Montag, 28. Mai 2012

Lateinamerika, Griechenland u.a.


Wir sollten nicht vergesslich sein. Erinnern wir uns, wie wenig Zeit der bürgerlich-demokratisch gewählten Allende-Regierung zum Handeln eingeräumt wurde. Kaum hatte das chilenische Volk gesprochen, schon wurde intensivste Wühlarbeit geleistet, Schwachpunkte der der Kuschel-Marxismus-Regierung gesucht und in der antikommunistischen Grundhaltung des Offizierskorps gefunden. Putschvorbereitung vom Feinsten. Und als ein General so loyal zur gewählten Regierung stand, wie das der treugläubige Allende erwartete, da wurde er vorsorglich ermordet. Es hätte ja sein können, dass Schneider die militärische Verteidigung seiner Regierung gegen ungewählte Putschisten organisiert hätte ...
Im Vergleich hierzu ist die Lebenszeit linker Regierungen im heutigen Lateinamerika verblüffend lange. Eine zutiefst betrübliche Antwort auf die Frage, warum das so ist, gibt ein aktueller jW-Artikel. Ich will ihn nicht widerholen. Er beschäftigt sich mit der rein wirtschaftlichen Seite des Extraktivismus, also der Konzentration der Volkswirtschaften auf Gewinnerwirtschaftung durch reine Vermarktung von Bodenschatz-Gewinnung. Er konstatiert dabei, dass daran nichts geändert wurde, wenn eine "linke" Regierung die "Macht" übernommen hat. Ein wenig Umverteilung der Erträge zugunsten der Armen. Schluss.
Mit der totalen Aburteilung des Extraktivismus bin ich vorsichtiger. Jemand, der über nichts als seinen Körper verfügt, ist ggf. gezwungen, sich zu prostituieren.  Natürlich können die, bei denen er sich prostituiert, grinsend abwarten, dass eben dieser Körper seinen natürlichen Wert verliert, wenn er älter wird, seine "Schönheit" eingebüßt hat.
Das Problem geht nämlich tiefer: 
Bei allen Schwächen, die das damalige nicht-"sozialistische Weltsystem" aufwies, so war es doch als potentieller Partner vorhanden. Es stand nicht nur potentiell zur Verfügung, als Abnehmer für Kupfer o.ä. einzuspringen, es konnte praktische Erfahrungen beim Aufbau und der Absicherung eines geschlossenen Systems vermitteln, mit dem sich Länder, die dies wünschten, aus der Einbindung ins kapitalistische System befreien konnten. Gerade diese Einbindung aber ist das Entscheidende.  Mir sind keine brandaktuellen Zahlen bekannt, aber bspw. das venezolanische Öl landet sicher immer noch überwiegend in den USA. Das wirtschaftliche Agieren des nuesten Glbal Player China ist letztlich ein kapitalistisches.  Nicht umsonst laufen hektische Aktionen, Rahmen für südamerikanische Integration zu erschaffen - wobei sich ALBA als politisch gleich gesinnte Gemeinschaft (halbwegs gleich gesinnt) bisher als nicht ausreichend lebenserhaltend erwiesen hat, man sich in die weltmachtpolitischen Ambitionen Brasiliens eingliedern muss ... hoffend, sich nicht total aufzugeben.
Dass also die euphorisch beschworenen sozialistischen Revolutionen stecken bleiben, zumindest aber extrem langsam verlaufen, hängt mit dem minimalen Spielraum innerhalb einer kapitalistisch globalisierten Weltwirtschaft zusammen. Ohne autarkes Hinterlandsind wirklich eigenständige Entwicklungen schwer, vielleicht fast gar nicht möglich.
Dies ist auch die Ausgangssituation für Griechenland. Der Schrecken einer "Linksregierung" ist nicht total astronomisch, weil sie letztlich die Option einschließt, zum Vollstrecker des Weltkapitalismus zu werden. Wie eine kommunistische (Mit-)Regierung mit dieser Abhängigkeit umginge ... wer weiß.
Ich finde es besonders erschreckend, dass der linksrevolutionäre Aufschwung in Lateinamerika gerade zu einem Zeitpunkt ins Stocken zu kommen scheint, zu dem an anderen Peripheren des Weltimperialismus die Systemfrage gestellt wird, ja, in einigen Zentren veschämte Reorganisationsprozesse einsetzen.
Der Ausstieg aus dem Kapitalismus ist ein Weltprozess. Wenn wir ihn mit der Brille der unmittelbar Beteiligten sehen, verzerrt sich mitunter das Bild. Niederlage und taktisch sinnvolle Reorganisationen sind mitunter schwer zu unterscheiden.Die Nichtexistenz eines auf Sozialismus orientierten Hinterlandes ist unersetzlich - trotzdem muss internationale Solidarität ein Stück "Ersatz" sein. Irgendwie sind wir eben doch Griechen, Hochlandindios, kubanische Ärzte, Antiterrorkämpfer wie die Cuban five ... 

Montag, 21. Mai 2012

Welche Linke brauchen wir ... und welche würde ich mir wünschen? (2)


 Eine solche Partei hat alle Einzelschritte mitzutragen, die eine "menschlichere", "solidarischere" Gemeinschaft stärken - beispielsweise die Diskussionen zu koordinieren, welches soziale Netz "Hartz IV" ablösen soll, bei einem echten (!!!) Mindestlohn beginnend. (Jede Regelung, die aus irgendeinem Grund bestimmte Gruppen von Arbeitenden aus der Regelung ausnimmt, ist kein "Mindestlohn". Damit ist ja nicht gesagt, es dürfe keine speziellen "Mindestlöhne" für ... geben. Und "Mindestlohn" muss den juristischen Tatbestand der Sittenwidrigkeit für Unterschreitung enthalten mit der Konsequenz, dass die Differenz mindestens im Nachhinein eingeklagt werden kann.) Solche Detailfragen müssen im Forderungskatalog einer solchen Partei stehen - sprich: sie müsste die politische Faust einer kämpferischen Gesamtgewerkschaft sein mit dem Mittel politischer Streiks als Selbstverständlichkeit.
Ergo: Eine solche Partei müsste sich zuerst einmal als potentielle Bündnispartnerin für die eigentliche "linke" Partei verstehen, eine, die dauerhafte humane Verhältnisse auf der ganzen Welt im Focus behält. Diese Partei muss nicht "Kommunistische Partei" heißen, sie muss nur eine solche sein, also eine gesellschaftliche Ordnung ohne Ausbeutung anstreben.
Letztlich sollten "Kommunisten" und (meinetwegen) "Sozialisten" Gleiches wollen, aber kritisch den Weg dorthin hinterfragen, die Kommunisten mehr aus der langfristigen "strategischen" Sicht, die "Sozialisten"  als tagaktuelle Taktiker.
Anders ausgedrückt: Ob die beiden "Parteien" eine gemeinsame Partei bilden oder taktische Bündnisse, ist selbst eine taktische Frage.
Auf jeden Fall sollte sich die kommunistische Partei nicht selbst von der Bühne des Parlamentarismus ausschließen.
Das Problem ist die Dialektik: In dem Moment, in dem diese Seite zum Selbstzweck wird, wird sie kontraproduktiv.
Ähnliches gilt für das Problem der Karrieristen: Es ist ein Zeichen des Fortschritts der eigenen Entwicklung, wenn sich im "Klassenstandpunkt" unsaubere, regelrecht der Sache gegenüber fremde Figuren vom Mitmischen bei Kommunisten eine persönliche Karriere versprechen. Wenn ihnen diese Karriere jedoch gelingt, sind die "Führer" der Kommunisten keine Kommunisten mehr.
Wieder Dialektik: Ein Kommunismus-Theorie-lastiger Wahlkampf wäre Schiet, ein Wahlkampf, der Formen anderer bürgerlicher Parteien imitiert, aber eben auch.
Sprich: Trotz aller Schwächen in vielerlei Hinsicht lohnt ein Blick in Richtung Piratenpartei:
1. Haut die Lederer und Liebigs in die Tonne und traut euch einen Neuanfang mit unverbrannten Jugend-Kreativen.
2. Lasst die Aussage zu, die besten Lösungen neu suchen zu wollen, wenn es soweit ist, aber macht auch mal ein "Tribunal" gegen konkrete Banker, dass ggf. mit direktem Bezug auf das Grundgesetz zum Urteil der Enteignung führt.
3. Erobert wenigstens das Netz als Medium: Ein Ernst-Busch-Lied dürfte kaum noch einen 25jährigen hinterm Bett vorlocken.
4. Achtet bei aller Pluralität auf Strömungen, die alles kaputtmachen können. Ein bellizistischer BAK Shalom - so sehr mir der Name gefällt (!) - hat in einer linken Partei nichts zu suchen.

Schwierig wird es im Umgang mit einzelnen wirklich linken Positionen innerhalb bürgerlicher Parteien.
Hier stellt sich die Frage der praktischen Machbarkeit. Jedes Wahlrecht enthält Machterhaltungsklauseln. Also nicht nur indirekte über kreativen Lobbyismus und Käuflichkeit, sondern auch ganz äußerliche formale.
So ist z.B. die Fünfprozentklausel eine technische Erwägung, Teilungen und Neugründungen von Parteien zu erschweren. Dies sollte aber nicht die Trägheit befördern, Bartschistische Anpasser-Gestalten als Mandatserhalter zu pflegen.

Sonntag, 20. Mai 2012

Welche Linke brauchen wir ... und welche würde ich mir wünschen? (1)


Jeder Mensch hat sein eigenes Bild der Wirklichkeit, das an manchen Stellen diese Wirklichkeit wahr widerspiegelt und an einigen nicht. Ich wünsche mir also nicht nur an manchen Stellen die Welt anders als sie ist, es gibt auch Stellen, an denen ich sie anders sehe, als sie ist. Es gibt keinen einzigen Menschen, bei dem dies nicht so wäre. Die Abweichungen sind nur unterschiedlich groß. Die größten Abweichungen werden vorsätzlich produziert. Man darf das mit Gramsci "kulturelle Hegemonie" nennen. Wir werden durch die Meinungsbildner des herrschenden Systems mit Fehlinformationen und -meinungen so übersättigt, dass wenigstens Kleinigkeiten bei uns haften bleiben, als wären es unsere ureigenen Meinungen, die aus uns selbst kommen ... Kurz verfolgt kommen sie das ja auch.
Dies wissend sollte man auch sich selbst gegenüber kritisch sein - auch ein promptes das kommt vom Gegner, also ist es falsch ist nur bedingt hilfreich. (Es kann durchaus sinnvoll sein, sich bürgerlicher Gerichte zu bedienen, um Spielräume für linke Praxis zu sichern. Man darf nur nicht vergessen, dass auch diese Gerichte in letzter Instanz das System als Ganzes zu sichern haben, also zur Durchsetzung von "Gerechtigkeit" als Ganzes nicht geeignet sind.)
Was hat das mit der Linken zu tun?
Gegenüber "Ratschlägen", wie sich eine Partei "Die Linke" zu entwickeln habe, die in rein bürgerlichen Medien serviert bekommt, darf man getrost ablehnend sein. Es ist dabei egal, ob sie von offenen Gegnern jeden gesellschaftlichen Fortschritts stammen oder von Selbstdarstellern aus den eigenen Reihen. Wer dort als "Reformer" angepriesen wird, dürfte sich bereits auch von evolutionären Schritten in Richtung "demokatischen Sozialismus"  verabschiedet haben. Das, was den Verbrecher-Namen "Hartz IV" trägt, wurde auch als sozialdemokratische "Reform" gepriesen.
Womit ich beim Punkt wäre:
Es ist nicht so, dass Deutschland keine "sozialdemokratische Partei" brauchte. Ich verstände darunter allerdings keine Partei, die sich einfach diesen Namen als Patent aus alter Zeit erhält, sondern eine, die sich inhaltlich auf ein modernisiertes altes Erfurter Programm der damaligen Noch-Bebel-Sozialdemokraten stützt. Verbesserung der sozialen Lage der Nichtbesitzer. Anstreben eines "Hinüberwachsens" in Eigentumsverhältnisse ohne Ausbeutung, Umverteilung von Mitteln aus Unterdrückungsapparaten im engen und weiteren Sinn in die Verbesserung der Gesundheitsversorgung im weitesten Sinne, sprich: konsequente Friedenspolitik.
Eine solche Partei sollte sich im Normalfall nicht als potentieller parlamentarischer Koalitionspartner bürgerlicher Wählerbetrugsgruppen verstehen, sondern dabei sein, wo Veränderungen praktisch eingefordert werden (das ist objektiv zuerst außerhalb der Parlamente).

Samstag, 19. Mai 2012

"Komodo" - Robinson (4)


Das Wissen, was für welches und wessen Bedürfnis getan wird, ging mit fortschreitender Teilung der Arbeit, vor allem der Verselbständigung der geistigen Elemente des Arbeitslebens, allmählich verloren. Die Wirtschaftsbeziehungen, die sich dabei durchsetzten, kann man „klassenbildend“ nennen. Ihre höchste Ausprägung haben sie im „Kapitalismus“: Beziehungen der Warenwirtschaft, die Marx analysierte. Sie haben im Vergleich zu den beiden anderen „Kreislauf-Arten“ einen einschneidenden Unterschied: Es ist ein von den eigentlichen letztendlichen Bedürfnissen zu unterscheidender „innerer“ Wirtschaftskreislauf entstanden, der Kreislauf der „(Tausch-)Werte“. Seine gesamten Gesetze berühren menschliche Bedürfnisse als Ursprung allen menschlichen Handelns nur noch indirekt. Er beruht darauf, dass die Menschen, die etwas tun, was eigentlich Bedürfnisse befriedigen soll, diese Bedürfnisse nicht kennen. An deren Stelle sind die „gesellschaftlich anerkannten“ Bedürfnisse getreten, also die „bezahlbaren“.
Tausende bezahlte Wünschelrutengänger beschwören die Möglichkeit, dass das freie Spiel der chaotisch wirkenden Kräfte einen Ausgleich zwischen Produktion und Konsumtion herstellte. Trotzdem verhungern Millionen Menschen auf der Erde, weil sie nicht in Besitz von allgemeinem Äquivalent kommen, weil sie keine Arbeit (vorfinanziert) bekommen, um etwas in dem großen Kreislauf Verwertbares einzubringen.

Das System Kapitalismus kann das Problem der Bedürfnisbefriedigung im Weltmaßstab nicht lösen, sondern nur jeweils beschränkt auf Teile dieser Welt, die sich auf Kosten des Rests vollsaugen. Es ist richtig: Das System hat in seinen Glanzecken besser funktioniert als die Ansätze des Sozialismus. Aber die Unerfüllbarkeit von Bedürfnissen einer „Überschussmenschheit“ ist Bedingung des ganzen Systems – es wechselt im Höchstfall, wer zur Gruppe eben dieser „Überschussmenschheit“ gehört. Im Wesen der Planung eines kommunistischen Versorgungssystems liegt die beständig steigende Annäherung an die umfassende „Vollversorgung“.

Wesen und Erscheinung der Vorgänge der (kapitalistischen) Warenwirtschaften sind durch Marx nicht nur in „Das Kapital“ schlüssig dargestellt. Ich beanstande ja nur, diesen Übergangsfall menschlicher Entwicklung so darzustellen, als begänne alle Wirtschaft mit Waren. Das war Hunderttausende Jahre nicht so und wird – vorausgesetzt, die Menschheit übersteht die Presswehen der neuen Gesellschaft – Millionen Jahre nicht mehr so sein. Der zweite „Kreislauf“, der alle Vorgänge über ein abstraktes allgemeines Äquivalent, also das Geld, steuert, verschwindet wie eine abgenutzte Schlangenhaut.

Der Grundwiderspruch, der alle menschliche Entwicklung vorantreibt, ist der zwischen den vorhandenen Bedürfnissen und den realen Möglichkeiten, sie zu befriedigen. Er schließt ein, dass aus jedem befriedigten Bedürfnis ein neues, höheres erwächst. Solange in gesellschaftlichem Umfang nur Teile der Menschheit ihre Bedürfnisse befriedigen können, weil das Produktivkraftniveau nicht mehr ermöglicht, liegt zwischen Bedürfnissen und ihrer Befriedigung ein eigenständiger Kreislauf der Warenwirtschaft. Tendenziell wachsen darin die schmarotzenden Elemente, die erst im Nachhinein als überflüssig erkannt werden können.

Donnerstag, 17. Mai 2012

"Komodo" - Robinson (3)


 Der Grundsatz aber bleibt: Die Mitglieder einer Gruppe arbeiten so arbeitsteilig wie die Organe eines menschlichen Körpers. Sie akzeptieren naturwüchsig, dass sie alle ihre Bedürfnisse kennen und gemeinsam ihre Möglichkeiten nutzen, so gut es geht viele ihrer Bedürfnisse zu befriedigen.

Dieser Herangehensweise ist der kommunistische, der DRITTE Wirtschaftskreislauf ähnlich. Auf wesentlich höherer Ebene wissen „alle“ Menschen um den Effekt ihrer Entscheidungen für sich und die Anderen. Wie das funktionieren kann, konnten Marx und Engels nur erahnen, wodurch sie zu missdeutbaren Schlussfolgerungen kamen. Sie verabsolutierten die für ihre Verhältnisse überwältigenden Springquellen produktiven Reichtums, die den Kommunismus kennzeichnen würden. Also einfach gesagt: Weil genug da sein würde, alle Bedürfnisse zu befriedigen, können alle Bedürfnisse befriedigt werden. Ein solcher Denkansatz war der stürmischen Entfaltung der Produktion / Produktivität in den vorausgegangenen 200 Jahren (im Vergleich zur gesamten Menschheitsentwicklung bis dahin) geschuldet.

In der Realität kommt aber mindestens ein entscheidendes Element dazu: Die Gesellschaft, in gewissem Sinne die ganze Menschheit, verfügt inzwischen endlich über ein handhabbares Instrument, die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder zu erfassen („zu kennen“) und im Sinne ihrer direkten Befriedigung zu wirken (und natürlich im Sinne einer bewussten Minimierung ausufernder unsinniger Bedürfnisse). Die technische Grundlage für ein solches Konstrukt scheint mit dem „Internet“ gegeben: Im Prinzip kann schon heute jeder Mensch dieser Erde sich an seinen Computer setzen, sich in eine gigantische virtuelle Bedürfniszentrale einloggen und kundtun, welche Bedürfnisse er befriedigt zu bekommen hofft. Indem er dies öffentlich machte, machte er auch Forderungen öffentlich, derer er sich schämen müsste.

Allerdings hebt das Wissen, dass einzelne Menschen sich heute wirklich unverschämte Wünsche erfüllen, weil sie dazu die Mittel haben, heute noch den Nutzeffekt auf. Warum sollte sich einer beschränken, wenn es der andere auch nicht tut? Es geht mir hier aber auch nicht um die tatsächliche Machbarkeit im Augenblick, sondern darum, dass es bereits technische Mittel gibt, mit denen so etwas möglich wäre. Alle Produktion im weitesten Sinn könnte „wieder“ direkt an den erfassten und bewerteten Bedürfnissen ausgerichtet werden. „Man“ KANN wissen, warum man was macht … Trotz des entscheidenden Unterschieds, dass der urgesellschaftliche „Wirtschaftskreislauf“ ungeheuer klein war und inzwischen scheinbar unüberschaubar groß geworden ist. Das wird im Kommunismus wahrscheinlich dadurch gelöst, dass jeder sich in die Klärung jeder Frage von gesellschaftlicher Bedeutung einschalten kann, aber nicht jeder sich für jede Frage interessiert, sodass sich „Kerne“ von Fachleuten zusammenfinden werden.


Inzwischen habe ich das Manuskript von "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen"also überarbeitet. Mit etwas Glück ist dies die vorletzte Fassung vor der endgültigen Veröffentlichung. Einige Passagen eignen sich nicht zur Präsentation in einem Blog. Die habe ich ausgelassen. Das ganze Kapitel, allerdings ebenfalls gekürzt, kann man hier nachlesen. Ich hoffe auf Daumendrücker ...

Dienstag, 15. Mai 2012

"Komodo" - Robinson (2)


Der konkrete Mensch Robinson hatte von der Natur der Erde pro Tag 24 Stunden zur Verfügung gestellt bekommen, Jahreszeiten u.Ä. sowie die Aussicht des Todes. Welche Bedürfnisse er dazwischen wann und in welchem Umfang befriedigt, kann er im Wesentlichen frei entscheiden. Allerdings werden einschränkend die Därme Forderungen stellen, wann sie entleert werden wollen, und der Magen, der gefüllt werden will, und noch einiges ganz Existenzielles mehr. Mit jeder Entscheidung für das eine zu befriedigende Bedürfnis fällt gleichzeitig die Entscheidung gegen (fast) alle anderen. Wer also seine Zeit braucht, um etwas zu fressen zu bekommen, kann nicht gleichzeitig „speisen“ oder Musik zum Feiern machen.

Die „gesellschaftliche Qualität“ dieses Zeitfonds ist klar. Was wäre der berühmte Robinson gewesen ohne die Flinte und technischen Geräte, die er aus dem Schiff hatte retten können? Was wäre er gewesen ohne das mitgebrachte Wissen seiner Zeit – beispielsweise zur Haltung von Haustieren? Sein klar umrissener Kreislauf Bedürfnisse – Entscheidung – eigene Produktion – Befriedigung – neues Bedürfnis prägte sofort auch sein Denken. Es gab ihm die Macht, den Freitag, der nicht über ähnliche technische Mittel verfügte, in ein Werkzeug für seine Bedürfnisbefriedigung zu verwandeln, ihn für sich arbeiten zu lassen.

Dieser elementare Kreislauf ist natürlich zutiefst beschränkt. Man kann ihn geistig von einzelnen Personen auf konkrete Gruppen erweitern, womit man das „urkommunistische“ Prinzip vor Augen hat: Die Gruppe als Ganzes kennt die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder und befriedigt sie nach vorhandenen eigenen Möglichkeiten. Im Prinzip verselbständigen sich nur die arbeitsteiligen Abläufe, die jeder Mensch sonst allein für sich entschieden hätte. So wie Robinson für sich (ohne Freitag) entschieden hatte, welcher Arbeitsgang wann wie viel Zeit „kosten darf“ (indem diese Zeit anderen Arbeitsabläufen vorenthalten wird), so entscheidet dies nun die Gruppe. Neu dabei ist, dass nun natürlich Bedürfnisse parallel bearbeitet werden können. Der Grundsatz aber bleibt: Die Mitglieder einer Gruppe arbeiten so arbeitsteilig wie die Organe eines menschlichen Körpers. Sie akzeptieren naturwüchsig, dass sie alle ihre Bedürfnisse kennen und gemeinsam ihre Möglichkeiten nutzen, so gut es geht viele ihrer Bedürfnisse zu befriedigen.

Sonntag, 13. Mai 2012

"Komodo" - Robinson (1)


Bürgerliche Ökonomen versuchen oft eine Milchmädchen-Wirtschafts-Erklärung, bei der auch der um wenig Ecken Denkende sagt, ja, das versteht er. Sie verkürzen dabei die abstrakten Zusammenhänge von Kapital und Gesamtwirtschaft auf das hübsche Bild von Robinson Crusoe. In vielen komplizierten Beziehungen geht das nicht, weil die nur existieren, indem so viele Handelnde im Wirtschaftsprozess auftreten, dass die einzelnen nicht direkt wissen und beeinflussen können, was aus ihren Produkten wird bzw. wie ihre gekauften Waren zu ihnen kommen. Aber wir haben ja Fantasie, um für uns etwas aus dem künstlerischen Bild zu machen.

Ich durfte viel von Karl Marx lesen. Sein produktionsfixiertes Denksystem hatte dabei Vor- und Nachteile. Das kommt auch in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ zum Ausdruck: Die Welt, die er zu erklären versucht, rankt sich um den Begriff der „Ware“. Dies reicht zwar aus, um einen Kapital-Ismus mit seiner Herkunft und seinem Niedergang zu erklären, aber nicht für die Einordnung des (entfalteten) Kommunismus. Dafür muss jeder Klassenhorizont verlassen werden. Also alles, was Warenwirtschaft erklärt, wie Tauschwert oder „abstrakte Arbeit“. In der kommunistischen Welt gibt es nämlich nur noch eine Vielzahl konkreter Arbeiten.

Man kann die „Wirtschaft“ in drei Arten von Kreisläufen unterteilen.
Der innerste ist der elementare oder Robinson-Kreislauf: „Der Mensch“ als konkretes Einzelwesen hat Bedürfnisse, die zu befriedigen sind und die er selbst kennt und befriedigen möchte, einen natürlich vorgegebenen Zeitfonds, in dem er dies kann und muss, und eine gesellschaftliche Qualität dieses Zeitfonds. Selbstverständlich sind auch die Bedürfnisse selbst gesellschaftlich bestimmt. Sie erwachsen nur zum kleineren Teil „der Natur“, zum größeren dem, was er kennt. Also die frühen Menschen, die die Nutzung des Feuers nicht kannten, fraßen, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Sie hätten mit Messer und Gabel nichts anfangen können, schissen bestimmt neben dem Fressplatz und es gab nichts, wo und warum sie hätten Staub wischen können. Wie sauber jemand heute seine Wohnung haben möchte, ist unter anderem auch ein kommunikatives Problem. Es erwächst eben auch aus dem Grad der Peinlichkeit, wenn Besucher „Sau“ mit Fingern aufs Regal schreiben (könnten). Und das konnten die Höhlenbewohner noch nicht.

Donnerstag, 10. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (9)


Noch etwas Grundsätzliches: Die Klassengesellschaften hatten etwas gemeinsam. Es gab einen Grundwiderspruch zwischen den Hauptklassen in ihrer gegensätzlichen Stellung im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess, nämlich dass die einen im Wesentlichen besaßen, womit sie die anderen zu ihnen fremden Handlungen zwingen konnten. Dieser eine grundlegende Widerspruch ist im Kommunismus weggefallen. An seine Stelle treten Widersprüche zwischen den vielen Menschengruppen mit unterschiedlicher Stellung im Reproduktionsprozess. Diese lösen sich ja nie auf. Es ist auch nicht pauschal zu sagen, wie „positiv“ oder „negativ“ sie im einzelnen wirken werden. Denn der Stolz auf eine besondere eigene Leistung grenzt an „Standesdünkel“ … und dann wäre er negativ. Es ist also immer wieder neu ein „Kunststück“, jeder vollbrachten Leistung die nötige öffentliche Anerkennung zu vermitteln.
Und es gibt einen sich wieder offen entfalteten Widerspruch: Auf der einen Seite stehen alle individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten, auf der zweiten alle vielfältigen individuellen Hemmnisse, diese Möglichkeiten zu entfalten, auf der dritten Seite(!) das erreichte Niveau der allgemeinen und einzelnen Bedürfnisse, auf der vierten das Niveau ihrer Befriedigung und mindestens auf der fünften „Seite“ stehen die neuen Bedürfnisse, die sofort erwachsen, sobald vorige befriedigt worden sind. Dies ist sehr mangelhaft dargestellt. Es soll nur eines aufzeigen: Man wird im Kommunismus ein grundsätzlich neues Bild vom Gesetz der Einheit und dem Kampf der Gegensätze entwickeln. An die Stelle einer A-B-Beziehung treten mehrdimensionale Beziehungsmuster, die unauflösbar bleiben und deren „Harmonie“ darin besteht, dass sie nicht in ein Niveau zurückfallen, auf dem sie nur durch den „Sieg“ einer Seite aufgelöst werden können.

Die (Produktions-)Verhältnisse, die unser Zusammenleben bestimmen, müssen dem Niveau der „Produktivkräfte“ entsprechen. Ich behaupte, dass sie dies heute schon nicht mehr tun und demzufolge geändert werden können und müssen. Woran man dies ersehen kann, sollte noch genauer betrachtet werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir da zu gleichen Schlüssen kommen.

Mittwoch, 9. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (8)


Ich mag an dieser Stelle nicht darüber nachdenken, was wichtiger ist: Die Möglichkeit des Menschen, bewusst mit seinem und dem Leben seiner Mitmenschen umzugehen, und dass kein Mensch mehr aus „natürlichen“ Ursachen heraus vorzeitig sterben müsste, oder die Wirklichkeit, dass trotzdem Massen verhungern und verdursten, beim Gebären krepieren und Ähnliches, was im weiten Sinn für einige Menschen ein herausgehobenes Leben ermöglicht. Ja, ich bin überzeugt, inzwischen besitzt „die Menschheit“ bereits die technischen Möglichkeiten, „vernünftig“ in und mit ihrer Umwelt zu leben.

Egal: Ein höheres Stadium der Entwicklung der Materie ist es, wenn eine intelligente Form die Harmonie ihrer Umwelt vorsätzlich herstellt. Sie muss sie also erkennen und als Gesamtsystem bewusst beeinflussen. Dass dies kein Zustand, sondern wie in der „ursprünglichen“ Natur ein immer währender Prozess ist, sollte klar sein. Immer wieder sind neue einzelne Zusammenhänge zu erkennen und einzuordnen ins beabsichtigte Ganze.
Du als Pessimist sagst, das kommt nie. Damit akzeptierst du aber, dass wir uns möglichst schnell noch den Mars ansehen sollten: Früher oder später haben wir die Erde so zugerichtet, dass unsere Kinder keine Kinder mehr haben werden. Nie mehr. Die Erde würde der nächste Mars.

Wir haben etwas erlebt, was die Idee des Kommunismus diskreditiert hat, und wir Deutschen haben dabei eine negative Hauptrolle gespielt. Die Produktionsverhältnisse entsprechen dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte?! Dies ist das (ökonomische) Hauptgesetz aller menschlichen Geschichte?! Das bedeutete logisch auch, dass es Produktionsverhältnisse geben kann, die sozusagen „zu früh“ geschaffen werden. Das bedeutet doch aber nicht, auf die Revolution zu verzichten, sofern die äußeren Bedingungen gerade günstig sind. Das waren sie eben wegen des schrecklichen Weltkriegs. Dass die technische Entwicklung bis 1990 noch gar nicht reif gewesen sein könnte für die Entfaltung des Sozialismus, können wir jetzt erahnen, weil wir jetzt besser wissen, welche „Produktivkräfte“ für einen „richtigen“ Sozialismus / Kommunismus nötig wären. Und wenn wir wissen, dass wir sie heute haben, dann ist das ein Grund zur Hoffnung auf einen erfolgreicheren Neuanfang. Denn jetzt – das möchte ich im Folgenden behaupten – sind die Produktivkräfte reif, sofern man das allgemein sagen kann. Meiner Meinung nach hat längst die Zeit begonnen, wo wir zwangsläufig in eine von mehreren möglichen Katastrophen hineinsteuern, wenn wir diese Produktivkräfte in den Händen zerstörerischer Produktionsverhältnisse belassen.


Inzwischen habe ich das Manuskript von "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen"also überarbeitet. Mit etwas Glück ist dies die vorletzte Fassung vor der endgültigen Veröffentlichung. Einige Passagen eignen sich nicht zur Präsentation in einem Blog. Die habe ich ausgelassen. Das ganze Kapitel, allerdings ebenfalls gekürzt, kann man hier nachlesen. Ich hoffe auf Daumendrücker ...

Dienstag, 8. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (7)


Es geht mir hier nicht um Spekulationen. Es geht mir um eine Besonderheit von Trendgesetzen: Der grundsätzliche Trend, über den sich „Höheres“ letztlich durchsetzt, wird ergänzt und überwuchert von einer zahlenmäßig weit überlegenen Zahl von Einzelvorgängen, bei denen entweder der dialektische Sprung noch nicht eintritt oder aber eine bereits eingeleitete Entwicklung zum Höheren abbricht und im Chaos versinkt … wie auch immer das konkret aussehen mag …
Und dies gilt für ALLE Trendgesetze. Auf einen Fall, in dem sich eine höhere Entwicklungsstufe durchsetzt, kommen zig Fälle, die so lange im Hamsterrad kreisen bis sie absterben. Aber wenn man zum Beispiel die Erdgeschichte betrachtet, ist eben neben aller Masse von untergegangenen Lebensformen schon die Menschheit entstanden - mit der Potenz, das Zusammenwirken von Lebensformen bewusst zu harmonisieren.
Die Anfangsstufe aller Entwicklung ist eine Natur, die ihre „Harmonie“ ohne jeden Vorsatz Beteiligter rein durch das Zusammenwirken von immer mehr chaotischen Kräften auf immer höherer Stufe neu herstellt.

Die erste Negation dieses Zustands ist das Auftreten des Homo sapiens. Schon unsere Urahnen wirkten mit Vorsatz auf ihre Umwelt ein und veränderten sie. Vom Trend her veränderten sie sie gemäß ihres Vorsatzes, also die beabsichtigte (Teil-)Wirkung trat immer wahrscheinlicher ein. Allerdings waren alle diese vorsätzlichen Eingriffe Störungen der Harmonie des Gesamtsystems Natur, das sich in veränderter Struktur wieder neu herausbildete. (Manche Landschaften blieben aber „zerstört“.)

Die Notwendigkeit zum Übergang zur nächsten Stufe ist von dem Moment an gegeben, in dem „der Mensch“ in das Gesamtsystem Erd-Natur so allumfassend eingreifen kann, dass eine Wiederherstellung eines natürlichen „harmonischen Systems“ nur unter (Wieder-)Ausschluss der Menschen möglich wäre. (Sicher wäre ein harmonisches Miteinander von Ratten und bestimmten Mikroorganismen auch innerhalb einer radioaktiv verseuchten Atmosphäre denkbar.) Allerdings gehören in die Gruppe solcher Systemeingriffe auch längerfristig wirkende wie ein die Erdoberfläche modifizierendes verändertes Klima und die direkte (vor allem aber indirekte) Erschaffung von (aus menschlicher Sicht) universalen (Anti-)Schädlingen. (Genetische Manipulationen, Krankheiten usw.) Also ist eine neue Verantwortung herangereift, sobald die unmittelbare Vernichtungstechnik in Händen einzelner Menschen das Potential enthält, die Menschheit als Ganzes zu eliminieren.

Montag, 7. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (6)


Man kann lange darüber streiten, was wobei eine „höhere Qualität“ sein soll. Und vielleicht werden wir uns nie einig. Ich mache dir zumindest zwei Angebote. In der Natur könnte es die größere Vielfalt der Informationsverarbeitungsformen sein oder die wachsende Sicherheit der Selbsterhaltung von Systemen durch immer mehr Elemente, die Störungen der Harmonie des Ganzen ausgleichen können. Und nun schau dir die Masse der unterschiedlichen Formen von Leben an, die zusammen ein System bilden. Schon das interessante Phänomen des „intelligenten Lebens“ wirft ein Grundproblem dabei auf: Als denkende Lebewesen sind wir Menschen natürlich überzeugt, eine höhere Qualität der Existenz von Materie zu sein. Darüber können ganze Bierfässer leer diskutiert werden. Nehmen wir die Behauptung als richtig an, so bedeutete dies, dass sich alle Materie erst in Richtung Leben und dann in Richtung intelligentes Leben bewegen müsste (ohne allerdings niedere Stufen zu beseitigen).

Ja, und genau das sagt das „Gesetz“ wirklich aus. Aber eben nur als Trend, als prinzipielle Richtung. Wir haben bisher real im gesamten erreichbaren All noch keine unwiderlegbaren Spuren von fremdem Leben entdeckt. Zumindest im Moment fehlt uns jede Nachricht kluger Aliens.

Jedes „Wenn ..., dann …“ (also Relativgesetz) gilt immer dann, wenn das „Wenn …“ vorhanden ist. Die Menge der einander widersprechenden Einzelzusammenhänge ist bei den Trendgesetzen aber so groß, dass man eben nur sagen kann, dass es, (unterstellt, dass das Universum unendlich ist) dort irgendwo weiteres intelligentes Leben geben muss. (Und dass es im Laufe weiterer Milliarden Jahre Entwicklung insgesamt häufiger intelligentes Leben geben wird – was aber vom Verschwinden intelligenter Lebensformen in einzelnen Galaxien wie der Milchstraße begleitet sein kann. Als intelligentes Alien würde ich der Menschheit eine solche Untergangsprognose stellen.)
Das heißt nicht, dass es solches Leben im Umkreis von 100 Lichtjahren um die Erde gäbe. Das heißt nur, dass prinzipiell zwischen Intelligenzen gegenseitig befruchtende Kommunikation möglich ist beziehungsweise aus Sicht der Menschheit möglich werden könnte.

Inzwischen habe ich das Manuskript von "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen"also überarbeitet. Mit etwas Glück ist dies die vorletzte Fassung vor der endgültigen Veröffentlichung. Einige Passagen eignen sich nicht zur Präsentation in einem Blog. Die habe ich ausgelassen. Das ganze Kapitel, allerdings ebenfalls gekürzt, kann man hier nachlesen. Ich hoffe auf Daumendrücker ...

Sonntag, 6. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (5)


Das Grundgesetz der Dialektik ist (wahrscheinlich) das einzige echte „Universalgesetz“. Es besagt, dass alle Formen der Materie sich in Bewegung, Veränderung befinden, sich nur als „Einheit und Kampf von Gegensätzen“ erklären lassen. Bedingungslos. Wobei der Ausdruck „Kampf“ missverständlich ist: Er ist nicht so zu verstehen, dass die eine Partei die andere besiegt und dann allein übrig bleibt, sondern es wird immer neu die Ausgewogenheit sich dabei selbst verändernder und einander bedingender Faktoren eines Ganzen hergestellt. Also solche Systeme wie Masse-Energie oder Atomkern-Atomhülle. Die Seiten der Systeme sind ohne die andere nicht das, was sie sind.

Eine zweite Ebene sind „Relativgesetze“. Wie leicht wäre die Welt zu verstehen, gäbe es nur lauter eindeutige und wiederholbare Wenn-dann-Beziehungen. Es gibt zwar eine Unmenge solcher gesetzmäßigen Zusammenhänge, sie treten aber in den seltensten Fällen für sich allein auf. Also zu jedem Wenn-dann kommt meist noch ein „… und-wenn-dann …“ mitunter sogar ein „...aber-wenn-dann-auch ...“.
Die meisten Relativgesetze sind deshalb nur erkennbar, wenn man von allem „Störenden“ abstrahiert. Man muss alle Bedingungen, die notwendig sind, damit eine Ausgangslage zu einer konkreten Endlage wird, kennen und als gegeben annehmen oder herstellen. Die „Störungen“ sind aber eben in der Wirklichkeit immer da.

Die dritte und problematischste Ebene nenne ich „Trendgesetze“. Hier bewegen wir uns auf philosophischen Höhen. Solche Trendgesetze versuchen nämlich eine „gesetzmäßige Ordnung“ in komplexe Zusammenhänge als Ganzes zu bringen.
In der Dialektik sind das zum Beispiel das Gesetz der „Negation der Negation“ und das vom „Umschlagen von Quantität in eine höhere Qualität“, letztlich eben die Behauptung einer Entwicklungsrichtung vom „Niederen“ zum „Höheren“. Prinzipiell sind auch das alles „objektive Gesetze“. Im Gegensatz zur Universalität aller Bewegung ist das Auftreten dieser Gesetze aber immer an Bedingungen gebunden. Fürs große Ganze stimmen sie, aber konkret praktisch überlagern sich verschieden gerichtete Trends, heben sich im Einzelfall sogar auf. Erst „letzten (!) Endes“ setzt sich der Trend durch. (Im Gegensatz zu Chaostheorien, bei denen sich solche Trends im Ganzen letztlich alle gegenseitig aufheben.)

Samstag, 5. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (4)


Nun weiß die Wissenschaft, dass es eine allgemeine tendenziell gerichtete „Entwicklung“ gibt. Damit meine ich nicht den „Marxismus-Leninismus“. Der hat solche Erkenntnisse „nur“ zusammengetragen, zu einem Weltanschauungssystem verdichtet und vor allen Dingen ihre Anwendbarkeit auf die menschliche Gesellschaft dargestellt. Ich meine hier die Dialektik als System von Zusammenhängen und Methode, an die vereinzelten Zusammenhänge heranzukommen. Ich mache dir keinen Vorwurf daraus, wenn du noch nichts Richtiges von Dialektik gehört hast. Wer hätte es dir beibringen sollen? Zum Erhalt des Bestehenden gibt es mehrere Mittel. Damit, dass unruhige Geister das System ablehnen, müssen die Herrschenden rechnen. Wenn die dann wirksam genug geimpft sind, dass sich ja sowieso nichts außer Kleinigkeiten ändern lässt, sie also eine Weltanschauung des verzweifelten Achselzuckens entwickelt haben, dann bleibt alles wie es ist … und die Kritiker dürfen sogar ihre Meinung sagen ...

Wobei … Eigentlich wäre der Marxismus das richtige System für denkaktive Menschen. Das war nicht als Kritik gedacht. Gegen dich schon gar nicht. Leider ließen sich Denkfaule mit ihm die Erklärung der Welt kaugerecht in den Mund schieben. In der Vergangenheit wurde häufig „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“. Man bildete sich ein, dass wenn es „objektive Gesetze“ gibt, also Zusammenhänge, die unabhängig von einer bewussten Absicht notwendig und wiederholbar in einer bestimmten Weise auftreten, dann siege der „Fortschritt“ zwangsläufig. Richtig. Es gibt diese Gesetze. Aber sie heben sich oft gegenseitig auf. Und genau das haben auch viele „Marxisten“ übersehen. Marxismus ist – wie jedes Denksystem – bedroht von verkrustendem Dogmatismus auf der einen und verfälschendem Revisionismus auf der anderen Seite. Dabei musst du ihn als Handwerkszeug verstehen, um die Zusammenhänge in der Welt zu erfassen. Dann kannst du sie gestalten, indem du die Bedingungen herstellst, unter denen sie sich wunschgemäß entwickelt (wie unser Prophet oben). Ich bin der Möchtegern-Prophet … und du hast vielleicht einen neuen Impuls, durch den Massen den faulenden See über sein Ufer treten lassen.

Das Grundgesetz der Dialektik ist (wahrscheinlich) das einzige echte „Universalgesetz“. Es besagt, dass alle Formen der Materie sich in Bewegung, Veränderung befinden, sich nur als „Einheit und Kampf von Gegensätzen“ erklären lassen. Bedingungslos. Wobei der Ausdruck „Kampf“ missverständlich ist: Er ist nicht so zu verstehen, dass die eine Partei die andere besiegt und dann allein übrig bleibt, sondern es wird immer neu die Ausgewogenheit sich dabei selbst verändernder und einander bedingender Faktoren eines Ganzen hergestellt. Also solche Systeme wie Masse-Energie oder Atomkern-Atomhülle. Die Seiten der Systeme sind ohne die andere nicht das, was sie sind.
Inzwischen habe ich das Manuskript von "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen"also überarbeitet. Mit etwas Glück ist dies die vorletzte Fassung vor der endgültigen Veröffentlichung. Einige Passagen eignen sich nicht zur Präsentation in einem Blog. Die habe ich ausgelassen. Das ganze Kapitel, allerdings ebenfalls gekürzt, kann man hier nachlesen. Ich hoffe auf Daumendrücker ...

Freitag, 4. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (3)


Die Entwicklung der Materie führt vom Niederen zum Höheren. Das ist ein „Naturgesetz“ der Dialektik. Das Höhere gegenüber dem Kapitalismus wäre dabei (denken zumindest die Kommunisten) der Kommunismus, aber sobald die Menschen meinen, sie wären schon in diesem Gewässer gewesen (was ein Trugschluss ist) und der Wasserspiegel ist nicht gestiegen, wollen sie nicht „noch einmal“ hinein. Bekommt die Masse nicht aus einer neuen Richtung einen Anstoß zum erneuten Tun unter neuen Bedingungen, tritt das alte Gewässer nie über seine Ufer und verfault. Diee Menschheit geht unter.

Marx hatte es in dem Punkt leichter. Er war noch in der Rolle des Mannes, der zu „Unschuldigen“ sprach. Ihn bremste „nur“, dass „natürlich“ die Gegner der von ihm gewollten Entwicklung alles unternahmen, damit sein Wort einfach nicht genug Menschen für das richtige Handeln erreichte.
Das tun ihre modernen Nachfolger heute immer noch. Die „Erben“ der Macht im Kapitalismus unternehmen natürlich weiter alles, um ihre „Erbschaft“ zu bewahren. Und ihre Möglichkeiten sind gewachsen. Unter anderem nutzen sie die Begrenztheit des „gesunden Menschenverstandes“. Der nur mit solchem ausgestattete Betrachter sieht eine Menge Menschen, so wie sie gerade sind und wie er sie gut verstehen kann. Die verhalten sich nicht so, dass man mit ihnen „Kommunismus machen“ könnte, und der Betrachter schlussfolgert vereinfachend: „DIE Menschen sind eben so.“ und „Kommunismus kann man nicht machen.“ Okay, du auch ...

Übersiehst du dabei dabei nicht aber, dass du eben heutige Menschen vor Augen hast? Wenn du dir vorzustellen versuchst, dass der gläubige Mensch vor 700 oder der „unberührte“ Indianer vor 300 Jahren ganz Anderes als „vernünftig“ angesehen haben, dann erscheint es hoffentlich eher vorstellbar, dass unsere Nachfahren in 300 oder 700 Jahren ganz anders denken werden, als wir uns das ausmalen können … Einmal unterstellt, es gäbe dann noch welche.
Das Dumme ist, dass wir uns heute in einer Chaos-Welt befinden. Ohne eine Wertung abgeben zu wollen, ob Marx und Engels die richtigen Voraussagen getroffen haben, was den Weg angeht, so ist doch eines sicher: Der von ihnen beschriebene Zielpunkt der menschlichen Entwicklung, den sie Kommunismus nannten, ist davon abhängig, dass möglichst viele Menschen tatsächlich in jenen „See“ der Geschichte hineinsteigen. Wirklich handeln. Bleiben zu viele am Rande stehen – zum Beispiel mit der Entschuldigung, sie wären ja schon drin gewesen und der Wasserspiegel sei nicht angestiegen, sie hätten sich nur nass gemacht dabei – dann bleibt die notwendige Weiterentwicklung der Menschheit einfach aus.

Donnerstag, 3. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (2)


Sagen wir, es findet sich ein Mensch, der auf andere glaubhaft wirkt, wodurch auch immer.
Sagen wir weiter, dieser Mensch behauptet, dass wenn alle anderen Menschen zu einem von ihm bestimmten Zeitpunkt in einen See steigen, so wird der ewige Schöpfer der Welt machen, dass dieses Gewässer über seine Ufer tritt.
Sagen wir, genug andere Menschen handeln, wie dieser eine es ihnen sagte.
Was passiert? Das Gewässer tritt tatsächlich über sein Ufer. Der Mensch hat ein „Wunder“ eines angeblichen Schöpfers bewiesen, das gar keines war. Er hat etwas vorausgesagt, dass unter den von ihm genannten Bedingungen notwendig so eintreten musste.
Stellen wir weiter fest: Wären nicht genug Menschen, der Wunderverkündung glaubend, ins Wasser gestiegen, so wäre der Wasserspiegel nicht gestiegen, also das vorher verkündete Wunder ausgeblieben. An der Existenz der naturgesetzlichen Wasserverdrängung hätte sich nichts verändert. Ihr hätten nur die Voraussetzungen gefehlt, wirklich wirksam zu werden.
Die Kraft der Idee (der Übereinstimmung seiner Erkenntnis mit dem tatsächlichen Handeln seiner Mitmenschen) des Mannes hat, unabhängig, ob ehrenwert begründet oder nicht, zu einer sichtbaren Veränderung geführt.

Nun meckere nicht! Was heißt hier eine „einfache“ Wasserverdrängung? Falsch!!! Es geht in diesem Beispiel darum, dass die vorangegangene „Prophezeiung“ des Mannes das Handeln der anderen Menschen und dieses wiederum das Auftreten eines Naturgesetzes hervorrief, das potentiell immer vorhanden war, ist und sein wird – unter bestimmten Voraussetzungen …
Nun sind eben „gesellschaftliche Gesetze“ solche, die immer erst durch das Handeln von Menschen wirken. Das Handeln des Menschen erwächst wie das Denkniveau, auf dem es beruht, aus dem „Entwicklungsstand der Produktivkräfte“. Beim heutigen Durchschnittsdeutschen würde unser Prophetenspiel nicht funktionieren - der kennt die Wasserverdrängung aus der Schule gut genug, um den „Propheten“ zu belächeln. (Heute müsste er also fragen „Wollen wir einmal zeigen, dass wir diesen See über sein Ufer treten lassen können?“)

Bei unserem Beispiel bliebe es gleich, ob der Mann die anderen betrügen will, um zu Macht zu kommen, oder ob er den Menschen zeigen will, welche Macht sie über die Naturgewalten haben. Entscheidend ist, er hat über die Wasserverdrängung nachgedacht, die richtigen Schlüsse gezogen … und über das Handeln der Massen die beabsichtigte Wirkung wirklich eintreten lassen.
Dies ist eine, wenn auch zugegeben etwas makabre, Verbildlichung von Marxens Satz „die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“1
Gäbe es die Wasserverdrängung nicht, hätte der Mann sie nicht erkennen und ausnutzen können. Die Gesetze in der menschlichen Gesellschaft kann man natürlich nur beim Handeln der Menschen beobachten, weil sie ja eben die Gesetze sind, nach denen sich dieses Handeln richtet … und das heißt, du solltest sie kennen, wenn du wissen willst, ob das, was du willst, zum Schluss auch herauskommen kann.

Mittwoch, 2. Mai 2012

"Komodo" - Gesetze (1)


Erinnerst du dich noch, wie du „Geschichte“ gelernt hast? Als Abfolge von Ereignissen, bei denen große Persönlichkeiten zur rechten Zeit am rechten Ort waren oder eben nicht? Mit Daten, an denen die Entscheidungen Einzelner den weiteren Gang der Dinge in die eine oder andere Richtung lenkten? Kennst du Brechts „Fragen eines lesenden Arbeiters“? (Wenn nicht, google jetzt schnell nach!) Worauf kam es deinem Geschichtslehrer an? Dass du große Zusammenhänge nachvollziehen kannst oder dass du Fakten griffbereit hast, was wann wo war? Hältst du den Gang der bisherigen Geschichte für das Ergebnis von den Naturgesetzen vergleichbaren Entwicklungsgesetzen? Nein? Wenn aber ja … denkst du, die Geschichte geht dann mit gleicher Naturnotwendigkeit weiter? Und … wohin? Ich habe ja schon damit begonnen, dir etwas zum Thema „Gesetze“ aufzuschreiben. Lass mich daran anknüpfen …

In der Masse, sagen wir der „Menschheit“, wirkt, was jeder Einzelne von uns macht, chaotisch. Von dem Moment an, in dem es eine „menschliche Gesellschaft“ gab, wirkten in materialistischem Verständnis die Entwicklungsgesetze so, dass diese chaotischen Handlungen zu einem letztlich notwendigen (allerdings nur theoretisch vorherbestimmbaren) Ergebnis führten … nämlich den Verhältnissen, die wir heute haben. Egal, wer diese Gesetze erkannt hat. Irgendein einzelner Mensch, eine Gruppe von Menschen oder die ganze Menschheit. Oder ob überhaupt einer.
Alle gesellschaftlichen „Gesetze“ haben ihre Wurzel in Mechanismen, mit denen die Natur ihre eigene Existenz erhält. Die wirken weiter, obwohl der Mensch sie erkennen und damit beeinflussen könnte, erst einmal noch (aber nicht nur) deshalb, weil er sie nicht erkannt hat. Insofern ist es wichtig, solche Gesetze, Naturregeln, genau zu erforschen. Mit der Herausbildung der menschlichen Intelligenz hat sich die Natur eigentlich die Kraft geschaffen, mit der sie sich bewusst selbst regeln könnte. … Siehst du: Schon lachst du, wenn du die Menschen zum Maßstab nimmst, die du erlebt hast. Aber hast du nicht auch schon welche erlebt, die Verantwortung für ihre Umwelt entwickelt haben? Wenn ich nicht vorschnell verallgemeinern darf, dann darfst du das aber auch nicht.