheitsversorgung in Angriff genommen. Die Fantasie dabei – ohne den individuellen Überlebensdruck – hielt sich in Grenzen: Im DDR-Berlin entstanden eben Abweichungen beim Neubau-Wohnungsbau dadurch, dass Bauleute aus anderen Bezirken des Landes bestimmte Wohnblöcke bauten. Das ist aber nicht „Kommunismus“. Der könnte erst beginnen, wenn jeder einen individuell gestalteten Wohnraum besitzt.

Zur Individualität heute und im Kommunismus (1)

Nehmen wir an, jemand sagt, Individualität ist, dass ich mir mit meinem Geld kaufen kann, was ich will. Dann wäre die logische Konsequenz, dass es im Kommunismus schon allein deshalb keine Individualität geben kann, weil es ja kein Geld gibt, man sich also gar nichts kaufen kann (zu kaufen braucht).
Damit wäre ich schon beim nächsten Problem: Marx war Logiker UND Optimist (sofern sich das eine mit dem anderen vereinbaren lässt). Er stellte sich eine einheitliche kommunistische Gesellschaftsordnung als geschichtliche Periode vor, in der es eine Übergangsperiode Sozialismus gibt (die relativ komplikationslos in die höhere Phase „Kommunismus“ hinüberwächst. Wir müssen aber einsehen, dass es sogar drei Phasen gibt, die durch unterschiedlich strenge Abgrenzungen voneinander zu trennen sind: Eine Übergangsphase, in der es auf der Erde Kapitalismus und Möchtegern-Sozialismus (mit Staatsmacht) nebeneinander gibt, danach den Marxschen Sozialismus und dann erst, und zwar nach etwas, was ich eine weitere „Revolution“ nennen würde, den tatsächlichen „Kommunismus“. Nur den möchte ich im Folgenden als „Kommunismus“ verstanden wissen. Russischer Kriegskommunismus, kambodschanischer Steinzeit“kommunismus“, chinesische Kulturrevolution und was es sonst noch an perversen Missverständnissen gegeben hat (und evtl. sogar noch geben wird), gehören nicht zu dem Begriff. Sie belegen in erster Linie den Versuchscharakter der ersten Übergangsphase. Wenn man etwas anfängt, wofür es noch keine „durchgespielte“ Erfahrungen gibt, macht man eben Fehler der Jugend. Allerdings wenn sie einmal gemacht sind, kann man sie auswerten, um sie beim nächsten Anlauf zu vermeiden. Der Egoismus des Kapitalismus ist aber wesenseigene Bedingung für die Art des Funktionierens der Gesellschaft.
Für mich ist der Begriff der „Individualität“ am engsten mit dem Begriff der Bedürfnisbefriedigung verknüpft. Je größer die Zahl unterschiedlicher Bedürfnisse ist bzw. ihre jeweilige Ausprägung, umso individueller ist „der Mensch“ unter den jeweiligen Bedingungen. Wie viele Bedürfnisse ein Mensch überhaupt ausprägen kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Der wichtigste: Sind überhaupt seine Grundbedürfnisse befriedigt. Hungernd und dürstend ist schlecht Kunst zu treiben – egal ob als Künstler oder als Kunstgenießer; frierend achtet man (vorsichtig ausgedrückt) weniger darauf, ob eine Decke oder ein Kleidungsstück schön gestaltet ist, wenn sie denn nur wärmen.
Wer dies anerkennt, muss auch einsehen, dass es bisher noch keinen Kapitalismus gegeben hat, (und ich meine, dass es auch keinen geben wird), in dem nicht die vollständige Befriedigung der Grundbedürfnisse einer Gruppe aus der Nichtbefriedigung durch eine andere Gruppe fußte. Das meine ich nur als „Klassenfrage“, sondern als Prinzip. Dass es „den Deutschen“ durchschnittlich „gut“ geht – und zwar auch noch den „Unterschichten“ „verdanken“ sie grenzbarbarischen Verhältnissen in früher Kolonien, jetzt Entwicklungs-, Dritt-, Viertwelt- oder ähnlich benannten Ländern.
Ich würde jeden bitten, etwas „in sich zu gehen“, sollte er sich auf seine Individualität in seinem Kapitalismus etwas einbilden, wenn er sie dem biologischen Zufall, als Deutsche geboren zu sein verdankt und nur durch den zwangsweisen Verzicht auf alle „Individualität“ bei einen asiatischen Kind „geschenkt“ wurde, damit er ein ungerechtes System zu verteidigen bereit ist.
Die „Individualität“ der Bürger des alten Griechenlands war in diesem Sinne wahrscheinlich noch höher – aber eben errichtet auf Totalentzug aller „Individualität“ einer etwa zehnfachen Zahl von Nicht-Bürgern, also Sklaven.
Alles, was wir über „Kommunismus“ sagen können, steht unter dem Vorzeichen, dass die „Individualität“ der einen Menschen eben nicht andere (notwendig) von ihrer Beschneidung bei anderen abhängt, dass sie vom Prinzip jedem einzelnen zusteht.

Montag, 25. Juli 2011

Widerstand mit Erfolg (3)

  Dieser Druck stärkt in erster Linie die „Etablierten“, denn deren Stimmen „zählen“ ja auf jeden Fall. Dieser Druck stärkt die „Etablierten“ aber auch über einen Trick. Es suggeriert die „Prognose“ nämlich, dass es keinen Sinn hat, „dagegen“ zu stimmen – und die Gegenstimmen bleiben (auch) deshalb der Wahl gleich ganz fern – sodass die etablierten Stammwähler mehr und mehr unter sich bleiben … Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung sozusagen.
Also Psychologie als „Klassenkampf“?
Ja, auch! Diversion ist nicht sooo neu, also schon früh als Mittel erkannt worden, einen Gegner in Schlachten zu besiegen, bevor die überhaupt angefangen haben. Es ist also eine eigene Aufgabe, sich selbst als stark und selbstbewusst zu präsentieren. Leider ist man dabei schon wieder an einem Problem angekommen: Legt man eine Kohle zu viel auf, wird’s lächerlich. Wir sind die Sieger der Geschichte … sind wir das … mit Pfeifen im Walde? Die eigene Stärke muss glaubhaft sein. Und ehrlich. Das Deckeln interner Probleme ist genauso kontraproduktiv wie das gegenseitige Zerfleischen in der Öffentlichkeit – man muss ja immer damit rechnen, dass die eigene „Partei“ schädigende Infos durch die Gegner sowieso an die Oberfläche geholt werden.
Andererseits ... Nichts ist schädlicher als Aktionismus. Kämpfe, die wir beginnen, müssen mit der realistischen Bewertung ihrer Siegchancen beginnen – und diese Siegchancen hängen an der Kampfbereitschaft von mobilisierten Massen. Diese Massen aber sind umso kampfbereiter, je wütender sie sind, mehr aber noch, je mehr sie sich einen Sieg erhoffen.
Langsam beginnt sich die Katze in den Schwanz zu beißen. Das Ergebnis wird zur eigenen Bedingung … als vorweggenommenes Ergebnis.
Lösbar? Erstmal durch kleine Schritte. Wenn man anerkennt, dass die Weltrevolution noch im Halfter stecken bleibt. Lieber Schlecker knicken. Oder Ähnliches, wo möglichst viele mitmachen können und das Ergebnis „Erfolg“ sehen können.
Natürlich Solidarität, dieses verdammte S-Wort. Wenn man später Hilfe braucht, selbst erst einmal in Vorlauf gehen…
Womit das Problem „Information“ steht. Sind wir schon reif fürs Internet … zum Beispiel?

Und die Einheit des kurzfristigen Ziels mit einem immer stärker mitgedachten großen Ziels Systemänderung. Also ohne die Perspektive "ausbeutungsfreie Gesellschaft" durch die Beseitigung der Wurzeln aller Ungerechtigkeiten läuft man im Hamsterrad, tauscht die eine immer wieder gegen die nächste "Ungerechtigkeit" aus.

Sonntag, 24. Juli 2011

Widerstand mit Erfolg (2)

 Ein natürliches Verhalten des gesellschaftlichen Wesens Mensch ist die Prüfung seines Vorgehens auf Relevanz. Leider ist deshalb für eine erhebliche Zahl von Menschen – auch, aber nicht vordergründig bewusst, sprich unbewusst – die Zugehörigkeit zu einer relevanten Masse Kriterium der Richtigkeit dessen, was diese Masse vertritt bzw. zu vertreten scheint. Sind also genug Menschen an die Scheibenform der Erde oder die Verknetung des ersten Mann-Menschen durch einen allmächtigen, Seele einhauchenden Gott zu glauben bereit, sind sie auch dazu bereit bzw. ihre Zweifel zurückzustellen.
Und jeder Mensch wägt (bedingt vernünftig) ab: Bringt eine durch mich zu zeigende Leistung wahrscheinlich das angestrebte Ergebnis?
Also die Macht des Faktischen. Solange die Gegner eines Projekts vom Schlage S 21 die begründete Hoffnung haben, eben dieses Projekt zu verhindern, werden sie massenhaft sein … zumindest können sie massenhaft sein. Dieses wissend sind die Betreiber auch so daran interessiert, Fakten der Demoralisierung zu schaffen. Sehen „die Leute“ erst einmal die Trümmer vor sich, gehen sie gesenkten Kopfes heim.
Ähnlich verhält es sich mit Friedensdemos: Selbstverständlich wäre die deutschen Krieger in Windeseile wieder daheim, wenn alle daran Interessierten gemeinsam auf die Straße gingen. Das Gefühl aber, zu einem kleinen Haufen Idealisten gehören zu müssen, die sich ergebnislos wieder ein Wochenende verderben, hält die Masse davon ab, zur aktiven, (eventuell) erfolgreichen Masse zu gehören. Es ist also seitens der Nachrichtenkrieger so wichtig, ausreichend Zweifel zu säen, dass eine Demonstration zum Erfolg führen kann, weil diese Erwartung das Ergebnis Erfolglosigkeit (zumindest mit-)produziert. Aus diesem Grund muss an den um Verschwendung ihrer Steuern besorgten Stuttgarter auch ein Exempel statuiert werden. Das Wissen, dass mit ausreichend starkem Protest Veränderungen herbeigeführt werden können, veränderte die Situation anderer Proteste.
Dass die kranke Lethargie noch nicht vollständig gesiegt hat, belegen Anti-Atom-Demos. Allerdings wirkt dort noch ein anderes Abwägen: Eine atomare Verseuchung träfe ausnahmslos jeden. Niemand hat Grund zur Hoffnung, dass es nur die Anderen trifft.
Unabhängig von ihrer tatsächlichen Interessen und Bewusstheitslage unterliegen heutzutage die normalen Menschen einem beständigen Manipulationsdruck. Der wirkt sogar dann, wenn sie sich dessen bewusst sind. „Was bedeutet es für mich, wenn meiner Partei 3 Prozent zustimmen, der ganz bösen in denkbarer Koalition 43, den wohl nicht ganz so bösen 42 …“ usw. Ich überlege also schon nicht mehr, was ich eigentlich will, sondern unter welcher vermutlichen Konstellation ich das meiste davon vielleicht retten kann, wenn …

Samstag, 23. Juli 2011

Widerstand mit Erfolg (1)

Mit dem Verschwinden der staatlich organisierten Alternative zum kapitalistischen System - wie immer man zu Details des "Realsozialismus" auch stehen mag ... dieser Tatasache sollte man sich nicht verschließen - begann ein umfassender und noch nicht abgeschlossener Abbau von sozialen Fassadenteilen des "Realkapitalismus". Anders gesagt:  Jetzt, wo keine potentielle DDR auf "Arbeitnehmer"-Seite beim permanenten Kräftevergleich drückt, lässt der "Imperialismus" allmählich wieder alle Masken fallen. Nun haben wir eben wirklich "Realkapitalismus".
Fragt sich, wie weit geht das. 
Nein. Diese Frage ist so einfach. Das geht offen oder schleichend so lange so weiter, bis wieder der Widerstand dagegen ein Kräftegleichgewicht erreicht hat, und kann erst umgekehrt werden, wenn eine Systemalternative so nahe ist, dass jeder Kapitalist sagt "Lieber etwas weniger Profit als gar keiner."
Nehmen wir – nicht unberechtigter Weise – an, dass die von Profitinteressen vorangetriebenen Entwicklungen EIGENTLICH NICHT von der breiten Masse getragen werden. Dies wurde zumindest in der Frage von Krieg und Frieden praktisch „empirisch“ untersucht.
Klammern wir das Problem der „Empirie“ einmal aus. Selbstverständlich ist es leichter, die Entscheidungsfrage zu stellen „Sind Sie für den Einsatz deutscher Soldaten im Kampf für deutsche Interessen in der Welt“ (je nach Weltanschauung des Fragenden wird dann „deutsche Interessen“ modifiziert) als „Bejahen Sie ein neoliberales Herangehen an alle Beziehungen in der Gesellschaft?“ oder „Sind Sie für den Kapitalismus?“ Bei den beiden letzten Fragen bestünde einfach zu großer Erklärungsbedarf für den Fragenden, um überhaupt von mehr als einer Minigruppe verstanden bzw. richtig verstanden zu werden … und ob dann noch eine ehrliche Antwort folgte, wäre immer noch nicht gesagt. Im Höchstfall wären Detailfragen möglich, die dann aber zu viel Spielraum bei einer zusammenfassenden Interpretation ließen.
Es gibt aber mehrere Barrieren, die mitunter Welten zwischen evtl. Meinungen oder Grundhaltungen und evtl. tatsächlichen („objektiven“) Interessen und Handlungen zur Durchsetzung eigener Positionen aufbauen.
Zuerst ist natürlich die direkte Verdummung zu nennen. Mit Sarrazin-Kampagnen wird ein Meinungs-Hype geschaffen. Man klammert noch das Vergasen von Juden aus. Eine dafür passende Grundhaltung gegenüber „Zigeunern“, „arbeitsscheuen Ausländern“, Integrationsverweigerern“, „Sozialschmarotzern“ und möglichst vielen anderer nicht ausreichend wehrfähigen Gruppen vernebelt die Hirne unmittelbar. Wer sich laufend umsieht, wer alles unter ihm stehen könnte bzw. über wem er selbst stehen könnte, wird gezielt unfähig gemacht für gemeinsame solidarische Aktionen zur Gestaltung einer künftigen Lebenswelt. Das Ergebnis: Diese Gestaltung bleibt „Dem Kapital“ überlassen. Wenn selbst potentielle Linke-Wähler am Sarrazin-NPD-Geisteskot Positives, Zuzustimmendes finden, so belegt das nur den Zersetzungserfolg solcher Hirnsäure bzw. die Notwendigkeit, sich selbst in den eigenen Reihen über die Strukturen zu verständigen, die „unser“ Sozialismus braucht.
Die Kampagne zur Enthirnung der Massen kennt die Spielregeln der totalen Konterrevolution, die denen einer positiven Revolution ähnlich sind. Mit beeindruckender Geschwindigkeit wurden z. B. Meldungen lanciert, wie groß die Zustimmung zur fortschreitenden Faschisierung der Gesellschaft sind.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (108)

Warum bin ich dagegen, den Begriff „Diktatur des Proletariats“ zu gebrauchen?

Begriffe sind immer Teile eines Begriffssystems. Sie erhalten ihre Verständlichkeit aus dem Zusammenhang mit anderen. Eine Sprache, die keinen Ausdruck „Krieg“ kennt, weil es für das diese Sprache sprechende Volk keine Krieg gibt, hat auch keinen Begriff „Frieden“.
Für Menschen, die sich mit Gedanken auseinandersetzen, die über den Denkhorizont der jeweils herrschenden gesellschaftlichen Ordnung hinausreichen, gibt es ein zusätzliches Problem: Die Begriffswelt einer Zeit wird durch die in dieser Zeit Herrschenden geprägt. Ihre Begriffe sind dabei nicht nur, aber zuerst einmal Mittel, um die eigenen Machtverhältnisse mit positiv getöntem Äußeren zu versehen. In dieser Darstellungsweise sind sie medial allgegenwärtig. Es ist also logisch, dass zur Emanzipation der die bisherigen Machtverhältnisse in Frage stellenden Kräfte auch gehört, die tatsächlichen Verhältnisse ungeschminkt darstellende Begriffe zu prägen. Aus diesen Begriffen erwächst zum neuen Verständnis der Welt ein ganzes geschlossenes Begriffssystem. Das Problem dieses Begriffssystems: Es ist mit dem herrschenden nicht kompatibel. Selbst wenn es vertraute Wörter gebrauchte, so wären sie anders bewertet.
Es ist eine bedeutsame Leistung von Karl Marx, das Gerüst von klar definierten Begriffen – so klar definierten, dass sie wissenschaftlich sind – für eine neue Weltanschauung gebaut zu haben.
Einer dieser Begriffe ist die „Diktatur des Proletariats“, die es für die die Menschheit befreiende Arbeiterklasse als ersten Schritt als Fundament des künftigen Sozialismus/Kommunismus zu errichten gilt. Dies ist eine nur um den Preis der Selbstaufgabe anfechtbare Grundaufgabe.
Nun hat aber dieser Begriff innerhalb des Begriffssystems des Marxismus eine logische Voraussetzung: Das Wesen des Kapitalismus besteht in der Diktatur des Kapitals (der Kapitalistenklasse). Wohlgemerkt das Wesen! Marx ging es dabei nicht um Erscheinungen. Natürlich hätte er den Hitlerfaschismus als formale Diktatur verstanden. Er schloss in diesen Begriff aber ein, dass auch das, was der Form nach eine „parlamentarische Demokratie“ ist, dem Wesen nach eine Diktatur des Kapitals verhüllt. In dem Sinne, dass egal, was in den Schwatzbuden erzählt wird, das Kapital bestimmt, was geschieht in der Welt. Es bedient sich dabei diverser Hüllen, eines Apparats aus Gewalt, Beamtentum, verselbständigtem Geist der herrschenden Klasse usw. Ohne jede Mühe verkündeten ja die Instrumente der faschistischen Diktatur in Deutschland kurz darauf das Funktionieren der „Demokratie“.
Nur in Entgegenstellung zur „Diktatur des Kapitals“ gewinnt die „Diktatur des Proletariats“ ihre Berechtigung. Es war nie gemeint, dass einzelne Personen neue Alleinherrscher werden sollten. Es ging immer darum, dass auch nach der formalen „Regierungsübernahme“ von Vertretern der „Arbeiterklasse“ ein wirtschaftspolitisches Netzwerk besteht, das die vorigen Machtverhältnisse wieder herstellt, wenn es nicht mit (auch) außerökonomischen Mitteln, also mit der politischen Macht daran gehindert wird. Ich nenne dies Überkompensation der Macht. Es müssen z. B. besonders geförderte Wege eröffnet werden, damit der Emanzipation der Arbeitenden Ergebene in Führungspositionen in der Wirtschaft, in der Bildung, in den meinungsbildenden Medien usw. gelangen – ansonsten reproduzieren sich nicht die „alten Seilschaften“.
Nun haben wir also das Problem, dass nur der „Diktatur des Proletariats“ richtig versteht, der um die „Diktatur des Kapitals“ weiß. Die Masse ist aber zuerst die manipulierenden Ausdrücke der Machtmedien gewöhnt. Dort steht eine begrifflich positiv betonte „Demokratie“, in der jeder alles sagen kann, was die Machtverhältnisse nicht real verändert, und jeder alle vier Jahre seine Vertretung an verschiedene Kapital gesteuerte Parteien abtreten kann (und muss) dem Begriff „Diktatur“ einer Einzelperson oder einer kleinen Gruppe gegenüber. Da noch dazu die Definition der „Arbeiterklasse“ / des „Proletariats“ schwierig, auf jeden Fall kein Allgemeingut ist, ist es leicht selbstmörderisch, sich selbst mit dem Umhang einer im Massenbewusstsein eindeutig negativ belegten Begriffs bedecken zu wollen. Noch dazu, da das, was Marx „Diktatur des Proletariats“ nannte, wissenschaftlich betrachtet, bereits eine Höchstform der Demokratie wäre, wenn sie marxistisch umgesetzt würde: Sie bezöge die größten Teile der Menschheit real in die Gestaltung ihrer Angelegenheiten ein...

Dienstag, 19. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (107)

Einen besonders großen Anteil an Jedermanns Lebenszeit entfällt auf Kunst im weitesten Sinne. Dabei ist nebensächlich, inwieweit das das aktive Ausüben der bekannten Künste bzw. deren Genuss betrifft, oder ob es darüber hinausgeht. Wie immer sind die Übergänge fließend. Zum Verständnis des Problems erinnere ich an den Begriff des „Kunsthandwerks“. Es dürfte kaum Menschen geben, die nicht etwas tun werden, was zwar nicht existenzbegründend ist, aber ihnen und einer begrenzten Zahl anderer Freude bereitet.
Wesentlich stärker als heute wird das Gesamtleben aller Menschen von eine Vielzahl von Kommunikationsformen durchdrungen sein. Anzunehmen ist, dass sich „Videophonie“ zur Hauptform entwickeln könnte, also Gespräche, ggf. auch Konferenzen, bei denen sich die Beteiligten nur nicht berühren und beriechen, ansonsten aber relativ umfassen sich emotional und sachlich austauschen können. Eine Sonderform der Kommunikation wird dabei die professionelle Moderation sein, die Störungen zwischenmenschlicher Beziehungen abzubauen hat.
Besonders herauszuheben sind eben jene „zwischenmenschlichen Beziehungen“. Sie unterscheiden sich von den heutigen sicher in erster Linie durch ihre größere Vielfalt. „Man“ wird sich wohl kaum über irgendeine Form des Zusammenlebens wundern, über nackte Menschen auf dem Flur, Kinder, die nicht wissen, wessen Spermien ihre Existenz mit begründeten, Gruppen, die sich auflösen so wie sie sich bildeten und umgekehrt … aber eben auch nicht über Menschen, die ihr Zusammenleben über eine Zeremonie aus vergangenen Zeiten dokumentieren möchten. Auch ist wahrscheinlich, dass besiegte entsprechende Krankheiten eine umfassende freiere Beziehung zur Sexualität bewirken wird.
Ein eigener Bereich ist die „Versorgung“, also das, was heute der Handel wäre. Er wird nach eigenen, mit nichts Heutigem Vergleichbaren funktionieren.
Ebenfalls ein eigener Bereich ist der Transport, das Reisen. Einige gesonderte Anmerkungen sind hier gesondert versucht. Wichtig hierbei ist, dass die neuen Kommunikationsformen ein Ausufern des Reiseumfangs blockieren müssen.
Völlig anders als heute dürfte der Ausdruck „Politik“ verstanden werden. Es dürfte jedem selbstverständlich erscheinen, bei öffentlichen Angelegenheiten, die ihn direkt oder indirekt betreffen – einschließlich der Planung des Weltarbeitsvermögens – mitreden zu dürfen und ggf. auch mitzureden. So wie moderne Menschen irgendwann im Laufe des Tages ihr Mailfach abrufen, wird der „kommunistische Mensch“ dies auch tun – nur das dort eben alltäglich z. B. Projekte vorgestellt werden mit Links zur Vertiefung, wo Entscheidungen vorbereitet werden, was dem einen Mitmenschen eben mehr Freude bereitet wie einem anderen.
Mit allen diesen Komplexen ist der Bereich der Selbstverwirklichung verzahnt. Jeder Mensch kann fundiert hinterfragen, was ihm wichtig ist im Leben, wer ihm wichtig ist und wem er wichtig ist. Die letzten beiden Fragen entscheiden über das Funktionieren des Systems ...

Montag, 18. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (106)

Welche Bereiche machen denn kommunistisches Leben für den Einzelmenschen aus?

Eine schrumpfende Bedeutung, wenn auch keine, die auf Null fährt, ist die Arbeit in der materiellen Produktion. Tendenziell wird die erforderliche Gesamtzeit gesenkt und die weiter erforderlichen Tätigkeiten werden der Technik (Robotern) übergeben.
Relativ geringfügig zunehmen werden spielerische Kreativarbeiten, also solche, die entweder den Produktionsprozess weiter optimieren, aber mehr noch solche, die Lösungen anstreben, welche menschlichen Bedürfnisse mit welchen Lösungen besser befriedigt werden können.
Arbeitsaufgaben im „Dienstleistungsbereich“ werden erhalten bleiben. Soweit die mit öffentlicher Gewalt verbunden sind, werden sie hier gesondert aufgegriffen.
Der Bereich mit dem größten Umfang an „Arbeit“ wird der der Fürsorge und Kommunikation sein. Allerdings ist es auch ein Bereich mit besonders fließendem Übergang zum „Privatleben“. So ist zwar die Kinder- und Jugendbetreuung noch mit einem relativ großen Anteil an starr strukturierten Schulelementen durchsetzt. Also in der „Schule“ wird es sicher viele Situationen geben, die wir heute als „Schule“ kennen. Allerdings steht „Unterrichts“-Elementen ein größerer Teil „Persönlichkeitscoaching“ zur Seite. Ein Konzept allseitig entwickelter Persönlichkeiten ist mit Schulklassen die von den einen 45 Minuten Fachunterricht zu den nächsten strömen, nicht zu bewältigen. Da müssen „Eltern“ her, die fast lückenlos sich in der Begleitung und Anleitung der Heranreifenden gegenseitig ergänzen und ablösen. Selbst unterstellt, die Schülerzahl weltweit wäre kleiner als heute, wird die Zahl derer, die hier Anteile einbringen, deutlich zunehmen. Zum fließenden Übergang zwischen „professionellem“ und „eher privatem“ Coachen werden auch mehr Formen der Eltern-, Großeltern- und Gruppenleiter-Anleitung „durchgespielt“ werden müssen.
Vielleicht nicht ganz so verschwommen wird der Bereich medizinischer Versorgung und Betreuung sein. Klar: An dessen erster Stelle stehen professionelle Tätigkeiten. Sie sind uneingeschränkt darauf gerichtet, jeder Persönlichkeit die „Gesundheit“ zur Selbstentfaltung zu erhalten. Krankheiten sind dabei zweifrontig anzugehen: einmal als technischer Vorgang. Einem gebrochenen Arm ist nicht mit Zureden geholfen, bestimmte Viren wirken als Schadprogramme im Körper, denen der innerhalb der verfügbaren Lebenszeit nicht aus eigene Kraft Herr werden kann. Dafür werden Krankenhäuser und ambulante Betreuungszentren sogar noch ausgebaut werden müssen, wo die körperliche Anwesenheit von Fachpersonal Erfolgsbedingung ist. (Vom Grundbild werden also Ärzte und Pfleger(innen) sich am wenigsten von den heutigen unterscheiden – nur die technischen Möglichkeiten werden eben extrem bessere sein.) Flankiert wird diese technische Seite durch eine, für die es heute keinen ausreichend genauen Namen gibt. Am nächsten käme das vielleicht den Bildern von Gemeindeschwestern und ambulanten Betreuungen. Hauptunterschied zu Bekanntem muss dabei der verfügbare Zeitfonds sein. Der fließende Übergang zum „privaten Schwätzchen“ muss eingeplant sein. Diese Sozialbetreuer haben sozusagen die Verantwortung für das allgemeine Wohlbefinden eines angemessenen Kreises von bedingt Bedürftigen – was also heißt, dass es nicht nur „Berufstätige“ sein werden, sondern auch „Hobby-Partnerschaften“ / Patenschaften u.ä. Solche fließenden Übergänge sind ja alle deshalb kein Problem, weil niemand eine (scheinbar) private Fürsorgeleistung zu Lasten eines bezahlten Jobs erbringt, sondern alle formal gleichwertig sind.

Sonntag, 17. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (105)

Warum das Bild der fleißigen Ameisen nichts mit dem Kommunismus zu tun hat

Um etwas zu veranschaulichen, gebraucht jeder gelegentlich künstlerische Bilder (Metaphern), oft welche, die dem Tierreich entstammen. Natürlich stimmt keines. Wer da als „Ochse“ bezeichnet wird, ist im Regelfall ein Mensch geblieben. Allerdings werden den Tieren bestimmte markante Eigenschaften zugeschrieben, die dann das menschliche Verhalten zuspitzen.
Bei den Ameisen wird dies problematisch. Schon sie als „fleißig“ zu bezeichnen, dürfte den Tatsachen nicht gerecht werden. Eigentlich setzt „Fleiß“ einen bewussten Vorsatz voraus. Den kann man beim besten Willen der einzelnen Ameise nicht zuschreiben – auf jeden Fall nicht mehr als beliebigen anderen Tieren, die das Nötige tun, ihre Art zu erhalten.
Wenn man es aber anders betrachtet und das Unermüdliche hervorhebt, mit dem die einzelnen Ameisentiere sich in den „Dienst“ ihres Volkes fügen, mit der sie an ihrer Stelle wirken im Sinne ihrer Gemeinschaft, dann wird es zu einem verleumdenden Bild, wenn man es auf Verhältnisse anwendet, wie sie im Kommunismus herrschen werden.
Das wichtigste Problem dabei: Das einzelne Tier weiß überhaupt nicht, was es tut. Es ist auf Arbeiter, Soldat usw. „programmiert“ und arbeitet dieses ihm aufgezwungene Programm ab.
Der einzelne Mensch im Kommunismus weiß sehr wohl um die Funktionsweise der Gesamtgesellschaft und seine Rolle darin. Er kann sie relativ frei wählen und nach aktuellen Bedürfnissen seiner Selbstentwicklung auch wechseln.
Arbeitseifer und unermüdliches Schaffen sind dabei nur zwei Arten, sich einzubringen, sicher vorhandene, aber nicht vorherrschende. Genauer: Nur bei denen, denen gerade „Arbeit“ besonders viel Spaß macht, besonders große Erfüllung bedeutet.
Wozu sonst baut man sonst immer bessere „Roboter“, die selbst bereits „Roboter“ fertigen, die alles Stupide zu minimieren helfen.
Das „Problem“ wird sein, dass Menschen teilweise diesen Maschinen bewusst die Arbeit wegnehmen werden. Nicht, weil es zum Überleben der Menschheit bedeutsam wäre, sondern weil bestimmte Arbeiten, wenn man ihren Umfang selbst bestimmen kann, einfach Vergnügen bereiten kann und es die Qualität verbessert – im Sinne, dass größere Vielfalt immer besser ist und dass „Handgemachtes“ seinen eigenen Reiz hat bzw. „besser schmeckt“.
Auf solche Ideen käme keine Ameise. Wer also Vorstellungen vom Kommunismus als Ameisenhaufen verbreitet schneidet die dann Lebenden auf relativ stumpfe Workaholics herunter. Er billigt ihnen nicht zu, dass sie nach einem Ballettbesuch einfach ihre Lust ausleben könnten, den Sexualtrieb mit einem auszuleben, der das auch gerade will … und dazu in den Hauptrechner eingeben, dass sie am Folgetag vertreten werden möchten. Allerdings werden sie am Folgemorgen kurz abrufen, ob sich jemand gefunden hat, und wenn nicht, die Aufgabe angehen, die dann vorgesehen war.
Also so ein klein wenig wird jeden das Gewissen plagen, dass da irgendwer dafür arbeitet, damit „der Strom aus der Steckdose kommt“. Etwas muss „man“ zurückgeben. Das wird nur im Vergleich zu heute per Saldo weniger sein … weil die Grenzen zu „Privatem“ viel fließender sein werden, wenn man neben den eigenen auch die Nachbarskinder betreut. „Privates“ aber dürfte Ameisen unbekannt sein ...

Samstag, 16. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (104)

Dieses Wissen, was wofür ging mit fortschreitender Teilung der Arbeit, vor allem der Verselbständigung der geistigen Elemente des Arbeitslebens, allmählich verloren. Die Wirtschaftsbeziehungen, die sich nun ausbildeten, kann man „klassenbildend“ nennen. Ihre höchste Ausprägung haben sie im „Kapitalismus“ - Beziehungen der Warenwirtschaft, die Marx analysierte. Sie haben im Vergleich zu den beiden anderen zwei einschneidende Unterschiede:
Ihre gesamten Gesetze berühren menschliche Bedürfnisse als Ursprung allen menschlichen Handelns direkt überhaupt nicht mehr und sie beruhen darauf, dass die Menschen, die etwas tun, was eigentlich Bedürfnisse befriedigen soll, diese Bedürfnisse nicht kennen. An die Stelle der eigentlichen Bedürfnisse sind die „gesellschaftlich anerkannten“ getreten, die bezahlbaren also.
Das mathematische Konstrukt ist dabei etwas verwirrend: Bei den sich gegenüberstehenden zwei Hauptseiten des Konflikts entscheidet immer die schwächere. Also entweder würde Produziertes nicht bezahlt werden können oder etwas, was bezahlt werden könnte, kann nicht produziert werden. Der letztere Fall ist der seltenere. Tausende bezahlte Wünschelrutengänger beschwören die Möglichkeit, dass das freie Spiel der chaotisch wirkenden Kräfte einen Ausgleich zwischen Produktion und Konsumtion herstellten. Trotzdem verhungern Millionen Menschen auf der Erde, weil sie nicht in Besitz von allgemeinem Äquivalenten kommen, weil sie keine Arbeit bekommen, um etwas in dem großen Kreislauf Verwertbares einzubringen.
Es ist richtig: Das System Kapitalismus kann das Problem der Bedürfnisbefriedigung nicht lösen – ich meine natürlich im Weltmaßstab, also nicht beschränkt auf ein paar Teilkreisläufe, die sich auf Kosten des Rests der Welt vollsaugen.
Es ist richtig: Das System hat es in seinen Glanzecken besser gelöst als die Ansätze des Sozialismus. Aber die Unerfüllbarkeit von Bedürfnissen einer „Überschussmenschheit“ ist Bedingung des ganzen Systems – es wechselt im Höchstfall die Zugehörigkeit zur Gruppe eben dieser „Überschussmenschheit“. Im Wesen der Planung eines kommunistischen Versorgungssystems liegt die beständig steigende Annäherung an die umfassende „Vollversorgung“.
Wesen und Erscheinung der damit zusammenhängenden Vorgänge sind durch Marx nicht nur in „Das Kapital“ schlüssig dargestellt. Nur irrig ist, diesen Übergangsfall menschlicher Entwicklung so darzustellen, als ginge alle Wirtschaft mit der Warenwirtschaft los. Das war Hunderttausende Jahre nicht so und wird – vorausgesetzt, die Menschheit übersteht die Presswehen der neuen Gesellschaft – Millionen Jahre nicht mehr so sein.

Freitag, 15. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (103)

In dieser Herangehensweise ist der kommunistische Wirtschaftskreislauf ähnlich. Seine wesentlichen Elemente konnten Marx und Engels nur teilweise erahnen, wodurch sie zu missdeutbaren Schlussfolgerungen kamen. Sie verabsolutierten die für ihre Verhältnisse überwältigenden Springquellen produktiven Reichtums die den Kommunismus kennzeichnen würden. Also einfach gesagt: Weil genug da sein würde, alle Bedürfnisse zu befriedigen, können alle Bedürfnisse befriedigt werden. Ein solcher Denkansatz war der stürmischen Entfaltung der Produktion / Produktivität in den vorausgegangenen 200 Jahren (im Vergleich zur gesamten Menschheitsentwicklung bis dahin) geschuldet.
In der Realität kommt mindestens ein entscheidendes Element dazu: Die Gesellschaft, in gewissen Sinne die ganze Menschheit, verfügt wieder über ein handhabbares Instrument, die Bedürfnisse alle ihrer Mitglieder zu erfassen und im Sinne ihrer direkten Befriedigung zu wirken (und natürlich im Sinne einer Minimierung ausufernder unsinniger Bedürfnisse). Die technische Grundlage für ein solches Konstrukt scheint mit dem „Internet“ gegeben: Im Prinzip kann schon heute jeder Mensch dieser Erde sich an seinen Computer setzen, sich in eine gigantische virtuelle Bedürfniszentrale einloggen und kundtun, welche Bedürfnisse er befriedigt zu bekommen hofft. Indem er dies öffentlich machte, machte er auch Unverschämtheiten öffentlich, denen er sich schämen müsste. Allerdings fördert das Wissen, dass einzelne Menschen sich unverschämte Wünsche erfüllen, weil sie dazu die Mittel haben, den Zusammenbruch einer solchen technischen Institution. Es geht ja auch nicht um die tatsächliche Machbarkeit im Augenblick sondern darum, dass es bereits technische Mittel gibt, mit denen so etwas möglich wäre. Alle Produktion im weitesten Sinn könnte „wieder“ direkt an den erfassten und bewerteten Bedürfnissen ausgerichtet werden. „Man“ weiß wieder warum man was macht ...

Donnerstag, 14. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (102)

Die drei Wirtschaftskreisläufe oder auch Robinson kann helfen

Das Denkgebäude, das Karl Marx aufstellte, war produktionsfixiert. Das hat Vor- und Nachteile. Das kommt auch in „Das Kapital“ zum Ausdruck: Die Welt, die er zu erklären versucht, rankt sich um den Begriff der Ware. Dies reicht aus, um den Kapital-Ismus mit seiner Herkunft und seinem Niedergang zu erklären, aber nicht für die Einordnung des Kommunismus. Dafür müssen bürgerliche Spielereien wesentlich weiter entwickelt werden.
Man kann die „Wirtschaft“ in drei Arten von Kreisläufen unterteilen, wobei in der übergeordneten wie in einer Matroschka die vorigen verborgen sind.
Der innerste ist der elementare oder Robinson-Kreislauf: „Der Mensch“ als konkretes Einzelwesen hat Bedürfnisse, die zu befriedigen sind, einen natürlich vorgegebenen Zeitfonds, in dem er diese Bedürfnisse befriedigen kann bzw. muss, und eine gesellschaftliche Qualität dieses Zeitfonds.
Selbstverständlich sind auch die Bedürfnisse selbst gesellschaftlich bestimmt. Sie erwachsen nur zum kleineren Teil „der Natur“, zum größeren dem, was man kennt. Also die frühen Menschen, die die Nutzung des Feuers nicht kannten, FRAßEN, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Sie hätten mit Messer und Gabel nichts anfangen können, schissen sicher daneben und es gab nichts, wo und warum sie hätten Staub wischen können. Wie sauber jemand heute seine Wohnung haben möchte, ist u.a. auch ein kommunikatives Bedürfnis. Es erwächst eben auch aus dem Grad der Peinlichkeit, wenn Besucher „Sau“ mit Fingern aufs Regal schreiben (könnten).
Der konkrete Mensch hat von der Natur der Erde pro Tag 24 Stunden zur Verfügung sowie Abläufe, die Jahre ergeben (Jahreszeiten u.ä.). Welche Bedürfnisse er in welchem Umfang befriedigt, ist im Wesentlichen frei zu entscheiden – natürlich werden einschränkend die Därme schon Forderungen stellen, wann sie entleert werden wollen. Mit jeder Entscheidung für ein zu befriedigendes Bedürfnis fällt für diese Zeit die Entscheidung gegen (fast) alle anderen. Wer also seine Zeit braucht, um etwas zu fressen zu bekommen, kann nicht gleichzeitig speisen oder Musik zum Feiern machen oder hören.
Die „gesellschaftliche Qualität dieses Zeitfonds“ selbst belegte der berühmte Robinson selbst: Was wäre er gewesen ohne die Flinte und technischen Geräte, die er aus dem Schiff hatte retten können. Was wäre er gewesen ohne bestimmtes Wissen seiner Zeit – beispielsweise zur Haltung von Haustieren? Sein klar umrissener Kreislauf Bedürfnisse – Entscheidung – eigene Produktion – Befriedigung – Bedürfnis prägte sofort auch sein Denken, den Freitag, der nicht über ähnliche technische Mittel verfügte, in ein Werkzeug für seine Bedürfnisbefriedigung zu verwandeln, ihn für sich arbeiten zu lassen.
Dieser elementare Kreislauf ist natürlich zutiefst beschränkt. Man kann ihn geistig von einzelnen Personen auf konkrete Gruppen erweitern, womit man das „urkommunistische“ Prinzip vor Augen hat: Die Gruppe als Ganzes kennt die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder und befriedigt sie nach vorhandenen eigenen Möglichkeiten selbst. Im Prinzip verselbständigen sich nur die arbeitsteiligen Abläufe, die jeder Mensch sonst allein für sich entschieden hätte. So wie Robinson für sich (ohne Freitag) entschieden hatte, welche Arbeitsgang wie viel Zeit wann kosten darf, so entscheidet dies nun die Gruppe. Neu dabei ist, dass nun natürlich Bedürfnisse parallel bearbeitet werden können.
Der Grundsatz aber bleibt: Die Mitglieder einer Gruppe arbeiten so arbeitsteilig wie die Organe eines menschlichen Körpers. Sie akzeptieren naturwüchsig, dass sie alle ihre Bedürfnisse kennen und gemeinsam ihre Möglichkeiten nutzen, in ihrem beschränkten Vermögen viele der Bedürfnisse zu befriedigen.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (101)

Der natürliche Mechanismus stärkt also die jeweils bestehenden Machtverhältnisse – das trifft eben auch einen Machtapparat, bei dem einige Personen an der Macht für sich den Aufbau des Sozialismus als Ziel in Anspruch nehmen. Da der Sozialismus aber nicht das Werk weniger Personen sein kann - die können nur leichter seine Fundamentsteine wie Gemeineigentum juristisch setzen – wirkt der „Konservatismus des Faktischen“ hier doppelzüngig: Zum einen hilft er bei der Festigung der Machtposition der bestimmenden Personen, zum anderen reproduziert er bereits unter der Oberfläche des „Aufbaus des Sozialismus“ privatkapitalistische Konkurrenzdenkstrukturen.
Und was mindestens genauso wichtig ist: Ein solcher „Mechanismus“ ist „antikommunistisch“. Er ist eine „natürliche“ Strategie zur Anpassung an Macht. In gewisser Hinsicht „denkt“ da „der Mensch“ wie ein Tier und richtet sich in der einen wie der anderen Machtstruktur ein. Im Kommunismus gibt es aber im herkömmlichen Sinn keine Machtstrukturen. Kommunismus existiert gerade (nur) durch die kreativen Ideen Einzelner – wahrhaft kreative, also solche, die das System ohne „Eigennutz“ vorwärts bringen.
Es kann sein, dass das mit der Brille eines Heutigen völlig falsch gesehen wird. Wir sind gewohnt, „Eigennutz“ als etwas Egoistisches GEGEN „die Anderen“ Gerichtetes zu verstehen. Wer sagt uns denn, dass nicht dieselbe Selbsterhaltungsstrategie einmal eine „Anpassung“ an „herrschende“ kommunistische Verhältnisse sein wird? Dass der „Egoismus“ „des Menschen“ sich in den Drang wandelt, positiv aufzufallen? Dass die ständige Wiederholung und Festigung solcher Verhaltensweisen nicht zu ihrer Verinnerlichung führen kann.
Ich meine damit nicht die Doppelzüngigen aus DDR-Zeiten. Die Gesamtverhältnisse waren noch so, dass es die Strategie Erfolg versprach, laut Hurra Sozialismus zu rufen und leise in die eigene Tasche zu scheffeln. Außerdem waren mit den Parteisekretären sogar noch neue Machtstrukturen, graue Eminenzen, installiert worden.
In solch einem Sinn gibt es aber keine mehr. Es gibt noch Sachentscheider, Kapitäne vor Ort, okay … Aber größere Bedeutung gewinnen so eine Art kommunistische Facebook-Gruppen, also solche, wo das Austreten aus dem „sozialen Netzwerk“ ähnlich unkompliziert funktioniert wie das Eintreten, ein identifiziertes „Ekel“ also sehr schnell allein da steht. Kann denn jemand, der – und das über Generationen - „seinen Egoismus“ peinlichst verbergen muss, Egoist bleiben … wenigstens sofern er sich mit „Schwein-Sein“ schadet?
Wie immer man über „Stalinismus“ im Einzelnen denken mag – die Erscheinungen, die man mit dem Ausdruck verknüpfen kann, sind dem Kommunismus aus seinem tiefsten materiellen Wesen heraus fremd. Selbst da, wo „Kapitäne“ wirken, fördern offene soziale Netzwerke die Achtung wegen charakterlicher Schwächen. Der Zwang, sich einem „William Bligh1“ zu unterwerfen, ist gering. Er könnte aus technischen Gründen nur bei interstellarer Raumfahrt auftreten.
1Kapitän der Bounty, gegen dessen Regime gemeutert wurde

Dienstag, 12. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (100)

Nun kommt die andere Seite der Medaille: Zum praktizierten „Stalinismus“ gehören natürlich alle bin ins Groteske getriebenen Auswüchse von Personenkult.Wenn Kindergruppen in ihrer Zusammenkunft im Präsidium einen Platz für den Genossen Stalin frei hielten, war dies einfach lächerlich. Insgesamt ist es aber das System des sich Andienens, das erst die gigantische Macht einzelne „Führerpersonen“ ermöglicht. Es gehört neben der Machtgier Einzelner eben die Akzeptanz der Anderen dazu. Und dies ließ sich leider nicht auf die Person des Josef Stalin beschränken, sondern zumindest begünstigte es die Erschleichung von Machtpositionen durch inzwischen als Feinde einer gemeinschaftlichen Gesellschaft entlarvte Verbrecher vom Typ Gorbatschows oder Jelzins.

Wie sehr bei der Prägung „Stalinismus“ der „Kampfbegriff“ überwiegt, erlebt man beim Gegenbild:
Niemand ist auf die Idee gekommen, von „Hitlerismus“ zu sprechen, obwohl man sich doch die allergrößte Mühe gibt, diesem einen Menschen alle Schuld an allem Schlimmen (neben Stalin) zu geben.
Ja, der Begriff, der das Wesen aller Erscheinungen des Systems zu fassen versucht, „Faschismus“ wird in diesem Fall durch den vorsätzlich irreführenden Ausdruck „Nationalsozialismus“ ersetzt – wieder mit dem einen Ziel, etwas unter den Hut kreativer nachkapitalistischer Gesellschaften zu schieben, was dort nicht das Geringste zu suchen hat ... Einmal ganz davon abgesehen, dass der Ausdruck „Nazi“ derart niedlich klingt, dass er bereits als Wort eine Verharmlosung der Systemverbrechen bedeutet.

Das Problem „Stalinismus“ deckt allerdings ein grundlegendes geschichtliches Phänomen auf. Ich nenne es hier einmal „Konservatismus des Faktischen“. Dies ist insofern wichtig, als es eine potentielle Bedrohung des Kommunismus darstellt.
Eine grundlegende natürliche Eigenart des Lebens ist seine Fähigkeit zur Anpassung an gegebene (und sich ändernde) Verhältnisse. Dabei nimmt der Grad der Bewusstheit der Anpassung mit dem Grad der Bewusstheit der Lebensform zu.Aber das Prinzip bleibt. Sozusagen auf eine aus dem Tierreich herausragende Intelligenz aufbauend analysiert „der Mensch“ die ihn umgebenden Verhältnisse und entwickelt Strategien, sich ihnen entsprechend zu verhalten. Das ist der urtümliche Kodex des Verhaltens. Sich bewusst revolutionär zu verhalten, also eine wegen die eigene Person als Horizont übersteigende Erkenntnis von Notwendigkeiten als Handlungsgrundlage zu entwickeln, bedeutet einen (zumindest partiellen) Bruch mit diesem Prinzip, der normalerweise nicht von eine Mehrheit erwartet werden kann. Es ist eine Art Selbsterhaltungstrieb, sich im „Kapitalismus“ „unsolidarisch“ zu verhalten. 

Montag, 11. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (99)

Für Kommunisten sollte stärker die andere Seite eine Rolle spielen. Also das nicht Notwendige, das nicht Wesentliche. Ein solches Herangehen ist insofern wichtig, als die Elemente von „Stalinismus“ bei einem künftigen Weg zum Kommunismus vermieden werden können und müssen. Wie aber sollten wir das, wenn wir alle geistige Kraft für die Verteidigung vergangener Notwendigkeiten verausgabt haben?
Gemeint sind zwei böse Seiten einer Medaille: Auf der einen Seite steht das persönliche Machtstreben auch jener Menschen, die sich „Kommunist“ nennen. Eben weil auch Kommunisten „nur“ Menschen sind, sind sie nicht vor dem Gedanken gefeit, das, was sie denken, für das Richtige zu halten, das, was sie für „Kommunismus“ halten, mit dem Kommunismus zu identifizieren … und demzufolge alle von ihren persönlichen abweichenden Positionen für „feindlich“ zu halten. Als Mensch können sie also ihr persönliches Machtstreben mit der Durchsetzung der neuen Gesellschaft verwechseln und die Beseitigung eines persönlichen Kontrahenten für Klassenkampf halten, bei dem sie selbst selbstverständlich immer auf der richtigen Seite stehen.
Im entfalteten Kommunismus wird diese Übereinstimmung von persönlichem Streben und gesellschaftlicher Notwendigkeit tendenziell immer wahrscheinlicher – im Ausgang aus dem entfalteten Kapitalismus ist es in erster Linie aus den bestehenden Verhältnissen erwachsener gewöhnlicher Egozentrismus.

Hier stößt „Stalinismus“ auf den Kampfbegriff „Leninismus“. Die diesen Begriff verwenden, verengen den Namensgeber meist in fürchterlichster Weise. Während der reale W.I. Lenin das gesamte System des „Marxismus“ auf die Verhältnisse des 20. Jahrhundert zu aktualisieren und in praktische Einzelschritte zu zerlegen versuchte, wird hier der Begriff häufig auf eine Entwicklungsphase Lenins verengt: Seine unter brutalster zaristischer Verfolgung entwickelten Überlegungen zu einer erfolgreichen „Partei neuen Typs“. Wer undialektisch an diese Überlegungen herangeht, vernachlässigt die Notwendigkeit, bei schlimmster Verfolgung zu sofort umsetzbaren Beschlüssen kommen zu müssen. Im Prinzip enthält auch „Was tun?“ alle Gedanken zur „Basisdemokratie“ - allerdings unter harten Kampfbedingungen. Es ist einfach unfair, den Willensaufbau von unten nach oben in der Partei der Beschlussdurchsetzung von oben nach unten entgegenzustellen und Letzteres Leninismus zu nennen. Das wäre ungefähr so, als machte man die Entdecker der Atomstruktur für den Einsatz von Atombomben verantwortlich.
Aber es gibt eben Vereinfachungen: Der oberste „Entscheider“ entdeckt als charakterlich ungefestigter Mensch den Rausch der Macht … und kann ihn missbrauchen.

Mein ganz individueller Kommunismus (98)

Wortwirrwarr

Stalinismus – Leninismus – Marxismus

Man kann alles in sein Gegenteil umkehren. Nach dem Motto „Die meisten Menschen freuen sich auf ein Eis im Sommer – aber kein Mensch freute sich, im Eis stecken zu bleiben“.
Insofern ist eine gesunde Skepsis im Umgang mit Ismen, besonders solchen, die sich auf den Namen einer einzelnen Person beziehen, immer angebracht. Zumindest die, die sich auf Personen beziehen, sind von vornherein immer ein Stück unwahr: Jeder Mensch macht Fehler, hat Schwächen, begreift einige der Bedingungen, unter denen sich seine persönliche Sicht entwickelt nur einseitig oder falsch – so wie jeder Mensch manches richtig sieht und in manchen Situationen richtig handelt. Ismen maßen sich also immer an, eine Person auf die Teile reduzieren zu dürfen, die ihnen, also denen, die diese Ismen als Begriff prägten, gerade ins System passen. Und so kann man unter dem Deckmantel der Berufung auf eine „Größe“ das Wesen von dessen Lehre u.U. in sein Gegenteil verkehren. So wie häufig Zitate aus ihrem Zusammenhang gerissen nicht das aussagen, was sie meinten.

Ich halte eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Stalinismus“ für unbedingt erforderlich für eine letztlich in tatsächlichen Kommunismus führende Gesellschaft. Allerdings ist der Begriff extrem belastet. In seiner Hauptbedeutung ist er ein ideologischer Kampfbegriff übelster Antikommunisten. Mit mehr oder weniger psychologische Rafinesse wurde er geprägt, um einen Pawlowschen Reflex auszubilden: „Stalinismus“ ist „Kommunismus“ und zwar „Kommunismus“ so, wie er in der Wirklichkeit der Machtausübung aussieht. (Wau-wau!) Mit anderen Worten: Die Begriffsprägung „Stalinismus“ ist in diesem Sinn ein Versuch, dem Nachdenken über „Kommunismus“ vorzubeugen, eine Art Schutzimpfung für Denkfaule, deren Unterbewusstsein auf „Kommunismus“ sofort „Stalinismus“ aktiviert – und sich dabei eine Art „Sowjetfaschismus“ vorstellt (bzw. das soll).
Nun ist dialektisches Denken an sich etwas Unbequemes: Immer soll man unterscheiden zwischen Wesen und Erscheinung, wobei aber eben noch zwischen Erscheinungen unterschieden werden soll, die das Wesen außen sichtbar machen, und Erscheinungen, die das Wesentliche „ergänzen“, von ihm abweichen, ihm sogar widersprechen – zumindest auf eine bestimmten Ebene.
Bisher habe ich mich stärker auf die wesentliche Seite konzentriert. Also dass unter dem Druck der Interventionen für das Sowjetreich eine besonders militante Verteidigungsform nahe lag, die auch „Auswüchse“ billigend in Kauf nehmen MUSSTE. 

Samstag, 9. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (97)

Der fünfte Schritt ist die absolute Individualisierung. So wie jeder Beteiligte auf allen Ebenen seine Besonderheiten ins Ganze einbringen können muss, so gehört es zur allgemeinen Freiheit, sich als Persönlichkeit zu entfalten. Dabei gehört zu dieser „Individualisierung“ eben auch, dass es keine allgemeingültigen Normen gibt – natürlich mit Ausnahme der, dass die Ausübung der Freiheit des einen nicht zur Einschränkung der Entfaltung Anderer führen darf. Insofern gibt es es als Sonderfall zwischen Gewaltlosigkeiten letzte Gewaltinstanzen.

Der sechste Schritt, der wie die vorangegangenen schon mit Beginn der Übergangsgesellschaften ansetzen muss, aber erst im entfalteten Kommunismus systematisch erfolgreich sein kann, ist ein umfassendes Bildungssystem für Genuss, Gesundheit, Kommunikation und Kunst. Jeder Einzelne muss befähigt werden, aktiv und passiv zu genießen und Andere genießen zu lassen. In diesem Zuge nehmen die durchschnittlichen Auffassungen, was „menschliche Bedürfnisse“ sind, eine neue Qualität an.

Siebtens: Schlüsselbegriff der kommunistischen Gesellschaften ist Kunst im weitesten Sinne. Im Rahmen der Integration in ein individualisiertes Planungssystem findet jeder Beteiligte verschiedene Tätigkeiten, bei denen er in der Tätigkeit sich selbst und durch das Ergebnis dieser Tätigkeit Anderen Vergnügen und Genuss bereitet. Dies erwächst auch aus dem erprobten Wissen der Handelnden, wo besondere Qualitäten für ihn liegen, aber auch in der relativ freien Entscheidung, wann er welche Tätigkeit ausüben darf, und aus dem Wissen, dass die Ausübung „gesellschaftliche Arbeiten“ ein angenehmes Feld zwischenmenschlicher Kommunikation ist.

Freitag, 8. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (96)

Der dritte Schritt (der aber nicht als späterer, sondern den anderen beiden Schritten vorausgehender, sie begleitender UND ihnen folgender Schritt verstanden werden muss) ist eine relative Angleichung der Lebensverhältnisse aller Menschen auf der ganzen Erde. Diese Angleichung trägt bereits ein deutliches kommunistisches Merkmal: Es herrschen nicht weltweit dieselben Bedingungen, sprich: es werden nicht überall dieselben Konsumwelten nachgeholt, die in imperialistischen Metropolen geschaffen wurden, sondern es werden weltweit dieselben Wohlfühl-Lagen geschaffen und Möglichkeiten, sich uneingeschränkt in „Weltverhältnisse“ zu integrieren. Für das Funktionieren der Welt ist in manchen Weltregionen einfach „nur“ wichtig, dass alle Betroffenen sauberes Wasser, vernünftige Speisen, Kleidung und Wohnung haben, dies letztlich aus eigener Arbeit erwachsen kann und alle Bildungs- und Entwicklungswege genutzt werden können.

Der „vierte“ (wie der dritte zu verstehen) Schritt ist der Aufbau eines tatsächlich vernünftigen weltweiten Planungs-, Versorgungs- und Kommunikationssystems. Es ist ein am Gemeinwohl orientiertes, weiter entwickeltes und sich beständig weiter entwickelndes „Internet“. Es spiegelt das in der realen Lebenswelt vorgegebene Ineinandergreifen verschiedener Ebenen wider. Geplant werden kann und muss in Abgrenzung verschiedener abgrenzbarer Systeme. So ist wichtig, dass möglichst viel regional bzw. auf untersten Ebenen entschieden werden kann. In höherer Ebene werden die Schnittstellen bestimmt. Im praktischen Leben ist dies hierarchisch wesentlich leichter. Vorstellbar in der Art einer einzigen universalen Partnerschaftsvermittlung. Nicht verschiedene neben- und gegeneinander, sondern ein Auf-, Ab- und Seitwärts-Surfen nach verschiedenen interessierenden Gesichtspunkten. Wichtig dabei ist, dass jeder Teilnehmer in jeder Ebene handeln kann, also auch bei der Wirtschaftsplanung auf allen Ebenen Änderungsvorschläge einbringen und ggf. durchsetzen kann.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (95)

Wobei sich die Einzelnen am wohlsten fühlen, das ist natürlich eine ganz individuelle Angelegenheit, es wird aber bereits in frühem Kindesalter geprägt: Fühlt sich jemand in Gemeinschaften wohl, ist er der Meinung, mit Kämpfen gegen Andere, vielleicht sogar potentiell Schwächere, sich selbst erhöhen zu können, oder lernt er beflügelnde Gemeinschaften kennen, findet er Felder von Genuss und Bestätigung. Nach entsprechender Bestätigung und damit Festigung einer bevorzugten Strategie wird er sich weiter verhalten und gesehen werden.

Tragen wir noch einmal zusammen:
Der erste Schritt in eine grundsätzlich neue Gesellschaft ist die Beseitigung zwangsweise Egoismus reproduzierender materieller Verhältnisse. Das, was Marxisten „Privateigentum an den Produktionsmitteln“ nennen, bewirkt auf der einen Seite, dass dieser Besitzer sich fremde Arbeit günstigst, also für die anderen ungünstigst aneignen kann. Auf der anderen Seite bewirkt es aber auch, dass er sich in einer bestimmten Weise verhalten muss, will er seine gesellschaftliche Stellung bewahren oder sogar ausbauen. Das färbt auch auf die Verhaltensweisen der Nichtbesitzer ab, da tendenziell die am geschicktesten skrupellos egoistisch Handelnden als erfolgreich im allgemeinen Konkurrenzkampf um die besten Positionen in einer Weltmangelwirtschaft erfasst werden.

Der zweite Schritt ist eine weltweite strukturell neue Verteilung der Ressource Arbeitsvermögen. Alle Arbeiten / Tätigkeiten werden auf ihre tatsächliche Sinnhaftigkeit überprüft. Alle Arbeiten, die ohne den Zusammenhang der zu erhaltenden Privatwirtschaft keinen eigenen Nutzen erbringen werden bis nahe Null abgebaut. Als besonders einschneidende Vergeudung von Naturressourcen, menschlichen Potenzen und Menschlichkeit verschwindet der Hauptteil aller Gewaltinstitutionen mit ihren Rüstungen. Dazu gehören aber auch alle Wirtschaftselemente zur Eigentumsscheidung und nominalen -manipulation, also Finanz- und Versicherungswirtschaft, Steuer- und Rechnungswesen, Lizenzwesen uvam. In der Konsequenz dürfte mehr als die Hälfte der „bei uns“ „bezahlten“, also damit als „gesellschaftlich notwendig anerkannten“ Arbeiten weggefallen sein.


Mittwoch, 6. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (94)

Doch … Eigentlich muss ich damit sogar beginnen, dass der Begriff neu gefasst wird. Denn das „Wesen“ der „kriminellen“ Handlung besteht ja nicht mehr im Verstoß gegen formal festgeschriebene Rechtstatbestände. Ein – bleiben wir bei dem Beispiel – Sexualstraftäter handelt in erster Linie krank. Er bereitet Anderen bewusst Leiden – und zwar welche, die nicht einmal in für ihn selbst akzeptablem Verhältnis zum (nur) augenblicklichen Gewinn positiver (?) Gefühlen stehen. Er braucht also Hilfe zur Selbstbeherrschung.
Klar. Die Gesellschaft muss sich den Luxus leisten, solche Verbrechen möglichst umfassend aufzuklären. Dies wird bereits dadurch leichter, dass es nicht mehr um die Feststellung eines juristischen Sachverhalts geht. Ein Teil der Vorbehalte von Vergewaltigungsopfern, also die Abgrenzungsfragen, denen zufolge die Täter (und ihre juristischen Vertreter) es die Opfer zu einem „Spießrutenlauf“ werden lassen, den Vorgang öffentlich zu machen, fallen weg.
Es muss unter Ausschluss der Straffrage „normal“ sein, dass über angemessenen menschlichen Umgang miteinander geredet wird – und zwar (relativ) öffentlich. Was danach kommt, wäre die Behandlung von Opfer und Täter. Dabei werden Strafen im engeren Sinne generell die Ausnahme sein dürfen. Das heißt nicht, dass es keine (unterschiedlich restriktiv geführten) „Bewährungslager“ geben wird. Sonst würde ja gegen das Prinzip der Vielfältigkeit verstoßen. Aber wichtiger als die Einlieferung in eine Schule für Kriminalitätsausübung („Gefängnis“) ist die Therapie gegen Wiederholung, die bei den Ursachen ansetzt. Wobei … noch wichtiger ist natürlich die Therapie der Opfer. Das gesellschaftliche Hauptprinzip muss logischerweise sein, Traumatisierungen jeder Art zu beseitigen.
Um es einmal so zu sagen: Die kommunistische Gesellschaft muss sich zwei Arten von „Moderatoren“ leisten: solche, die öffentlich wirken und solche, die vertraulich arbeiten. „Man“ muss zu ihnen eben vertrauensvoll gehen können, wenn man „Eifersucht“ u.ä. empfindet.
Womit wir Marx, Engels und Lenin wir hinter uns lassen.
Natürlich braucht die Gesellschaft ihre materielle Basis. Also das, was materiell verbraucht wird, muss zuvor produziert sein. Aber schon die Frage stellt sich anders, wenn die tatsächliche menschliche Hand weitgehend durch Technik ersetzt wurde.
Aber „Produktion um der Produktion willen“ bliebe in vorkommunistischem Denken hängen. Kommunistisch wird die Sache erst, wenn es wirklich um die Entfaltung der einzelnen Persönlichkeiten mit ihren Bedürfniswelten geht. Dort steht an erster Stelle natürlich die Gesundheit. Die schließt das ein, was wir heute als „Gesundheit“ definieren, also von „Krankheiten“ frei zu sein. Aber was eine „Krankheit“ ist, ist natürlich Definitionssache. Sagen wir einfach, diese Definition wird im Kommunismus besonders weit gefasst: „Gesundheit“ ist ein tendenziell dauerhaftes allgemeines Wohlbefinden – erkennbare längerfristige Abweichungen davon sind „Krankheiten“. (Wir sagen allerdings auch heute schon beispielsweise, jemand sei „krankhaft eifersüchtig“.)

Mein ganz individueller Kommunismus (93)

Es gibt nicht viele Auffälligkeiten, mit denen man sich die moralische Ächtung seiner Mitmenschen als schwerste gesellschaftliche Strafe „verdienen“ kann. „Verschwendung von gemeinschaftlich Geschaffenem“ steht dabei aber weit oben. Dabei gibt es natürlich Verschwendungen, die besonders ins Auge fallen. Wenn jemand versuchte, ein eigenes „Schloss“ mit Park (bildhaft gesprochen) allein zu nutzen oder Ähnliches würde dies sofort durch Andere bemerkt, der Zusatzreserve-Privatwagen auch. Schwieriger ist die „gesellschaftliche Kontrolle“ erst bei kleinen Dingen. Also beispielsweise, wenn jemand so viel Milch oder Obst privat „hortet“, dass ein Teil davon ungenutzt, weil inzwischen verdorben, weggeworfen würde. Dazu kommt scheinbar das Problem, dass niemand wirtschaftlich genötigt ist, abgetragene oder ausgesonderte Sachen anzuziehen.
Ich schrieb „scheinbares Problem“, da ja der Haupttrend die Hervorhebung der Individualität ist. Im Wesentlichen wird es also normal sein, dass die meisten Sachen tragen, die zu ihnen (ihrer Meinung nach) besonders gut passen und nicht bestimmter Trendmerkmale wegen. Das heißt ja nicht, dass es keine Mode mehr gäbe – aber da die Zahl der Mode-“Schöpfer“ größer sein wird, nimmt die Zahl derer, die ihnen folgen, genauso ab wie die Zeit zunimmt, in der „man“ einem Einzeltrend folgt. (Allerdings muss man zwischen Originellem, Originalität und Originalem unterscheiden.)
Die Ess- bzw. Speisekammergewohnheiten werden bewusster aus individueller Selbstdisziplin erwachsen. Hier sollte man schließlich wieder nicht vergessen, wie gesellschaftliche Gegebenheiten Gewohnheiten beeinflussen: Ein Teil des „Hortens“ heute beruht ja auf der Annahme, ein Sonderangebot / „Schnäppchen“ erwischt zu haben (erwischen zu müssen) oder etwas billiger zu bekommen, wenn man mehr davon nimmt usw. Dies fällt doch alles weg. Die Kombination eines unbeschränkten „Internets“ mit rechnergestützter Planung von Produktion und Verteilung gleicht im Normalfall jeden Mangel relativ kurzfristig aus. Wenn die Systeme entsprechend abgestimmt sind, können auch Kleinproduzenten mit Spezialinteressengruppen weltweit zusammenkommen. Man kann also davon ausgehen, das zu bekommen, was man braucht und wann man es braucht – ohne suchen zu müssen, wo man es eventuell günstiger bekommt.
Das scheint keinen Zusammenhang mit „Gewalt“ zu haben, soll aber veranschaulichen, dass es keine Lösung durch „Gewalt“ gibt. „Bekämpft“ man nicht die Wurzel des Problems, sondern nur das Symptom, also beispielsweise den „Diebstahl“ reproduziert es sich immer wieder – entzieht man ihm den „logischen“ (sozialen) Boden, treten die Symptome immer seltener auf.
In minimalem Umfang aber bleibt „Kriminalität“ (womit ich nicht ausschließen will, dass auch der Begriff selbst neu gefasst wird).

Montag, 4. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (92)

Ich hoffe, dass ich deutlich machen konnte, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen den weltweiten Umfang an „Verbrechen“ sehr stark reduzieren werden. Ich halte es für vorstellbar, dass die verbliebenen „Verbrechen“ eigentlich vernachlässigt werden könnten. Brutal ausgedrückt: Wer sich unter solchen Bedingungen daheim verprügeln lässt, ist wesentlich mitschuldig, wenn er es nicht selbst beendet.
Eine solche Grundeinstellung wäre aber nicht kommunistisch. Zum kommunistischen Menschenbild gehört die Sorge um das nachbarschaftliche Wohlergehen. Vergessen wir nicht, dass es sehr wohl weitere reale Abhängigkeiten Schwächerer geben wird. Ich denke da zum einen an die Kinder, zum anderen an im weitesten Sinne „Kranke“ bzw. „Behinderte“. (Selbst die fortschreitenden medizinischen Erfolge lassen immer wieder neue Lücken offen, die die Einzelnen nicht schließen können.)
Zu den „Kranken“ rechnen natürlich auch die, die nicht direkt „Opfer“ sind sondern z. B. Sexualstraftäter. Nicht jedes traumatisierende Ereignis lässt sich bei bestem Wollen durch „die Gesellschaft“ verhindern, nicht jede genetische Disposition korrigieren.
Um also beim Beispiel der Sexualstraftäter zu bleiben: Es ist der Gemeinschaft nicht zuzumuten, sie zu ignorieren und den Einzelnen nicht, sie verfolgen zu müssen. (In dieser Betrachtung rechne ich auch den Mörder aus Eifersucht zu den „Sexualstraftätern“)
Es ist also die Weiterexistenz einer hoch spezialisierten „Polizei“ logisch.
Die Kombination der „öffentlichen Gewalt“ mit dem Privatleben der Einzelnen mag schwer nachvollziehbar sein.
Grundbaustein ist eine vom Prinzip wesentlich kleinere juristische „Privatsphäre“ - die ich unter den veränderten Bedingungen nach dem Sozialismus ausdrücklich für wünschenswert halte. Das kann man nur verstehen, wenn man berücksichtigt, dass es im Wesentlichen kein privates Detail gibt, dessen öffentlich Werden dem Betroffenen schaden kann. Oder vor allem umgekehrt: Die Jagd nach persönlichen Details bringt (im Prinzip) niemandem gesellschaftlichen (ökonomischen) Vorteil. (Den Kampf um persönliche Sympathien können wir hier vernachlässigen.)
Es ist also „normal“, dass „man“ weiß, was in den Nachbarschaften (wohnlich, arbeitsmäßig, persönlich) „so los ist“. Sinnvoll ist die Existenz von beobachtenden und ggf. frühzeitig „moderierenden“ Vertrauensleuten vor Ort. (Das hat ja nichts mehr mit einer „Staatssicherheit“ zu tun, weil es nicht um ein politisches Problem geht.) Sie sind sozusagen die niederste „Instanz“ der Nachbarschaftsbetreuung (was nicht heißen muss, aber kann, dass ein „Vertrauens“mann“ ein „Beruf“ ist. Es kann beispielsweise auch ein Wahlamt sein.)
Für technisch einwandfreie Spurenauswertung bei trotzdem nicht verhinderten Verbrechen setzt dann allerdings unbedingt eine Berufspolizei ein. Ihr kommt dann auch ein Gewaltausübungsrecht zu.
Es kann also auch im entfalteten Kommunismus sein, dass ein Verbrecher verhaftet wird - u.U. in Formen, die an heutige Kriminalfilme erinnern.
Danach aber wird wieder alles anders.

Sonntag, 3. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (91)

Ein Sonderfall des Lebens unter kommunistischen Verhältnissen ist alles, was mit dem Begriff „Gewalt“ verbunden ist.
Sofern man diesen Begriff auf Kriege beschränkt, also auf Kriegshandlungen, Staatsterrorismus in engem oder weitem Sinn und Handlungen einzelner Menschen, die daraus direkt abzuleiten sind (z. B. sadistische Folterexzesse), so ist sie restlos verschwunden. Das allein sollte gegenüber ehrlichen Christen und Buddhisten als Argument für eine solche Gesellschaft bedacht werden.
Eine extreme Minimierung ist auch bei indirekten Gewalthandlungen zu erwarten. Die sind natürlich schwerer abzugrenzen. Aber ich halte einen sozial Hoffnungslosen für tendenziell eher gewaltbereit als jemanden, der um viele Möglichkeiten weiß sich auszuleben. Dabei ist es egal, ob er in einem Flüchtlingslager lebend gegen echte oder eingebildete Feinde seiner Freiheit kämpft oder sich einen Schwächeren im näheren Umfeld sucht, bei dem er vorübergehend nicht das Gefühl der Machtlosigkeit hat. Solche psychischen Gegebenheiten sind natürlich auch eine reale Quelle von Gewaltbereitschaft unter Migranten, die sich so gegen gesellschaftliches Ausgestoßensein spontan auflehnen – was dann kriminell heißt. Da es im Kommunismus aber keine soziale Ausgrenzung in großem Maßstab gibt, existiert kein Nährboden für daraus erwachsene individuelle Gewalt – also ist eine Institution überflüssig, die solche Gewalt den Normen einer Staatsgewalt unterwirft.
Darüber hinaus gibt es keinen Besitz als hierarchisch konstituierende Größe mehr. Also nicht nur besitzt eine Gruppe „Produktionsmittel“ (bzw. Mittel überhaupt), mit der sie andere ökonomisch dazu zwingen könnte, für sie zu arbeiten, sondern es kann ja sogar jeder die Dinge / „Güter“, über die er unmittelbar verfügen will, von der Gemeinschaft anfordern, sie technisch bestellen und – von den beschränkt vorhandenen „Originalen“ einmal abgesehen – auch erhalten. Jeder kann sich also materiell so als Persönlichkeit entfalten, wie er dies für angemessen erachtet, sofern er andere Persönlichkeiten damit nicht beschränkt, was normalerweise nicht der Fall sein wird.
Die Wahrscheinlichkeit von Diebstählen ist also gering – demzufolge also auch die Notwendigkeit, Menschen mit deren Verfolgung zu betrauen.
Also auch ganz individuelle Verbrechen haben einen wesentlich kleineren Nährboden. Es verändert langfristig die Persönlichkeiten, wenn das gesellschaftliche Phänomen, dass andere etwas besitzen, was man gern hätte und nicht haben kann, einfach nicht mehr existiert. Und es verändert die Beziehung zwischen Menschen langfristig einschneidend, wenn es keine materiellen Abhängigkeiten mehr gibt. Der seinen Partner Prügelnde kann eben nicht mehr grinsend sagen, „Geh doch!“, wenn er genau weiß, dass der (die) so Angesprochene dann mit leeren Händen da steht. Im Gegenteil: Der (die) so Angesprochene weiß um den Neuanfang in gleichwertiger neuer Situation … ohne prügelnden Partner.
Und wer von einer Arbeit nach Hause kommt, die ihn mindestens nervlich total ausgelaugt hat, hat es schwerer, sich angemessen Partner und Kindern gegenüber zu verhalten wie jemand, der durchschnittlich befriedigt in eine andere Tageszeit übergeht.
Also in gesellschaftlicher Hinsicht ein Paradies – und zwar insbesondere für die heute sozial Benachteiligten. Aber eben nur in gesellschaftlicher Sicht ...

Samstag, 2. Juli 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (90)

Die erste Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation, also der Sozialismus, ist eine über eine unbestimmte Zahl von Generationen andauernde „Kulturrevolution“.
Im Prinzip geht es darum, die vielfältigen Relikte verinnerlichter Egoismusstrategien im menschlichen Denken und Handeln allmählich abzubauen.Zwar sind die objektiven Voraussetzungen für die Ausbeutung fremder Arbeitskraft juristisch beseitigt, die Denkstrukturen, in individuellerer Form von der Leistung Anderer leben zu wollen, sind aber noch voll erhalten.
So müssen sich Strukturen bewähren, die ein gemeinschaftliches Eigentümerbewusstsein (und das entsprechende Verhalten) fördern. Hilfreich hierbei sind sicher genossenschaftliche Konzepte.
Wesentlich für den Erfolg dieser gesellschaftlichen Entwicklung ist die sich beständig wiederholende Bestätigung der Möglichkeiten der Entfaltung von Individualitäten innerhalb großer Gemeinschaften.
Als technisches Instrument zur Verknüpfung von Gemeinschaftsinteressen ist das „Internet“ von Ausschlag gebender Bedeutung.
Der entfaltete Kommunismus ist die individualistischste Gesellschaft, die sich menschliche Intelligenz denken kann.
Im e.K. sind sowohl indirekte wirtschaftliche Unterordnungszwänge weggefallen als auch starr institutionalisierte Einschränkungen individueller Freiheiten.
Der e. K. ist die Gesellschaft mit der höchsten Formenvielfalt, wie konkrete Beziehungen geregelt werden. Dabei bilden die Ausnahmen die Regel.
Das Verschwinden hierarchischer Strukturen bewirkt allerdings das Verschwinden bestimmter Formen. Wo es keine „Staaten“ gibt, gibt es logisch keine „Staatsapparate“ und real keine Armeen, Zollorgane etc.
An die Stelle anderer Institutionen treten soziale Instrumente, die zumindest Anklänge an heute Vertrautes aufweisen, ohne tatsächlich vergleichbar zu sein (Polizei).
Alle Beziehungen zwischen den Menschen werden auf der direkten Ebene der zu befriedigenden Bedürfnisse gestaltet (und nicht indirekt über ein Äquivalent Geld).
Die Vielfalt der zu befriedigenden Bedürfnisse bewirkt die Vielfalt der Formen, über die sie befriedigt werden.
Ein Teil der Formen sozialer und praktischer Vernetzung von Menschen ist heute noch nicht denkbar, weil die Beziehungen, die ihnen zugrunde liegen noch nirgends vorgelegen haben.
Analogien zum „Urkommunismus“ produzieren eine unbestimmbare Zahl von Fehlen, da gerade die soziale Hauptfessel der „Ur-Menschen“ weggefallen ist: der materielle Mangel.