Sonntag, 3. Februar 2013

Warum bekommen wir eine "weiche Birne"?


Man könnte fragen, warum die Tageszeitung "junge Welt" ausgerechnet ein Buch über Depressionen rezensiert. Gut, dann könnte man genauso gut fragen, warum sie es nicht rezensieren sollte. Sie richtet sich ja an Menschen, die allseitig gebildet sind oder zumindest werden wollen.
Die Antwort liegt genau darin: In dem besprochenen kulturpessimistischen Buch werden offenbar genau jene "unpolitischen" Mechanismen beschrieben, vermittels derer die verblödeten Menschen-Reserven "produziert" werden, die entweder gehorsam arbeiten bis zum Zusammenbruch oder aber sinnlos rumhängen als Beweis der "bildungsfernen Schichten". Die nicht an Wahlen teilnehmen, weil sie nichts mit dem Wahlzettel anfangen können (man müsste ihnen den vorlesen) oder ein Kreuz bei der Partei machen, an die sie sich aus der letzten Sendung oder dem letzten Bier noch erinnern.
Wir werden mehrere Generationen brauchen, um in der Breite Menschen sich entwickeln zu lassen, dieaus eigener Kraft die Welt verstehen und gestalten können. Allseitig gebildete (und deshalb "sozialistische") Persönlichkeiten. 
Interessant auch: Der Autor der Rezension wirft dem Autor des Buches einseitige Überspitzungen vor. In gewisser Weise sagt er damit nur: Auch der "Kulturpessimist" Spitzer ist natürlich ein "Kind" unserer "kapitlistischen Kultur", die zu erkennen er nicht vermag. Der Drang, jeweils das eigene Produkt verkaufen zu müssen, zwingt jeden Anbieter dazu, den potentiellen Kunden am Abwägen von Vorteilen und Nachteilen zu hindern. Also verweist jeder Produzent auf das Gute ... und Spitzer betont das Negative ...


Weiche Birnen

Apps bis der Arzt kommt: Die Informationsgesellschaft frißt ihre Kinder. Berliner Depressionsgespräche zeichnen eine düstere Perspektive

Von Peter Steiniger
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Manfred Spitzer: Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. ­Droemer Knaur Verlag, München 2012, 368 Seiten, 19,99 Euro

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