Eine besondere Leistung des
menschlichen Gehirns ist eine permanente unterbewusste Abstraktion.
Gelegentlich stößt die Psychologie auf dieses Problem auf dieses
Problem, wenn sie Wahrnehmungsfehler zu erklären versucht. Also
experimentell kann man belegen, dass sich mitunter unsere Augen
„täuschen“, dass sie etwas zu sehen scheinen, was so nicht zu
sehen ist.
Diese „Fehler“ sind Überreste
gewaltiger Leistungen der Evolution: Das, was unsere Augen in
Bruchteilen von Sekunden zu einem dreidimensional erscheinenden
Gesamtbild verarbeiten, ist umgerechnet eine phänomenale
Computerleistung. Sie hängt mit Gehirnfunktionen zusammen, die zur
Zeit Computer noch nicht gleichwertig ausführen können: Alle
Wahrnehmungen werden einer „Vorkontrolle“ unterzogen, ob das, was
wir sehen, hören … „denken“, „sinnvoll“ erscheint.
Notfalls wird „Wahrscheinliches“ aus den „Speicher“ in den
Gesamteindruck eingefügt. In letzter Instanz ist dieser Mechanismus
Grundlage von Intelligenz und Kreativität. Ein Elektronenhirn
arbeitete im einzelnen schneller nach einem vorgegebenen Algorithmus
die vorhandenen Möglichkeiten ab, das menschliche Denken schließt
schneller als unmöglich angenommene „Möglichkeiten“ aus.
Dieses Evolutionsprodukt hat natürlich
neben allen begeisterungswürdigen Leistungssprüngen auch
Schattenseiten: Das menschliche Denken ist gerade dadurch eher
geneigt, prinzipiell Neues in ein Erfahrungssystem einzubauen. Das
kennt man inzwischen auch aus Computern: Diese sind inzwischen so
weit, dass wenn man nach etwas sucht, nach den ersten Buchstaben
ergänzt wird, was früher einmal gesucht worden war.
Somit ist in einem Zug diese Fähigkeit
Voraussetzung für das Erkennen von Zusammenhängen … zum anderen
aber Beschränkung beim Erkennen von Neuem: Man baut eben etwas in
ein bekannt erscheinendes System ein und erklärt alles zu Bekanntem.
Da dies auch auf verbaler Abstraktionsebenen funktioniert, lässt
sich eben eine „Erfahrung“ durch ausreichende Wiederholung
produzieren: DDR = Stasi, DDR = Kommunismus. Dies voraussetzend wäre
Stasi = Kommunismus sogar richtig logisch abgeleitet. Zumindest bei
einigen Menschen funktioniert eine solche „Gehirnwäsche“ immer.
Es gibt aber berechtigte Befürchtungen,
dass dieses evolutionäre Produkt auch potentielle Revolutionäre
behindert: Da beobachten welche, dass in den politischen
Organisationen, die für den grundsätzlichen gesellschaftlichen
Wandel unumgänglich sind, sich opportunistisches Denekn durchgesetzt
hat, sie also für eine notwendige Revolution nicht mehr geeignet
sind. Nun ist eine solche Analyse immer fragwürdig, weil diese
Prozesse in „Führung“ und „Mitgliedschaft“ nicht identisch
ablaufen – und sei es wegen der unterschiedlich tiefen Integration
ins vorhandene System. Es kann auch sein, dass das individuell
rührige Handeln Einzelner den Eindruck erweckt, deren Haltung sei
die der Organisation selbst. Daraus ergäbe sich also die
Notwendigkeit einer Neuorganisation zur Sammlung der revolutionären
Subjekte. Was aber, wenn sich dieser Prozess ganz oder teilweise
umkehrt? Dann „sammeln sich die einen draußen neu mit ihren
Illusionen, die zweiten sammeln sich in der einen Partei mit ihren
Illusionen erneut und die dritten in einer dritten usw. Objektiv
betreiben ALLE DREI ohne dies zu wollen (natürlich gibt es auch
vorsätzliche Spalter) die Spaltung einer sowieso schon zu schwachen
Bewegung.
Sollte nicht die Frage gestellt werden,
ob es möglich sein könnte, die vorhandene DKP „unter“ einem
Köbele – und nicht Meyer – zu einer modernen
Kommunisten-Jugendpartei zu erneuern anstatt eine neue „vereinigende“
Kommunistenpartei zu gründen, die nur einigen individuellen
Bewegungsdrang befriedigt?
Ich befürchte, dass die Gründung der
neuen wahren Kommunisten nicht als Show-Auftritt zur Vorbereitung
einer Wiedervereinigung gedacht ist. Zumindest kurzfristig wäre dies
technisch nicht umzusetzen. Allerdings stellt sich bei so etwas auch
die Frage, wer freiwillig so viel Kommunist wäre, um im Interesse
einer starken Führung selbst in die zweite Reihe zurückzutreten ...
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