Mittwoch, 29. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (88)

Erster Thesenansatz

Die ganze Entwicklung des Kapitalismus war und ist zugleich eine Entwicklung der Potenzen, die letztlich aus dem System der Klassengesellschaften herausreicht.
Kein bisheriger Revolutionsansatz hat eine Gesellschaft geschaffen, die zu Recht Sozialismus oder gar Kommunismus genannt werden kann.
Vorrangige Gründe für die bekannten „Übergangsgesellschaften“ war zum einen, dass ein tatsächlicher Sozialismus sich erst entfalten kann, wenn er die Verhältnisse auf der ganzen Erde bestimmt, zum anderen waren die Produktivkräfte im Allgemeinen und den Ländern, die sich Sozialismus als Ziel gesetzt hatten, im Besonderen, nicht für die neue Gesellschaft ausgereift waren.
Etwa seit der Jahrtausendwende sind die Produktivkräfte in den entwickelten Staaten und den mit ihnen am engsten verflochtenen Volkswirtschaften ausreichend für einen realen Übergang zum Sozialismus ausgereift.
Die maßgeblichen Voraussetzungen für eine grundsätzlich neue Gesellschaftsgestaltung sind auf der einen Seite, dass die Eingriffsmöglichkeiten des Menschen auf seine Umwelt so umfassend geworden sind, dass er privatwirtschaftlich konstituiert sich selbst als Teil der natürlichen Umwelt vernichten kann und mit ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit auch vernichten wird, und auf der anderen Seite, dass er über die materiellen Mittel verfügt, die wesentlichsten Lebenssysteme bewusst geplant steuern kann.
Die technischen Mittel, die einen Begriff „Informationsgesellschaft“ zu begründen scheinen (Rolle von Programmen, Vernetzungen usw.), ermöglichten es einer gemeinwirtschaftlich organisierten Wirtschaft, ihre Vorzüge gegenüber privatwirtschaftlich organisierter zu entfalten – aber erst sie.
In den Händen privatwirtschaftlich Denkender und Handelnder wird derselbe technische Fortschritt zur Bedrohung bzw. Entwertung der Hauptmasse Menschen auf der Erde.
Der Übergang zur neuen Gesellschaftsordnung setzt die Reife mehrerer „regionaler“ Faktoren voraus, kann evolutionäre Phasen haben, ist aber wahrscheinlich an existenzielle Katastrophen gebunden.
Weil die Entfesselung des Imperialismus im ersten Weltkrieg eine solche „Katastrophe“ war, war sie zugleich die große Chance, etwas vorfristig Verhältnisse zu schaffen, die nachfolgend einen evolutionären Prozess bis hin zum entwickelten Kommunismus ermöglicht hätten.
Dass diese Chance nicht genutzt worden ist, weil die Revolutionen in Ländern mit hoher Qualität der Produktivkräfte – besonders aber in Deutschland – scheiterten, war eine Menschheitskatastrophe von noch nicht zu ermessendem Ausmaß.
Im Wesentlichen gehen die unterschiedlichen Verzerrungen der Verhältnisse in den Übergangsgesellschaften auf diese Grundsituation zurück.
Im Sinne der Menschheitsentwicklung waren die Übergangsgesellschaften trotz ihrer Verzerrungen eine gewaltiger Fortschritt – und sei es, dass die grundlegenden Veränderungen, die der massenweisen Entfaltung von Menschen zu Persönlichkeiten vorausgehen müssen, im Inneren durchgesetzt worden waren.


Mein ganz individueller Kommunismus (87)

Jeder Mensch kann frei über seinen Anteil an der Gestaltung aller der für die ihn interessierenden Gemeinschaften relevanten Fragen entscheiden. Er braucht sich aber auch nicht ins Netz einloggen. Er muss keine Kunst machen. Er muss keine Kunst sammeln. Er muss – mit kleinen, bereits angesprochenen Ausnahmen – nicht arbeiten. So wie er mit niemandem auf irgendeine Art „kommunizieren“ muss.
Aber bei jedem wird in frühen Jahren der Grundstein geschaffen, dass er es kann. Und aus dem Kreis derer, die können, erwächst ein Kreis derer, die wollen … und derer, die tatsächlich tun. Sie sind die, die in erster Linie einander das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden. Warum soll jemand so masochistisch sein, sich selbst zu vermitteln, niemand brauche ihn?
Der nötige „Überfluss“ in jeder Beziehung ist beachtlich. Ständig reproduzieren sich neue Widersprüche – in erster Linie, weil keines Menschen Selbstbild identisch ist meinem Selbst-Sein. Auch wegen der ständigen Entwicklung der Persönlichkeiten. Also muss es immer wieder neu dazu kommen, dass „man“ merkt, am aktuellen Platz nicht „optimal“ zu sein. Die Partner in den verschiedenen Gruppen sind dabei fast immer hilfreich.
Natürlich nur „fast“ oder im Wesentlichen. Denn vom Grundsatz her ist ja kein materieller Grund mehr vorhanden, den Misserfolg eines anderen zu wünschen. Solcherlei Gründe sind heute eigentlich das vorherrschende praktische Lebensprinzip auf allen Ebenen. Da das nicht mehr sein wird, verändern sich auch über das „Arbeitsklima“ hinausgehend ALLE Beziehungen der Menschen – ob sie wollen oder nicht. Das ändert natürlich nichts daran, dass es zu „Rollenkonflikten“ kommt – und sei es, dass diese „Rolle“ die Liebe zu einem ganz konkreten einzelnen Menschen wäre, die man haben möchte, aber nicht eingeräumt bekommt. Wenn die juristischen / ökonomischen „Chefs“ weg sind, sind die „Machtspiele“ und Anerkennung nicht verschwunden – allerdings finden charakterliche Schwächen viel weniger praktische Anerkennung, weshalb „man“ mit positivem Verhalten punkten muss. Niemand kann mehr dem Chef mit Geld „in den Arsch kriechen“ und deshalb die (unausgesprochene) Lehre verbreiten, dass man im Leben „gut vorankommt“, wenn man jemandem (den man nicht einmal mag) „in den Arsch kriecht“. Das gilt ähnlich für Gewalt. Ihre Rolle schrumpft im Zwischenmenschlichen, je weniger Konfliktlösungspotential ihr in den verschiedenen erlebbaren Bereichen zugebilligt wird. Natürlich kann man keine gerade Linie ziehen zwischen Kriegen in aller Welt und der Bereitschaft konkreter einzelner Menschen, zu „Lösung“ ihrer Probleme Gewalt einzusetzen. Aber jedes „gelungene“ Beispiel, jeder erlebte Fall, dass „der Stärkere“ (im engeren wie weiteren Sinne) sich durchsetzte (und nicht „der Bessere“), weckt und verstärkt das animalische Bedürfnis, der Stärkere zu sein.

Dienstag, 28. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (86)

Alles hat natürlich seine Grenzen: Ich schrieb zuvor, dass jeder seinen Rembrandt o.ä. an die Wand hängen kann. Das wäre natürlich immer nur eine bedingt gut gemachte Kopie. Den echten Rembrandt gibt es logischerweise jeweils einmal pro Bild. Zumindest auf dem Gebiet solcher Künste wie der Malerei wird dies nur eine eingeschränkte Lösung zulassen: Bestimmte Originale dürfen nur öffentlich verwalteter (und zugänglicher) Weltbesitz sein.
Wie viel Neues dort hinzukommen wird, wird viele Diskussionen auslösen. Da die Zahl der Künstler (hier tatsächlich im heutigen engen Verständnis von Künsten gedacht) sprunghaft steigen wird, wird eher die Entwicklung einzelner Fan-Gruppen im Mittelpunkt stehen – und nicht die Bemühungen einzelner Ateliers, über den Verkauf von Kunstwerken effektvoll vermarkteter Künstler viel zu verdienen.
Zu Lebzeiten wird es normal sein, „wertlose“ Originale als Geschenk von Freunden zu besitzen (die natürlich besonderen emotionalen Wert besitzen). Eine besondere Nach-Würdigung kann es sein, durch die Empfehlung der Freundeskreise in öffentlichen Museen zu landen. Solche Freundeskreise sind in gewisser Hinsicht zu Lebzeiten praktizierte private Dauerausstellungen.
An sich kann dies zum Muster für viele Vorgänge im praktischen Leben dienen. Eigentlich bei alldem, bei dem es zu einem Original Kopien oder Nachahmungen geben kann. (Wo ist das denn nicht der Fall?)
Hierbei wird es für Fälle des „Verbrauchs“ eben „gesellschaftliche Einrichtungen“ geben, eine „Politik“, die solchen Verbrauch im Sinne von Belohnungen regelt – ich bin darauf bereits im Zusammenhang mit der Malediven-Inselgruppe eingegangen. Analog kann selbst bei seltenen natürlichen Speisen verfahren werden.
Immer wieder gibt es ganz pragmatische „Politik“ zu gestalten: Wer hat was verdient? Warum wird was gemacht – und was nicht?
Die Zeit hat jeder, sich wie ein öffentlicher Mandatsträger an seinen „Computer“ zu setzen, sich über seine Interessengebiete Informationen einzuholen und „seine Stimme abzugeben“. Diese Entscheidungen sind prinzipiell jeweils neu entstehendes „Recht“. Das ändert nichts daran, dass es „Repräsentationsorgane“ für alle grundsätzlichen und wesentlichen Dinge des öffentlichen Lebens geben wird. Nur beschränkt sich deren Entscheidungsmacht über die allgemeine Mitentscheidungsbefugnis als Mensch (also das, was jeder Mensch sowieso machen kann) hinaus auf das Setzen von Entscheidungsfragen an vorderer Stelle in einer allgemein zugängigen Entscheidungsliste und Schlichtungsregelungen. Wenn natürlich unerwartet Gäste von einer Orion-Intelligenz auf der Erde erscheinen, werden solche „Volksvertreter“ die Erde repräsentieren, sie werden häufiger zu diversen Veranstaltungen eingeladen und haben einen gewissen öffentlichen Einfluss allein dadurch, dass sie häufiger in „offiziellen“ Medien zu sehen, hören und lesen sind.

Mein ganz individueller Kommunismus (85)

Es gibt einige Auffälligkeiten, mit denen man sich die moralische Ächtung seiner Mitmenschen als schwerste gesellschaftliche Strafe „verdienen“ kann. „Verschwendung von gemeinschaftlich Geschaffenem“ steht dabei weit oben. Dabei gibt es natürlich Verschwendungen, die besonders auffallen. Wenn jemand versuchte, ein eigenes „Schloss“ mit Park (bildhaft gesprochen) allein zu nutzen oder Ähnliches gehörte dazu, der Zusatzreserve-Privatwagen auch. Schwieriger ist die „gesellschaftliche Kontrolle“ erst bei kleinen Dingen. Also beispielsweise, wenn jemand so viel Milch oder Obst privat „hortet“, dass ein Teil davon ungenutzt, weil inzwischen verdorben, weggeworfen würde. Dazu kommt scheinbar das Problem, dass niemand wirtschaftlich genötigt ist, abgetragene oder ausgesonderte Sachen anzuziehen.
Ich schrieb „scheinbares Problem“, da ja der Haupttrend die Hervorhebung der Individualität ist. Im Wesentlichen wird es also normal sein, dass die meisten Sachen tragen, die zu ihnen (ihrer Meinung nach) besonders gut passen und nicht bestimmter Trendmerkmale wegen. Das heißt ja nicht, dass es keine Mode mehr gäbe – aber da die Zahl der Mode-“Schöpfer“ größer sein wird, nimmt die Zahl derer, die ihnen folgen, genauso ab wie die Zeit zunimmt, in der „man“ einem Einzeltrend folgt. (Allerdings muss man zwischen Originellem, Originalität und Originalem unterscheiden.)
Die Ess- bzw. Speisekammergewohnheiten werden bewusster aus individueller Selbstdisziplin erwachsen. Hier sollte man schließlich wieder nicht vergessen, wie gesellschaftliche Gegebenheiten Gewohnheiten beeinflussen: Ein Teil des „Hortens“ heute beruht ja auf der Annahme, ein Sonderangebot / Schnäppchen erwischt zu haben (erwischen zu müssen), etwas billiger zu bekommen, wenn man mehr davon nimmt usw. Dies fällt doch alles weg. Die Kombination eines unbeschränkten „Internets“ mit rechnergestützter Planung von Produktion und Verteilung gleicht im Normalfall jeden Mangel relativ kurzfristig aus. Wenn die Systeme entsprechend abgestimmt sind, können auch Kleinproduzenten mit Spezialinteressengruppen weltweit zusammenkommen. Man kann also davon ausgehen, das zu bekommen, was man braucht und wann man es braucht – ohne suchen zu müssen, wo man es eventuell günstiger bekommt.

Samstag, 25. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (84)

Der Mietkostendruck ist ja genauso weggefallen wie wirtschaftliche Abhängigkeiten verschiedenster Art innerhalb konventioneller Ehen. Warum sollten kommunistisch lebende Menschen nicht als Totalindividualisten leben, vor allem wohnen. Also jeder Einzelne hat einerseits einen kleinen Bereich allein für sich, der sich aber leicht verbinden lässt mit unterschiedlich ausgerichteten „Gemeinschaftsräumen“ unterschiedlicher Sympathie- und Zweckgemeinschaften. Das wäre eine Komplexlösung für große Wohnobjekte.
Letztlich muss man ja alles neu denken: Wie viele Einfamilienhäuser mit großen Gärten dazu es gibt, regelt heutzutage „der Markt“. Nun wäre es eine grausige Zukunftsvision, wenn das von Marx beschworene Verschwinden des Unterschieds von Stadt und Land so aussähe, dass die bewohnbaren Teile der Erde von einer einförmigen ewigen Stadt inmitten von „Futtermittelwerken“ bestünde. Und diese Stadt bestünde wiederum aus lauter Einfamilienhäusern. Jedem sein kleines Glück. Es wäre schon spannend auszurechnen, wie viel „Lebensraum“ jedem einzelnen heutigen Menschen so zustünde.
Die Wohnverhältnisse spiegeln aber nur die Lebensverhältnisse wider. Die aber können die kommunistischen Menschen bewusst gestalten. Weggefallen ist jener Büro- und Arbeitsstress, der das Abtauchen in Schrebergartenidylle wünschenswert erscheinen lässt. Es lässt sich auch mehr ausprobieren.Warum keine Gemeinschaft einer Wohnblocketage. Es ist ja vieles leichter, wenn es nur noch darum geht, wer welchen geliehenen Gegenstand vergessen hat zurückzugeben, aber nicht mehr etwas gestohlen werden kann. Man kann also den Nachbarn eher trauen. Es bedarf nur der Anstöße zusammenzukommen. Facebook ähnliche Gruppen ohne Hintergedanken und mit der Aussicht auf mehr.
Umzüge werden nur noch ein Problem, weil es organisatorisch Mühe bereiten kann. Aber dafür muss man nicht mit allem möglichen Hausrat umziehen – man wird nur mitnehmen, was einem persönlich besonders wichtig ist.
Auch hier gibt es eine klare Trennung: Jeder hat überall das, was zweckmäßig ist. Er macht sich in der großen Gemeinschaft „unmöglich“, wenn er nicht sorgsam damit umginge.
Wir kreisen immer wieder um bestimmte Grundpfeiler des Zusammenlebens. Da die Menge der verselbständigten Sanktionen klein ist, verbindet sich das riesige Maß an individueller Freiheit mit gesellschaftlicher Offenheit. Es ist (wieder) selbstverständlich, dass man weiß, was bei den Anderen los ist. Nur so kann ja Verhalten missbilligt werden, dass da Gemeinschaftsleben schädigt. Weil man viel miteinander zu tun hat, wird zur harten Strafe, wenn man mit jemandem nichts zu tun haben will ...   

Freitag, 24. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (83)

Die Stagnation des europäischen Bevölkerungswachstums sollte nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten. Ich klammere einfach einmal utopische Fortpflanzungstechnologien aus. Kinder sind im Kommunismus nur noch im Dreieck von Liebe, Verantwortung und „Luxus“ zu sehen. Nichts wird von Natur aus so eindeutig Individualität ausdrücken wie die eigenen Kinder.
Wenn wir unterstellen, dass die frühkommunistische Gemeinschaft nicht für sehr lange Zeiträume an ökologischen Katastrophen zu leiden hat (z. B. massenweisen genetischen Schädigungen durch radioaktive und andere Umweltbelastungen, also dass der Untergang der kapitalistischen Verhältnisse „weich“ gelingt), kommt relativ früh zur Kinderfrage die der bald hinzugewonnenen weiteren „Senioren-Generationen“. Während eine bewusste Manipulation der Kinderzahlentwicklung in beide Richtungen vorstellbar ist – also Einwirkungen „Schafft euch mehr oder schafft euch weniger Kinder an“ – kann die gesellschaftliche Mühe beim Umgang mit älteren Menschen nur in eine Richtung gehen: weg mit Krankheiten und Verfall. Da ist auch Erfolg wahrscheinlich: Die lebenden Menschen werden älter und sind länger zu umfassender Aktivität fähig. Bei gleicher Kinderzahl bedeutete dies ein deutliches Wachstum der Weltbevölkerung.
Dies macht natürlich unter anderem den Weg freier zu größerer Vielfalt der Lebensentwürfe, also auch zu solchen, in denen „egoistischerweise“ keine Kinder vorkommen bzw. „man“ sich (dann) in angenehmem Umfang um biologisch fremde Kinder kümmert.
Spaß haben nur um an einem Moment Spaß gehabt zu haben, lässt die Betroffenen verkümmern. Je mehr man bereits als Kind gelernt hat, was man alles tun könnte, umso mehr wird man in seinem langen Leben auch wirklich tun wollen. Als eines von vielem gehört die „Kommunikation“ mit Kindern dazu. Wie gesagt: unabhängig von biologischen Beziehungen werden Kinder eine Vielzahl von Partnerschaften erleben, die mit „Großeltern“ und guten Tanten und Onkeln vergleichbar sind.
Die Entfaltung des Bedürfnisreichtums der neu heranwachsenden Menschen bekommt einen total neuen Stellenwert, sobald er nicht, zumindest in jedem Einzelfall nicht, existenzielle Probleme heraufbeschwört. Bei allen Problemen, die Kinder auch bedeuten, eines ist plötzlich weg: Wie soll ich die versorgen / müssen die mich versorgen. Die Frage steht allein im großen Bezug. Also überspitzt: Wenn jede Familie 10 Kinder bekäme, bleibt dann genug Sauerstoff zum Atmen.
Die Kinder sind einer der wenigen verbleibenden Zwänge. Wer auch immer Bezugspersonen sein mögen, es müssen welche da sein. Das können biologische Eltern genauso gut sein wie Wahleltern, eine Mehrpartnergemeinschaft und anderes. Nur stabil müssen diese Beziehungen sein.
Ich beiße mich hier mit dem konventionellen Familienbild, das z. B. ein Friedrich Engels vertrat. Vielleicht wird es im Kommunismus auch etwas geben, das den Namen „Familie“ tragen kann. Aber selbst dabei ist eine Mann-Frau-Beziehung mit dazu gehörigen Kindern nur eine der Formen. Je nach Neigung der Individuen stehen zumindest gleichgeschlechtliche Beziehungen „rechtlich“ gleich – vor allem allerdings faktisch.
Inwieweit „Wohn- und Lebensgemeinschaften“ eine große Rolle spielen werden, ist von unserem Horizont aus schwer zu bewerten. Wahrscheinlich in einer neuen Zweckgemeinschaft von Individuen.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (82)

Insofern verselbständigt sich auch die Kommunikation als solche. Sich frei mit anderen Menschen auszutauschen ist wieder normaler Bestandteil des Lebens. Die Normalität ist nur insoweit eine besondere, da ja jede Kommunikation im Gegensatz zu den vorkapitalistischen „Gemeinschaften“ keine natürlich erzwungene ist. Der Urmensch brauchte seine Gruppe zum Überleben. Die Gruppenmitglieder hingen aneinander und mussten daraus das Beste machen. Der Bauer im Feudalismus war an seine Scholle „gefesselt“ und musste ein Verhältnis zu seinen Nachbarn schaffen. Der Mensch im Kommunismus muss zu jedem Mitmenschen bewusst seinen Weg suchen: sich in eine Internet-Gemeinde einfinden, jemanden ansprechen, jemanden besuchen, jemanden auf Veranstaltungen treffen … oder eben bei eine Arbeit, die beide von vornherein interessant finden – sonst hätten sie sie ja nicht gewählt. (Er kann der Masse seiner Mitmenschen aber auch bewusst aus dem Weg gehen.)
Und eines dürfen wir nicht vergessen: Jedem Menschen steht frei, Dinge zu tun, die wir heute „direkte Demokratie leben“ nennen würden. Die Zahl der Foren, in denen Fragen des „gesellschaftlichen Zusammenlebens“ diskutiert und letztlich entschieden werden, Projekte, die „Investitionen kosten“, Entscheidungen, die von Bedeutung nicht nur für Wenige sind, wird sehr groß sein. Im Prinzip kann ja jeder ein solches Forum gründen oder sich einem anschließen. Es wird nur der organisatorischen Sicherheit wegen einen Rat der Schlichter und Sprecher geben. Weltweit und regional und fachbereichsbezogen.
Ein Bereich ist seltsamerweise noch nicht angesprochen: die Fortpflanzung. (Nur) Mit dieser Bezeichnung hat sie gesellschaftliche Bedeutung. Noch mehr als in den anderen Lebensbereichen überlagert sich das mit zutiefst Persönlichem. Als gesellschaftliche Frage muss gemeinschaftlich geklärt werden, wie Wirrköpfen der heutigen Art „Deutschland schafft sich ab“ der sachliche Boden entzogen wird. Also die neue Frage hieße in etwa „Was ist Menschheit für die nächsten Jahrhunderte?“ Das könnte das größte „Forum“ überhaupt sein. Der makabre Zyklus der Vergangenheiten wird vom Prinzip verschwunden sein: Bisher war Bevölkerungswachstum in Erwartung kommender „Katastrophen“ (und seien sie als „Krieg“ selbstgemacht) ein anzustrebendes Ziel, um die Bevölkerung überleben zu lassen. Die Bevölkerungszahl wuchs mit den verbesserten Überlebensbedingungen. Die Entscheidung für oder gegen Kinder wird auch heute noch durch Existenzängste beeinflusst. Die Pille bedeutet erst einmal die technische Möglichkeit, bewusst zu planen und entscheiden. Wie wenig „frei“ bisher trotzdem entschieden werden kann, belegen heute „Planungen“ am einfachsten in China und Indien. Entweder erzwingt administrativer Druck einer planenden Führungsgruppe die für die Entwicklung künftiger „Harmonie“ als notwendig angesehene Ein-Kind-Ehe oder materielle Traditionen, Existenzangst bewirkt Massenabtreibungen von Mädchen.
Doch auch für den Kommunismus ist die Frage legitim, wie viele Menschen „vernünftigerweise“ auf der Erde leben sollten, also ob nicht 100 Milliarden für die Umwelt Erde eine Katastrophe wären – selbst, wenn die Versorgung solcher Massen gesichert wäre.

Mein ganz individueller Kommunismus (81)

Es ist einfach etwas Anderes, nach dem Erwerb der nächsten Sache zu „streben“ und, kaum, dass man sie erworben hat, nach der nächsten, als „sich rundum zu entfalten“.
Wieder betont, dass nicht alle Menschen super sein werden – genau das würde ja dem Grundsatz der Vielseitigkeit widersprechen -, aber man kann es „Synergie-Effekt“ nennen, was jene „allseitig entwickelten Persönlichkeiten für die Gesellschaft erbringen werden: Leonardo da Vinci hat die Qualität der Leistungen auf einem Gebiet auch aus der Vielseitigkeit der verwirklichten Interessen (auf anderen Gebieten) gewonnen, Goethe war kein Genie der Farbenlehre … aber seinen Leistungen als Dichter hat die Beschäftigung mit Farben nicht geschadet usw.
Die Zeit der Universalgenies ist zwar vorbei. Die Zeit der vielseitigen Menschen aber bricht erst mit der kommunistischen Gesellschaft an – und diese Menschen werden „modern“ sein. Ihretwegen wird es wenig bedeutsam sein, ob alle mitmachen – es reicht, wenn, mit einem schrecklichen heutigen Wort bezeichnet, die „Leistungsträger“ in den Superkreativen ihre Vorbilder sehen.
Wir sind heute zu wenig in der Lage, „Neben-Fähigkeiten“ zu nutzen und schätzen. Selbst ein „Partylöwe“ ist eben mehr als ein Nichtsnutz. Praktisch ist er doch jemand, der für bestimmte Augenblicke die Laune seiner Mitmenschen zu verbessern vermag. Vielleicht ist das genau die Laune, die ihnen (leicht übertrieben) für die nächste Erfindung gefehlt hat?
Wir haben es doch mit einer total anderen Welt zu tun: Wenn wir das Wirken der dann bereits funktionierenden Roboter berücksichtigen, so bleibt an Tätigkeiten, die wir heute im weitesten Sinne als Arbeit bezeichneten, weniger als 8 Stunden übrig … pro Woche. Sofern es sich dabei um Arbeiten handelt, die nicht von „zu Hause“ aus erledigt werden können, die also die körperliche Anwesenheit des „Arbeitenden“ erfordern, lohnt sich ein Arbeitsweg aber erst bei einer ausreichend langen Arbeitszeit.
Es gibt mehrere Lösungen:
Für einen Teil der Menschheit wird die „klassische“ Arbeit zu einem Luxus, um den sie sich bemüht, weil sie darin den Weg zu ihrer Selbstentfaltung sieht. Dazu gehören die wachsenden Anteile von Umlernzeiten, in denen die, die keine Fachidioten sein möchten, ihre Fähigkeiten aus der einen Tätigkeit in anderen erweitern und mit nutzen.
Vereinfachend sage ich jetzt einfach „für einen anderen Teil der Menschheit“ (obwohl dies oft dieselben Menschen sein werden) beginnt die freie Suche nach erfüllender Tätigkeit in Künsten im weitesten Sinne. Die Übergänge zwischen Beschäftigungen, die wir heute in „Hobby“ und „Kunst“ unterscheiden würden, werden fließender. Da jeder sich dazu bekennen kann, was er so treibt, finden sich auch weltweit gleich Gesinnte zusammen. Letztlich erfüllen sie füreinander, aber eben auch für andere die „Funktion“, Freude zu bereiten. In verschiedenartigsten Umfelden begegnen sich Menschen und kommunizieren.

Dienstag, 21. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (80)

Nun muss man natürlich immer zwei Seiten sehen:
Auf der einen Seite die manipulierten „Bedürfnisse“, die „der Markt“ erst schafft, fördert, verstärkt – die in dem Moment zu schrumpfen beginnen, in dem es keinen Markt mehr gibt. (Man darf also auch keine DDR-Verhältnisse als Maßstab heranziehen, wo natürlich direkt und indirekt diese Mechanismen bestimmend blieben und „etwas Besseres“ war, wer die echten Lewis aus dem Westen hatte.)
Auf der anderen Seite werden natürlich auch im Kommunismus Bedürfnisse vorsätzlich geweckt. Das setzt bereits im frühen Kindesalter an. Da es in der Absicht der Gesellschaft liegt, ihre Mitglieder zu allseitig entfalteten Persönlichkeiten zu entwickeln, wird auch der Umfang frühkindlicher Ausprägung musischer, mathematischer, sportlicher, wissenschaftlicher, handwerklicher und immer wieder künstlerischer Empfindsamkeit eine ganz andere praktische Wertschätzung entgegengebracht, als wir das bisher je erlebt haben (obwohl die DDR-Verhältnisse Keime in dieser Richtung enthielten). Also nicht jeder Mensch im Kommunismus wird ein entdecktes Supertalent – worin auch immer. Aber es werden anteilig viel mehr Kräfte aufgewandt, um Talente zu wecken und entfalten, vor allem jedoch in der Breite die Aufnahmebereitschaft für verschiedenartige „Sinnes-Reize“ wird erhöht werden. Die Genussfähigkeit muss gezielt erhöht werden.
Um sich vorstellen zu können, dass und vielleicht ansatzweise wie so etwas geht, ein ganz praktisches Beispiel: Wer Musikstücke hört, unterliegt „Mechanismen“. Das Gehör ist Gewohnheiten unterworfen. Wer auf eine Musikrichtung fixiert ist, wird „schön“ finden, was dem Gewohnten ähnelt. Dies wächst aus Entwicklungszeiten heraus, an die wir uns nicht mehr erinnern können. Ja, wir sind sogar bereit, unterbewusst ein Musikstück eher als „schön“ zu empfinden, wenn es uns als „Hit“ vorgestellt wird, wenn es damit verbunden ist, dass Freunde es stark finden usw. Mit einer verengten Weltsicht verengt sich auch die Aufnahmefähigkeit für Schönes. Es geht dabei sowohl um das aktive Produzieren von „Schönem“ als auch einfach das Genießen dessen, was andere gemacht haben – wobei das eine nicht streng vom Anderen getrennt werden sollte: Der,der schon selbst Gedichte geschrieben hat, hört und liest auch die Machwerke Anderer anders als der, dem das abgegangen ist.
Vielleicht kann man sich ein vages Bild machen, wenn man das System der Sportförderung in der DDR auf alle Bereiche der Persönlichkeitsentfaltung ausdehnt. Also eine Wechselwirkung von „Breitensport“ und „Leistungssport“. Dass dabei nicht jeder „Sport“ mögen wird, ist Element seiner besonderen Persönlichkeit. Um eine solche Entscheidung aber treffen zu können, muss er natürlich in Berührung mit dem „Sport“ gekommen sein.
Oder anders: Bach nicht zu „mögen“, weil man nur Bohlen kennt, ist genauso doof wie umgekehrt. Letztlich ist auch Punk zuerst Abgrenzung gegen etwas, was einem suspekt ist.
Die Abgrenzungen kommen im Kommunismus fast von allein … aber mit der erworbenen Fähigkeit, das der eigenen Persönlichkeit am ehesten Entsprechende aus eine breiten Vielfalt auszuwählen. Zumindest was Musik angeht wäre dies heute technisch bereits gut umsetzbar, stößt aber gerade hier auf marktbedingte Schranken.

Mein ganz individueller Kommunismus (79)

Schwieriger ist es mit den gesellschaftlich beeinflussten Bedürfnissen. Dort wirken Mechanismen, die wir uns heute schwer wegdenken können. Der wichtigste dabei ist der „Neid“. Ich würde es für den heute entscheidendsten Antrieb nach dem Elementaren ansehen, dass „man“ sich sagt, dass ein Anderer etwas hat, was „man“ auch haben möchte.
Dieser „Neid“ lässt sich in Marxscher Weise auseinandernehmen: Zuerst kommt das materielle Vorhandensein eines begehrbaren Gutes. Also das Begehren nach (kernlosen) Apfelsinen erwächst hauptsächlich aus dem Wissen, dass es welche gibt (und fällt an dem Moment auf, wo die Kerne gerade auffallen). Zum Wesen klassenorientierter Marktwirtschaften gehört aber das bewusste Wecken solchen Begehrens. Der, der über ein beliebiges Gut verfügt, will unabhängig von allem Anderen (und sei es die Zerstörung der Gesundheit der Käufer), dass genau sein Gut Anerkennung als Ware findet, also dass er es verkaufen kann. Deshalb drängt er es potentiellen Kunden auf verschiedene Weise auf – einschließlich der Suggestion, mit seinem Gut erwerbe man ein „Lebensgefühl“ o.ä. Als Positives Hingestelltes. Durch die gesellschaftlichen Verhältnisse unterliegt jeder Mensch (in jeder Gesellschaft) einem andauernden Anpassungsdruck. (Besonders drastisch ist dieser Druck übrigens bei Jugendlichen, die nicht nur am manipulationsanfälligsten sind, sondern durch besonders enge Zugehörigkeit zu Norm bildenden Gruppen direkter Erfolgskontrolle unterliegen. „Man“ weiß da eben, welches Handy wer NICHT hat …)
Nun wächst Neid zuerst einmal aus dem Wissen um tatsächliche Ungleichheit. Die erste Folge der Ausbeutungsverhältnisse im Feudalismus war eben keine Revolutionsbewegung, sondern der allgemeine Wunsch, auch zu DENEN zu gehören. Wunderschön wird dies durch die überkommenden Märchen abgebildet: Das Ideal heißt Prinzessin, Prinz, (guter) König. Aber erscheint es nicht einleuchtend, dass die Zahl derer, die es für erstrebenswert halten, eine Prinzessin zu sein, nachlässt, sofern es a) keine Prinzessinnen gibt, b) keine Hochglanzpostillen höfische Welten als erstrebenswert unter die Massen verstreuen, c) keine wesentlichen Gruppen ein unerfülltes Sehnen nach einem unerfüllten „besseren“ Leben real haben müssen und d) es alternative Ideale gibt?
Selbst der Charakter der Mode ist ja von Markt-Bedürfnissen“ bestimmt: Damit möglichst viel verkauft wird, muss man dem Kleidungsstück ansehen, aus welchem Jahr es stammt, damit möglichst viele schnell das jeweils Neueste kaufen, um nicht als „unmodern“ erwischt zu werden. Wenn eben in einem Jahr „der Minirock“ aufkommt (Beispiel kann beliebig ersetzt werden), dann wird auch das Mädchen mit Elefantenbeinen gedrängt, sie anzuziehen. Ich behaupte nicht, das dies im Kommunismus verschwinden wird. Es wird aber zurückgedrängt durch die (mehr oder weniger dezente) Betonung der speziellen Individualität der Einzelnen. Die Zahl derer, die selbst kreieren, wovon sie meinen, dass etwas zu ihnen passt, wird drastisch zunehmen. Die eigenen Ideen, solch eigene Kreationen auch umzusetzen, ebenfalls. Sie sich planbar zu beschaffen ermöglicht das Medium Internet genauso wie die Schaffung einer eigenen „Modegemeinde“ - die dann eine eigene Produktions- und Vertriebskette organisiert. (Das kostet ja nichts außer Ideen ...)

Montag, 20. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (78)

Womit ich bei der Frage wäre, wie „realistisch“ ist eine Formel „Jedem nach seinen Bedürfnissen“?
Dass ich sie aufwerfen muss – und linke Kritik zwingt mich dazu – liegt eben an unserem Denken, das auch bei Linken von unseren konkreten Verhältnissen, also unserem Verständnis ausgeht.
Dass das kommunistische Prinzip einmal möglich sein wird, setzt Bedingungen voraus, die zuvor zu schaffen sind solche, die uns teilweise noch seltsam vorkommen, aber auch solchen, die heute einige Menschen durchaus bereits angedacht haben.
Wieder müssen wir beim Grundproblem beginnen, was „Bedürfnisse“ sind und wie sie entstehen. Dabei müssen wir grundsätzlich zwischen zwei „Bedürfnis-Ebenen“ unterscheiden: Elementare Bedürfnisse und solche „gesellschaftlicher Natur“.
Elementare Bedürfnisse sind bedingungslos von Natur aus da als Lebensbedingungen. Wenn der Körper Energie braucht, dann „produziert“ er Hunger, wenn Flüssigkeit erforderlich ist, Durst; „irgendwas“ muss gegen das Frieren gemacht werden, Spermienproduktion und Zyklen animieren zu schönen Gefühlen, die die Fortpflanzung der Menschheit zur Folge haben … ohne dass ein einziger Sexualpartner auf der ganzen Welt dabei an die „Fortpflanzung der Menschheit“ denken muss.
Alle anderen Bedürfnisse sind „gesellschaftliche“ - und zwar auch schon die, die sich auf die Qualität der Befriedigung elementarer Bedürfnisse beziehen. Dem Hunger als solchem ist es egal, ob er durch Fleisch eines toten Rehs, Kartoffeln, Reis … oder Kaviar befriedigt wird. Es gibt dabei natürlich Übergänge, also dass es für eine „Rundumentwicklung“ das Beste wäre, sich abwechslungsreich zu ernähren und auf bestimmte Inhaltsstoffe regelmäßig zu achten. Aber ich hoffe, wir einigen uns darauf: Das Niveau der Befriedigung solcher elementaren Bedürfnisse muss für den Kommunismus weltweit auf relativ hohem Niveau gesichert sein. Es darf im weitesten Sinne niemand „hungern und frieren“ müssen – und zwar bedingungslos jeder Mensch. Und es gibt seriöse Untersuchungen, die dies bereits heute technisch für machbar halten. Wenn eine gebildeter Europäer von „Bedürfnissen spricht, denkt er aber meist nicht an die elementaren. Er geht bereits davon aus, das die befriedigt sind – weil er es (im Gegensatz zu Bewohnern der „dritten Welt“ - nicht anders kennt.

Sonntag, 19. Juni 2011

Bitte hier klicken und mit "Nein!" stimmen!

Neuer Wallfahrtsort für neue Faschisten! Da war Preußen-Deutschland noch groß - als Hindenburg dem "Führer" die Hand drückte, damit der neue Reichskanzler die Welt zum deutschen Wesen bekehre, wählte er einen geschichtsträchtigen Ort: Die Garnisonskirche in Potsdam. In der DDR unerwünscht, trommelt heute ein nationalistischer Verein erfolgreich für den Wiederaufbau dieser Stätte preußisch-deutschen Größenwahns. Mit wildem Klicken auf eine Zeitungsumfrage simulieren sie die große Zustimmung zu dem Vorhaben in der Bevölkerung. Schaffen es vernünftige Menschen, vor allem Linke ein Stimmgewicht dagegen auf die Waagschale zu legen?
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12087735/2999770/Befuerworten-Sie-den-Wiederaufbau-der-Garnisonkirche-Abstimmung-Garnisonkirche.html

Samstag, 18. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (77)

Eigentlich geht es also immer wieder nur um prinzipiell andere Denkansätze. Nach dem Motto „Wie bekämpft man nachhaltig Terrorismus? Indem den Terroristen der Anlass für Hass genommen wird. Das gelänge, wenn allen Menschen weltweit ihre Würde zugestanden würde.“ Wohlgemerkt der individuelle Terror. Staatlich organisierter Terror kann nur über die Beseitigung terroristischer Staatsstrukturen beseitigt werden – von innen …
Aber wo kann das losgehen? Welcher Bereich ist der erste?
Eigentlich eine einfache Frage, die nur aus deutscher Sicht schwierig scheint: Vor allem Anderen stehen die Elementarbedürfnisse Trinken, Essen, Fortpflanzen, „Wohnen“.
Man sollte immer im Hinterkopf behalten: Der Übergang zum Kommunismus, nein, die Übergänge zum Kommunismus beseitigen als erstes eine unterschiedlich große Masse an Arbeitszeitverschwendung. Das ist das größte Problem für die hoch entwickelten Staaten. Nein, wieder falsch: Auch hier verteilt sich das Problem ungleich: Deutschland als „Exportweltmeister“ versteht die „Restwelt“ praktisch besonders als Absatzzone der eigenen Produkte.
Nehmen wir dies als Vorteil: Um einen inneren Produktkreislauf auf vorhandenem Niveau aufrecht zu erhalten, besteht hier das größte Potential an sofort verkürzbarer Arbeitszeit. In der Ausdrucksweise der Marxisten hieße das, bei uns hier wird heute am stärksten ausgebeutet, da der deutsche Durchschnittsarbeiter die kürzeste Arbeitszeit tatsächlich arbeiten müsste, um seinen relativ (im Vergleich zu den Arbeitern in unterentwickelten Staaten) hohen Lebensstandard zu erhalten. Im Sinne internationaler „Solidarität“ sollte die Arbeitszeitverkürzung nicht übertrieben werden, damit besonders effektive Lösungen schnell in die Welt exportiert werden könnten.
Ich sprach von Übergängen. Wir müssen ja berücksichtigen, dass in der Zeit, in der die Welt noch nicht überwiegend bis vollständig sozialistisch ist, die technisch fortgeschrittensten Staaten „den Ton angeben“. Dies könnte zum Beispiel eine „Allianz“ Deutschlands, Chinas mit … sein. Dabei sollten „wir“ uns allerdings bereits daran gewöhnen, dass „Niedriglohnländer“ keine „Konkurrenz“ darstellen und kommunistisch gedacht die Auslagerung von Produktion in alle Welt keine Bedrohung ist. Es ist nur schwierig zu begreifen, weil so viele Faktoren sich gegenseitig beeinflussen. Mittelfristig wäre es sinnvoll, in wesentlichem Umfang entweder Fachkräfte ins Ausland zu schicken oder (für „uns“ effektiver) Massen – und das meine ich wirklich so – an zukünftigen Fachkräften für ihre künftigen Tätigkeiten hier auszubilden. Auch wenn sich unsere Systeme nicht unbedingt 1 : 1 z. B. auf tropische Bedingungen übertragen lassen.
Allerdings brauchen wir im weitesten Sinne „Verkehrsverhältnisse“ (als durch Dienstleistungen und Information erweiterte Produktionsverhältnisse), die ein Denken im Sinne „Aller“ fördern. Es muss erreicht werden, dass es durch die anzugehenden Aufgaben nirgendwo Menschen schlechter, sondern schrittweise allen besser geht. Wir machen uns aber überhaupt keine Gedanken darüber, wie „Massenversorgung“ mit „Würde“ verbunden werden kann. In einer Startrunde ist es beispielsweise sinnvoll, „Massen-Futter-Werke“ vor Ort zur Hungerbeseitigung zu errichten, die die einheimischen Landwirtschaften ergänzen. Woher kommt wo wie viel Wasser. In welcher Qualität?
Damit die Menschen gesundes Wasser trinken können, ohne in neue Abhängigkeiten zu geraten.
Im Moment werden Projekte zur teilweisen Fruchtbarmachung von Sahararandzonen, wie sie durch das Ghaddafi-Libyen angedacht wurden, sogar als Bedrohung aufgefasst.
Es sind konkrete Menschen zu einem Zeitpunkt dort, wo sie sind … und vorübergehend eigentlich nicht hin passen.Teilweise können sie kooperativ versorgt werden. Zum Beispiel, indem „neue Städte“ gebaut werden. Für sich genommen wirkt das wie Krieg: Ein bestimmtes Arbeitskräftepotential wird blockiert für die Errichtung von Wohnhäusern. Die dann dort einziehen müssen dann etwas Sinnvolles zu tun bekommen. Nur ein Teil von ihnen würde in Massenfutterwerken benötigt. Ohne die herrschte aber Hunger. Die Dimensionen müssen geplant werden.
Doch: Es müsste der Arbeitsaufwand für „Südfrüchte“ und Vergleichbares in den Industrieländern preislich höher bewertet werden. Ich denke da an den Kommunismus als Endergebnis, in dem jede Tätigkeit gleich bewertet wird. 

Freitag, 17. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (76)

Die Gesamtentwicklung enthält glücklicherweise Elemente, die uns erlauben positiv zu spekulieren. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik einen Großteil beispielsweise des Dienstreiseaufkommens beseitigt, dass Konferenzschaltungen an Videophonen das Zusammentreffen der Personen in einem Raum fast vollständig simulieren. Eine sinnvollere Standort-Logistik veränderte auch den Umfang der Warentransporte.
Einschneidender sollte sich unter kommunistischen Vorzeichen aber die Aufhebung der Unterscheidung zwischen individuellem und öffentlichen Verkehr auswirken.
Im Moment wird der Individualverkehr gepusht, weil die Firmen der Autoindustrie Umsatz machen wollen – und sei es dadurch, dass möglichst schnell die eine Baureihe durch die nächste ersetzt wird.
Nun stelle man sich ein relativ perfektioniertes Verkehrsleitsystem vor, in dem die „Autos“ von Automaten gefahren werden. Das Ergebnis wären halböffentliche Taxen. Sie ständen ihren „Besitzern“ zur Verfügung, aber nicht nur und ggf. im Wechsel mit anderen. Warum soll man dann nicht vor Verlassen der Wohnung den Wunsch, nach xy zu kommen, „eingeben“ und draußen taucht der Chauffeur auf? Das braucht doch Freaks nicht daran zu hindern, ihren Lieblingswagen zu hüten und nur den zu nutzen. Aber für die Masse der Bürger ist doch auch heute das Auto ein zweckdienlicher Nutzgegenstand. Denen wäre lieber, sie könnten ein „Taxi“ nehmen und hätten z.B. nie Probleme mit Werkstätten oder technischer Überprüfung.
Wenn (bzw. wo) im optimierten System der Einsatz von S- oder U-Bahnen günstiger bleibt, wäre in diesen Fällen eine Kombination möglich bzw. Standardregelungen, die Beförderungsbedürftigen eine öffentlichere Beförderung vorschlägt. (Warum müssen in Ballungsräumen überhaupt Kleintransporte fahren?) Es muss nur immer darauf geachtet werden, dass jede Verabsolutierung ohne Ausnahmen in Einzelfällen „ungerecht“ ist und demzufolge nicht „kommunistisch“ wäre.
Sich einen eigenen PKW anschaffen zu müssen, um einmal in Urlaub zu fahren, ist eigentlich absurd. Wer sollte etwas dagegen haben, eine große Reise nur anzumelden und der „Chauffeur“ steht zum Punkt vor der Tür?
Das sind alles Systemlösungen, bei denen der Aufwand, sie funktionierend zu betreiben, bereits heute vertretbar wäre – der Aufwand, sie aufzubauen, jedoch nicht. (Und natürlich ist das Ziel des Ganzen, die Menge der Verkehrsmaschinen insgesamt zu reduzieren, „wirtschaftsfeindlich“.)
Nun stelle ich aber immer wieder neu die naive Frage: Wie viele hoch komplizierte Raketensysteme werden heute gebaut zum Pokern, ob man sie einsetzt oder so lange wartet, bis sie technisch veraltet durch neuere ersetzt werden, die wieder unwiederbringliches menschliches Potential verschlingen?
Und der „Fortschritt“ verschärft doch weltweit die Probleme nur weiter. Wann sehen die Autofahrer ein, dass ihr Leben ohne Parkprobleme einfacher wäre? Falsche Frage! Richtige Frage: Wann wäre das Leben von „Autofahrern“ einfacher?
All das hier Angedeutete bedarf keiner totalen technischen Revolution. Es muss nicht erst das „Beamen“ oder so erfunden werden. Prinzipiell wären selbst für die Automaten als Fahrer die technischen Lösungen bekannt, brauchten nur den langen Prozess des Ausreifens. Aber der muss eben anfangen.
Heute wäre er besonders in Deutschland nicht erwünscht. Er bedeutete nämlich eine stark reduzierte Zahl an zu produzierenden Autos insgesamt.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (75)

Ich möchte hier nicht SF-Fantasien ausufern lassen. Niemand kann beispielsweise voraussagen, wie das Verkehrssystem der kommunistischen Zukunft aussehen wird. Sicher werden über die künftigen „Straßen“ keine heutigen „Autos“ fahren. Es gibt aber keinen Grund, unseren Nachfahren nicht etwas zuzubilligen, was die dann auch „Auto“ nennen könnten, also etwas, was individuell ist und selbst fährt. Hier läge dann wahrscheinlich der erste Unterschied: Diese „Autos“ wäre wahrscheinlich wirklich welche. Sie führen also automatisch selbst.
Dem kommunistischen Prinzip widerspräche es, keine Möglichkeit zu haben, persönlich das „Steuer in die Hand zu nehmen“ oder „Gas zu geben“ usw., aber der Normalfall wäre die Eingabe (Ansage) des Ziels und der „Rest“ würde von einem „Fahrroboter“ erledigt, der mit Systemen zur Fahrstrecken-Optimierung genauso ausgestattet sein müsste wie mit Unfall-Vermeidungssystemen. Dies entspräche dem Kernziel der Gesellschaft, das Wohlbefinden aller seiner Mitglieder zu erhalten. Über eventuell notwendige Schutzmaßnahmen gegen groben (jugendlichen?) Unfug lasse ich mich hier nicht aus. Auch nicht, ob die „Straßen“ eventuell irgendwann in der Luft liegen könnten. Beispielsweise.
Die Planung solcher Systeme und ihre Einführung ist eigentlich „marktwirtschaftlich“ nicht zu bewältigen – auch heute nicht. Auf jeden Fall führt sie zu langfristigen Schäden für die Menschheit. Die Entscheidung, wo welche „Anbindung“ geschaffen wird, ist bereits mit solchen Startinvestitionen verbunden, dass die durch die Gesellschaft getragen werden müssen (heute über Steuern) und verschiedenste Gruppen verführen, auf solche Entscheidungen gruppenspezifisch Einfluss zu nehmen. Das hängt natürlich damit zusammen, dass Modellrechnungen, die die gesamtgesellschaftlich günstigste Variante ermitteln sollen, schwer überschaubar sind. Man kann als Beispiel eben nicht nur vergleichen, dass ein fahrendes Elektoauto weniger Abgase ausstößt als ein fahrender Diesel. Man müsste die Vorstufen, also die Aufwendungen und Schädigungen, bevor Strom aus der „Zapfsäule“ kommt, einbeziehen.
Bleiben wir beim „Auto“-Verkehr.
Heute wird streng zwischen „Individual-Verkehr“ und öffentlichem unterschieden. Bei dieser Unterscheidung wäre gemeinschaftlich der öffentliche Verkehr vorzuziehen. Es wäre günstiger für „die Umwelt“ im engsten und weiteren Sinn, wenn in Berlin die S- und U-Bahnen in kürzeren Takten und unentgeltlich führen. Man könnte sich entschieden angenehmer durch die Innenstadt bewegen – übrigens auch die, die im Moment in ihren Wagen steigen. Aber wohl bemerkt: Das wären Maßnahmen des Sozialismus, die relativ schnell erste Entlastungen bringen würden.
Kommunistisch wäre dies noch nicht. Schon allein der Versuch, Lösungsansätze, die für Berlin, München, Hamburg usw. zuträfen, auf die „restlichen“ Städte zu übertragen, raubte ihnen ihre Vorzüge. Eine Pauschalantwort ist immer mangelhaft. Und es wäre eben auch nicht kommunistisch, die Besitzer geliebter fahrbarer Untersätze „zu ihrem Glück in der Gemeinschaft zu zwingen“.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (74)

Noch einmal unterstrichen: Echte Planungssysteme bedürfen des Potentials vernetzter Weltrechentechnik und -kommunikation. Sie sind seit wenigen Jahren technisch real vorstellbar, werden aber durch die gesellschaftlichen Verhältnisse real blockiert … eingeschlossen in eine solche „Blockade“ ist auch das Nachdenken darüber – dass sich Linke dem unterwerfen sollte uns zu denken geben ...
Wenn man die marxistische Theorie konsequent zu Ende denkt und dabei ihre aus der Entstehungszeit bedingte Fixierung auf dem Begriff der „Arbeiterklasse“ entweder ganz ausklammert oder aber sehr weit fasst (vom sachlichen Inhalt bzw. im Weltmaßstab), dann kann man zu einer grauenvollen Schlussfolgerung kommen:
Es müsste erst ein Gesamtsystem zusammenbrechen. Dann könnten die Herrschenden der Welt nicht mehr weiter machen wie bisher und die Beherrschten auf der Welt übernähmen die Ressourcen, die sich bereits entwickelt haben (soweit sie bis dahin nicht wieder zerstört oder unbrauchbar wurden).
Im Moment aber entstehen gerade Teilsysteme, die dem auf makabre Weise entgegen stehen: Die Überschwemmungen kommen „woanders“ und gegen die potentiellen Millionen (Milliarden) Menschen auf der Flucht werden Abschottungssysteme entwickelt. Sie müssten also eine der Völkerwanderung ins Römische Reich vergleichbare Dimension bekommen … Durch Menschen gemachte Tsunamis an Stelle der Hunnen lassen die Entwurzelten einen Krieg der Leiber führen.
Das hieße aber, dass über Jahrhunderte der Welt-Lebensstandard schrumpfte.
Wir müssen uns das vor Augen führen: Heute können wir alles vorhersehen und die Bedingungen für ein anderes Entwicklungsszenario schaffen. Es muss nicht so kommen. Doch nur, weil die Voraussicht von Denkern des gesellschaftlichen Fortschritts etwas zu optimistisch die große Revolution beschworen, übergeben wir unseren Erben ein Chaos.
Lieber akzeptieren wir, dass in die Länder, die zu unseren Partnern entwickelt werden könnten, Krieg zur Zerstörung von Potenzen gebracht wird. Und die Potenzen des Internet lassen wir zu Weltspionagenetzen verkommen.
Man bedenke, dass ein Planungssystem „nur“ ständig weiter entwickelt werden müsste, also, einmal aufgebaut, bereits seine Wirkung erzielte, während wir von Not getrieben jeweils nur an die schlimmsten Ecken des chaotischen Systems greifen … und gleich darauf vor dem nächsten Problem des Systems stehen.

Dienstag, 14. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (73)

Das bedeutet gegenseitige Abhängigkeit ... und Planung wird absurd, sobald man von jemandem bzw. etwas abhängig ist, was man nicht planen, nicht beeinflussen kann. Genauer: sie kann sogar gezielt gestört werden (und wurde auch gezielt gestört).
Ein echte Planungssystem ist eine Vernetzung von geschlossenen Mikrosystemen. Sie schließt nicht nur selektive Kennziffererfüllung ein – die natürlich immer etwas willkürlich ist – sondern strebt die Optimierung des Ganzen an.
Ein eigentlich allgemein anerkannter Bereich, in dem man sich heutzutage echte Planung wünschen müsste, ist die globale Klimaentwicklung. An ihr sieht man auch die Komplexität des Problems: Man ist inzwischen in der Lage, immer genauere Modellsysteme zu entwickeln, die Voraussagen ermöglichen über die Veränderungen, denen wir entgegen gehen.
Nur derselbe Bereich zeigt auch die Grenzen der Produktionsverhältnisse auf: Zig Vertreter von zig Teilsystemen (Staaten, Unternehmen, Wissenschaftlern usw.) hören einander unterschiedlich interessiert zu, sind im Prinzip einverstanden, „dass etwas getan werden muss“, aber sabotieren alles, was die eigene Konkurrenzkraft beeinträchtigen könnte.
Planung schließt also ein, dass für alle Beteiligten der gemeinsame Nutzen nicht zum Schaden des Einzelnen wird. In eine Marktwirtschaft – und mag die auch Sozialismus heißen – ist dies aber nicht zu verhindern. Dort könnte „Optimierung“ nur mit einem „Schadensausgleich“ verbunden sein. Worauf sollte der bei so komplexen Problemen wie beispielsweise dem Klimawandel aber beruhen, wenn beim „normalen“ Ablauf die größten Schäden gerade die Regionen der Welt ausbaden müssen, die am wenigsten zur Zerstörung der bisherigen Umweltbedingungen beitragen, und zugleich die armen Regionen sind, denen es deshalb am schwersten fällt, irgendwie zu reagieren?
Okay. Ein uneingeschränkt geschlossenes System zum Planen wird es nie geben. Aber es wäre heute bereits möglich, ein arbeitsfähiges Weltsystem in Betrieb zu nehmen. Das erfasst die wesentlichsten Teileffekte. Mit jedem neuen Durchlauf kann es verbessert werden. Vor allem könnte mit jedem neuen „Durchlauf“ die rein ökonomische Bewertung immer mehr hinter einer ökologischen im engen und weiten Sinn zurücktreten. Anders ausgedrückt: Im Moment stellte sich die Hauptfrage, wie das Lebensniveau der Menschen in den zurück gebliebenen Weltregionen an das der hoch entwickelten herangeführt werden kann, ohne die Lebensbedingungen auf der Erde als Ganzes zu verschlechtern. Dies tritt dann immer mehr zurück hinter die Frage, wie die Lebenswelt Erde insgesamt lebenswerter für alle gemacht werden kann.
Das schließt dann unter Umständen die Einschränkung von Warenströmen ein, also die Frage, was für die Welt zentralisiert geschaffen werden sollte und was wo einen regional geschlossenen Kreislauf bilden sollte. Diese Frage kann aber erst unvoreingenommen beantwortet werden, wenn nicht mehr gefragt wird, was das den Einzelnen bringt.
Ich kann mir Massen von Begeisterten vorstellen, die rein aus begeisterter Hobbytreiberei vor Computermonitoren säßen, um Beispielsysteme auszuprobieren. Optimierung bedeutet ja immer, den Gewinn an eine Kennziffer mit dem Schaden bei anderen zu vergleichen.

Mein ganz individueller Kommunismus (72)

Weil dies immer wieder neu auftaucht, ein paar Worte zur Planwirtschaft.
Es ist ein grausiges Problem. Wer „Marktwirtschaft“ und „Planwirtschaft“ als Pole entgegenstellt, ist am Sonnentau festgeklebt. Wir müssen erst einmal klarstellen:
Ich nehme mir heute schon heraus, das was mit Blick auf den „Ostblock“ heute „Planwirtschaft“ genannt wird, „Kommando-Wirtschaft“ zu nennen, selbst, wenn dies abwertender klingt, als es eigentlich gemeint ist. Im Moment, also auch zu Zeiten des „Realsozialismus“ des 20. Jahrhunderts, war eine echte Planwirtschaft weltweit nicht möglich. Die grundsätzlichen Beziehungen regelte und regelt „der Markt“ mit seinen ökonomischen Gesetzen. Objektiv, also unabhängig vom einzelnen Wollen.
In diesen Grundsatz gibt es diverse Eingriffe mit unterschiedlicher Wirksamkeit.
Jeder Konzern versucht sich nicht nur in strategischer und operativer Planung, er versucht diese Pläne selbstverständlich auch nach innen direkt und nach außen indirekt durchzusetzen. Nach innen administrativ und mit Druck und nach außen versuchen Institutionen von der Art eines IWF wirtschaftliche Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass bestimmtes Handeln mehr, anderes weniger lukrativ erscheint, wodurch eine gewünschte Wirtschaftsentwicklung gefördert und teilweise erreicht wird. Jeder sieht, dass es aber weiter weiter Krisen gibt. Jeder hat aber auch gesehen, dass trotz gigantischen Zusammenbruchspotentials der Zusammenbruch verhindert werden, die klassischen Konjunkturkurven abgeflacht werden konnten. Solcherart Planung entspricht dem heutigen Niveau der Produktionsverhältnisse und es war eine Anpassung an Realitäten, dass frühsozialistische Ökonomen so etwas für ihr System einforderten – also Marktmechanismen bewusster einzusetzen.
Das aber, was im letzten Jahrhundert „Planwirtschaft“ genannt wurde, war positive Science Fiction. Das Dumme ist nur, dass es heute als Maßstab für die Bewertung einer wunderbaren Sache herangezogen wird.
Echte Planwirtschaft geht von kybernetischen Systemen aus. Technisch waren bis etwa 1990 nur geschlossene System überhaupt berechenbar. Das heißt, es waren gewaltsam Bedingungen durchzusetzen, um eine festgesetzte Einzelgröße zu gewährleisten. Die frühe sowjetische Raumfahrt bewies, dass dabei sogar in Einzelbereichen Erfolge erzielt werden konnten, die sich ihrem Wesen nach besonders stark einer Planung entzogen: Also innovationsintensiver Wirtschaft. Die russische Militärtechnik heute hat noch immer deshalb Niveau, weil die sowjetischen Forschungspotentiale so relativ hoch entwickelt waren. Aber es ist natürlich keine Planung, zu befehlen, wir müssen x Kräfte auf y konzentrieren … und die anderen müssen sich auch anstrengen. Oder es werden Zahlensysteme konstruiert nach dem Prinzip „was wäre, wenn ...“
Ich sage nicht, dass das nicht sinnvoll gewesen wäre. Ich sage nur, dass es keine Planwirtschaft war und sein konnte. Dazu kommt, dass ein planbares geschlossenes System einfach nicht existierte. Das hätte Autarkie bedeutet. Also alle Rohstoffe und Produkte hätten innerhalb des eigenen Einflussbereichs gewonnen, verarbeitet und verbraucht werden müssen – ohne jeden Einfluss des „Weltmarkts“. Das war besonders absurd für die DDR, die 1945 in eine Gesamtwirtschaft mit industriellen Zentren im Westen fest eingebunden war. Gab es im Ostraum auch Chemie-Verarbeitung, so doch wenig Maschinenbau bzw. Stahlwerke. Eine moderne Wirtschaft ist globalisiert. Wirtschaftselemente ergänzen sich. Jeder macht das, wozu er die besten Voraussetzungen hat.

Montag, 13. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (71)

Wie kann dann eine solche Wirtschaft „überleben“?
Erst einmal müsste ich eine „idealistische“ Antwort geben: Die Menschen müssen aufgeklärt werden. Es muss ihnen verständlich gemacht werden, dass andere Werte im Vordergrund stehen – im festen Wissen, wer das eine will, kann vom anderen nicht gleich viel haben, bevor nicht aus eigener Kraft die Grundlagen dafür geschaffen sind. Also genau das Gegenteil von der Honecker-Strategie, heute schon zu verbrauchen, was „wir“ morgen nicht mehr schaffen können.
Ein sehr schwerer Weg, Ob er in Kuba – unter extremsten Bedingungen – funktioniert, wird die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall wurde dort nicht versäumt, die Bürger darauf hinzuweisen, dass eine Revolution im Gange ist … für Jahrzehnte.
Um sich die längerfristige Antwort vorstellen zu können, muss man neue Möglichkeiten weiter denken.
Da es zu DDR-Zeiten keinen neuen PKW „frei“ zu kaufen gab, war es nicht nur sinnvoll, sondern nahe liegend, dass „man“ einen bestellte. Aus mehreren Gründen war es nicht möglich und sinnvoll, dem Umfang der Bestellungen entsprechend die Produktion zu steigern. Also „produzierte“ man verlängerte Wartelisten.
Nun ist eine Warteliste eigentlich nichts Schlechtes. Sie bekäme aber eine ganz neue Rolle, sofern sie den Zugriff auf einen Welt-Reserven-Pool steuerte bzw. überhaupt erst einmal Grundlage für eine „bedarfsgerechte“ Produktion wird. Technisch ist das heute bereits vorstellbar. Man stelle sich im Internet ein gigantisches virtuelles „Kauf“-Haus vor. „Man“ kann sich prinzipiell seine Lebensumstände so einrichten, dass sie den eigenen Wunschvorstellungen nahe kommen. Letztlich ist alles nur noch ein Problem der Distribution. Wie kommen Wunschprodukte und Nutzer real zusammen. Nun gibt es natürlich Typen, die nichts wegschmeißen können. Wir wollen ja aber die Gesellschaft nicht an „Kranken“ scheitern lassen. Ich hatte es schon angedeutet: Manche Problemlage „kippt“ an bestimmten Punkten. Individuelle Beförderungsgeräte braucht man nur in bestimmtem Umfang … er wird aber auch zum Störenden, wenn man übertreibt. Der Viertwagen vorm Haus bringt Ärger mit der Gesellschaft in Form des Nachbarn. Ist die Kühltruhe voll, wird es einfach lästig, Lebensmittel verderben zu lassen. Man muss die Fehlkalkulation entsorgen. Je unkomplizierter es aber ist, Ersatz aus den gesellschaftlichen Depots zu entnehmen, umso häufiger wird man diese in Anspruch nehmen.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Es wird nicht DIE Methode geben. Aber warum kann es nicht einen Versandsystem geben und Orte, an denen man optimale Kontakte zwischen Produktion und Verbrauch reguliert? Prinzipiell hieße das, dass es keinen der heute bekannten Vertriebswege gar nicht mehr geben wird. Es wird innerhalb der vielen nur die Bedeutung des Internets steigen. Tauschbörsen. Aber daneben auch „Kauf“-Häuser, in denen man Kleidungsstücke am Körper testen kann. Eben die Erfassung über ein technisches System (über eines!) schränkt die heute normale Verschwendung von Ressourcen ein - bei Planbarkeit und bei unbeschränktem Zugang aller Weltbürger zum System – auch für di, die heute „Kulis“ sind.

Samstag, 11. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (70)

Zwischendurch vielleicht noch als Denkanstoß ein prinzipieller Vergleich von Mechanismen, die den Kapitalismus dem Sozialismus gegenüber überlegen macht … und umgekehrt. Hierbei muss ich einen Marx-Gedanken weiter führen, als der dies für erforderlich hielt (womit er bei vollzogener Weltrevolution Recht gehabt hätte):
Ein Grundbegriff Marxschen ökonomischen Denkens ist der des „Doppelcharakters“. Also alle Ware hat zugleich einen abstrakten Wert und einen konkreten Gebrauchswert, ist Ergebnis konkreter Arbeit, die zugleich über gewertete Arbeitszeit abstrakte Arbeit ist usw. Ihm war selbstverständlich, dass jede „Ware“ einen „Gebrauchswert“ haben MUSS, sonst würde sie ja nicht gekauft und somit erst (gesellschaftlich anerkannte) Ware.
Prinzipiell ist dies richtig und bis auf die Ebene des Wertgesetzes hinauf kann es so gesehen werden. Aber der Teufel liegt im Detail. Jeder Gebrauchswert ist nämlich konkret und schert sich als solcher einen Dreck um den abstrakten Wert der Ware.
Im Kapitalismus - und mit dem hat sich Marx ja beschäftigt – ist das gesellschaftlich gleichgültig. Man kann zahlen oder nicht. Nur das zählt. Elemente der Warenwirtschaft, wo dies kompliziert werden kann, werden „ausgelagert“. An sich ist es dabei gleichgültig, ob diese „Auslagerung“ privatwirtschaftlich geregelt wird – also zur „Selbstausbeutung“ eines „selbständigen“ Kleinen führt – oder vergesellschaftet wird, also durch den Staat finanziert wird. Wichtig beim ökonomischen Auftreten des Staates sind nur seine zwei Finanzierungsschienen: einmal die Beteiligung an allen Einkommen über Steuern, dann aber auch über Kreditaufnahme beim Kapital. Die Kreditaufnahme aber bewirkt letztlich, dass künftige Steuereinnahmen jeweils heutig zum Profit des Finanzkapitals werden.
Die Besonderheit, dass der konkrete Gebrauchswert nur insoweit Anerkennung findet, dass er ein abstraktes „allgemeines Äquivalent“ im Wert findet, ist dem Sozialismus aber fremd. Man möchte also auch den (z. B. mit Gesundheit) versorgen, der dies in keiner Weise bezahlen kann. Es werden also Bedürfnisse an Gebrauchswerten befriedigt, ohne dass dies ein Markt erlaubte, sprich: diese potentiellen Werte werden dem prinzipiell vorhandenen Markt entzogen. Er „hungert“. Andererseits können Waren, die kein individuelles Bedürfnis befriedigen, aber ein klassenherrschaftliches gesellschaftliches, also z. B. die Rüstungsindustrie nicht ausgelagert werden. Der sozialistische Staat als Gemeinschaftseigentum bezahlt die Rüstung mit dem (dann fehlenden) Wert der Waren, die ansonsten individuelle Bedürfnisse befriedigten. Der kapitalistische Staat bezahlt den privaten Produzenten mit dem vorweggenommenen Gewinn seiner durch die Waffen erzielten potentiellen Macht einschließlich künftiger Steuern.
Das bedeutet, dass eine sozialistische Wirtschaft im unmittelbaren Vergleich mit kapitalistischen eine überlegene Arbeitsproduktivität haben müsste, um mit jenen überhaupt gleich zu ziehen – obwohl sie ihre Eigentümer-Produzenten nicht zur Erhöhung der Arbeitsintensität zwingen möchte.

Freitag, 10. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (69)

Soweit also die konkrete nachkapitalistische Gesellschaft noch keine echte Planwirtschaft ist – darauf, dass die untergegangenen „Realsozialismen“ alle keine waren, muss ich noch eingehen – bleibt sie prinzipiell von Krisen bedroht, nur mit insgesamt besseren Abwehrmechanismen.
Unter dem Maßstab der Arbeitsproduktivität war die in Geld ausgedrückte Arbeit der Werktätigen zu hoch angesetzt – musste dies aus politischen Gründen der erfolgreich ausbeutenden Nachbarn wegen. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann diese Krisen eine „Anpassung“ an die „gesellschaftliche Anerkennung“ vornehmen würden.
Man kann hier noch tonnenweise Marx herankarren. Wir wollen aber zu einem funktionierenden kommunistischen System kommen. Dafür benötige wir praktische Voraussetzungen, die wichtiger sind.
Eine habe ich bereits aus anderen Zusammenhängen hergeleitet: Die Entwicklung zum Kommunismus kann erst beginnen, wenn keine Systemkonkurrenz besteht. Das liegt nicht daran, dass kapitalistisch besser versorgt werden kann, sondern daran, dass die Fähigkeit zur punktuellen Versorgung im Kapitalismus selbst eine Profit einschließende Ware ist. Eine „Werbewirtschaft“ ist dem Sozialismus fremd. Es kann einer nachhaltigen Wirtschaft eigentlich doch nicht darum gehen, etwas derart ins Auge Fallendes zu produzieren, das gekauft wird, weil es „glitzert“ und ggf. bald schon erneuert wird, sondern weil es einen Gebrauchswert besitzt. (Okay, das Staunen vor schön gestalteten Schaufenstern kann zu einen „Gebrauchswert“ für sich werden.)
Nun basieren Kapitalismus und Sozialismus aber auf Mangel. Wir sollten dabei nie ausklammern, dass kapitalistischer Mangel nur durch das starke Rampenlicht weniger auffällt. Die extreme Armut eines Teils der Menschheit ist notwendige Voraussetzung für den relativen „Wohlstand“ derer im Rampenlicht.
Der Übergang zum Kommunismus (vom „Sozialismus“) hat noch einmal etwas extrem Revolutionäres. Heute kann ich ihn mir auf zwei Weisen vorstellen. Es ist noch gar nicht lange her, da wäre ich Marx gefolgt und hätte produzierten Überfluss als die alleinige Voraussetzung angesehen. Wenn eben die „Springquellen“ ausreichend sprudeln. Dieser „Weg“ hat allerdings zwei Haken: Zum einen ist er eine Vergeudung von Ressourcen. Er enthält aber auch einen extrem starken subjektiven Faktor. Die junge Sowjetmacht ist daran kläglich gescheitert. Selbstverständlich konnte sie bereits so viel Brot produzieren, dass alle Bürger genug zu essen gehabt hätten. Doch die Leute produzierten eine sich selbst verwirklichende Prophezeiung: Befangen im Denken der eben nicht toten alten Gesellschaft erwarteten sie das baldige Ende des Experiment, hamsterten … und erreichten so, dass der Bedarf nicht gedeckt werden konnte. (Gut, es gab wesentlich mehr Gründe.) Auch heute griffe die Psyche der Marktgesellschaft ins Geschehen ein. Würden die Autos in Deutschland – wo daran eigentlich ein Überangebot herrscht - kostenlos, stellte eben jeder sich Reservewagen hin, die letztlich einen Mangel stimulierten. Wobei wohl der echte Mangel dann in Parkplätzen bestünde. Es müsste also ein massives Überangebot erreicht werden, damit sich dann die Verhältnisse wieder normalisieren könnten – im Fall der Autos eben über das Finden der herumstehenden. Wenn aber Lebensmittel u.ä. Produkte gehortet würden, so reproduzierten sich immer neue Mangelsituationen, von Gütern, die beim Horten bis dahin noch nicht dabei gewesen waren. Allein über die Produktion ist das Problem also nicht zu lösen.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (68)

Aber spielen wir doch ein paar Bereiche des praktischen „gesellschaftlichen“ Lebens einfach gedanklich durch. Beginnen wir dabei bei einem Bereich, den die ersten Staatssozialisten teilweise sehr mangelhaft gelöst haben, beim Einzelhandel. Wer die DDR miterlebt hat, weiß, dass dort mitunter bereits Handel mit Wartezeiten zum Erwerb eines neuen PKW getrieben wurde, der Preis für gebrauchte teilweise weit über dem für Neuwagen lag (weil er eben den Zeitbonus enthielt) und dass außerhalb der Hauptstadt der Erwerb vieler relativ „normaler“ Lebensmittel ein Glücksfall war.
Wer derlei Verhältnisse mit einer heute produzierten „Brille“ betrachtet, kann aus der realen Praxis den Schluss ziehen, die „Marktwirtschaft“ sei einer „planwirtschaftlichen“ überlegen. Zumindest ist es in diesem Bereich nicht so leicht zu widerlegen wie beispielsweise auf dem Gebiet medizinischer Versorgung, wo mitunter sehr brutale Belege zu finden sind, dass „Markt“-Elemente dem eigentlichen Versorgungszweck mit Gesundheit direkt entgegen stehen, also das Ziel, höchste Gewinne zu machen, das Ziel, alle Menschen bestmöglich gesund zu machen, ausschließt – und umgekehrt.
Nun muss ich aufpassen: Ich bemerkte bereits am Anfang, dass der entfaltete Kommunismus eine Gesellschaft sein wird, die aus lauter „Ausnahmen“, Sonderfällen usw. bestehen wird, sich also jeder administrativen Pauschalierung entzieht. Das muss dann eigentlich logisch heißen, dass es auch Erscheinungen geben wird, die wir als Relikte, aber auch solche, die wir als Neuschöpfungen marktähnlicher Regelungen verstehen könnten. Das kann aber nicht heißen, dass ein so grundsätzlicher Bereich wie die Versorgung mit den Dingen, die man zum Leben braucht, vorkommunistisch bleiben kann. Wir müssen nur vorher betrachten, WARUM manches zu DDR-Zeiten nicht funktionierte und nicht funktionieren konnte.
Das erste Problem geht dabei auf ein grundsätzliches Missverständnis vom Wirken des Wertgesetzes zurück. Auch wenn die Propagandisten des Sozialismus den „objektiven“ Charakter dieses Gesetzes theoretisch anerkannten und in Sonntagsreden verkündeten, waren oft dieselben „Theoretiker“ praktisch der Meinung, es durch administrative Maßnahmen außer Kraft setzen zu können (es sogar außer Kraft gesetzt zu HABEN, weil es – wie falsch – nur im Kapitalismus gelte). Nun war das, was in „sozialistischen“ Schaufenstern ausgepreist herumlag, genauso „Ware“ wie das beim bösen Kapitalisten im Land nebenan. Der Preis der einzelnen Ware konnte per Gesetz – eben administrativ – festgesetzt werden, so wie dies politisch wünschenswert zu sein schien. Damit war das grundsätzliche Wertgesetz, also die tendenziell sich reproduzierende Formel, dass die Summe aller Preise der Summe aller Werte entspricht, aber immer noch da. Und die Werte entstehen eben dadurch, dass in jeder Ware eine gesellschaftlich anerkannte Arbeitszeit „eingefangen“ ist. Nicht im einzelnen Produkt, aber in einer Volkswirtschaft entscheidet die Arbeitsproduktivität über die Summe der Preise. Und da müssen sich einzelne Missverhältnisse – auch die gewollten – am Ende ausgleichen. Das ist nicht gelungen. Das konnte nicht gelingen, da das Wertgesetz der Nährboden ist, auf dem Krisen wachsen – prinzipiell auch im Sozialismus, wenn auch dort mit anderen Auswirkungen und Verläufen.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (67)

Ein bedingungsloses und ersatzloses Verschwinden des Geldes wäre aus meinem heutigen Verständnis heraus auch wieder nicht wünschenswert. An seine Stelle sollten Systeme treten, die eine möglichst „gerechte“ Verteilung von objektiven Mangelgütern ermöglichen. Gerecht heißt in diesem Fall, dass möglichst viele Mitglieder der Gesellschaft bei der Entscheidungsfindung mitwirken und sie danach mittragen.
Der wichtigste Unterschied zu dem, was wir heute als „Geld“ gewöhnt sind, ist dabei die Individualisierung.Während es für jedes Geld gleichgültig ist, in wessen Besitz es sich befindet, würde die kommunistische „Vergütung“ strikt personengebunden gewährt. Die einzelne Person kann Leistungen „kaufen“, aber auch „verschenken“ - allerdings nicht vererben oder mit ihnen spekulieren.
Sinnvoll ist es, wenn sich jeder für insgesamt begrenzt verfügbare „Güter“ bewerben kann. Man kann Menschen auch mit einer Belohnung bestrafen, wenn sie diese gar nicht wünschen.
Wie großzügig die künftige Gesellschaft sein wird oder ob sich Buchhaltungs-Nerds ihre Träume von ausgeklügelten Systemen erfüllen werden … wer mag das heute zu sagen. Aber wahrscheinlich ist, dass es Ehrentitel geben könnte. Die werden durch verschiedene Arten von Leistung erworben. Zu Zeiten des „Feudalismus“ gab es ja auch unterschiedlich gewichtete Titel. Warum soll das nicht eine Renaissance erleben? Nur ohne den Unsinn der Erblichkeit? Also Titel, die neben dem „Doktor“ oder „Professor“, aber über dem dem heutigen untersten akademischen Grad stehen?
Und für Leistungen können „Punkte“ vergeben werden, die in Vergünstigungen umgewandelt werden können. Oder / und etwas, was wir mit heutigen Rängen in der Armee verglichen?
Es stellt sich die Frage, wer so etwas entscheidet.
Vor allen Dingen: Zur Individualität gehört doch auch, dass der, der seine Eitelkeit pflegen möchte, dies genauso darf, wie der, dem äußere Würden suspekt sind, sie von sich weisen kann. Beides berührt doch nicht das Hauptproblem der Jetztzeit: dass sich „Geld“ potentiell in „Kapital“ verwandelt, den Keim in sich trägt, andere für sich arbeiten zu lassen.
Dazu sollte man bedenken, dass die Möglichkeiten für Konferenzschaltungen immer weiter ausreifen. Es können also permanent Prüfungen und Verteidigungen von Leistungen (und Titeln) stattfinden, ohne dass die daran Beteiligten körperlich anwesend sein müssen. Was hindert künftige Menschen, sich jeweils für einen bestimmten Sachbereich und eine bestimmte Ebene in einen Prüferpool berufen zu lassen? Ein zugeschalteter Zufallsgenerator könnte subjektive Beeinflussungen minimieren.
In extrem dialektischer Sicht könnte eine Welt von Zünften und Gilden „aufgehoben“ sein. Schließlich wäre es der Normalfall, dass man sein Tätigkeitsfenster im Laufe des Lebens verändert anstatt auf einem einmal erworbenen Fach-„Meister“-Titel zu kleben.

Dienstag, 7. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (66)

Also „frei“ ist, wer vernünftig handelt, weil er vernünftig handeln kann.
Und natürlich gibt es verschiedene „Gewalten“. Staatsgewalt natürlich nicht, weil es ja keine „Staaten“ gibt. Aber es gibt eben verschiedene Gewalten der Notwendigkeiten. Zwänge.
Die wichtigste Gewalt ist die Notwendigkeit dazuzugehören.
Nun stirbt mit dem Verschwinden eines „allgemeinen Äquivalents“ die Basis für sich verselbständigende Kriminalität ab. Es gibt einfach nichts mehr zu gewinnen durch einen Raubüberfall. Man kann ja keine Millionen Dollar auf die Malediven mitnehmen, mit denen man sich dort etwas Anderes leisten könnte als jeder x-beliebige andere Mensch dort. Dagegen ist Achtung in einer schaffenden Gemeinschaft nur dadurch zu erzielen, dass man entweder selbst etwas schafft oder Andere zum erfolgreicheren Schaffen anregt. Wer nirgendwo dazugehört, nur chillt, ist sozusagen tot.
Womit ich bei eine „technischen Frage“ bin, die eigentlich keine ist:
Ich habe bisher bewusst den Ausdruck „Geld“ vermieden und von „allgemeinem Äquivalent“ gesprochen. Die ist nämlich notwendige Voraussetzung, um verstehen zu können, inwieweit „das Geld“ verschwindet. Meines Erachtens verschwindet es mit Sicherheit nur in eben dieser Eigenschaft, wirklich als „allgemeines Äquivalent“ anerkannt werden zu müssen, also als ein gesellschaftliches Verhältnis.
Das heißt, heute bedeutet eine bestimmte Geldeinheit ohne Einschränkungen auf der einen Seite eine bestimmte vollbrachte und gesellschaftlich anerkannte Arbeitszeit – unabhängig, wer sie womit vollbracht hat – und auf der anderen Seite eine bestimmte Menge beliebiger Produkte, die Waren sind. Sicher wird nicht jemand sich beliebige Produkte (fremde menschliche Arbeitskraft eingeschlossen oder nicht) aneignen können, weil sein Urahn einmal eine gesellschaftlich anerkannte Tat vollbracht hatte. Das heißt aber nicht, dass es nicht gesellschaftliche Mechanismen geben wird, mit denen Mangel geregelt werden wird.
Das Bild der Malediven soll das veranschaulichen: Bestimmte Dinge wird es objektiv auch im Kommunismus nicht im Überfluss geben KÖNNEN. Inzwischen ist glücklicherweise die Notwendigkeit entfallen, eine oder mehrere Behörden zu installieren, um solche beschränkt vorhandenen Güter zu verteilen – und damit Macht auszuüben.
Was heute möglich ist, ist bereits wesentlich feinsinniger, mit unseren überkommenen Begriffen könnten wir sagen: Eine viel umfassendere „Demokratie“ ist praktisch machbar.

Montag, 6. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (65)

Damit wäre ich beim Problemkreis Zwang, Gewalt, Notwendigkeit und Freiheit.
Wenn man natürlich Freiheit so definierte, alles tun zu können, was einem gerade in den Sinn kommt, dann wäre dies ein „Begriff“, der nur heute und nur für Menschen mit einem unangemessenen Überschuss an „allgemeinem Äquivalent“ umsetzbar ist und dessen Umsetzung für einen vernünftigen Menschen nicht wünschenswert wäre, da er egoistische Rücksichtslosigkeit erfordert. (Was ich mir nehme, muss ich zum überwiegenden Teil anderen wegnehmen.)
Wenn man sagte, Freiheit (in unserem Sinne) wäre „Einsicht in die Notwendigkeit“, so klingt da wiederum zu viel Unterwerfung mit.
Natürlich ist richtig, dass wahrer Freiheit im Wissen begründete Einsicht vorausgehen muss. Insofern ist es ein Begriff der Vernunft. Und natürlich geht es um ein der selbst erzielten Einsicht angemessenes Verhalten.
Nehmen wir ein primitives Beispiel: Stellen wir uns vor, dass es eigentlich zur Freiheit jedes Menschen gehörte, in seinem Leben einmal Urlaub auf den Malediven gemacht zu haben. Im „Realsozialismus“ vergangener Prägung verhinderte staatliche Gewalt einen solchen Ausflug allgemein, da es sich um kein „Bruderland“ handelte. Im Realkapitalismus verhindern mehrere Ebenen für die meisten Menschen der Erde diese Freiheit: Sie müssen sich zum Teil diese Freude versagen, weil sie sie gar nicht kennen, nichts von ihr wissen. Der Hutu-Kindersoldat ist zwar räumlich der Inselgruppe etwas näher als „wir“, der Hauptinhalt dessen, was er zu lernen versuchen muss, ist aber schlicht das Überleben. Die ähnlich wesentliche Zahl von Menschen muss erwägen, wozu sie das wenige „allgemeine Äquivalent“, das ihnen ihre Arbeit eingebracht hat, zuerst einsetzen sollten. Sie haben dann die „Freiheit“, sich zu entscheiden … sagen wir für die bessere Schulbildung der Kinder, damit die es vielleicht „einmal besser haben werden“.
Bis zum Erwägen objektiver Notwendigkeiten, also bis zur Einsicht in solche, dringt heutzutage kaum ein Mensch vor. Dabei stelle man sich vor, die 7 Milliarden Menschen dieser Erde wollten wirklich alle einmal Malediven-Urlaub genießen! Um es vorsichtig zu formulieren: Die Malediven wären einfach nicht mehr die Malediven, die wir meinen.
Es ist also ein höchst komplizierter, komplexer Prozess, den wir verstehen und dem entsprechend wir handeln können. Sozusagen ein bewusster Verzicht, aber nicht wie der Fuchs, der die unerreichten Trauben für zu sauer erklärt, sondern wie ein Fuchs, der sagte, wenn ich die Trauben dort hängen lasse, werden sie in der Sonne noch weiter reifen (grins: … und das ist gut so).
Zu der persönlichen Ebene kommt nun noch, dass der einzelne Bürger Mitverantwortung übernimmt: Besuchte niemand diese Malediven, wäre ihre Schönheit wertlos. Es sollten also doch ein paar Menschen dort ein paar angenehme Tage verbringen. Ein kleines Wörtchen mitreden sollte aber JEDER, dass jemand in den Naturgenuss kommt, der dies „verdient“ hat. Eigentlich wären die TECHNISCHEN Voraussetzungen für eine solche Mit-Entscheidung heute so gut wie noch nie zuvor. Ich könnte einen Chinesen mit wählen, dessen Eignung mir zugängig sein kann. Es geht ja nicht darum, dass jeder alles wirklich tut, sondern, dass er die Entscheidungsmöglichkeit nutzen KANN.
Das grundlegende Denken im Sinne sich für etwas „Gesellschaftliches“ mit verantwortlich zu fühlen, haben heute als Beispiel die S21-Angreifer gezeigt. Schon heute denken Menschen über ihren unmittelbaren Tellerrand hinaus. Nur werden ihnen die für eine Entscheidung nötigen Informationen verschleiert.

Sonntag, 5. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (64)

Man stelle sich ihre technische Grundlage vor:
In einem weltweit unbeschränkt vernetzten Datensystem sind alle nicht abgesicherten Arbeitsaufgaben ausgeschrieben. Da es keine privaten Beschränkungen gibt, kann lückenlos jede Aufgabe in EINEM System erfasst werden. Ein Großteil wird zwar mittelfristig vorgeplant. Diese Planung muss aber nicht starr aufrecht erhalten werden. Es muss also immer mit punktuellen Lücken gerechnet werden. Nun kann entschieden werden, wie die konkrete Lücke geschlossen werden kann. Das Prinzip FSJ hieße hier also, dass sich die freiwillig zu Verpflichtenden im Windhundverfahren das für sie „Angemessenste“ heraussuchen. Das Wehrdienstprinzip wäre im Unterschied dazu absolut lückenlos und schlösse für den Dienstzeitraum die Verweigerung einer Tätigkeit ohne schwer wiegenden Grund aus.
Das Prinzip FSJ hätte natürlich eine größere Attraktivität und wäre sozusagen die vorletzte Möglichkeit. Denn auch im Kommunismus wird es „Modeberufe“ geben, bei denen Ablehnungen von Interessenten notwendig sein werden. Die bewiesene Bereitschaft, gesellschaftlich Notwendiges über die eigene Individualität zu stellen, wäre ein sinnvolles Auswahlkriterium unter vielen anderen – und das auch, obwohl sich die Kandidaten sich ihre gesellschaftliche Notwendigkeit hatten selbst aussuchen können.
In Runde 1 wird also jede „freie Stelle“ (welt)offen ausgeschrieben – unabhängig davon, ob sie als „freie Stelle“ in Sinne einer angestellten Berufstätigkeit in unserem heutigen Verständnis handelt, oder ob es um eine zu lösende „Aufgabe“, ein fertigzustellendes Projekt geht. Welche Auswahlkriterien es zur Besetzung geben wird und ob überhaupt, wird von Aufgabe zu Aufgabe verschieden sein. Sicher wird in dieser Runde kaum besagtes Windhundverfahren (Wer zuerst kommt, greift zu) zur Anwendung kommen. Man denke sich alle Grenzen weg außer der unterschiedlichen fachlichen Kompetenz. Da es unter entwickelten kommunistischen Bedingungen auch keine Sprachbarrieren geben wird, kann also auch weltweit nach geeigneten Fachkräften gesucht und demzufolge gefunden - werden.
Sollte etwas problematisch sein, so kann es kurzfristig durch Runde 2 überbrückt werden. Die FSJ-Windhunde wissen, dass sie eine Verantwortung übernehmen, bei der sie einen Mangel an dauerhaft Freiwilligen überbrücken. Mit anderen Worten: Die Aufgabe als solche bleibt ausgeschrieben für Bestqualifizierte und Interessierte – was natürlich den „Zwangsfreiwilligen“ kein Hinderungsgrund ist, sich dauerhaft um seinen Platz zu bemühen.
Sollte wider Erwarten auch nach dieser Runde immer noch eine Aufgabe unerledigt bleiben, bliebe Runde 3, das Pflichtjahr.
Es widerspricht kommunistischer Logik, alle Menschen „zu ihrem Glück zwingen“ zu wollen. Es wird also niemand als „asozial“ verfolgt, wenn er zeitlebens im Wesentlichen keiner geregelten Arbeit nachginge. Solcherart Zwang führt im Allgemeinen zu einer allgemeinen Senkung der Arbeitseinstellung, da Widerwillen stark ansteckend wirken kann. Es widerspricht aber kommunistischer Logik ebenfalls, wenn Notwendiges einfach liegen bliebe. So klein dieser Sektor auch sein möge, er ist ein Sicherungsnetz für die Gemeinschaft. Auf keinen Fall möchte ich hier für eine wie auch immer umschriebene Arbeitspflicht auftreten. Aber es geht ja kommunistisch um die Vielfalt der Möglichkeiten. Und eine der Möglichkeiten sollte der Gemeinschaft erlauben, potentiellen „Bedrohungen“ zu begegnen.

Samstag, 4. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (63)

Da gibt es erst einmal notwendige unangenehme Arbeiten. Sagen wir als tatsächliches Beispiel, dass hilflosen Menschen der vollgeschissene Arsch geputzt werden muss (und nicht nur im übertragenen Sinn).
Zum einen wird gesellschaftlich bekämpft werden, was es an solchen Arbeiten gibt, soweit dies möglich ist. Im konkreten Fall hieße das also, dass die Forschung immer wieder neu auf das Kernziel eine lange erfüllten Lebens ausgerichtet sein muss. Kampf den Krankheiten und den mit dem Alter verbundenen Verfallsprozesse. Forschung nach technischen Hilfen. Das lässt sich auch verallgemeinern: Immer wieder neu wird Menschen bewusst werden, dass einige notwendige Arbeiten ihre Würde verletzen. Die meisten von ihnen werden früher oder später durch technische Systeme lösbar sein – um den Preis, dass dahinter die nächsten auftauchen. Und manches geht ja auch nicht. Wann wird ein Androide den Arsch seines menschlichen Gebieters putzen? Und liegt eine Inkontinenz vor, kann man ja nicht warten, bis die Krankheit als solche besiegt wäre …
Es kommt also ein zweiter Lösungskomplex dazu: Prinzipielle Freude an der gesamten Arbeitsaufgabe lässt uns auch einzelne „unappetitliche“ Teil-Arbeiten mit Freude erledigen. Oder sagen wir so: Es bereitet Befriedigung, sich als sinnvoll zu erkennen. Es hat eben – auch wenn das nicht Jedermanns Sache ist – etwas für sich, abrechnen zu können „Patient sauber, fühlt sich wohl!“. Alle die, die schon die Dankbarkeit von Hilfebedürftigen empfangen durften, wissen um ihren Wert für das eigene Selbstwertgefühl. (Wobei das Problem der Würde im konkreten Fall eher auf Seiten dessen liegt, der wie ein hilfloses Baby gepflegt werden muss.) Dem steht heutzutage in erster Linie der Zeitdruck entgegen. Das Auskosten zwischenmenschlicher „Belohnungen“ ist im Pflegeberuf nicht vorgesehen. Auch bei anderen Berufen gibt es vom Inhalt her „unangenehme“ notwendige Tätigkeiten, die „attraktiv(er)“ würden, erkannte man sie angemessen an. Dabei könnte (könnte …) auch heute schon ein Schreibtisch-“Arbeiter“ anerkennen, dass er zu mancher „Drecksarbeit“ gar nicht fähig wäre, dass e froh sein sollte, dass es andere Menschen gibt, die solche Arbeiten verrichten. (Er sieht nur, dass die seine Arbeiten nicht packen.) Was spricht dagegen, dass es einmal für einen solchen Zweck bei heute ganz abwegig erscheinenden Berufsgruppen Versionen von „Restauranttestern“ geben könnte? Das setzt natürlich immer voraus, dass jedes Ergebnis auf einen „Verantwortlichen“ zurückgeführt werden kann.
In diesen beiden Fällen liegt sozusagen ein „innerer Zwang“ zur Arbeit vor. Die Einzelnen erkennen aus freien Stücken die Notwendigkeit bestimmter Arbeiten und übernehmen bewusst Verantwortung für deren Lösung.
Trotzdem wird immer ein Rest bleiben, der gelöst werden muss, für den gerade niemand da ist. Und sei es, dass rein räumlich nicht genügend für eine Aufgabe zu Begeisternde zu finden sind, oder dass sich für bestimmte Aufgaben insgesamt zu wenige Menschen begeistern lassen.
Was spricht aber gegen ein allgemeines Findungs- und Bewährungsjahr?
Zum frei harmonisierten Arbeitswahlprozess tritt ergänzend ein stärker restriktives System hinzu. Je nach Notwendigkeit kann dies wie eine „allgemeine Wehrpflicht“ oder wie ein „freiwilliges soziales Jahr“ funktionieren. Für beide Systeme gibt es Argumente.

Freitag, 3. Juni 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (62)

Die kommunistische Arbeitswelt wird sich demnach wohl zwischen drei Extreme bewegen:
Das eine Extrem habe ich mit der Musikproduktion angedeutet. Der Anteil an „lebendiger Arbeit“, der im fertigen „Produkt“ erkennbar ist, schrumpft immer weiter auf Werte nahe Null (bzw. in einzelnen Produktionsstufen gleich Null). Das wären zum Beispiel Automaten / Roboter, die selbst Automaten / Roboter herstellen. Die aktuelle Arbeit wird durch vergegenständlichte frühere verrichtet. Dies ist übrigens der Bereich, der seine erste Blüte im Rahmen einer weltweiten Konversion erleben könnte. Spezialisten hochwertigster Militärtechnik haben normalerweise die „Vorbildung“, um Programme solcher technischen Komplexität zu verstehen. Hier wären sie sinnvoll einsetzbar – in Verbindung mit erfahrenen Kräften des bisherigen Bereichs.
Das zweite Extrem ist die Gegenseite, die „Kunst“. Hier wird in erster Linie produziert, weil die „Produktion“ den „Produzierenden“ (und einigen Anderen) einfach Spaß macht. Im Großen und Ganzen ist das eigentliche Bedürfnis auch technisch lösbar: Jeder könnte sich eine Kopie der Mona Lisa ins Wohnzimmer hängen.
Der Kunst-Charakter der „Arbeit“ durchdringt allerdings die beiden anderen und muss besonders beleuchtet werden. Hier geht es darum, dass Arbeitsaufgaben die Arbeitenden voll vereinnahmen. Marx nannte das Arbeit als „erstes Lebensbedürfnis“. Ich konkretisiere das zur Freude am Schaffensprozess und am Produkt für den Schaffenden.
Das dritte Extrem sind die MFS-Arbeiten, also direkte Arbeiten am Menschen. Natürlich gibt es Überschneidungen und Verschiebungen zwischen den Extremen. So ist damit zu rechnen, dass die unmittelbare Chirurgie mehr rein technische Vorgänge umfasst, also dass mehr Operationen durch Roboter übernommen werden (ganz oder teilweise). Das ändert aber nichts daran, dass alle medizinischen Berufe MFS-Arbeiten bleiben bzw. wieder sein dürfen.
Bevor ich auf mehr Beispiele hierzu eingehe, muss ich aber auf ein echtes Problem eingehen:
Die Welt des entfalteten Kommunismus wird für fast jeden einzelnen Menschen einen sinnvollen Lebensplatz zu bieten haben, bei dem der Nutzen für die Gemeinschaft mit dem Wohlbefinden des Einzelnen in Harmonie kommen kann. Was ist aber mit den Fällen, in denen das nicht zutrifft?
Es ist natürlich schwierig, ein System von den Sonderfällen her zu beleuchten, aber letztlich nötig. Der ganze heutige Staatsapparat scheint ja darauf ausgerichtet, sich mit (potentiellen) Sonderfällen auseinandersetzen zu müssen. Die Masse der Bürger dieses Landes würde sich zu Äußerungen hinreißen lassen im Sinne von „Wegen mir brauchte es keine Polizei zu geben. Aber vor den paar Verbrechern möchte ich schon geschützt werden.“
Die Probleme liegen dabei zuerst einmal im Charakter der Arbeiten selbst, aber auch in der Individualität der Menschen. Als Materialist beginne ich logischerweise bei den Arbeiten, deren Charakter erkannt und beeinflusst werden kann.