Mittwoch, 27. Juni 2012

Das Kommunismus-Muster Musik - Geist für alle (11)


Das dritte Extrem sind die direkten Arbeiten am Menschen. Die werden den weitaus größten Anteil aller Weltarbeitszeit ausmachen. Wobei sich auch heute anders geartete Tätigkeiten unter kommunistischen Vorzeichen in solche Arbeiten verwandeln werden. Ich halte den heute schon gebrauchten Ausdruck "Care"-(also Sorge-)Arbeit für zu kurz greifend. Natürlich gibt es Überschneidungen und Verschiebungen zwischen den Extremen. So ist damit zu rechnen, dass die unmittelbare Chirurgie immer mehr rein technische Vorgänge umfassen wird, also dass mehr Operationen durch Roboter übernommen werden (ganz oder teilweise). Das ändert aber nichts daran, dass alle medizinischen Berufe direkte Fürsorge-Arbeiten bleiben beziehungsweise wieder sein dürfen. Mitmenschliche Fürsorge im weitesten Sinn unterscheidet sich also von den anderen Arbeiten dadurch, dass ihr Wesen in der unmittelbaren Kommunikation zwischen Menschen, die ein Bedürfnis haben, und solchen, die es befriedigen, besteht. Ihre Intensivierung steht ihrem Sinn entgegen. Wer zu einem anderen Menschen nett ist, kann nicht dadurch netter sein, dass er schneller nett ist. Insofern können solche Tätigkeiten erst über den Kommunismus aus dem Schattendasein im auf Geldertrag fixierten Leben treten. Für diesen Bereich versagt die marxistische (Mehr-)Werttheorie und es gibt keinen „Doppelcharakter der Waren produzierenden Arbeit“ - es sind also wirklich Tätigkeiten, die ihre ihnen zukommende Wertschätzung erst dann erreichen, wenn es keine „Marktwirtschaft“ mehr gibt.

Insgesamt wäre wohl mit dem heute auf der Welt vorhandenen Arbeitskräftepotential, sofern es sinnvoller eingesetzt würde, bereits eine „kommunistische Welt“ erreichbar. Das schlösse aber ein, dass wir kurzfristig den Charakter der Arbeiten veränderten. Sie müssten bewusster auf ein vernünftiges Ziel, sei es nun die Verbesserung künftiger Arbeitsbedingungen oder die „Menschlichkeit“ der konkreten Aufgabe ausgerichtet werden. Damit stiege tendenziell das Vergnügen am Arbeiten, insgesamt wäre weniger Arbeit zu leisten und dabei besonders weniger stupide. Das geht nur dadurch, dass sich die Verhältnisse, unter denen gearbeitet wird, radikal ändern. Das Hauptziel der Arbeit, für einen Besitzer Profit zu schaffen, muss und kann durch das Ziel, Bedürfnisse zu befriedigen, ersetzt werden, wenn die Produktionsmittel eben nicht mehr Kapitalisten gehören.

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