Freitag, 6. Juli 2012

Auch aus Krimis kann man mitunter Richtiges lernen


Das Normale an Krimis in Serie, noch dazu denen in Vorabendserie ist Vereinfachung, Reduktion des Verbrechens aufs ganz Persönliche, sagen wir Eifersucht. Beim gestrigen "Stallorder"-ZDF-SOKO-Stuttgart (in der ZDF Mediathek noch auffindbar) ist das nur im weitesten Sinn zutreffend.  Da gingen die großen Verbrecher, bei denen in Milliarden gerechnet wird - wie im wirklichen Leben meist - nicht nur frei aus, sondern ihr Verbrechen ist im juristischen Sinne keines:
Ein Staatssekretär wird Unfall-Opfer bei einer "Bestrafung" durch seinen Vater. Der kann nicht verstehen, auf welche Weise der eigene Sohn die Bauerschaft unterwirft:
Eine Gentechnik-Firma meldet ein Patent für ein Gen, das im Schwein für eine bestimmte Eigenschaft zuständig ist, an. Ergebnis dieses Patents ist praktisch, dass die von den Bauern gezüchteten Schweine nur noch bedingt deren Eigentum sind, da das Gen in den Schweinen dem Patentbesitzer gehört. Damit müsstendie Bauern für jedes selbst gezüchtetes Schwein der Gentechnik-Firma als Lizenzbesitzer eine Lizenzgebühr zahlen. Die Firma verzichtet darauf, wenn die Bauern ihre Futtermittel abnehmen. Der Vergleich mit der Leibeigenschaft ist zumindest nicht an den Haaren herbeigeholt.
Dieses Verfahren wird als legal beschrieben, es sei nur im Ländle noch nicht so durchgesetzt wie in den USA.
Beeindruckend auch, dass die einen Mord verfolgenden Polizisten nur dadurch auf das Problem stoßen, weil sich einer der Polizisten als illegaler Hacker betätigt. Auf legalem Weg wäre das allgemein gedeckelte normale Lobbyarbeit gewesen.

Hier stößt ein System in neue Dimensionen vor. Es geht um die Grenzen des Eigentums. Marxistisch nennt man Kenntnisse und Mittel, mit denen ein Produkt entsteht zu einem Bedürfnisse befriedigenden Gut wird, Produktivkräfte. Im Filmbeispiel sind es einfache Schweine.
Auf einem niedrigen Gesamtniveau der Produktivkräfte ist Privateigentum an den Produktionsmitteln ein notwendiger Fortschritt. Es ermöglicht erst, dass überhaupt jemand unmittelbar den Nutzen einer Leistung erleben kann. Schon auf dieser Stufe schließt das eine parasitäre Seite ein: Der Eigentümer zieht im Wesentlichen Nutzen aus der Arbeit Anderer.
Heute sind - wie hier am Beispiel von Schweinegenlizenzen - Eigentumsverhältnisse möglich, die die parasitäre Seite zur alleinigen machen. Auf extrem verschleierte Weise werden die Bauern "enteignet", obwohl sie formal noch "eigene" Schweine züchten.
Vergleichbare Prozesse spielen sich auf allen Ebenen ab, sofern der reine geistige Anteil eines Arbeitsprozesses verselbständigt, also von der eigentlichen Produktionsarbeit getrennt wird. Stichwort "Raubkopien", ACTA usw.
Lenin beschrieb die vorige Stufe der Vergesellschaftung des Eigentums durch Wenige übe die Entstehung von Monopole nicht oft und eindringlich genug. Wie sehr "Monopole" Mehrprodukt von der Gemeinschaft aller Schaffenden abschöpfen, ist schwer im einzelnen aufzuzeigen. Wer versteht schon, dass es nicht darum geht, dass es nicht um die angestrebte Alleinherrschaft eines einzelnen im Wortsinn (!) MONOpols geht - das lässt sich wirklich juristisch unterbinden - sondern um unterschwellige Machtwirkungen, bei denen sich juristisch frei  aussehende verschleierte "Leibeigene" mit Begeisterung selbst ausbeuten ... und das meiste an jene Mächtigen abgeben.

Dass das ganze System "Kapitalismus" heißt, der inzwischen von einer Überreife in die nächste stürzt und endlich ersetzt werden muss durch etwas zu unseren Möglichkeiten als Menschen besser Passendes, kann man natürlich von einer Staatsfernsehsendung nicht erwarten ...

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