Montag, 17. Oktober 2011

Was ist Reichtum? (1)


Eine seltsame Frage? Und dann noch gestellt unter der Überschrift Kommunismus?!
Doch die Antwort auf genau diese Frage ließe uns auf vieles Andere verstehender sehen.
Ich möchte nicht darüber diskutieren, wer wann was für Reichtum gehalten hat. Ich stelle eine Meinung in den Raum … mit ein wenig Erklärung dazu.
Beim „Reichtum“ muss man erst einmal zwischen zwei eng verknüpften Ebenen unterscheiden: persönlicher Reichtum und gesellschaftlicher Reichtum. Letztlich ist nämlich gesellschaftlicher Reichtum nur so weit welcher, soweit er potentieller persönlicher Reichtum ist.
Reichtum ist Vielfalt der Bedürfnisse und Möglichkeiten, sie zu befriedigen.
Insofern ist es fast unmöglich, Reichtum mathematisch darzustellen. In Zahlen gemessen kann ein einzelner Mensch immer „reicher“ werden. Wenn er eine Milliarde besitzt, erschiene er um das Tausendfache „reicher“ als hätte er eine Million, mit einem „Vermögen“ von 100 000 000 000 US-Dollar wäre es noch einmal das Hundertfache davon. Aber … hat das einen Sinn? Was unterscheidet einen x-fachen Milliardär von einem hundertfachen Millionär? Welches Bedürfnis kann er neu befriedigen (außer der Illusion „reicher“ zu sein)? Um das, was ich hiermit ausdrücken will, etwas zu überspitzen: Wie (erb)ärmlich dürfte sich ein „Superreicher“ vorkommen, sperrte man ihn einen Monat mit Kaviar und Champagner ein! Die Vorstellung, seinen Hunger tagelang mit Kaviar – und sei es auch Beluga-Kaviar – stillen zu müssen, widerte ihn schnell an.
Ein weiteres Problem, weshalb es einen solchen „Superreichtum“ eigentlich nicht gibt: Nehmen wir ein Milchmädchen-Spiel: Versetzen wir den reichsten Menschen der Erde (wir setzen sein „Vermögen“ willkürlich auf 50 Milliarden Dollar) in die Lage, die Hälfte seines Vermögens an die Ärmsten dieser Erde als reales Guthaben zu verschenken – und zwar so, dass die alle jeweils genau ihr „Jahreseinkommen“ verdoppelten. Wie viele zig Millionen könnten dann ein Jahr doppelt so „gut“ leben – ohne dass der eine „Superreiche“ eine Veränderung seiner persönlichen Situation spüren würde? (Prinzipiell funktionierte dies auch mit seinem „Einkommen“.)
Rein mathematisch ständen zwei gleiche statistische Werte einander gegenüber. Rein praktisch aber nicht: Für den Reichen veränderte sich nichts, für besagte Arme wäre ein nicht unerheblicher Teil nach dem strittigen Jahr ohne die „Umverteilung“ schlicht Hungers gestorben.
Anders gesagt: Zumindest bezogen auf einen konkreten Zeitpunkt bezogen kann es keinen realen Reichtum „größer 1“ geben – zumindest keinen mit Sinn. Den Reichtum zwischen verschiedenen Zeiten zu vergleichen ergibt ebenso Paradoxes: Da könnte man den Hartz-IV-Empfänger als reicher ansehen als einen absolutistischen König, weil ersterer diverse Fernsehsender sehen kann und mit seinem Handy sich mit einem Tausende Kilometer entfernten Bekannten unterhalten kann.


1 Kommentar:

  1. Ich empfele die Schrift, "Schwarzbuch Helmut Kohl". In diesem ist der Autor auf die Thematik eingegangen, "Was versteht man unter großem Geld?" - aber er hat auch gleich dazu ausgeführt, wozu dieses große Geld Verwendung findet. Datei kann gern von mir als PDF versendet werden. Günther Wassenaar wassenaa@web.de

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