Sonntag, 20. Mai 2012

Welche Linke brauchen wir ... und welche würde ich mir wünschen? (1)


Jeder Mensch hat sein eigenes Bild der Wirklichkeit, das an manchen Stellen diese Wirklichkeit wahr widerspiegelt und an einigen nicht. Ich wünsche mir also nicht nur an manchen Stellen die Welt anders als sie ist, es gibt auch Stellen, an denen ich sie anders sehe, als sie ist. Es gibt keinen einzigen Menschen, bei dem dies nicht so wäre. Die Abweichungen sind nur unterschiedlich groß. Die größten Abweichungen werden vorsätzlich produziert. Man darf das mit Gramsci "kulturelle Hegemonie" nennen. Wir werden durch die Meinungsbildner des herrschenden Systems mit Fehlinformationen und -meinungen so übersättigt, dass wenigstens Kleinigkeiten bei uns haften bleiben, als wären es unsere ureigenen Meinungen, die aus uns selbst kommen ... Kurz verfolgt kommen sie das ja auch.
Dies wissend sollte man auch sich selbst gegenüber kritisch sein - auch ein promptes das kommt vom Gegner, also ist es falsch ist nur bedingt hilfreich. (Es kann durchaus sinnvoll sein, sich bürgerlicher Gerichte zu bedienen, um Spielräume für linke Praxis zu sichern. Man darf nur nicht vergessen, dass auch diese Gerichte in letzter Instanz das System als Ganzes zu sichern haben, also zur Durchsetzung von "Gerechtigkeit" als Ganzes nicht geeignet sind.)
Was hat das mit der Linken zu tun?
Gegenüber "Ratschlägen", wie sich eine Partei "Die Linke" zu entwickeln habe, die in rein bürgerlichen Medien serviert bekommt, darf man getrost ablehnend sein. Es ist dabei egal, ob sie von offenen Gegnern jeden gesellschaftlichen Fortschritts stammen oder von Selbstdarstellern aus den eigenen Reihen. Wer dort als "Reformer" angepriesen wird, dürfte sich bereits auch von evolutionären Schritten in Richtung "demokatischen Sozialismus"  verabschiedet haben. Das, was den Verbrecher-Namen "Hartz IV" trägt, wurde auch als sozialdemokratische "Reform" gepriesen.
Womit ich beim Punkt wäre:
Es ist nicht so, dass Deutschland keine "sozialdemokratische Partei" brauchte. Ich verstände darunter allerdings keine Partei, die sich einfach diesen Namen als Patent aus alter Zeit erhält, sondern eine, die sich inhaltlich auf ein modernisiertes altes Erfurter Programm der damaligen Noch-Bebel-Sozialdemokraten stützt. Verbesserung der sozialen Lage der Nichtbesitzer. Anstreben eines "Hinüberwachsens" in Eigentumsverhältnisse ohne Ausbeutung, Umverteilung von Mitteln aus Unterdrückungsapparaten im engen und weiteren Sinn in die Verbesserung der Gesundheitsversorgung im weitesten Sinne, sprich: konsequente Friedenspolitik.
Eine solche Partei sollte sich im Normalfall nicht als potentieller parlamentarischer Koalitionspartner bürgerlicher Wählerbetrugsgruppen verstehen, sondern dabei sein, wo Veränderungen praktisch eingefordert werden (das ist objektiv zuerst außerhalb der Parlamente).

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