Alle anderen
Bedürfnisse sind „gesellschaftliche“ - selbst solche, die sich
auf die Qualität der Befriedigung der elementaren beziehen. Dem
Hunger ist es egal, ob er durch Fleisch eines toten Rehs, Kartoffeln,
Reis … oder Kaviar befriedigt wird. Es gibt natürlich Übergänge.
Für eine „Rundumentwicklung“ wäre es das Beste, sich
abwechslungsreich zu ernähren und regelmäßig auf bestimmte
Inhaltsstoffe zu achten. Das Niveau der Befriedigung elementarer
Bedürfnisse muss für den Kommunismus weltweit auf relativ hohem
Niveau gesichert sein. Es darf im weitesten Sinne niemand „hungern
und frieren“ müssen – und zwar bedingungslos kein Mensch. Es
gibt seriöse Untersuchungen, die dies bereits heute technisch für
machbar halten. Wenn ein gebildeter Europäer von „Bedürfnissen“
spricht, denkt er aber meist nicht an die elementaren. Er geht
bereits davon aus, dass die befriedigt sind, weil er es im Gegensatz
zu Bewohnern der „dritten Welt“ nicht anders kennt.
Schwieriger
ist es mit den gesellschaftlich beeinflussten Bedürfnissen. Dort
wirken Mechanismen, die wir uns heute schwer wegdenken können, um
den Kommunismus zu verstehen, aber zumindest teilweise wegdenken
müssen. Den wichtigsten dabei nenne ich vereinfachend „Neid“.
Ich würde es für den heute entscheidendsten Antrieb nach dem
Elementaren ansehen, dass viele Menschen etwas deshalb besitzen
möchten, weil sie wissen, dass Andere es schon haben. Dieser „Neid“
lässt sich in Marxscher Weise noch weiter auseinandernehmen: Zuerst
muss ein begehrbares Gut vorhanden sein. Das Begehren nach kernlosen
Apfelsinen hielt sich in Grenzen, solange alle wussten, dass es keine
gab. (Die störenden Kerne regten „nur“ die Fantasie an, wie
schön es wäre, wenn es kernlose Früchte gäbe).
Zum
Wesen klassenorientierter Marktwirtschaften gehört das bewusste
Wecken des Besitz-Begehrens. Der, der ein beliebiges Gut zur Profit
bringenden Ware machen will und muss, will unabhängig von allem
Anderen (und sei es die Gefährdung der Gesundheit der Käufer), dass
genau sein Gut Anerkennung als Ware findet, er es verkaufen kann.
Deshalb drängt er es potentiellen Kunden auf verschiedene Weise auf.
Durch die gesellschaftlichen Verhältnisse unterliegt jeder Mensch
(in jeder Gesellschaft) einem andauernden Anpassungsdruck.
(Besonders drastisch ist dieser Druck natürlich dort, wo man
besonders eng einer Normen bildenden Gruppe angehört, wenn die
Anderen zum Beispiel wissen, wer das gerade angesagte Handy NICHT
hat.)
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