Marxismus – was ist das? Auf jeden
Fall auch einer jener Begriffe, die so einige Schändungen über sich
ergehen lassen mussten. Marx war eine herausragende Persönlichkeit.
Das von ihm aufgebaute Gedankengebäude ein Felsen, den man schwer
aus dem Bild der Weltideengeschichte rausretuschieren kann. Also haen
sich schon viele gefunden, die mit der vorgeblichen Absicht, Marx
Gedanken an neue Verhältnisse „anzupassen“, sie zu
„modernisieren“, versuchten, das Wesen der Sache zu verdrehen.
Ich halte an sich nichts von Ismen,
noch dazu, wenn sie auf einen Namen reduziert werden. Es ist
hilfreicher, dem ganzen Ding einen wissenschaftlicheren Namen zu
geben. Das kann die Sache sperriger machen. Marxismus beschreibt ja
gerade ein einheitliches Gebäude aus Theorie und Praxis, aus dem
prinzipiellen Kern, dem dialektischen und historischen Materialismus,
dem zweiten Handwerkszeug des Verstehens, der politischen Ökonomie,
und der hergeleiteten Vision, dem wissenschaftlichen Kommunismus.
Auseinandergerissen wird jedes Teil ein Torso.
Am wenigsten „Verlust“ ergibt sich,
wenn man sich auf den dialektischen und historischen Materialismus
konzentriert. Dessen Kerngedanke ist zweifelsfrei, dass alles, was
ist, Gewordenes ist, und dass es für jede Entwicklung materielle
Ursachen gibt, auf die sich diese Entwicklung zurückführen lässt.
Dies ist eine spannende Erkenntnis,
wenn es um die Geschichte der Menschheit geht. Hier verhindert
materialistisches Denken, bei der Deutung von Ereignissen beim
Handeln konkreter Menschen und ihrer Ideen stehen zu bleiben. Diese
sind ja selbst „Produkte“ ihrer Verhältnisse – bei aller
Individualität, also speziellen Fähigkeiten, schon mehr zu sehen
und zu beeinflussen, als die „Verhältnisse“ objektiv, also
unabhängig von ihrem Willen, eigentlich zum gegebenen Zeitpunkt
hergäben.
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