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vgl. "Gemeinschaft der Glückssüchtigen"
Donnerstag, 14. November 2013
Freitag, 4. Oktober 2013
Materialismus
"Es gibt keine unerklärlichen Phänomene. Es gibt aber welche, deren Erklärung wir noch nicht erkannt haben und solche, bei denen es uns zu kompliziert erscheint, sie anderen erklären zu können."
Montag, 2. September 2013
"Briefe" zu "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" ...
Wozu schreibt man Texte gegen die Welt,
wie sie heute ist?
Am entschiedensten, weil man überzeugt
ist, dass die nicht nur schlecht gestaltet ist, sondern auch, weil
man sicher ist, dass sie nicht so sein müsste. Es gäbe
Alternativen. Diese Alternativen sind nicht irgendwelche utopischen
Kopfgeburten, sondern für deren Funktionieren haben sich heutzutage
längst die notwendigen materiellen Wurzeln herausgebildet.
Wirtschaftlich, vor allem aber technisch ist alles da, was nötig
wäre, um sich vom Zwang zu auf Geld („Kapital“) fixiertem
Arbeiten zu befreien. All jene alternativlos erscheinenden logischen
Ketten verbliener Marktwirtschaftnerds könnten durch neue ersetzt
werden. Die, die das tun müssten, aber lecken immer noch die Wunden
eines furchtbaren geschichtlichen Untergangs eines technisch
verfrühten Versuchs.
„Wir“ - und das meint viele, die
sich eigentlich linkem Ideengut nahe fühlen - lassen uns noch immer
von der gegnerischen Logik blenden, dass ja der „Sozialismus“
untergegangen sei. In seine Richtung zu blicken, sei deshalb müßig.
Es ist ja so mühsam, sich selbst
einzugestehen, dass die Vielen, die seinerzeit „den“ Sozialismus
aufbauen wollten, etwas damals noch Unmögliches begonnen hatten.
Dass erst einige notwendige Grundlagen geschaffen werden konnten, die
für sich allein genommen in der Konfrontation mit einem
kapitalistischen Weltwirtschaftssystem die tatsächlichen Vorzüge
einer alternativen Wirtschaftsform nicht, nur in Ansätzen oder
teilweise sogar nur in pervertierter Verballhornung entfalten
konnten.
Heute wären die technischen Mittel
sofort greifbar, sie werden nun aber – wenn sie überhaupt bemerkt
werden – vom wieder durchgesetzten Machtapparat des Gestrigen
pervertiert.
Es ist also aktive Auseinandersetzung
mit dem nötig, was heute ginge – und zwar wie und warum.
Kommunismus ist ja nur eine historische Bezeichnung, ein Wort, das
mit realem Leben zu erfüllen ist.. Von alten Vorstellungen, wie
diese Form des Zusammenlebens funktionieren kann, werden wir uns
teilweise radikal trennen müssen. Individuelle Freiheit wird einen
wesentlich konkreteren Hauptanteil an unserem Kommunismusbild
ausmachen müssen. Mitgestaltung aller Lebensbereiche durch jeden,
der sich für seine Angelegenheiten interessiert, wird greifbarer
vorstellbar anstelle sie nur abstrakt zu proklamieren.
Die aktuelle Diskussionen in solche
optimistischen Richtungen zu lenken, sie mit Gedanken anzureichern,
verkrustete Denkstrukturen zu durchbrechen, das ist erklärtes Ziel
des Buchs „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ von Slov ant Gali.
Vorsätzlich wird dabei auf die Trockenheit eines
gesellschaftswissenschaftlichen Sachbuchs verzichtet und dafür die
besondere persönliche Möglichkeit des Autors eingebracht: utopische
Belletristik und Lyrik zu schreiben und neben den
Einmarsch-Erfahrungen der kapitalistischen Ordnungsmacht auch
Erfahrungen aus dem gewöhnlichen Leben im realen DDR-Alltag
verschiedenster Arbeits- und Lebensbereiche gesammelt zu haben.
Im Buch wird klar, dass das Leben im
Kommunismus extrem bunt sein muss, Erfahrungen aus einem Bereich nur
bedingt auf einen anderen Bereich übertragbar sind. Trotzdem bietet
der Autor einen etwas vereinfachenden Musterfall an: Die Befriedigung
des Bedürfnisses nach Musik-Hörgenuss. Hier liegt heute besonders
auf der Hand, dass die reale Praxis unserer Verhältnisse – nämlich
die Befriedigung unserer Bedürfnisse über die Warenform -
hinterwäldlerisch und uns allen zum Schaden gereichend gestaltet
ist.
Das Buch berücksichtigt, dass
bestimmte Denkweisen, konkret die dialektische, recht erfolgreich
aberzogen worden sind. Sie aber sind für das Verständnis
erforderlich. So, wie alles, was ist, das Entwicklungsergebnis der
Geschichte ist, so kann man das, was werden kann, aus dem Wissen
herleiten, was ist und unter welchen Bedingungen es sich entwickelt
hat. Allerdings wird Vernunft angemahnt an Stelle eines
oberflächlichen „gesunden Menschenverstandes“, damit wir nicht
ungewollt einen „Kachelofen“ betreiben, aus dem tötliches
Kohlenmonoxid strömt.
Eine andere Welt ist machbar – welche
das sein kann, dafür findet man in der „Gemeinschaft der
Glückssüchtigen“ viele Anregungen.
Ach ja … Eine besondere Danksagung an
den Bundespredig … pardon: ...präsidenten Gauck. Seine Anregung,
sich Gedanken über das elementare Streben aller Menschen nach Leben
in Glück und Zufriedenheit zu machen, wurde gern aufgenommen ...
Wann ist eine Gesellschaftsordnung
reif, durch eine höhere ersetzt zu werden?
Die materialistische
Geschichtsauffassung sucht die Antwort in der materiellen Grundlage
der Gesellschaft, also im Entwicklungsstand der Produktivkräfte.
Wenn die vorhandenen Produktionsverhältnisse zu Fesseln der
Produktivkräfte geworden sind anstatt sie zu zu entwickeln, müssen
neue her. Im Grundsatz klar, doch stellt sich die Frage, wann dieser
Augenblick erreicht ist. Ganz von der Hand zu weisen wäre die
Marxsche Überlegung ja nicht, dass Überproduktionskrisen ein
solches Fesselverhältnis darstellten: Wenn eine Gesellschaft es
zulässt, dass Waren hergestellt werden, bei denen im Nachhinein
festgestellt wird, dass sie vernichtet werden „müssen“, weil sie
keinen „Wert“ haben, also gar keine Waren sind, dann hat das
System zweifelsfrei einen grundlegenden Defekt.
Trotzdem reichte dieser Defekt
erwiesenermaßen nicht aus. Inzwischen existiert die kapitalistische
Produktionsweise über 150 Jahre, ohne an ihren Krisen zugrunde
gegangen zu sein. Wir ahnen den Hauptgrund: Es müssen innerhalb der
Produktivkräfte auch neue „Konstruktivkräfte“ entwickelt sein,
die einen solchen Grunddefekt nicht nur relativ kompensieren, sondern
ein grundsätzlich besseres Wirtschaften ermöglichen. Das Buch
„Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ von Slov ant Gali versucht
auf allgemein verständliche Weise herzuleiten, warum sich die erst
nach dem Untergang des frühsozialistischen Wirtschaftsraums
herausbildeten, ergo den damaligen Ansätzen zur Gestaltung eines
Sozialismus nicht zur Verfügung standen, heute aber existieren und
in krassem Widerspruch zum destruktiven Gesellschaftsüberbau stehen.
Ausgangspunkt der Überlegungen sind
Bedürfnisse, die befriedigt werden sollen, und die Art der
Tätigkeit, die dazu erforderlich ist. Dabei wird davon ausgegangen,
dass urgesellschaftlich eine relative Identität vorlag: Wer immer
etwas im weitesten Sinne „herstellte“, wusste um den Nutzen des
„Produktes“ im Allgemeinen – eingeschlossen einen für sich
selbst.
Die folgenden Klassengesellschaft
bedurften einer wachsenden abstrakten Verselbständigung solchen
Nutzens. Geld als potentiell beliebige Bedürfnisbefriedigung,
Kapital als durch den Produktionsprozess im weitesten Sinn
vermittelte Vermehrung seiner selbst.
Erst schleichend, im Kapitalismus
schließlich extrem beschleunigt, entstand dabei vergegenständlichte
Arbeit, deren Anteil an der eigentlich letztlich anzustrebenden
unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung entsprechend stieg. Inzwischen
ist dieser Anteil weltwirtschaftlich bereits der überwiegende.
In „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“
wird der absolute, der „ideale“ kommunistische Hochpunkt der
Relationen als Extrembeispiel herangezogen, der Fall nämlich, dass
vor der endgültigen Bedürfnisbefriedigung keine fremde Arbeit mehr
steht:
Als Ziel angenommen wird immer, dass
jemand Musik hören will, der Hörgenuss das befriedigte Bedürfnis
bedeutet. In der Urphase ging dies nur durch die unmittelbare
„Produktion“ der Musiker, die also auch direkt ihre „glücklichen“
Hörer erlebten.
In der marktvermittelten Phase wird das
Produkt „Musik“ vergegenständlicht. Ob als Schallplatte,
Diskette oder einen anderen „Tonträger“ ist belanglos.
Entscheidend war, dass dieser materielle Träger erarbeitet und bis
zum potentiellen Hörer „vermarktet“ werden musste. Ohne eine zu
handelnde Sache letztendlich keine Bedürfnisbefriedigung. (Die
Vermittlung über Radio u.ä. sei hier außer Acht gelassen. Der
Einfluss des konkreten Hörers auf das erwünschte Musikstück hält
sich auch in engen Grenzen. Der Besuch eines Konzertes wiederum
befriedigt mehrere Bedürfnisse nebeneinander.).
Heute ist technisch das kommunistische
Niveau erreicht: Durch die inzwischen beherrschbaren gigantischen
Datenspeichermengen und das Internet, dass prinzipiell jedem Nutzer
seinen individuellen Zugangsumfang erlaubt, bedarf es keiner „Ware“
mehr, die sinnvoll gehandelt werden muss. Der Nutzer führt die
wenigen Tätigkeiten selbst aus, die ihm sein Bedürfnis erfüllen.
Er führt die erforderlichen Downloads durch. Downloadsperren,
Kopierschutzmechanismen u. ä. Mittel, die aus der heruntergeladenen
Musikstück bzw. dem nutzbaren Programm wieder eine Warenform
generieren, haben mit dem eigentlichen Bedürfnis nichts mehr zu tun.
Im Gegenteil: Sie stehen der technisch möglichen unbeschränkten
Nutzung entgegen.
In jedem Fall von geistigem Eigentum,
einem geistigen Anteil an einer Produktion, einem „Programm“,
einer „Lizenz“ usw. verhält es sich ähnlich. Einmal auf der
Welt existent, „hochgeladen“, veröffentlicht usw. könnten diese
Arbeitsergebnisse weltweit uneingeschränkt mittels Digitalisierung
und Internet so oft von den Nutzern „heruntergeladen“ werden wie
gewünscht. (Nach heutigem Wissen wird man im Unterschied dazu auch
im Kommunismus jeden konkreten Apfel nur einmal essen können, muss
also jeden neu erzeugen und mit dem Apfelesser zusammenbringen.
Besonderheiten kommunistischen Wirtschaftens in einem solchen Fall
werden in „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ aber auch zur
Diskussion gestellt.) Der Apparat an unterschiedlichen Mitteln, die
freie Nutzung vorhandenen „Weltwissens“ zu verhindern, hat
inzwischen astronomische Ausmaße erreicht und dürfte in seinem
Schaden für die Weltentwicklung bereits die Schäden offener
Kriegshandlungen überholt haben. Diese Destruktivkraft
antikommunistischen Wirtschaftens wird aber in der Linken nur in
Nischenbereichen skandalisiert (Lizenzen auf Tiere, Lebensmittel.
Generika-Probleme u.ä.).
Die Verantwortung der Linken liegt im
allseitigen Nachweis der Überholtheit all dessen, was wir heute
„Kapitalismus“ nennen und der Anregung von Diskussionen, wie ein
grundsätzlich anderes Wirtschaften „danach“ funktionieren kann.
„Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ liefert dazu Denkanstöße“.
Samstag, 31. August 2013
Zur Frage von Offensive und Hegemonie (1 - der internationale Rahmen)
Wem gehört die Zukunft?
Pessimisten finden genug Argumente, um
mit „... eine Mischung von NSA und NSU“ zu antworten. Ihnen
stellt sich die Frage nach Kapitalismus oder nicht überhaupt nicht,
nur die, welcher es denn sein könnte. Vielleicht noch die, ob die
kommenden Kriege weit genug von Deutschland entfernt geführt werden
und ohne Atomwaffen.
Alle Vergleiche hinken. Doch an die
Zeit vor dem 1. Weltkrieg zu erinnern, vereinfacht das Verständnis
der Gegenwart. Bestimmte Dinge nähern sich wieder an:
Da sind alle die Erscheinungen, die
schließlich Lenin unter dem Begriff „Imperialismus“
zusammenfasste. Einziger großer Unterschied: Während vor 100 Jahren
die Kolonialherrschaft äußerlich in direkt kontrollierten
Kolonialreichen offen sichtbar war, ist die Unterdrückung fremder
Nationen heute subtiler, funktioniert sie hauptsächlich als
verwirklichte wirtschaftliche Unterordnung der abhängigen Länder.
Im erwünschten „Normalfall“ also als „freiwillige“
Selbstunterwerfung. In den letzten Jahren sind allerdings immer mehr
militärische Unterwerfungsunternehmungen dazugekommen.
Wichtig für Nutzer des dialektischen
und historischen Materialismus ist dabei, dass ein inneres
Grundgesetz des Imperialismus weiter wirkt, nämlich das der
unterschiedlich schnellen Entwicklung, auf dem letztlich die
besondere Aggressivität des Systems beruht. Führt schon der innere
Zwang zum Erwirtschaften von Profit dazu, dass der Kapitalismus als
Ganzes ein beständiger Nährboden für unterschiedlich intensive
Kriege ist, so wird dies natürlich verstärkt, je mehr die
Möglichkeit nach Ausdehnung in noch unerschlossene
Profitquellenbereiche abgelöst wird durch die Realität, dass
überall andere „schon da sind“. Dieses Problem ist heute sogar
noch schmerzhafter als vor 100 Jahren. Die aktiven Kapitalgruppen
stehen nicht nur vor dem Problem, dass die Rohstoffe zur Erweiterung
ihrer Wirtschaftsmacht nicht schnell genug ausreichend verfügbar
sind, sondern sie müssen immer häufiger mit der Möglichkeit
rechnen, dass die absolut verfügbare Menge dieser Rohstoffe
überhaupt schrumpfen könnte.
Der Tod der Sowjetunion ließ eine
monopolare Welt zurück. Die Vereinigten Staaten von Amerika blieben
als unangefochtene Weltführungsmacht in jeder Beziehung zurück. Der
unterschiedlich große Vorsprung auf allen Bereichen wurde durch das
astronomische Übergewicht auf militärischem Gebiet – immerhin
Militärausgaben, die die nominalen der gesamten restlichen Welt
überstiegen – gestützt. Langfristig wirken aber auch im
Kapitalismus ungewöhnlich hohe Rüstungskosten entwicklungshemmend,
wenn sie sich nicht mit der Erweiterung der eigenen Einflusszonen
kompensieren lassen.
An die eine Weltführungsmacht dockten
einige Sekundärführungsmächte an. Am erschreckendsten dabei zeigte
sich Deutschland, wo durch das Schwinden der früheren besonders nah
greifbaren Systemalternative, also der Notwendigkeit, prinzipiell die
Ausbeutungsverhältnisse zu erhalten anstatt sie ungehemmt zu
verschärfen, der Drang zur Ausbeutungsverschärfung besonders
unmittelbar Bahn brach. Nun rächte sich, dass die Massen über kaum
kampferprobte Organisation zur Durchsetzung eigener Interessen
verfügten, weil das Kapital zuvor eher zu Almosenkompromissen bereit
gewesen war als in grenzferneren kapitalistischen Staaten. Ohne
massiven Widerstand konnte die Ausbeutungsintensität in Deutschland
wesentlich erhöht werden. Nenne man die Staatengruppe, die im
Windschatten der Supermacht wirtschaftliche Leckerlis von deren
Cheftisch abzugreifen versucht, „Vasallenstaaten“.
Es ist nicht nur China, das zum einen
mit eigenen Emanzipationsbestrebungen, zum anderen aber mit
bedrohlichen Wachstumsraten die
Nach-Ostblock-Wirtschafts-Monopolordnung in Frage stellt, das zum
Feind wird.. Auch das technologisch zurückgefallene Russland ist
dank des Bestrebens, sein Rohstoffreservoir zum eigenen Nutzen zu
gebrauchen, aber auch seiner erhaltenen militärischen Potenzen wegen
als Bedrohung dieser Ordnung anzusehen.
Die aufstrebenden Mächte benehmen sich
– unabhängig von ihrer erklärten gesellschaftspolitischen
Zielstellung – in kapitalistischer Logik. Das heißt, mit ihrem
sich ausdehnenden inneren Potential versuchen sie auch eine
weltpolitische Ausdehnung. In erster Linie erfolgt dies gerade
seitens des bedeutendsten, des chinesischen, Kapitals still und wenig
aufdringlich. Teilweise auf die Stärkung der neuen Partner
orientiert. Allerdings ist der Grad solidarischen Verhaltens aus
amerikanischer Sicht unerheblich. Für die Subjekte der monopolaren
Welt zählt nur, dass Regionen, die sie als Quasikolonien
betrachteten, Einflussgebiete, Rohstoffreserven usw. sich eben z. B.
China zuwenden.
Gerade in Afrika liegen mehrere
Stellvertreterkriege hinter uns, durch die der ökonomisch wachsende
Einfluss Chinas militärisch niedergeworfen wurde. Ein weiteres
Voranschreiten Chinas zur Weltmacht NEBEN bis vor den USA kann dies
letztlich aber nur verzögern. Die meisten seriösen Prognosen gehen
mittelfristig von einer Verschiebung der Anteile an der
Weltwirtschaftskraft zu Ungunsten der USA und zugunsten Chinas sowie
anderer sich emanzipierender Nicht-Vasallenstaaten aus.
Bisher hat noch kein „Imperium“
einem derart absehbaren Niedergang tatenlos zugesehen.
Nun war die Logik des 1. Weltkriegs
einfacher: Deutschland war die dynamischere imperialistische Nation,
die praktisch auf die älteren Kolonialmächte stieß, die „schon
da waren“. Also besonderes Interesse an der Änderung der
Verhältnisse. Also Krieg.
Diesmal muss man erst einmal die
Bedeutung neokolonialer ökonomischer Einflussgebiete
berücksichtigen. Bisher ohne Krieg wächst dort weltweit der
chinesische Einfluss. Noch stehen aber den USA samt Vasallen ihre
überlegene Militärmacht zur Verfügung. Mit der weiteren
Verschiebung der allgemeinen Wirtschaftsmacht wird sich aber auch das
militärische Kräfteverhältnis verschieben. Bei niedrigem
Ausgangsniveau sind die Steigerungsraten der chinesischen
Militärausgaben heute schon enorm. Nach imperialistischer Logik muss
China bald bereit sein, seine Wirtschaftshilfe für einen dann
aktuellen „Sudan“ weltweit militärisch zu schützen – von sich
selbst ganz abzusehen. Ideologiefrei betrachtet erhöhen ähnlich
starke Blöcke den Spielraum von Kleinen zwischen ihnen, was per
Saldo letztlich wieder genauso zulasten der alten Kolonialallianz
ginge.
Sofern es also nicht gelingt, die
Entfaltung einer Weltmacht China nachhaltig zu verhindern, erscheint
es als auf imperialistischem Denkhorizont als logisch vernünftig,
lieber früher als später militärisch zuzuschlagen, da jedes Jahr
des Zögerns das Kräfteverhältnis verschlechtert, demzufolge die
eigenen Siegchancen.
Womit wir wieder bei Ähnlichkeiten zur
Situation vor dem 1. Weltkrieg sind. Denn natürlich versucht man vor
dem großen Rumms, dem großen Gegner möglichst viele kleine Partner
zu nehmen. Und es ist ja nicht nur der „Bürgerkrieg“ im
jeweiligen afrikanischen /arabischen Land, in dessen Ergebnis die
chinesischen Investitionen in den Sand gesetzt sind, es ist eben auch
die potentielle Drohung für jeden noch-nicht-Geschäftspartner, dass
er platt gemacht wird, lässt er sich mit den Chinesen ein –
wodurch chinesisches Kapital zu Risikokapital wird. Aus geografischen
Gegebenheiten heraus sind demzufolge China und Russland „natürliche
Verbündete“. Trotz vieler historischer Animositäten könnten sie
die amerikanischen Umkreisungsaktivitäten zusammendrücken. (Man
bedenke, dass Kaiser Wilhelm ursprünglich auch andere
Bündniskonstellationen vorgezogen hätte.)
Der wesentliche Unterschied mit der
Vorphase des 1. Weltkriegs ist allerdings, dass die Beteiligten heute
wechselseitig voneinander wissen, dass sie über die „Wunderwaffen“
verfügen, die in den beiden Weltkriegen noch herbei halluzinierte
Propaganda waren. Egal, zu wessen Seite sich das Kriegsblatt wenden
sollte, mit dem tatsächlichen Einsatz von Massenvernichtungswaffen
muss jede Seite rechnen. Für die USA bedeutet dies besonders, dass
eine Gemeinsamkeit aller ihrer Kriege nach dem Völkermord an den
Indianervölkern nicht mehr zuträfe: Ein offener neuer Weltkrieg
verschonte das eigene Land nicht mehr.
Inzwischen haben wir uns in Deutschland
daran gewöhnt, dass sich in irgendeiner fernen Türkei irgendwelche
Andersgläubige oder so gegenseitig die Köpfe einschlagen. „Wir“
sind natürlich dagegen, haben „nur“ die Verantwortung, dass es
nicht noch schlimmer wird. Die Möglichkeit, dass aus einem der
vielen „Stellvertreterkriege“ einer werden könnte, bei dem wir
mittendrin und nachher nicht mehr sein könnten, zieht wohl kaum ein
Deutscher ernsthaft in Betracht. Dabei ist schon der Wind, der
radioaktive Fallout-Wolken nach Wetterlaune vor sich her treiben
könnte, absolut unpolitisch. Der könnte in seiner Ignoranz durchaus
Paris mit Wuppertal verwechseln.
Leider gibt es noch mehrere
Unterschiede zu unseren Ungunsten zur Zeit vor über 100 Jahren.
Damals rang die aufstrebende deutsche
Sozialdemokratie noch um die Frage, ob sie nicht vielleicht sogar
konsequent radikal revolutionär sein sollte. Da war in diesen
Kreisen der einfache Gedanke noch gängig, dass man am einfachsten
denen, die am Krieg verdienen, den Besitz wegnähme und schon fiele
der drohende Krieg aus. Allerdings verschoben sich die
Kräfteverhältnisse innerhalb dieser Partei fast unmerklich, aber
doch schnell zugunsten von Kleingarten- und Bausparsozialisten. Da
waren plötzlich die französischen Kapitalisten viel schlimmer,
deren Worte verstand man nämlich nicht … egal ob sie mit
französischen oder mit Kruppkanonen schießen sollten.
Womit sich dann doch wieder alles
ähnelt: bei einem zugleich zahlenmäßig großen, gut organisiertem
und auch noch Zusammenhänge verstehenden Widerstand sah es traurig
mau aus … und man machte sich so viel vor, wie gut man doch sei.
Diejenigen, die zu dem Schluss kamen,
dass man erst einmal wissen müsste, wohin man letztlich wollte, und
wenn man das wüsste, darüber nachdenkt, wie man dorthin kommt,
fanden sich erst dann zusammen, als eigentlich der Zug schon
abgefahren und alle kommunistischen Messen mit Noske-Schuss-Glocken
verklungen waren. Die deutsche Arbeiterklasse hatte ihren Anteil an
der Gestaltung der Weltzukunft mit bestem Ungeschick vermasselt …
und überzeugende Anzeichen, dass sich Fortschrittskräfte in unserem
Land als lernfähig aus der Geschichte erweisen könnten, kann man
auch heute mit der Lupe suchen.
Donnerstag, 23. Mai 2013
Marxismus modern?! (9 = Schluss)
In einer Welt des Mangels ist ein
Mechanismus erforderlich, der die Konzentration von Kräften zur
Entwicklung der Art ermöglicht. Innerhalb eines überschaubaren
geschlossenen Systems können die einzelnen bewusst auswählen, isch
entscheiden, wer was bekommen soll. Diese „Auswahlfunktion“
übernimmt in einer von Kapital beherrschten anonymen Wirtschaft der
„Marktmechanismus“. Dessen positive Wirkung schrumpft bereits von
dem Augenblick an, von dem an sich die Anonymität wieder auflöst.
Das vollzieht sich politisch durch Überwachungsmechanismen des
Staates, aber auch ökonomisch z. B. Durch die Verfügungsgewalt von
wachsenden Datenmengen in Banken u.ä. Wirtschaftsriesen. Allerdings
ist erst das Internet die technische Grundlage dafür, prinzipiell
jeden gewünschten Bekanntheitsgrad der Bedürfnisträger zu allen
potentiellen Mitteln der Bedürfnisbefriedigung tatsächlich
herzustellen.
Unter den Bedingungen des
Privateigentums an Produktionsmitteln verkehrt sich jedoch diese
positive Potenz zum einen in ihr Gegenteil, zum anderen arbeiten die
Marktkonkurrenten an ihrer Beschränkung. Nicht das mögliche
allgemeine Kundtun von Bedürfnissen der Bedürfnisträger ist die
entscheidende Entwicklungstriebkraft, sondern das privaten Abschöpfen
privatisierten Kenntnisvorsprungs über Absatzchancen einzelner
Firmen und Agierender.
Das perverse Ergebnis: Dem normalen
Bürger müssen Datenschützer zur Seite stehen, damit mit ihren
Daten kein Missbrauch getrieben wird.
Zugegebenermaßen hat die
Überwachungspraxis der bisherigen Staaten mit erklärter
sozialistischer Zielstellung das Wünschenswerte einer offenen
Gesellschaft stark in Frage gestellt.
Im Sinne der Vernunft wären aber die
Offenheit von Bedürfnissen aller Menschen und die direkte
Befriedigung dieser Bedürfnisse bereits technische Voraussetzungen
für eine Welt des Kommunismus. Einen ausreichenden Vorlauf bei der
Erstellung von Programmen und Teilprogrammen könnte die
Übergangsleistung des Sozialismus sein. In diesem Sozialismus
könnten die erzielbaren Einsparungen bereits der überwiegenden
Masse der Bevölkerung zugute kommen.
Ein Gedanke hat noch Tröstliches:
Zwischen der technischen Machbarkeit des fortschrittlichen
Kapitalismus und seiner tatsächlichen vollen Entfaltung lagen
unterschiedliche, aber weltweit eben doch lange Zeiträume. Unsere
Aufgabe muss es im Moment sein, zu zeigen, um wie viel weiter wir
heute sein könnten, wenn wir unter den fortschrittlichsten
Produktionsverhältnissen wirtschaften würden, vor allem, wie viele
verschwendete Ressourcen der Erde wir uns für eine spätere Nutzung
erhielten. Da wir wahrscheinlich die früheste Weggabelung zu einer
„nachhaltigen“ Zukunftswirtschaft bereits verpasst haben, könnte
es sein, dass die nächste erst aus dem nächsten relativen
Totalzusammenbruch der vorhandenen Weltwirtschaft erwächst. Bis
dahin wird kreatives Menschheitspotential für Spionagesatteliten und
moderne Kriegsführung verpulvert ...
Mittwoch, 22. Mai 2013
Marxismus modern?! (8)
Eine solche Form der gesellschaftlichen
Entfremdung war nach einer antiken Zwischenphase aber erst etwa ab
der Zeit die vorherrschende, die die Liebhaber des Kapitalismus die
„Neuzeit“ nennen, als etwa (in Europa) 500 Jahre. In der Blüte
des Feudalismus / des „Mittelalters“ war der wirtschaftliche
Schwerpunkt des Wirtschaftens der jeweilige Gebrauchswert. Die
Produzenten kannten die Konsumenten und umgekehrt. Dies stand der
Entfaltung von „Waren“ im eigentlichen Sinn entgegen: Der
„ausbeutende“ Feudalherr nahm sich von den ihm Untergebenen die
Dinge, die er brauchte, direkt bzw. ließ sie sich fertigen. Die
Zünfte bewerteten den Umfang der bekannten und erforderlichen
Absatzmöglichkeiten für die sinnvolle Zahl der Meisterbetriebe.
Also selbst dort, wo die Naturalwirtschaft bereits durch einen
bedingt offenen Markt abgelöst worden war, waren die abstrakten
Warenelemente noch immer sekundär. Erst als die Produktion an einer
Stelle Produktmassen ausspucken konnte, deren Nutzung als
Gebrauchswert sich überwiegend bis ausschließlich dem Einfluss der
Produzenten entzog, setzte sich die abstrakte Ware Geld überall
durch.
Das Niveau der Produktivkräfte hat für
eine wachsende Zahl an Güter inzwischen ein Niveau erreicht, dass
die Beziehung zwischen konkreter, Gebrauchswerte schaffender Arbeit
und den diese Gebrauchswerte Nutzenden wieder dialektisch neu
herstellt: Indem die „Hauptleistung“ die allgemeine Zugängigkeit
der Endfertigungsmöglichkeit für den „Endnutzer“ ist, definiert
sich die Zielgruppe für den (als Beispiel) „Musikproduzenten“
als „ALLE, die diese Musik hören wollen“. Mit dem Akt des
Downloads endet erst die Produktion an dem Ort, an dem ein Bedürfnis
zu befriedigen ist.
Ich nehme an, dass urgesellschaftliches
„Tauschen“ die Zwischenkategorie „Menge der
vergegenständlichten Arbeit nicht brauchte, dass also A nicht
fragte, in welchem Aufwand die Arbeitsaufwände zueinander ständen,
wenn er von B bekommen konnte, was er gerade benötigte. Dies ändert
sich natürlich in dem Moment, in dem von einem äußeren Markt ein
„bewertetes“ Gut zur Auswahl steht. ...
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Dienstag, 21. Mai 2013
Marxismus modern?! (7)
Mit diesen Potenzen löst sich übrigens
scheinbar nebenher ein dialektisches Problem, dass Karl Marx bei der
Konzeption zu seinem Hauptwerk „Das Kapital“ (hauptsächlich Band
1) zu umgehen versuchte. In diesem Grundlagenwerk der politischen
Ökonomie geht Marx von der Existenz von Waren aus. Im Übergang von
der Urgemeinschaftlichkeit des Schaffens von Gebrauchswerten zur
Herstellung von Waren mit ihrem Doppelcharakter aus Gebrauchswert und
dem primären Tauschwert, der aus der vergegenständlichten
gesellschaftlich anerkannten abstrakten Arbeit versuchte er die sich
entfaltenden Keime der in Geld und Kapital kulmulierenden
Tauschwertigkeit nachzuweisen.
Für die Erklärung der Funktionsweise
des Kapitalismus als absoluter „Marktwirtschaft“ war dies
zweckmäßig, für die Erklärung seines möglichen Untergangs aber
nicht. Im Gegenteil: Da Marx die dialektische Negationsform
„urkommunistischer“ Produktionsform nicht konkret voraussagen
konnte, blieben seine Aussagen hierzu sehr abstrakt.
Was vernachlässigte Marx meines
Erachtes sträflich?
Bevor die Güter Waren werden, müssen
sie eine Grundeigenschaft im gesellschaftlichen Verkehr haben:
Derjenige, der sie (als Waren) produziert, hat entweder absolut keine
Beziehung zu demjenigen, für den sie den angestrebten
Gebrauchs(end)wert darstellen, oder seine Beziehung ist Sonderfall im
übergeordneten System solcher anonymer Verhältnisse.
Die von Marx gewählten Beispiele
greifen etwas aus einem bereits funktionierenden kapitalistisches
System heraus: Die Beziehungen VOR dem fertigen Kleidungsstück
können primär in einem Marktsystem nur tauschwertig im Marxschen
Sinn geregelt werden. Es erscheint als „Nebensache“, dass das,
was zum Schluss entstanden sein muss, AUCH einen Gebrauchswert, also
benutzbare Kleidung zu sein, haben muss. Das aber ist nicht das
Wesentliche für Spinnerei und Weberei.
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Montag, 20. Mai 2013
Marxismus modern?! (6)
Die digitalisierte Form ermöglichte
den im Prinzip (!!!) kosten- / aufwandslosen „Transport“ aller
geistigen Elemente des Bedürfnisbefriedigungsprozessen zum Nutzer.
Es wäre nur ein einmaliger Aufwand weltweit zur Erarbeitung des
geistigen Teilprodukts und seiner Digitalisierung erforderlich. Die
„Endfertigung“ erfolgte durch den „Endnutzer“, der das
konkrete Bedürfnis befriedigen will. Die verschiedenen
Zwischenstufen, die inzwischen den Hauptteil des Preises eines
Endproduktes ausmachen, die Aufwendungen für Werbung inbegriffen,
fielen bei vielen Produkten ganz, bei noch mehr Produkten überwiegend
weg.
Mit einem Schlag entfiele der Hauptteil
aller Produktionsarbeit weltweit für alle in Frage kommenden Güter.
Die Zeit wäre für Dienstleistungen direkt an Menschen gewonnen, die
unter kapitalistischen Bedingungen nur „lohnend“ ist, wenn die
Arbeitenden mit einer Vergütung unter „Wert“ abgespeist werden
können.
Das Niveau der Produktivkräfte
ermöglichte und erforderte bereits eine im absoluten Sinne
„gesamtgesellschaftliche“ Zugängigkeit der neuen Potenzen, die
kapitalistische „Verkehrsform“ existiert aber gerade dadurch,
dass diese Zugängigkeit ausgeschlossen wird. ...
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Sonntag, 19. Mai 2013
Marxismus modern?! (5)
Wenn also in B jemand alle geistigen
Potenzen zur Produktion eines Mantels von A gestohlen hätte, so
hätte er doch ansonsten alles selbst umsetzen müssen.
Ich behaupte nicht, dass dieses Niveau
überall wird verlassen werden können. Man kann von einem konkreten
Baum von einem konkreten Apfel nur einmal pflücken und einmal essen.
Rechentechnik und Internet haben aber
inzwischen ein Niveau erreicht, auf dem plötzlich etwas Merkwürdiges
auftritt:
Man kann ein Mittel zur
Bedürfnisbefriedigung, nennen wir es im Folgenden „Gut“,
millionenfach verbrauchen … und es ist immer noch dort, wo es
ursprünglich war, nämlich dort, wo es angeboten worden war.Am
drastischsten ist dies in Kulturgütern verwirklicht. Spiele,
Musikstücke, elektronische Bücher als Beispiel. Die „Endfertigung“
übernimmt derjenige, der das Nutzungsbedürfnis hat, indem er sein
Gut aus dem Internet herunterlädt. Der klassische „Warentausch“,
also eine Ware A wechselt von A zu B, während die Ware B (im
Regelfall Geld) von B zu A wechselt, wodurch nachher die Menge aller
Waren zusammengenommen unverändert bleibt, sieht ganz anders aus:
Das Gut ist noch bei A, aber auch bei B (und ggf. bei Zzz). In die
Warenform wird der Vorgang durch einen zusätzlichen Vorgang
gepresst: Dem Gut wird einem für seine Nutzung widersinnige
Zusatzeigenschaft aufgearbeitet: Eine Kopiersperre.
Dem Wesen des Gutes selbst würde
entsprechen, dass es in unveränderter Form nach dem ersten Vorgang
sowohl bei A unbeschränkt zugängig wäre als auch, wenn dort
gewünscht, bei B für C bis Zzz. Die digitalisierte Form des
geistigen Produkts kollidiert mit der durch die Eigentumsverhältnisse
geforderten Warenform. Diese Warenform regelt nicht mehr die Bewegung
von in Mangel befindlichen Gütern zu ihren potentiellen Nutzern,
sondern sie strebt die technisch mögliche Vielfachnutzung künstlich
ein.
Zu dem Prozess sollte man sich
Erfindungen wie 3D-Drucker noch hinzudenken. Sie sind ja keine
Science Fiktion mehr. Sie würden also den Bedürfnisträger die
Produktion benötigter Kleinteile mittels eines Universalgrundstoffs
und herunterladbarer Software erlauben.
Für Wissenschaftler mag die
Vorstellung, die Verhältnisse auf dem „Musikmarkt“ hätten
Mustercharakter für die den Kommunismus erfordernden Produktivkräfte
(wie in „Gemeinschaft de Glückssüchtigen“ näher ausgeführt),
suspekt sein. Mir fiel als weniger vollständig ausgeprägtes Problem
der Folgen der Warenform für geistiges Eigentum das Problem der
Generika ein. Südafrika kalkulierte die Eigenproduktion eines
Anti-Aids-Mittels mit einem Zehntel des Handelspreises, sofern die
„Lizenzgebühr“ entfiele. ...
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Donnerstag, 16. Mai 2013
Marxismus modern?! (4)
... Ursprünglich waren zu befriedigende
Bedürfnisse, die materielle Tätigkeit zu deren Befriedigung und der
Anteil „geistiger Arbeit“, der in dieser materiellen Tätigkeit
steckte, eine untrennbare Einheit. Plump ausgedrückt: Wer sich nicht
genug Mühe gegeben hatte, wie ein Jagdwerkzeug am zweckmäßigsten
auszusehen hatte, um zu funktionieren, der hungerte nachher, weil das
Wild nicht erlegt wurde.
Es folgten immer mehr Teilungen der
Arbeit als solche, die die Teilung der Menschheit in Klassen
bewirkte. Die erste Verselbständigung geistiger Tätigkeit schuf
dabei die ersten zu dauerhafter Herrschaft „fähigen“ Klassen.
Eine neue Entwicklung wurde mit dem
Übergang von der per Hand festgehaltenen Schriftsprache zum
Buchdruck eröffnet. Nunmehr war erstmals technisch möglich, dass
jeder Mensch hätte am geistigen Weltpotential der Menschheit hätte
teilhaben können. In erster Linie stand dem natürlich entgegen,
dass nur ein geringer Teil der Menschheit lesen konnte.
Die Vergegenständlichung im Sinne der
Bedürfnisbefriedigung beschränkte sich allerdings vollständig auf
die Belletristik. Wer also durch das Lesen Erbauung anstrebte konnte
dies. Hätte es vor 500 Jahren aber „Fachbücher“ gegeben, so
hätten diese zwar so viel Weltwissen in sich aufnehmen können, wie
der jeweilige Autor in sich aufgenommen hatte. Praktisch nutzbar war
dieses festgehaltene Wissen erst über zwei Zwischenschritte: Der
Interessent musste durch Lesen das Buchwissen zu seinem Wissen machen
und dann in einem Produktionsprozess anwenden – egal, ob er das
selbst getan hätte oder ob er andere für sich arbeiten ließ. (Es
war sogar im Sinne der Geschwindigkeit des sich durchsetzenden
Fortschritts zweckmäßig, dass der Wissende andere nach seinen
Vorgaben arbeiten ließ.) Wie auch immer: Für jedes einzelne
Bedürfnis jedes einzelnen Menschen mussten einzelne Menschen konkret
körperlich produzieren.
Die Herausbildung und Entfaltung des
Kapitalismus markierte alledings eine „interne“ Entwicklungsstufe
der Produktivkräfte: Während in der vorangegangenen Zeit hinter
einem konkreten Produkt zur Bedürfnisbefriedigung die konkrete
Arbeit eines oder weniger Menschen mit ihren Fertigkeiten stand,
wuchs der Anteil der in Maschinen, Werkzeugen, Werkzeugmaschinen usw.
vergegenständlichten Arbeit – geistiger und körperlicher –
immer weiter an und wurde letztlich der überwiegende. Praktisch
wurden die arbeitenden Menschen Zusatzbestandteile einer gewaltigen
Maschinerie. Wohl gemerkt: In letzter Instanz ging nichts ohne
konkrete und zwar körperliche Arbeit. ...
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Mittwoch, 15. Mai 2013
Marxismus modern?! (3)
... Im Marx-Zitat ist diese Frage sehr
abstrakt angesprochen.
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Ein marxistischer Streit darum, wann
und warum „kapitalistische Produktionsverhältnisse“ die
Produktivkraft-Entwicklung fesseln, ist ein sehr wesentlicher. Hier
stößt man nämlich auch auf eine Erkenntnisschranke von Karl Marx
selbst. Da er die technische Revolution, die diesen Übergang
kennzeichnet, nicht vorhersehen konnte, blieb er im Grundwiderspruch
des Kapitalismus selbst hängen.
Dies aber ist eine unglückliche
Dialektik. Dass ein „gesellschaftlicher Charakter der Produktion“
seiner „privatkapitalistischen Aneignung“ gegenübersteht, war ja
bereits geburtsgegeben. Also natürlich waren wesentliche Faktoren
für den Untergang des Kapitalismus schon mitseiner Geburt gegeben.
Vulgarisierend ausgedrückt: Ein Zusammenleben, dessen Regeln die
kleine Klasse der Kapitalisten den unzähligen Nichtkapitalisten
vorschreibt, muss zu Kollisionen führen, die in Revolutionen
kulmulieren. Aber allein das Bestehen des Proletariats als
potentiellem Totengräber des Systems als Grundlage für dessen
Untergang anzusehen, war voreilig. Unter anderem vernachlässigt eine
solche Sicht, dass sich eben nicht nur die „Arbeiterklasse“
entwickelt, sondern auch die bildungsprivilegierte
Kapitalistenklasse. Unter gegebenen Bedingungen wachesen auch deren
Potenzen zum Systemerhalt. Und … oh Wunder! … so faulend der
„Imperialismus“ auch sein mag – die privatkapitalistische
Aneignung de Produktion im weitesten Sinn blieb trotz und mit Krisen
die mögliche positive Option in der Entwicklung der Produktivkräfte.
So menschlich ein auf sozialistischen Eigentumsverhältnissen
beruhendes System auch sein konnte – die Produktivkräfte vermochte
es nicht besser zu entfalten als das kapitalistische. Ergo sah man im
untergegangenen Wirtschaftssystem zwei Hauptlösungen:
Kommandoordnung oder „Mehr Markt“, wobei letzteres auf die Frage
hinauslief, wie man die privatkapitalistischen Entfaltungsbedingungen
der Produktivkräfte am besten simulieren könnte … weil sie
offenbar die effektiveren waren.
Bei allem Schmerzgebrüll über die
gesellschaftliche Katastrophe der eurasischen Konterrevolution
übersahen die meisten, dass sich inzwischen Veränderungen auf dem
Gebiet der Produktivkräfte vollzogen, die grundlegend neu waren und
durch die privatkapitalistische Aneignung ein echtes
Entwicklungshemmnis geworden ist:
Im Wesentlichen ist die Geschichte der
Produktivkräfte eine Geschichte des Anteils der geistigen Tätigkeit
des Menschen. Ohne das richtig wahrzunehmen haben wir gerade eine
neue Dimension erreicht. ...
xxx
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Dienstag, 14. Mai 2013
Marxismus modern?! (2)
„ … In
der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen
bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse
ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe
ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser
Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der
Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und
politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche
Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen
Lebens bedingt den <9> sozialen, politischen und
geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der
Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches
Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer
Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft
in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder,
was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den
Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt
hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese
Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche
sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen
Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder
rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muß man stets
unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu
konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen
Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen,
künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen,
worin sich die Menschen dieses Konflikts bewußt werden und ihn
ausfechten. Sowenig man das, was ein Individuum ist, nach dem
beurteilt, was es sich selbst dünkt, ebensowenig kann man eine
solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewußtsein beurteilen, sondern
muß vielmehr dies Bewußtsein aus den Widersprüchen des materiellen
Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen
Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären. Eine
Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte
entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere
Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die
materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten
Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. ...“ (MEW
13 S. 8f.)
Was an Verhältnissen sich durchsetzen
kann, ist also von den Produktivkräften abhängig.
Wie aber kann man den Entwicklungsstand
der Produktivkräfte qualitativ erfassen, also sagen: Weil folgender
„materieller Stand“ erreicht ist, sind die bisher gewachsenen
Produktionsverhältnisse, in erster Linie Eigentumsverhältnisse,
nicht mehr die Entwicklung fördernde Rahmenbedingungen, sondern sie
sind zu Fesseln geworden. ...
xxx
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Montag, 13. Mai 2013
Marxismus modern?! (1)
Marxismus – was ist das? Auf jeden
Fall auch einer jener Begriffe, die so einige Schändungen über sich
ergehen lassen mussten. Marx war eine herausragende Persönlichkeit.
Das von ihm aufgebaute Gedankengebäude ein Felsen, den man schwer
aus dem Bild der Weltideengeschichte rausretuschieren kann. Also haen
sich schon viele gefunden, die mit der vorgeblichen Absicht, Marx
Gedanken an neue Verhältnisse „anzupassen“, sie zu
„modernisieren“, versuchten, das Wesen der Sache zu verdrehen.
Ich halte an sich nichts von Ismen,
noch dazu, wenn sie auf einen Namen reduziert werden. Es ist
hilfreicher, dem ganzen Ding einen wissenschaftlicheren Namen zu
geben. Das kann die Sache sperriger machen. Marxismus beschreibt ja
gerade ein einheitliches Gebäude aus Theorie und Praxis, aus dem
prinzipiellen Kern, dem dialektischen und historischen Materialismus,
dem zweiten Handwerkszeug des Verstehens, der politischen Ökonomie,
und der hergeleiteten Vision, dem wissenschaftlichen Kommunismus.
Auseinandergerissen wird jedes Teil ein Torso.
Am wenigsten „Verlust“ ergibt sich,
wenn man sich auf den dialektischen und historischen Materialismus
konzentriert. Dessen Kerngedanke ist zweifelsfrei, dass alles, was
ist, Gewordenes ist, und dass es für jede Entwicklung materielle
Ursachen gibt, auf die sich diese Entwicklung zurückführen lässt.
Dies ist eine spannende Erkenntnis,
wenn es um die Geschichte der Menschheit geht. Hier verhindert
materialistisches Denken, bei der Deutung von Ereignissen beim
Handeln konkreter Menschen und ihrer Ideen stehen zu bleiben. Diese
sind ja selbst „Produkte“ ihrer Verhältnisse – bei aller
Individualität, also speziellen Fähigkeiten, schon mehr zu sehen
und zu beeinflussen, als die „Verhältnisse“ objektiv, also
unabhängig von ihrem Willen, eigentlich zum gegebenen Zeitpunkt
hergäben.
Samstag, 4. Mai 2013
Warum „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“?
Man führe sich das einmal vor Augen: Da verteufelt der dieses
Deutschland repräsentierende (!) Prediger Gauck das einfachste
Gefühl, das jedem denkenden Menschen gegeben ist, das Gefühl,
glücklich zu bleiben oder werden zu wollen, als Sucht! Nur weil sich
„die Masse“ der Menschen nicht vorstellen möchte, dass ihre
Nächsten aus den Kriegen um Rohstoffe, die ihnen nicht gehören, als
Leichen in die „Heimat“ zurückgebracht werden ...
Ich halte das Streben nach Glück für zutiefst menschlich. Wenn
das des Teufels sein sollte, so bin ich ihm verfallen. Aber ich stehe
damit nicht allein da.
Ist dann nicht auch die Frage gestattet, unter welchen Bedingungen
die meisten Menschen die größte Chance auf ihr ganz individuelles
Glück haben oder hätten? Ich wage zu bezweifeln, dass die heutige
Gesellschaftsform, also das, was nicht nur Marxisten „Kapitalismus“
nennen, ihre Kosmetiker fälschlich DIE Marktwirtschaft, also jene
Art des Zusammenlebens, bei dem das Glück des einen auf dem Unglück
mehrerer anderer beruht und eine Ware unter vielen wird, die man
kauft, wenn man sie sich leisten kann, dass also eine solche
„Gesellschaft“ der Weisheit letzter Schluss ist.
Ich bin auch gegen den Kampf für „den Kommunismus“. Was ist
das denn? Ist ein abstrakter „ Kommunismus“ es wert, für ihn die
Finger krumm zu machen? Doch wohl nur dann, wenn es eine
glücksbringende Gesellschaft wäre. Was zu beweisen wäre ...
Konkret wird es also erst, wenn wir die Bedingungen untersuchen,
unter denen wir am wahrscheinlichsten alle glücklich zusammen leben
könnten. Zum Beispiel, weil wir ohne Angst wären, dass da immer
mehr andere darauf gieren, uns unser mühsam erbeutetes „Glück“
wieder streitig zu machen.
Was also ist warum der Nährboden, auf dem Glück fruchtbar reifen
kann? Ich meine, dass es Kriege gibt, das ist das Glücksfeindlichste.
Aber wie werden Krieg - und damit auch Frieden - zu Fremdworten?
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Gründen für persönliches
Unglück, die nicht in der Macht des einzelnen liegen: Wann bereitet
zum Beispiel „Arbeit“ am wenigsten Stress, macht nicht krank?
Wenn alle süchtig nach Glück sind und es trotzdem – oder
deshalb? - nicht erreichen, dann muss doch etwas falsch organisiert
sein. Können wir wirklich nichts Anderes tun, als mit entrücktem
„Ommmm ...“ jeder für sich allein zu versuchen, die Welt um uns
zu vergessen?!
Ich denke DOCH, WIR KÖNNEN. Mit meinem Buch wage ich mich an
Herleitungen für eine Gemeinschaft, die das Entwicklungsniveau
unserer Wissenschaft und Technik bereits ermöglichen würde, die
aber ein paar Großkapitalisten mit ihren Allmachtsfantasien und
ihren Anhängern noch verhindern.
Der Umgang der Menschen insgesamt miteinander ist krank, so krank
sogar, dass wir erst neu danach suchen müssen, was denn gesund wäre.
Denken wir kreativer! Bereiten wir unsere „Gemeinschaft der
Glückssüchtigen“ vor.
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Freitag, 3. Mai 2013
Einmischen, aber wie? (2)
... Kunst ist im Großen nie unpolitisch. Auf Politik stößt man in der Kunst auf zwei Arten: als offene klare Aussage, wofür und wogegen „man“ ist, oder über das unterschwellige Zusammenspiel von Gesagtem und Ungesagtem. Vernunft braucht bewusstes Denken. Sinnarme Pop-Wort-Events, die auf nichts als Ablenkung aus sind, sind praktisch Spiele zur Verteidigung der bestehenden Machtverhältnisse. Jeder „Popstar“ ist dabei ein Gesamtkunstwerk. Er kann seine Popularität ja auch zu Geistesfeuerwerken nutzen, die widerständige Gehirne zum Brennen bringen.
Aber versuchen wir das wenigstens?
Was ist aus der Organisation der Schriftsteller geworden?
Eine Gewerkschaft der Lokführer bei Spielzeugeisenbahnen?
Geht es noch darum, sich besse Gehör zu verschaffen, weil man etwas zu sagen hat?
Es scheint ein allgegenwärtiger Gegenwind zu blasen. Ein predigender Bundespräsident darf den Wunsch des Mehrheitsdeutschen, einfach gut, nein, überhaupt leben zu wollen, als Glückssüchtigkeit denunzieren, ohne dass ihn ein echter Sturm der Entrüstung träfe. Ist es denn nicht „gesunder Menschenverstand“, als Glücklicher in einer „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ leben zu wollen? Einfach nicht zu wollen, dass der Nachbar im Kampf um die Kommastelle der Konten einiger „Kapitalisten“ im afghanischen und einem anderen fernen Zinksarg endet?
Kunst kann das fühlbar machen. Der Nebenmensch ist eben auch ein Mensch mit dem ersten Recht auf Leben und dem zweiten, dass dieses Leben lebenswert ist mit Gesundheit, Klugheit, Zufriedenheit mit dem eigenen Geschaffenen …
Wer das philosophisch darstellen will und kann (möglichst anders als schon vorgekaut und für Neugierige lesbar) … wage es!
Wer daraus eine anrührende Geschichte machen will und kann … mache es!
Wer Vergnügen bereiten will und kann an den alltäglichen Schnippchen, die man der Macht spielen konnte, die er der Macht vielleicht selbst gespielt hat …schreibe lachend! Lachen ist gesund!
Wer in Welten entführen will, aus denen heraus gesehen unser egoistisches Ellenbogen-Gegeneinander wie ein dummes Ritterspiel schweißgerüchiger Umblechter wirkt, und dann vielleicht noch anbietet, wie man dahin gelangen kann, warum es keine Wunschträume sind … den frage ich: wo sind seine Werke?
Schriftsteller - die Individualisten, die die Kraft solidarischen Miteinanders durchspielen – ein würdiger Platz in der Gesellschaft. Aber wo sind wir angekommen? In einer „Sparten-Gewerkschaft“, über die die Welt lacht, wenn sie sie nicht ignoriert. Die Herrschenden brauchen keine aufrührerischen Wortkünstler. Die Zeit der Aufklärung ist irgendwann vor über 200 Jahren in der Müllhalde der Geschichte versunken. Jetzt darf gewählt werden zwischen Arztroman, Krimi, in dem der letzte Ehrliche in der Welt der Verbrecher unter Verbrechern Einsamkeitsrituale zelebriert, oder Schauergeschichten, in denen das Böse aus dem Osten kommt. Habe ich die Vampire vergessen? Die Untoten, die uns Gegenwart und Zukunft mit Überholtem füllen wollen?
Okay: Es dürfen von irgendwoher noch Fieslinge kommen, die beweisen: die unmenschlichste Menschheit ist von noch finsteren Gestalten umgeben, dass wir uns freuen mögen an dem was wir noch haben.
Dem Aufbruch der Menschen zu neuen Horizonten in der Wirklichkeit ist stets der Aufbruch in der Kunst im weitesten Sinn vorangegangen. Das Betrachten der realen Welt in ihrer Erbärmlichkeit, Aufbegehren, kühne Utopien. Die neuen Zeiten reifen in Einzelheiten heran, sind mitunter längst überreif. Die Künstler sind die Kinder, die ausrufen, dass der König ja nackt ist, wenn alle Verkümmterten die herrlichen „neuen Gewänder“ preisen.
Nicht jeder Künstler ist diesem Anspruch gewachsen. Aber nur, wenn sich eine Gemeinschaft der Weltverbesserer zusammenfindet, wird sie einen Großen unter sich hervorbringen.
Wenn schon Größenwahnsinn, dann richtig.
Donnerstag, 2. Mai 2013
Einmischen ... aber wie?! (1)
Als der 2. Weltkrieg zu Ende gegangen war, stand vor den deutschen Schriftstellern ein Haufen von drückenden Fragen, die sie mit dem Gros der Bevölkerung teilten. Wie konnte das passieren? Was muss geschehen, dass sich das nicht wiederholt? Diese Fragen drückten in den deutschen Ländern, die von den Westalliierten genauso wie in denen von der Sowjetunion befreiten. Letztere bekamen jedoch einen klaren Antifaschismus, erstere eine schnelle „Entnazifizierung“ verordnet. „Verordneter Antifaschismus“ bedeutete praktisch, ernsthaft die Wurzeln des deutschen Faschismus zu beseitigen, wozu die Schriftsteller eine wortgewaltige propagandistische Begleitmusik einbringen sollten, „Entnazifizierung“ bedeutete ebenso praktisch eine gewollte „Persilschein-Bewegung“ , die langfristig die Einzeltäter-Mythologie aufbauen sollte: „Die Deutschen“ waren fleißig gut und gehorsam, wie sich das gehört. Sie wurden aber von Hitler und einigen wenigen verrückten Spitzenrattenfängern in Sippenhaft genommen, wodurch sie unschuldig schuldig geworden wären, ohne von etwas gewusst zu haben. Inzwischen haben sich die kleinen Nutznießer in bedauernswerte Opfer verwandelt, die nicht ihre jüdischen Mitbürger gejagt und beraubt haben, sondern von vergewaltigenden Russen und Bombenholocaust in die Zange genommen wurden. Vergeblich versuchten aufrechte Helden wie der großen Wüstenfuchs Rommel dem deutschen Volk dieses Schicksal zu ersparen. Kunst kämpft dabei ums Unterbewusstsein. Sie untermalt oder verschüttet die nackten Fakten und Zahlen, mit denen belegt würde, wann wer wen überfallen hatte, wie viele Tote und Leiden „Die Deutschen“ über die Nachbarn, besonders die Russen gebracht hatten, bevor sich unter diesen individuell quälender Hass herausgebildet hatte. Selbst, wenn das angedeutet wird, so wird es doch überwuchert, wenn die Hauptzeit der Kunstwerks sich um das zum Mitfiebern einladende Schicksal des einzelnen guten Deutschen dreht.
Das ist keine Zustimmung zur Absolution des „verordneten Antifaschismus“ in der DDR. Dort sollte man sich mit Kommunisten, Sozialdemokraten und Pazifisten identifizieren, die bewusst von Anfang an Widerstand geleistet hatten, die in den Schützengräben der Ostfront auf Sowjetseite vergeblich versucht hatten, ihre Landsleute zum Niederlegen der Waffen zu animieren. „Wir“ wussten schon immer, warum wir gegen Hitler gestimmt hatten, während das westliche „Wir“ vom Einzeltäter betrogen worden waren.
Dies änderte aber nichts daran, dass im Westen eine Stolz bereitende Böll-Generation das Wort ergriff. Schriftsteller als Wort-Führer der Vernunft.
Unzählige Namen folgten, die mit Schriftstellerverband und 68er Aufbruch untrennbar verbunden sind. Sie besaßen die ehrliche Anmaßung, das Gewissen der Nation sein zu wollen und sein zu können. ...
Mittwoch, 1. Mai 2013
Warum Amazon?
Wer ist wohl der naheliegendste
Partner, wenn sich ein Buch mit dem Fortschritt beschäftigt, den die
heute mögliche Internet-Vernetzung theoretisch böte? Wie toll es
wäre, wenn auf der Welt Programme nur einmal entwickelt werden
brauchten und jeder könnte sich alles frei herunterladen – was ja
theoretisch geht. Von wegen „Raubkopien“ … Da steht ein
Unternehmen wie Amazon als paradoxer Dinosaurier da: Technisch auf
einem Stand, auf dem „Kommunismus“ nicht nur angebracht, sondern
eben auch möglich wäre, praktisch immer noch nur aufs dicke
Verdienen aus. Und genau dieses Unternehmen sollte den Beweis selbst
antreten, dass inzwischen schon sehr viele Menschen alternativ
denken. Der Dino soll „sich selbst verkaufen“.
Es war gut gemeint, wegen mieser
Arbeitsbedingungen, weil der Laden eben ein „kapitalistischer“
ist, ihn boykottieren zu wollen. Das aber ist erst der zweite Schritt
vor dem ersten: Erst einmal müsste wir Stärke bewiesen haben. Wenn
ein Unternehmen weiß, da ist ein gewaltiges linkes Käuferpotential,
das mit einem Schlag als Einnahmequelle wegbricht, dann fühlt es
sich an seiner Archillesferse bedroht: dem Geld-Scheffeln. Wenn die
Zahl der Käuferaccounts aber von 1076983 auf 1076389 „schrumpft“,
dann ist den Jungs das ein Schulterzucken wert. Die „Einbuße“
gleicht bei den Besitzbürgern eine Sarrazin-Papier-Verschmutzung
aus. Letztlich haben wir nur verloren: Wir haben auf eine Möglichkeit
der Einflussnahme verzichtet und dafür nicht einmal einen
nicht-kapitalistischen Alternativ-“Laden“ gefunden, den wir
stärken konnten.
Also auf zum bösen Spiel: Werden wir
stark! Und lassen wir unseren Gegner verkaufen, was uns stärker
macht ...
Mittwoch, 3. April 2013
Einmal China und zurück
Eine Besonderheit chinesischer Politik scheint die praktische Aufnahme eines Merkmals sozialdemokratischer Verhaltensweisen ins Handwerkszeuk einer "Kommunistischen Partei" zu sein.
Wenn man als Beispiel die SPD nimmt, so hat sie einen klaren Weg mit Brüchen hinter sich. Ursprünglich eine Partei, die den Sozialismus / Kommunismus als praktisches Ziel wahrscheinlich wirklich anzustreben versucht hatte (noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts). Allmählich blieb dieses Ziel als Worthülse noch bestehen. Praktisch aber hatten verschiedene Aspekte des Opportunismus und der Anpassung an das bestehende System bereits die Parteiführung erobert. Erstes zweifelsfreies Zeichen: Die Zustimmung zu den Kriegskrediten als Bündnis mit der einheimischen Bourgeoisie, lieber deutsch als Klasse. Dem zugrunde lag u.a. die Auffassung, dass der wirtschaftliche Fortschritt quasi den gesellschaftlichen Huckepack nehmen würde.
Die Belohnung war entsprechend: Es blieb der SPD-Spitze überlassen, der Novemberevolution die Spitze zu nehmen. Ein SPD-Polizeipräsident durfte Mai-Demonstranten auseinanderschießen lassen. Adolf Hitler benutzte sie als scheindemokratisches Feigenblatt, indem er die Kommunisten gleich jagte, die SPD-Abgeordneten aber noch zum Nein-Sagen zum Ermächtigungsgesetz antreten ließ. In den westlichen Nachkriegsländern wurde die Partei immer uneingeschränkter eine Kapitalpartei, beinahe DIE Kapitalpartei, indem man sie zum linken Reden auf die Oppositionszirkuslogen ließ, wenn aber besondere soziale Gemeinheiten durchgepeitscht werden sollten ("Agenda 2010"), dann mussten / durften sie das machen, weil damit am leichtesten potentieller Widerstand zum Erlahmen gebracht wurde.
Trotzdem nennen die Theatermanager sie immer noch die "Roten" - und Anbiederungskoalitionen "rot-rot", als sei dies EINE Farbe. Es soll die Leute noch heute mancher Arbeiterpartei oder links nennen.
Was ist eine "Kommunistische Partei", die den Markt vergöttert und sich einen Multimillionär zum Chef nimmt? So wie die "Kulturrevolution" wohl eine schmerzliche Sackgasse war, so ist eben das chinesische Volk durch "Markt" eben nicht in ein Volk von Multimillionären zu verwandeln, der Markt also das Gegenstück zur Armut eines "Kulturrevolutions-Sozialismus". Es ist der eine eben Millionär, weil es die anderen dank ihres Nicht-Besitzes eben nicht sind.
Richtig ist allerdings auch, dass die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen der Macht noch immer so zu sein scheinen, dass Korrekturen möglich wären. Insofern lese ich solche Artikel mit großer Skepsis, abe nicht ganz ohne Hoffnung. Was mir zu denken gibt ist, dass der Artikel in der jungen Welt mit "Markt statt Armut" der kapitalistischen Entwicklung zu Munde redet. Einem Aufsteiger an der Marx-Engels-Stiftung sollte eine kritischere Position zu eigen sein.
Was mir an den chinesischen Dokumenten gefällt, ist diese Begriffsprägung "Sozialistische Harmonische Gesellschaft". In Anbetracht der Vorgeschichte zeugt er von Lernfähigkeit den eigenen Fehlern gegenüber ...
Freitag, 29. März 2013
Karfreitag-Gedanke
In einer Facebook-Gruppe von und für christliche Sozialismus wird in einem schönen Beitrag die Fage formuliert, welches Schicksal Jesus Christus zu erleiden hätte, so er heute lebte.
Ich wünsche allen Menschen Gutes, er hätte dies mit mehr Charisma getan. Also wäre er als Gefahr angesehen worden.
In wesentlichen "Mainstream"-Medien wäre er wohl zum "Linksextremisten" hochstilisiert worden. Klar. In einigen Ländern wäre sein Schicksal dem vor 2000 Jahren ähnlich. Die wahrscheinlichste Form des Umgangs mit ihm wäre das Auftauchen eines "Einzeltäters". Martin Luther King, John Jennon ... sie haben NUR die Ungerechtigkeit unserer "Weltordnung" ernsthaft kritisiert, waren keine "Revolutionäre" im Sinne eines Che, aber sie hatten eben ... Charisma - das aber darf nur öffentlich haben, wer seinen eigenen Platz, seine Macht erhöht und die Verhältnisse unangetastet lässt ...
Dienstag, 26. März 2013
Fremdenfeindlichkeit – ein Relikt evolutionärer Vorformen des modernen Menschen
Fremdenfeindlichkeit ist ein Element
des Restbestandes tierischer Urinstinkte im Menschen. Es ist eine
natürliche Verhaltensweise, beispielsweise Gruppenmitglieder mit
stark abweichenden Merkmalen abzulehnen. Dies ist im Kontext der
Evolution sinnvoll: Das übliche Aussehen der Artgenossen ist die
evolutionär „bestätigte“ Form. Abweichungen machen potentielle
Feinde auf die Gruppe aufmerksam.
Sie werden also oft ausgestoßen, bevor
sie den echten Feinden aufgefallen sind.
Eine solche Fremdheitsablehnung ist
also eine vorvernünftige Verhaltensweise. Vorvernunft ist in der
Natur notwendig. Wenn es im Busch raschelt, kann nicht erst eine
verstandesmäßige Analyse durchgeführt werden, wodurch das
abweichende Rascheln stammen könnte. Es ist Art erhaltend, die u.U.
falsche „Abstrakttion“ zu treffen „anschleichender Feind“ und
vorsorglich sofort zu flüchten.
Auch der dem menschlichen Handeln
gemäße Vernunft gehen schnellere Urinstinkt-Reaktionen voraus.
Problematisch werden solche Prozesse erst, wenn sie verbal
abstrahiert werden und damit „vernünftig“ erscheinen. Es ist
also ein natürlicher Instinkt, sich selbst als Maßstab eines
„genetischen Optimums“ zu empfinden. Dieses Vor-Urteil aber zu
einer Weltanschauung zu machen, daraus beispielsweise rassistische
Auffassungen abzuleiten, zeugt von einer Mischung aus primitiver
Verstandesausbildung und relativer geistiger Unterentwicklung.
Merkmal menschlicher Vernunft ist die
Fähigkeit zu komplexem Denken in Abstraktionsebenen, die über die
Kategorien Freund-Feind, Ich = gut, Rest = böse / fehlentwickelt
usw. hinausreicht.
Sonntag, 24. März 2013
Denken wir zu langsam?
Eine besondere Leistung des
menschlichen Gehirns ist eine permanente unterbewusste Abstraktion.
Gelegentlich stößt die Psychologie auf dieses Problem auf dieses
Problem, wenn sie Wahrnehmungsfehler zu erklären versucht. Also
experimentell kann man belegen, dass sich mitunter unsere Augen
„täuschen“, dass sie etwas zu sehen scheinen, was so nicht zu
sehen ist.
Diese „Fehler“ sind Überreste
gewaltiger Leistungen der Evolution: Das, was unsere Augen in
Bruchteilen von Sekunden zu einem dreidimensional erscheinenden
Gesamtbild verarbeiten, ist umgerechnet eine phänomenale
Computerleistung. Sie hängt mit Gehirnfunktionen zusammen, die zur
Zeit Computer noch nicht gleichwertig ausführen können: Alle
Wahrnehmungen werden einer „Vorkontrolle“ unterzogen, ob das, was
wir sehen, hören … „denken“, „sinnvoll“ erscheint.
Notfalls wird „Wahrscheinliches“ aus den „Speicher“ in den
Gesamteindruck eingefügt. In letzter Instanz ist dieser Mechanismus
Grundlage von Intelligenz und Kreativität. Ein Elektronenhirn
arbeitete im einzelnen schneller nach einem vorgegebenen Algorithmus
die vorhandenen Möglichkeiten ab, das menschliche Denken schließt
schneller als unmöglich angenommene „Möglichkeiten“ aus.
Dieses Evolutionsprodukt hat natürlich
neben allen begeisterungswürdigen Leistungssprüngen auch
Schattenseiten: Das menschliche Denken ist gerade dadurch eher
geneigt, prinzipiell Neues in ein Erfahrungssystem einzubauen. Das
kennt man inzwischen auch aus Computern: Diese sind inzwischen so
weit, dass wenn man nach etwas sucht, nach den ersten Buchstaben
ergänzt wird, was früher einmal gesucht worden war.
Somit ist in einem Zug diese Fähigkeit
Voraussetzung für das Erkennen von Zusammenhängen … zum anderen
aber Beschränkung beim Erkennen von Neuem: Man baut eben etwas in
ein bekannt erscheinendes System ein und erklärt alles zu Bekanntem.
Da dies auch auf verbaler Abstraktionsebenen funktioniert, lässt
sich eben eine „Erfahrung“ durch ausreichende Wiederholung
produzieren: DDR = Stasi, DDR = Kommunismus. Dies voraussetzend wäre
Stasi = Kommunismus sogar richtig logisch abgeleitet. Zumindest bei
einigen Menschen funktioniert eine solche „Gehirnwäsche“ immer.
Es gibt aber berechtigte Befürchtungen,
dass dieses evolutionäre Produkt auch potentielle Revolutionäre
behindert: Da beobachten welche, dass in den politischen
Organisationen, die für den grundsätzlichen gesellschaftlichen
Wandel unumgänglich sind, sich opportunistisches Denekn durchgesetzt
hat, sie also für eine notwendige Revolution nicht mehr geeignet
sind. Nun ist eine solche Analyse immer fragwürdig, weil diese
Prozesse in „Führung“ und „Mitgliedschaft“ nicht identisch
ablaufen – und sei es wegen der unterschiedlich tiefen Integration
ins vorhandene System. Es kann auch sein, dass das individuell
rührige Handeln Einzelner den Eindruck erweckt, deren Haltung sei
die der Organisation selbst. Daraus ergäbe sich also die
Notwendigkeit einer Neuorganisation zur Sammlung der revolutionären
Subjekte. Was aber, wenn sich dieser Prozess ganz oder teilweise
umkehrt? Dann „sammeln sich die einen draußen neu mit ihren
Illusionen, die zweiten sammeln sich in der einen Partei mit ihren
Illusionen erneut und die dritten in einer dritten usw. Objektiv
betreiben ALLE DREI ohne dies zu wollen (natürlich gibt es auch
vorsätzliche Spalter) die Spaltung einer sowieso schon zu schwachen
Bewegung.
Sollte nicht die Frage gestellt werden,
ob es möglich sein könnte, die vorhandene DKP „unter“ einem
Köbele – und nicht Meyer – zu einer modernen
Kommunisten-Jugendpartei zu erneuern anstatt eine neue „vereinigende“
Kommunistenpartei zu gründen, die nur einigen individuellen
Bewegungsdrang befriedigt?
Ich befürchte, dass die Gründung der
neuen wahren Kommunisten nicht als Show-Auftritt zur Vorbereitung
einer Wiedervereinigung gedacht ist. Zumindest kurzfristig wäre dies
technisch nicht umzusetzen. Allerdings stellt sich bei so etwas auch
die Frage, wer freiwillig so viel Kommunist wäre, um im Interesse
einer starken Führung selbst in die zweite Reihe zurückzutreten ...
Freitag, 8. Februar 2013
Vom Ikarus DDR
„Kulturnation Deutschland?“ Der
Titel des Büchleins hat es schon in sich, vor allem, weil der Autor
Peter Michel nicht versucht, die tolle DDR zur vorbildlichen
Kulturnation hochzuschreiben, sondern sich um Ausgewogenheit bemüht,
Kunst als Menschheitswert an sich zu fassen, den es des Menschseins
wegen zu pflegen gilt. Gerade deshalb gewinnen seine Vorwürfe eine
über Politisches hinausreichende Relevanz.
Nun also zwei Seiten Überblick über
drei Ausstellungen von in der DDR entstandener Kunst. Erstes Fazit:
So etwas ist auch im nicht so richtig „vereinigten“ Deutschland
bereits möglich. Man möge es direkt nachlesen: Kein
Abschied von Ikarus
Aber noch immer lässt sich im neuen
Deutschen Reich ein Umgang mit Kunst, die nicht die eigene ist,
feststellen, die von denselben „Kultur-Politikern“ bei ehemaligen
Staaten des „Realsozialismus“ mit Schimpfworten wie
„Sozialistischer Realismus“ (wichtig: die Anführungsstriche),
aber eben auch stalinistisch u.ä belegt worden wäre. Also Ideologie
dort, wo auf DDR-Seite schon Kunst war. Also Qualität der
künstlerischen Umsetzung das entscheidende Merkmal war.
Nun greift Michel das Motiv des Ikarus
aus der Weimarer Ausstellung auf.
Er
sagt es nicht direkt. Es steckt aber ein Gedanke in den Überlegungen:
Was in den Ländern dieses frühen „Sozialismus“ geschehen war,
war eine Art gesellschaftlicher Ikarus-Flug, zwar mit Absturz, aber
nicht mit Tod am Ende.
Mit
den Aspekten dieses künstlerischen Bildes haben sich Künstler
logischerweise viel beschäftigt, nicht nur, aber auch im Vorgefühl
des Ausgangs dieses ersten Abhebens.
Man
sollte, wenn man sich mit dem Motiv befasst, etwas Wichtiges
beachten:
Entstanden
ist die Ikarus-Geschichte mit ihren möglichen Interpretationen in
einer Zeit, in der sein Tun vermessen, übermütig, vor allem aber
dem „gesunden Menschenverstand“ seiner Zeitgenossen
widersprechend gesehen werden musste. Der Mensch kann nunmal nicht
fliegen.
Inzwischen
kann man dies aber nicht mehr so sagen. Ob wir in ein Flugzeug
steigen, in Drachengleiter, die optisch an Ikarus erinnern, oder in
Raketen, in denen die ganze Erde klein erscheint, … wir haben heute
Grund zur Aussage „Der Mensch kann doch fliegen“.
Wenn
also eine Kunstschau den Abschied von den DDR-Ikarussen zelebriert,
so ist das ein bornierter Kulturpessimismus.
„Der
Mensch“ ist eben doch in der Lage zu einem Sozialismus /
Kommunismus. Der sähe nur etwas anders aus, als man diese
Menschen-Flug-Phase sich zu DDR-Zeiten ausgemalt hat.
Wir
sollten wieder am Bau neuer Schwingen spielen ...
Dienstag, 5. Februar 2013
Gemeinschaft der Glückssüchtigen - Wie wir die Welt wollen - Das Buch
Ich halte den „Kommunismus“ oder wie immer man die damit beschriebenen Verhältnisse nennen mag, für die individualistischste, freieste, menschenwürdigste Form der Entfaltung menschlicher Persönlichkeiten. Das kann ich aus der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen DDR-Teil-Biografie begründen, aus der Geschichte, aus der Logik natürlicher Zusammenhänge und aus dem Wissen, wo wir uns gerade hin entwickelt haben. Was ist „vernünftig“, wenn das Handeln aller Einzelsubjekte nicht mehr mit dem Prinzip erklärt werden muss „Das Hemd ist mir näher als die Hose“?
Warum sind heute Dinge praktisch möglich, von denen Marx oder Lenin nur grob erwarten konnten, dass sie einmal kommen müssten? Was sind das für Dinge?
„Gemeinschaft der Glückssüchtigen – Wie wir die Welt wollen“ spekuliert wenig, leitet nur logisch her, was sich bereits abzeichnet. Dabei müssen wir immer beachten, dass es keine technische Erfindung gibt, die nicht missbraucht wird, wenn die Verhältnisse diesen Missbrauch fördern ...
Sonntag, 3. Februar 2013
Warum bekommen wir eine "weiche Birne"?
Man könnte fragen, warum die Tageszeitung "junge Welt" ausgerechnet ein Buch über Depressionen rezensiert. Gut, dann könnte man genauso gut fragen, warum sie es nicht rezensieren sollte. Sie richtet sich ja an Menschen, die allseitig gebildet sind oder zumindest werden wollen.
Die Antwort liegt genau darin: In dem besprochenen kulturpessimistischen Buch werden offenbar genau jene "unpolitischen" Mechanismen beschrieben, vermittels derer die verblödeten Menschen-Reserven "produziert" werden, die entweder gehorsam arbeiten bis zum Zusammenbruch oder aber sinnlos rumhängen als Beweis der "bildungsfernen Schichten". Die nicht an Wahlen teilnehmen, weil sie nichts mit dem Wahlzettel anfangen können (man müsste ihnen den vorlesen) oder ein Kreuz bei der Partei machen, an die sie sich aus der letzten Sendung oder dem letzten Bier noch erinnern.
Wir werden mehrere Generationen brauchen, um in der Breite Menschen sich entwickeln zu lassen, dieaus eigener Kraft die Welt verstehen und gestalten können. Allseitig gebildete (und deshalb "sozialistische") Persönlichkeiten.
Interessant auch: Der Autor der Rezension wirft dem Autor des Buches einseitige Überspitzungen vor. In gewisser Weise sagt er damit nur: Auch der "Kulturpessimist" Spitzer ist natürlich ein "Kind" unserer "kapitlistischen Kultur", die zu erkennen er nicht vermag. Der Drang, jeweils das eigene Produkt verkaufen zu müssen, zwingt jeden Anbieter dazu, den potentiellen Kunden am Abwägen von Vorteilen und Nachteilen zu hindern. Also verweist jeder Produzent auf das Gute ... und Spitzer betont das Negative ...
Weiche Birnen
Apps bis der Arzt kommt: Die Informationsgesellschaft frißt ihre Kinder. Berliner Depressionsgespräche zeichnen eine düstere Perspektive
Von Peter Steiniger ...Manfred Spitzer: Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. Droemer Knaur Verlag, München 2012, 368 Seiten, 19,99 Euro
Donnerstag, 31. Januar 2013
Kommunismus heute?! In China?!
Vom Optimismus des folgenden Artikels bin ich begeistert. Allerdings, was darin als "Risiken" abgetan wird, sollte man wissenschaftlich dialektisch bedenken. An einem bestimmten Punkt schlägt eben die eine Qualität in eine andere um. Es gibt praktisch keine Erfahrungen, aus denen man ein Thermo-, Baro- oder sonstwas für ein -meter ableiten könnte, ab wann so viele "kapitalistische Elemente" in einen ursprünglich mit sozialistischen Zielen angetretenen Grundkörper hineingelassen hätte, dass er eigentlich wieder kapitalistisch geworden ist. Marx und Lenin haben sich klar gegen die hier verwendete Nothilfe-Methode ausgesprochen: Das Selbstbild der Handelnden ist es nicht. Wenn der Unternehmer Xu seine Übernahmeverhandlungen mit einem lästigen Konkurrenten führt, so kann er das als Mitglied der Führung einer dem Namen nach "Kommunistischen Partei" als Voranschreiten auf dem Weg zum Sozialismus ausgeben ... er hat hier zumindest als ganz gewöhnlicher Kapitalist gehandelt und - was mindestens genauso wichtig ist - der Masse der Beobachter ein Beispiel vorgeführt, dass man eben als Kapitalist "Erfolg" hat (was der Haken im Fleisch von NÖP-Praktiken ist).
(Kommentar zu einem Artikel im "Roten Brandenburger" von Dezember 2012)
(Kommentar zu einem Artikel im "Roten Brandenburger" von Dezember 2012)
Dienstag, 29. Januar 2013
Wenn Planer über Planung reden ...
Man kann natürlich in den platten Losungskrieg einstimmen und "Freiheit durch Sozialismus" statt "Freiheit oder Sozialismus" formulieren. Ich finde eine solche griffige Losung - wie andere in solche Richtung - durchaus wichtig. Aber es soll ja Leute geben, die wollen wirklich konkret werden. Nicht umsonst habe ich das Interview zum 100. Jahrestag der chilenischen KP veröffentlicht. Dort spielt sich die Hauptschlacht um Köpfe bereits in der Jugend ab. Da sind es schon Schüler und Studenten, die Schwung in die Bewegung bringen. Aber abgesehen von der besonderen soziologischen Situation dieser beiden Gruppen - also dass ihre Zeit als Schüler bzw. Student auf jeden Fall in absehbar kurzer Zeit endet - muss hier neben der Frage, was sie nicht wollen, eine möglichst klare Antwort gegeben werden, was sie denn als Alternative wollen können. Primitiv ausgedrückt: Alternative Sozialismus? Was ist das? Was sind seine Vorzüge?
Früher oder später kommt man da an der Frage der Planung der Gesellschaft nicht vorbei. Die beginnt natürlich bei der Planung der Wirtschaft.
Insofern ist der "junge Welt"-Artikel von Professor Rösler sehr wichtig. Ich fürchte, es wird mir schwer fallen, mit wenigen Worten zu begründen, warum er mir in seiner Konsequenz nicht gefällt. Vielleicht die einfachste Aussage: Es ist "altes Denken", ein Blick nach vorn, der vergangene Verhältnisse fast mathematisch-logisch in die Zukunft überträgt, ohne zu berücksichtigen, dass sich die "Produktivkräfte" von denen vor ca. 40/50 Jahren grundlegend verändert haben.
Beginnen wir aber mit dem Rückblick, dem man bedenkenlos zustimmen kann:
(05.12.2012 / Thema / Seite 10Inhalt
Alternativen zum Neoliberalismus
Ökonomie. Zum Verhältnis von Planung und Markt: Erfahrungen beim sozialistischen Wirtschaften unter zentralen und dezentralen Strukturen seit Dezember 1927
Von Jörg Roesler nachzulesen in "jungewelt.de")
Sah Professor Rösler den Niedergang des "Planungssystems" in der DDR schon mit einem halben Auge zu wenig, so wird daraus "Blindheit", sofern es um die Zukunft geht. Die Einleitung der strittigen Perspektive halte ich schlicht für falsch:
"Denkbar sind drei Varianten: ..."
"Denkbar" sollte erst einmal vieles sein. Nun kann man Professor Rösler zugutehalten, dass er Realist sei und die künftige Planungssituation in die internationale Klassenkampfsituation einbettet, also die zu planende Region in eine feindliche Umwelt. Das sagt er aber nicht. Er tut so, als ginge es um DIE denkbaren (!) Wege sozialistischer Planwirtschaft. Und da erlaube ich mir zumindest eine vierte Variante ins Spiel zu bringen.
Man stelle sich das Ganze als eine Unmenge von unterschiedlich stark ineinandergreifenden Zahnrädern vor. Jedes dieser Zahnräder plant erst einmal für sich. Kern des Ganzen muss eine gesellschaftliche Wirtschaftsplanung sein. Hier wird zum einen die sozial-politische Entwicklung geplant und deren Umsetzung abgesichert. Zum anderen - und hier wundere ich mich über Professor Rösler - muss hier durchgesetzt werden, was als gesellschaftliches Interesse auf der Ebene kleiner Einheiten nicht lösbar ist. Ich greife als Beispiel den Umweltschutz heraus. Der steht betrieblichen Individualinteressen normalerweise im Wege. Er ist insofern betriebswirtschaftlich unwirtschaftlich.
Dazu kommt die Grundlage des Ganzen: Ein breit gefächerter Mix von Eigentumsformen, innerhalb dessen das "gesamtgesellschaftliche Eigentum" vorherrschend sein muss.
Professor Rösler übersieht die Demokratie fördernden Potenzen des Internet. Es ist heute technisch möglich, dass jeder Interessierte an der Planung sowohl seines "Zahnrads" als auch des gesamten Räderwerks Teil hat. Die Folgen einer falsch geplanten Schraube lassen sich für jeden nachvollziehbar aufzeigen. Zentralplanung muss nicht mehr in abschließender Entscheidung sehr eng begrenzter Führungszirkel bestehen und deren Kommandos. Das war aber der entscheidende Haken des frühsozialistischen Planungssystems. Es ging früher nicht anders - also musste eine freie Einzelentscheidung das Funktionieren des Gesamtsystems in Frage stellen.
"Grundvoraussetzung für die Einführung wäre der Umbruch der Eigentumsverhältnisse, der eine revolutionäre Lösung verlangt, für die allerdings zur Zeit wenig spricht."
Eigentlich könnte man an dieser Stelle abbrechen: Ohne wesentliche Änderungen der Eigentumsverhältnisse kann man nirgendwo und nirgendwie von "sozialistischen Verhältnissen sprechen. Es gibt nur wenige Bereiche, bei denen ich "kapitalistisches Eigentum" innerhalb sozialistischer Verhältnisse ausschließen würde, aber deren Dominanz muss als politischer Eingriff in ökonomische Verhältnisse erfolgt sein. Eine Sparkasse, die jedem armen Schwein ein Konto zubilligen muss, wird immer effektiver arbeiten als eine Bank, die sich Anlagerosinen herausgreifen darf.
Ein Letztes. Professor Rösler wollte es offenbar nicht so drastisch ausdrücken, aber das Scheitern des realen frühsozialistischen Planungssystems hing natürlich mit einem Doppelproblem zusammen: Die eine Seite der Medaille war der Fakt, dass nur wenige konkrete Menschen reale Planungsmacht hatten, die andere, dass dies tendenziell politisch verengstirnte Menschen waren. Es hilft also, wenn mehr Menschen ihre Ideen technisch in ein vielteiliges Planugssystem einbringen, es ist aber eine kreativitätsfördernde Leitungsstruktur nötig. Wir dürfen uns nicht auf Ausnahmegestalten wie Fidel Castro orientieren, die nach Jahrzehnten in exponierter Stellung noch Wandlungsnotwendigkeiten verstehen und einzuleiten versuchen ...
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