Obwohl an diesem Gedankengang etwas dran ist. Genau wie der Abwechslungsreichtum der Speisen heute in den „reichen“ Ländern im Durchschnitt frühere Herrschaftstafeln übertrifft.
Deshalb ist ja auch genau zu beachten: Es geht um die Vielfalt der Bedürfnisse. Die steigt beständig mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Möglichkeiten. Sie erreicht aber auch von Bedürfnisart zur anderen unterschiedlich schnell einen Punkt relativer Absurdität. Mehr als jede einzelne Mahlzeit im Leben absolut kann niemand Verschiedenes essen (auch, wenn er es „bezahlen“ könnte) und eine bestimmte Zahl von Speisen will man auch wiederholt essen, wenn man erfahren hat, dass sie schmecken – es wäre also relativ blöd, etwas Neues zu probieren, nur, weil etwas noch neu wäre. Das Beispiel Ernährung trifft abgewandelt auf alle Bedürfnisse zu.
Also ein relativer Reichtum der „Weltgesellschaft“ ergäbe sich aus der Vorstellung eines Durchschnitts, wie viele Bedürfnisse sich „die Menschen“ als Einzelwesen tatsächlich befriedigen können im Verhältnis dazu, welche sich die Menschen zu diesem Zeitpunkt befriedigen könnten.
Dies führt allerdings auch zu seltsamen Ergebnissen. Da wir ja gesehen haben, dass in dieser Rechnung der Superreiche nicht mit 1000 oder 100000 eingeht, sondern mit 1, wird jene „Menschheit“ zur ärmsten, in der besonders viele Menschen dahinvegetieren, obwohl sie es technisch nicht müssten. Damit schneidet die Gegenwart schlecht ab, weil knapp eine Milliarde Menschen regelmäßig sogar Hunger leiden, obwohl dies niemand brauchte, während die Urmenschen besser abschneiden, da alle im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten ihre Bedürfnisse befriedigten – selbst, wenn sie hungerten.
Also geht keine Vorstellung von Reichtum ohne „gesellschaftlichen Reichtum“.
Der hat erst einmal Substanz. Nennen wir es „Masse vergegenständlichter Arbeit“. Also so viele Bilder, wie tatsächlich zu einem bestimmten Zeitpunkt gemalt existieren, so reich ist die Menschheit in diesem Augenblick an Bildern. Das Besondere der „Neuzeit“ dabei ist, dass es solchen Reichtum als sich potenzierende vergegenständlichte Arbeit gibt. Also Maschinen existieren, um den eigentlichen Reichtum, nämlich den auf menschliche Bedürfnisse bezogenen, permanent neu zu schaffen.
Schwierig einzuordnen ist die Erde, die Natur in den menschlichen Reichtum. Einerseits geht es nicht ohne. Andererseits bot besagte Natur vor 100000 so wie vor 100 Jahren Coltan an. Kein Mensch sah ihn als „Bodenschatz“ an – seit der Erfindung des Handys für Jedermann ist es einer. Und auch der primitivste „Reichtum“ des Bodens für landwirtschaftliche Zwecke wird erst in dem Maße dazu, dass Menschen Methoden gefunden haben, ihn zu nutzen.
Womit wir beim am meisten unterschätzten Menschheitsreichtum wären: Dem Wissen und seiner Zugängigkeit. Wiederum sind es zwei Seiten eine Medaille. Prinzipiell muss bestimmtes Wissen überhaupt erst einmal vorhanden sein. Dann aber geht es darum, wer wo wie dazu kommt, dieses Wissen zu nutzen und zu vermehren. Insoweit haben eben in den letzten 10000 Jahren zwei Potenzierungen des Weltreichtums stattgefunden: die Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts und des Internets Ende des 20. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Allerdings besteht seit letzterer eine direkt in Eigentumsverhältnissen bestehende Bremse für diesen Reichtumsvermehrungseffekt. Aber darüber habe bereits geschrieben ...
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