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vgl. "Gemeinschaft der Glückssüchtigen"
Slovs Politikblog - links drehend
Donnerstag, 14. November 2013
Freitag, 4. Oktober 2013
Materialismus
"Es gibt keine unerklärlichen Phänomene. Es gibt aber welche, deren Erklärung wir noch nicht erkannt haben und solche, bei denen es uns zu kompliziert erscheint, sie anderen erklären zu können."
Montag, 2. September 2013
"Briefe" zu "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" ...
Wozu schreibt man Texte gegen die Welt,
wie sie heute ist?
Am entschiedensten, weil man überzeugt
ist, dass die nicht nur schlecht gestaltet ist, sondern auch, weil
man sicher ist, dass sie nicht so sein müsste. Es gäbe
Alternativen. Diese Alternativen sind nicht irgendwelche utopischen
Kopfgeburten, sondern für deren Funktionieren haben sich heutzutage
längst die notwendigen materiellen Wurzeln herausgebildet.
Wirtschaftlich, vor allem aber technisch ist alles da, was nötig
wäre, um sich vom Zwang zu auf Geld („Kapital“) fixiertem
Arbeiten zu befreien. All jene alternativlos erscheinenden logischen
Ketten verbliener Marktwirtschaftnerds könnten durch neue ersetzt
werden. Die, die das tun müssten, aber lecken immer noch die Wunden
eines furchtbaren geschichtlichen Untergangs eines technisch
verfrühten Versuchs.
„Wir“ - und das meint viele, die
sich eigentlich linkem Ideengut nahe fühlen - lassen uns noch immer
von der gegnerischen Logik blenden, dass ja der „Sozialismus“
untergegangen sei. In seine Richtung zu blicken, sei deshalb müßig.
Es ist ja so mühsam, sich selbst
einzugestehen, dass die Vielen, die seinerzeit „den“ Sozialismus
aufbauen wollten, etwas damals noch Unmögliches begonnen hatten.
Dass erst einige notwendige Grundlagen geschaffen werden konnten, die
für sich allein genommen in der Konfrontation mit einem
kapitalistischen Weltwirtschaftssystem die tatsächlichen Vorzüge
einer alternativen Wirtschaftsform nicht, nur in Ansätzen oder
teilweise sogar nur in pervertierter Verballhornung entfalten
konnten.
Heute wären die technischen Mittel
sofort greifbar, sie werden nun aber – wenn sie überhaupt bemerkt
werden – vom wieder durchgesetzten Machtapparat des Gestrigen
pervertiert.
Es ist also aktive Auseinandersetzung
mit dem nötig, was heute ginge – und zwar wie und warum.
Kommunismus ist ja nur eine historische Bezeichnung, ein Wort, das
mit realem Leben zu erfüllen ist.. Von alten Vorstellungen, wie
diese Form des Zusammenlebens funktionieren kann, werden wir uns
teilweise radikal trennen müssen. Individuelle Freiheit wird einen
wesentlich konkreteren Hauptanteil an unserem Kommunismusbild
ausmachen müssen. Mitgestaltung aller Lebensbereiche durch jeden,
der sich für seine Angelegenheiten interessiert, wird greifbarer
vorstellbar anstelle sie nur abstrakt zu proklamieren.
Die aktuelle Diskussionen in solche
optimistischen Richtungen zu lenken, sie mit Gedanken anzureichern,
verkrustete Denkstrukturen zu durchbrechen, das ist erklärtes Ziel
des Buchs „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ von Slov ant Gali.
Vorsätzlich wird dabei auf die Trockenheit eines
gesellschaftswissenschaftlichen Sachbuchs verzichtet und dafür die
besondere persönliche Möglichkeit des Autors eingebracht: utopische
Belletristik und Lyrik zu schreiben und neben den
Einmarsch-Erfahrungen der kapitalistischen Ordnungsmacht auch
Erfahrungen aus dem gewöhnlichen Leben im realen DDR-Alltag
verschiedenster Arbeits- und Lebensbereiche gesammelt zu haben.
Im Buch wird klar, dass das Leben im
Kommunismus extrem bunt sein muss, Erfahrungen aus einem Bereich nur
bedingt auf einen anderen Bereich übertragbar sind. Trotzdem bietet
der Autor einen etwas vereinfachenden Musterfall an: Die Befriedigung
des Bedürfnisses nach Musik-Hörgenuss. Hier liegt heute besonders
auf der Hand, dass die reale Praxis unserer Verhältnisse – nämlich
die Befriedigung unserer Bedürfnisse über die Warenform -
hinterwäldlerisch und uns allen zum Schaden gereichend gestaltet
ist.
Das Buch berücksichtigt, dass
bestimmte Denkweisen, konkret die dialektische, recht erfolgreich
aberzogen worden sind. Sie aber sind für das Verständnis
erforderlich. So, wie alles, was ist, das Entwicklungsergebnis der
Geschichte ist, so kann man das, was werden kann, aus dem Wissen
herleiten, was ist und unter welchen Bedingungen es sich entwickelt
hat. Allerdings wird Vernunft angemahnt an Stelle eines
oberflächlichen „gesunden Menschenverstandes“, damit wir nicht
ungewollt einen „Kachelofen“ betreiben, aus dem tötliches
Kohlenmonoxid strömt.
Eine andere Welt ist machbar – welche
das sein kann, dafür findet man in der „Gemeinschaft der
Glückssüchtigen“ viele Anregungen.
Ach ja … Eine besondere Danksagung an
den Bundespredig … pardon: ...präsidenten Gauck. Seine Anregung,
sich Gedanken über das elementare Streben aller Menschen nach Leben
in Glück und Zufriedenheit zu machen, wurde gern aufgenommen ...
Wann ist eine Gesellschaftsordnung
reif, durch eine höhere ersetzt zu werden?
Die materialistische
Geschichtsauffassung sucht die Antwort in der materiellen Grundlage
der Gesellschaft, also im Entwicklungsstand der Produktivkräfte.
Wenn die vorhandenen Produktionsverhältnisse zu Fesseln der
Produktivkräfte geworden sind anstatt sie zu zu entwickeln, müssen
neue her. Im Grundsatz klar, doch stellt sich die Frage, wann dieser
Augenblick erreicht ist. Ganz von der Hand zu weisen wäre die
Marxsche Überlegung ja nicht, dass Überproduktionskrisen ein
solches Fesselverhältnis darstellten: Wenn eine Gesellschaft es
zulässt, dass Waren hergestellt werden, bei denen im Nachhinein
festgestellt wird, dass sie vernichtet werden „müssen“, weil sie
keinen „Wert“ haben, also gar keine Waren sind, dann hat das
System zweifelsfrei einen grundlegenden Defekt.
Trotzdem reichte dieser Defekt
erwiesenermaßen nicht aus. Inzwischen existiert die kapitalistische
Produktionsweise über 150 Jahre, ohne an ihren Krisen zugrunde
gegangen zu sein. Wir ahnen den Hauptgrund: Es müssen innerhalb der
Produktivkräfte auch neue „Konstruktivkräfte“ entwickelt sein,
die einen solchen Grunddefekt nicht nur relativ kompensieren, sondern
ein grundsätzlich besseres Wirtschaften ermöglichen. Das Buch
„Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ von Slov ant Gali versucht
auf allgemein verständliche Weise herzuleiten, warum sich die erst
nach dem Untergang des frühsozialistischen Wirtschaftsraums
herausbildeten, ergo den damaligen Ansätzen zur Gestaltung eines
Sozialismus nicht zur Verfügung standen, heute aber existieren und
in krassem Widerspruch zum destruktiven Gesellschaftsüberbau stehen.
Ausgangspunkt der Überlegungen sind
Bedürfnisse, die befriedigt werden sollen, und die Art der
Tätigkeit, die dazu erforderlich ist. Dabei wird davon ausgegangen,
dass urgesellschaftlich eine relative Identität vorlag: Wer immer
etwas im weitesten Sinne „herstellte“, wusste um den Nutzen des
„Produktes“ im Allgemeinen – eingeschlossen einen für sich
selbst.
Die folgenden Klassengesellschaft
bedurften einer wachsenden abstrakten Verselbständigung solchen
Nutzens. Geld als potentiell beliebige Bedürfnisbefriedigung,
Kapital als durch den Produktionsprozess im weitesten Sinn
vermittelte Vermehrung seiner selbst.
Erst schleichend, im Kapitalismus
schließlich extrem beschleunigt, entstand dabei vergegenständlichte
Arbeit, deren Anteil an der eigentlich letztlich anzustrebenden
unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung entsprechend stieg. Inzwischen
ist dieser Anteil weltwirtschaftlich bereits der überwiegende.
In „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“
wird der absolute, der „ideale“ kommunistische Hochpunkt der
Relationen als Extrembeispiel herangezogen, der Fall nämlich, dass
vor der endgültigen Bedürfnisbefriedigung keine fremde Arbeit mehr
steht:
Als Ziel angenommen wird immer, dass
jemand Musik hören will, der Hörgenuss das befriedigte Bedürfnis
bedeutet. In der Urphase ging dies nur durch die unmittelbare
„Produktion“ der Musiker, die also auch direkt ihre „glücklichen“
Hörer erlebten.
In der marktvermittelten Phase wird das
Produkt „Musik“ vergegenständlicht. Ob als Schallplatte,
Diskette oder einen anderen „Tonträger“ ist belanglos.
Entscheidend war, dass dieser materielle Träger erarbeitet und bis
zum potentiellen Hörer „vermarktet“ werden musste. Ohne eine zu
handelnde Sache letztendlich keine Bedürfnisbefriedigung. (Die
Vermittlung über Radio u.ä. sei hier außer Acht gelassen. Der
Einfluss des konkreten Hörers auf das erwünschte Musikstück hält
sich auch in engen Grenzen. Der Besuch eines Konzertes wiederum
befriedigt mehrere Bedürfnisse nebeneinander.).
Heute ist technisch das kommunistische
Niveau erreicht: Durch die inzwischen beherrschbaren gigantischen
Datenspeichermengen und das Internet, dass prinzipiell jedem Nutzer
seinen individuellen Zugangsumfang erlaubt, bedarf es keiner „Ware“
mehr, die sinnvoll gehandelt werden muss. Der Nutzer führt die
wenigen Tätigkeiten selbst aus, die ihm sein Bedürfnis erfüllen.
Er führt die erforderlichen Downloads durch. Downloadsperren,
Kopierschutzmechanismen u. ä. Mittel, die aus der heruntergeladenen
Musikstück bzw. dem nutzbaren Programm wieder eine Warenform
generieren, haben mit dem eigentlichen Bedürfnis nichts mehr zu tun.
Im Gegenteil: Sie stehen der technisch möglichen unbeschränkten
Nutzung entgegen.
In jedem Fall von geistigem Eigentum,
einem geistigen Anteil an einer Produktion, einem „Programm“,
einer „Lizenz“ usw. verhält es sich ähnlich. Einmal auf der
Welt existent, „hochgeladen“, veröffentlicht usw. könnten diese
Arbeitsergebnisse weltweit uneingeschränkt mittels Digitalisierung
und Internet so oft von den Nutzern „heruntergeladen“ werden wie
gewünscht. (Nach heutigem Wissen wird man im Unterschied dazu auch
im Kommunismus jeden konkreten Apfel nur einmal essen können, muss
also jeden neu erzeugen und mit dem Apfelesser zusammenbringen.
Besonderheiten kommunistischen Wirtschaftens in einem solchen Fall
werden in „Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ aber auch zur
Diskussion gestellt.) Der Apparat an unterschiedlichen Mitteln, die
freie Nutzung vorhandenen „Weltwissens“ zu verhindern, hat
inzwischen astronomische Ausmaße erreicht und dürfte in seinem
Schaden für die Weltentwicklung bereits die Schäden offener
Kriegshandlungen überholt haben. Diese Destruktivkraft
antikommunistischen Wirtschaftens wird aber in der Linken nur in
Nischenbereichen skandalisiert (Lizenzen auf Tiere, Lebensmittel.
Generika-Probleme u.ä.).
Die Verantwortung der Linken liegt im
allseitigen Nachweis der Überholtheit all dessen, was wir heute
„Kapitalismus“ nennen und der Anregung von Diskussionen, wie ein
grundsätzlich anderes Wirtschaften „danach“ funktionieren kann.
„Gemeinschaft der Glückssüchtigen“ liefert dazu Denkanstöße“.
Samstag, 31. August 2013
Zur Frage von Offensive und Hegemonie (1 - der internationale Rahmen)
Wem gehört die Zukunft?
Pessimisten finden genug Argumente, um
mit „... eine Mischung von NSA und NSU“ zu antworten. Ihnen
stellt sich die Frage nach Kapitalismus oder nicht überhaupt nicht,
nur die, welcher es denn sein könnte. Vielleicht noch die, ob die
kommenden Kriege weit genug von Deutschland entfernt geführt werden
und ohne Atomwaffen.
Alle Vergleiche hinken. Doch an die
Zeit vor dem 1. Weltkrieg zu erinnern, vereinfacht das Verständnis
der Gegenwart. Bestimmte Dinge nähern sich wieder an:
Da sind alle die Erscheinungen, die
schließlich Lenin unter dem Begriff „Imperialismus“
zusammenfasste. Einziger großer Unterschied: Während vor 100 Jahren
die Kolonialherrschaft äußerlich in direkt kontrollierten
Kolonialreichen offen sichtbar war, ist die Unterdrückung fremder
Nationen heute subtiler, funktioniert sie hauptsächlich als
verwirklichte wirtschaftliche Unterordnung der abhängigen Länder.
Im erwünschten „Normalfall“ also als „freiwillige“
Selbstunterwerfung. In den letzten Jahren sind allerdings immer mehr
militärische Unterwerfungsunternehmungen dazugekommen.
Wichtig für Nutzer des dialektischen
und historischen Materialismus ist dabei, dass ein inneres
Grundgesetz des Imperialismus weiter wirkt, nämlich das der
unterschiedlich schnellen Entwicklung, auf dem letztlich die
besondere Aggressivität des Systems beruht. Führt schon der innere
Zwang zum Erwirtschaften von Profit dazu, dass der Kapitalismus als
Ganzes ein beständiger Nährboden für unterschiedlich intensive
Kriege ist, so wird dies natürlich verstärkt, je mehr die
Möglichkeit nach Ausdehnung in noch unerschlossene
Profitquellenbereiche abgelöst wird durch die Realität, dass
überall andere „schon da sind“. Dieses Problem ist heute sogar
noch schmerzhafter als vor 100 Jahren. Die aktiven Kapitalgruppen
stehen nicht nur vor dem Problem, dass die Rohstoffe zur Erweiterung
ihrer Wirtschaftsmacht nicht schnell genug ausreichend verfügbar
sind, sondern sie müssen immer häufiger mit der Möglichkeit
rechnen, dass die absolut verfügbare Menge dieser Rohstoffe
überhaupt schrumpfen könnte.
Der Tod der Sowjetunion ließ eine
monopolare Welt zurück. Die Vereinigten Staaten von Amerika blieben
als unangefochtene Weltführungsmacht in jeder Beziehung zurück. Der
unterschiedlich große Vorsprung auf allen Bereichen wurde durch das
astronomische Übergewicht auf militärischem Gebiet – immerhin
Militärausgaben, die die nominalen der gesamten restlichen Welt
überstiegen – gestützt. Langfristig wirken aber auch im
Kapitalismus ungewöhnlich hohe Rüstungskosten entwicklungshemmend,
wenn sie sich nicht mit der Erweiterung der eigenen Einflusszonen
kompensieren lassen.
An die eine Weltführungsmacht dockten
einige Sekundärführungsmächte an. Am erschreckendsten dabei zeigte
sich Deutschland, wo durch das Schwinden der früheren besonders nah
greifbaren Systemalternative, also der Notwendigkeit, prinzipiell die
Ausbeutungsverhältnisse zu erhalten anstatt sie ungehemmt zu
verschärfen, der Drang zur Ausbeutungsverschärfung besonders
unmittelbar Bahn brach. Nun rächte sich, dass die Massen über kaum
kampferprobte Organisation zur Durchsetzung eigener Interessen
verfügten, weil das Kapital zuvor eher zu Almosenkompromissen bereit
gewesen war als in grenzferneren kapitalistischen Staaten. Ohne
massiven Widerstand konnte die Ausbeutungsintensität in Deutschland
wesentlich erhöht werden. Nenne man die Staatengruppe, die im
Windschatten der Supermacht wirtschaftliche Leckerlis von deren
Cheftisch abzugreifen versucht, „Vasallenstaaten“.
Es ist nicht nur China, das zum einen
mit eigenen Emanzipationsbestrebungen, zum anderen aber mit
bedrohlichen Wachstumsraten die
Nach-Ostblock-Wirtschafts-Monopolordnung in Frage stellt, das zum
Feind wird.. Auch das technologisch zurückgefallene Russland ist
dank des Bestrebens, sein Rohstoffreservoir zum eigenen Nutzen zu
gebrauchen, aber auch seiner erhaltenen militärischen Potenzen wegen
als Bedrohung dieser Ordnung anzusehen.
Die aufstrebenden Mächte benehmen sich
– unabhängig von ihrer erklärten gesellschaftspolitischen
Zielstellung – in kapitalistischer Logik. Das heißt, mit ihrem
sich ausdehnenden inneren Potential versuchen sie auch eine
weltpolitische Ausdehnung. In erster Linie erfolgt dies gerade
seitens des bedeutendsten, des chinesischen, Kapitals still und wenig
aufdringlich. Teilweise auf die Stärkung der neuen Partner
orientiert. Allerdings ist der Grad solidarischen Verhaltens aus
amerikanischer Sicht unerheblich. Für die Subjekte der monopolaren
Welt zählt nur, dass Regionen, die sie als Quasikolonien
betrachteten, Einflussgebiete, Rohstoffreserven usw. sich eben z. B.
China zuwenden.
Gerade in Afrika liegen mehrere
Stellvertreterkriege hinter uns, durch die der ökonomisch wachsende
Einfluss Chinas militärisch niedergeworfen wurde. Ein weiteres
Voranschreiten Chinas zur Weltmacht NEBEN bis vor den USA kann dies
letztlich aber nur verzögern. Die meisten seriösen Prognosen gehen
mittelfristig von einer Verschiebung der Anteile an der
Weltwirtschaftskraft zu Ungunsten der USA und zugunsten Chinas sowie
anderer sich emanzipierender Nicht-Vasallenstaaten aus.
Bisher hat noch kein „Imperium“
einem derart absehbaren Niedergang tatenlos zugesehen.
Nun war die Logik des 1. Weltkriegs
einfacher: Deutschland war die dynamischere imperialistische Nation,
die praktisch auf die älteren Kolonialmächte stieß, die „schon
da waren“. Also besonderes Interesse an der Änderung der
Verhältnisse. Also Krieg.
Diesmal muss man erst einmal die
Bedeutung neokolonialer ökonomischer Einflussgebiete
berücksichtigen. Bisher ohne Krieg wächst dort weltweit der
chinesische Einfluss. Noch stehen aber den USA samt Vasallen ihre
überlegene Militärmacht zur Verfügung. Mit der weiteren
Verschiebung der allgemeinen Wirtschaftsmacht wird sich aber auch das
militärische Kräfteverhältnis verschieben. Bei niedrigem
Ausgangsniveau sind die Steigerungsraten der chinesischen
Militärausgaben heute schon enorm. Nach imperialistischer Logik muss
China bald bereit sein, seine Wirtschaftshilfe für einen dann
aktuellen „Sudan“ weltweit militärisch zu schützen – von sich
selbst ganz abzusehen. Ideologiefrei betrachtet erhöhen ähnlich
starke Blöcke den Spielraum von Kleinen zwischen ihnen, was per
Saldo letztlich wieder genauso zulasten der alten Kolonialallianz
ginge.
Sofern es also nicht gelingt, die
Entfaltung einer Weltmacht China nachhaltig zu verhindern, erscheint
es als auf imperialistischem Denkhorizont als logisch vernünftig,
lieber früher als später militärisch zuzuschlagen, da jedes Jahr
des Zögerns das Kräfteverhältnis verschlechtert, demzufolge die
eigenen Siegchancen.
Womit wir wieder bei Ähnlichkeiten zur
Situation vor dem 1. Weltkrieg sind. Denn natürlich versucht man vor
dem großen Rumms, dem großen Gegner möglichst viele kleine Partner
zu nehmen. Und es ist ja nicht nur der „Bürgerkrieg“ im
jeweiligen afrikanischen /arabischen Land, in dessen Ergebnis die
chinesischen Investitionen in den Sand gesetzt sind, es ist eben auch
die potentielle Drohung für jeden noch-nicht-Geschäftspartner, dass
er platt gemacht wird, lässt er sich mit den Chinesen ein –
wodurch chinesisches Kapital zu Risikokapital wird. Aus geografischen
Gegebenheiten heraus sind demzufolge China und Russland „natürliche
Verbündete“. Trotz vieler historischer Animositäten könnten sie
die amerikanischen Umkreisungsaktivitäten zusammendrücken. (Man
bedenke, dass Kaiser Wilhelm ursprünglich auch andere
Bündniskonstellationen vorgezogen hätte.)
Der wesentliche Unterschied mit der
Vorphase des 1. Weltkriegs ist allerdings, dass die Beteiligten heute
wechselseitig voneinander wissen, dass sie über die „Wunderwaffen“
verfügen, die in den beiden Weltkriegen noch herbei halluzinierte
Propaganda waren. Egal, zu wessen Seite sich das Kriegsblatt wenden
sollte, mit dem tatsächlichen Einsatz von Massenvernichtungswaffen
muss jede Seite rechnen. Für die USA bedeutet dies besonders, dass
eine Gemeinsamkeit aller ihrer Kriege nach dem Völkermord an den
Indianervölkern nicht mehr zuträfe: Ein offener neuer Weltkrieg
verschonte das eigene Land nicht mehr.
Inzwischen haben wir uns in Deutschland
daran gewöhnt, dass sich in irgendeiner fernen Türkei irgendwelche
Andersgläubige oder so gegenseitig die Köpfe einschlagen. „Wir“
sind natürlich dagegen, haben „nur“ die Verantwortung, dass es
nicht noch schlimmer wird. Die Möglichkeit, dass aus einem der
vielen „Stellvertreterkriege“ einer werden könnte, bei dem wir
mittendrin und nachher nicht mehr sein könnten, zieht wohl kaum ein
Deutscher ernsthaft in Betracht. Dabei ist schon der Wind, der
radioaktive Fallout-Wolken nach Wetterlaune vor sich her treiben
könnte, absolut unpolitisch. Der könnte in seiner Ignoranz durchaus
Paris mit Wuppertal verwechseln.
Leider gibt es noch mehrere
Unterschiede zu unseren Ungunsten zur Zeit vor über 100 Jahren.
Damals rang die aufstrebende deutsche
Sozialdemokratie noch um die Frage, ob sie nicht vielleicht sogar
konsequent radikal revolutionär sein sollte. Da war in diesen
Kreisen der einfache Gedanke noch gängig, dass man am einfachsten
denen, die am Krieg verdienen, den Besitz wegnähme und schon fiele
der drohende Krieg aus. Allerdings verschoben sich die
Kräfteverhältnisse innerhalb dieser Partei fast unmerklich, aber
doch schnell zugunsten von Kleingarten- und Bausparsozialisten. Da
waren plötzlich die französischen Kapitalisten viel schlimmer,
deren Worte verstand man nämlich nicht … egal ob sie mit
französischen oder mit Kruppkanonen schießen sollten.
Womit sich dann doch wieder alles
ähnelt: bei einem zugleich zahlenmäßig großen, gut organisiertem
und auch noch Zusammenhänge verstehenden Widerstand sah es traurig
mau aus … und man machte sich so viel vor, wie gut man doch sei.
Diejenigen, die zu dem Schluss kamen,
dass man erst einmal wissen müsste, wohin man letztlich wollte, und
wenn man das wüsste, darüber nachdenkt, wie man dorthin kommt,
fanden sich erst dann zusammen, als eigentlich der Zug schon
abgefahren und alle kommunistischen Messen mit Noske-Schuss-Glocken
verklungen waren. Die deutsche Arbeiterklasse hatte ihren Anteil an
der Gestaltung der Weltzukunft mit bestem Ungeschick vermasselt …
und überzeugende Anzeichen, dass sich Fortschrittskräfte in unserem
Land als lernfähig aus der Geschichte erweisen könnten, kann man
auch heute mit der Lupe suchen.
Donnerstag, 23. Mai 2013
Marxismus modern?! (9 = Schluss)
In einer Welt des Mangels ist ein
Mechanismus erforderlich, der die Konzentration von Kräften zur
Entwicklung der Art ermöglicht. Innerhalb eines überschaubaren
geschlossenen Systems können die einzelnen bewusst auswählen, isch
entscheiden, wer was bekommen soll. Diese „Auswahlfunktion“
übernimmt in einer von Kapital beherrschten anonymen Wirtschaft der
„Marktmechanismus“. Dessen positive Wirkung schrumpft bereits von
dem Augenblick an, von dem an sich die Anonymität wieder auflöst.
Das vollzieht sich politisch durch Überwachungsmechanismen des
Staates, aber auch ökonomisch z. B. Durch die Verfügungsgewalt von
wachsenden Datenmengen in Banken u.ä. Wirtschaftsriesen. Allerdings
ist erst das Internet die technische Grundlage dafür, prinzipiell
jeden gewünschten Bekanntheitsgrad der Bedürfnisträger zu allen
potentiellen Mitteln der Bedürfnisbefriedigung tatsächlich
herzustellen.
Unter den Bedingungen des
Privateigentums an Produktionsmitteln verkehrt sich jedoch diese
positive Potenz zum einen in ihr Gegenteil, zum anderen arbeiten die
Marktkonkurrenten an ihrer Beschränkung. Nicht das mögliche
allgemeine Kundtun von Bedürfnissen der Bedürfnisträger ist die
entscheidende Entwicklungstriebkraft, sondern das privaten Abschöpfen
privatisierten Kenntnisvorsprungs über Absatzchancen einzelner
Firmen und Agierender.
Das perverse Ergebnis: Dem normalen
Bürger müssen Datenschützer zur Seite stehen, damit mit ihren
Daten kein Missbrauch getrieben wird.
Zugegebenermaßen hat die
Überwachungspraxis der bisherigen Staaten mit erklärter
sozialistischer Zielstellung das Wünschenswerte einer offenen
Gesellschaft stark in Frage gestellt.
Im Sinne der Vernunft wären aber die
Offenheit von Bedürfnissen aller Menschen und die direkte
Befriedigung dieser Bedürfnisse bereits technische Voraussetzungen
für eine Welt des Kommunismus. Einen ausreichenden Vorlauf bei der
Erstellung von Programmen und Teilprogrammen könnte die
Übergangsleistung des Sozialismus sein. In diesem Sozialismus
könnten die erzielbaren Einsparungen bereits der überwiegenden
Masse der Bevölkerung zugute kommen.
Ein Gedanke hat noch Tröstliches:
Zwischen der technischen Machbarkeit des fortschrittlichen
Kapitalismus und seiner tatsächlichen vollen Entfaltung lagen
unterschiedliche, aber weltweit eben doch lange Zeiträume. Unsere
Aufgabe muss es im Moment sein, zu zeigen, um wie viel weiter wir
heute sein könnten, wenn wir unter den fortschrittlichsten
Produktionsverhältnissen wirtschaften würden, vor allem, wie viele
verschwendete Ressourcen der Erde wir uns für eine spätere Nutzung
erhielten. Da wir wahrscheinlich die früheste Weggabelung zu einer
„nachhaltigen“ Zukunftswirtschaft bereits verpasst haben, könnte
es sein, dass die nächste erst aus dem nächsten relativen
Totalzusammenbruch der vorhandenen Weltwirtschaft erwächst. Bis
dahin wird kreatives Menschheitspotential für Spionagesatteliten und
moderne Kriegsführung verpulvert ...
Mittwoch, 22. Mai 2013
Marxismus modern?! (8)
Eine solche Form der gesellschaftlichen
Entfremdung war nach einer antiken Zwischenphase aber erst etwa ab
der Zeit die vorherrschende, die die Liebhaber des Kapitalismus die
„Neuzeit“ nennen, als etwa (in Europa) 500 Jahre. In der Blüte
des Feudalismus / des „Mittelalters“ war der wirtschaftliche
Schwerpunkt des Wirtschaftens der jeweilige Gebrauchswert. Die
Produzenten kannten die Konsumenten und umgekehrt. Dies stand der
Entfaltung von „Waren“ im eigentlichen Sinn entgegen: Der
„ausbeutende“ Feudalherr nahm sich von den ihm Untergebenen die
Dinge, die er brauchte, direkt bzw. ließ sie sich fertigen. Die
Zünfte bewerteten den Umfang der bekannten und erforderlichen
Absatzmöglichkeiten für die sinnvolle Zahl der Meisterbetriebe.
Also selbst dort, wo die Naturalwirtschaft bereits durch einen
bedingt offenen Markt abgelöst worden war, waren die abstrakten
Warenelemente noch immer sekundär. Erst als die Produktion an einer
Stelle Produktmassen ausspucken konnte, deren Nutzung als
Gebrauchswert sich überwiegend bis ausschließlich dem Einfluss der
Produzenten entzog, setzte sich die abstrakte Ware Geld überall
durch.
Das Niveau der Produktivkräfte hat für
eine wachsende Zahl an Güter inzwischen ein Niveau erreicht, dass
die Beziehung zwischen konkreter, Gebrauchswerte schaffender Arbeit
und den diese Gebrauchswerte Nutzenden wieder dialektisch neu
herstellt: Indem die „Hauptleistung“ die allgemeine Zugängigkeit
der Endfertigungsmöglichkeit für den „Endnutzer“ ist, definiert
sich die Zielgruppe für den (als Beispiel) „Musikproduzenten“
als „ALLE, die diese Musik hören wollen“. Mit dem Akt des
Downloads endet erst die Produktion an dem Ort, an dem ein Bedürfnis
zu befriedigen ist.
Ich nehme an, dass urgesellschaftliches
„Tauschen“ die Zwischenkategorie „Menge der
vergegenständlichten Arbeit nicht brauchte, dass also A nicht
fragte, in welchem Aufwand die Arbeitsaufwände zueinander ständen,
wenn er von B bekommen konnte, was er gerade benötigte. Dies ändert
sich natürlich in dem Moment, in dem von einem äußeren Markt ein
„bewertetes“ Gut zur Auswahl steht. ...
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Dienstag, 21. Mai 2013
Marxismus modern?! (7)
Mit diesen Potenzen löst sich übrigens
scheinbar nebenher ein dialektisches Problem, dass Karl Marx bei der
Konzeption zu seinem Hauptwerk „Das Kapital“ (hauptsächlich Band
1) zu umgehen versuchte. In diesem Grundlagenwerk der politischen
Ökonomie geht Marx von der Existenz von Waren aus. Im Übergang von
der Urgemeinschaftlichkeit des Schaffens von Gebrauchswerten zur
Herstellung von Waren mit ihrem Doppelcharakter aus Gebrauchswert und
dem primären Tauschwert, der aus der vergegenständlichten
gesellschaftlich anerkannten abstrakten Arbeit versuchte er die sich
entfaltenden Keime der in Geld und Kapital kulmulierenden
Tauschwertigkeit nachzuweisen.
Für die Erklärung der Funktionsweise
des Kapitalismus als absoluter „Marktwirtschaft“ war dies
zweckmäßig, für die Erklärung seines möglichen Untergangs aber
nicht. Im Gegenteil: Da Marx die dialektische Negationsform
„urkommunistischer“ Produktionsform nicht konkret voraussagen
konnte, blieben seine Aussagen hierzu sehr abstrakt.
Was vernachlässigte Marx meines
Erachtes sträflich?
Bevor die Güter Waren werden, müssen
sie eine Grundeigenschaft im gesellschaftlichen Verkehr haben:
Derjenige, der sie (als Waren) produziert, hat entweder absolut keine
Beziehung zu demjenigen, für den sie den angestrebten
Gebrauchs(end)wert darstellen, oder seine Beziehung ist Sonderfall im
übergeordneten System solcher anonymer Verhältnisse.
Die von Marx gewählten Beispiele
greifen etwas aus einem bereits funktionierenden kapitalistisches
System heraus: Die Beziehungen VOR dem fertigen Kleidungsstück
können primär in einem Marktsystem nur tauschwertig im Marxschen
Sinn geregelt werden. Es erscheint als „Nebensache“, dass das,
was zum Schluss entstanden sein muss, AUCH einen Gebrauchswert, also
benutzbare Kleidung zu sein, haben muss. Das aber ist nicht das
Wesentliche für Spinnerei und Weberei.
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