Montag, 14. März 2011

Personenkult und materieller Anreiz (2)

Der „Ur-Kommunismus“ war in sehr engem Sinne ein Zwangs-Kommunismus: Das Ausruhen des einen zu Lasten Anderer drückte das Lebensniveau der Gruppe unter die Überlebensgrenze. Die Gruppe musste also Wege zum „Gruppenzwang“ finden. Die schlossen im Extremfall den Ausstoß ein – was normalerweise einem Todesurteil gleich kam. Was alltäglicher war, war aber die minutiöse Kenntnis der „Leistungen“ der einzelnen Gruppenmitglieder durch den Rest. Das hatte natürlich neben der ständigen Gefahr „schief angesehen zu werden“ allerdings auch den Vorzug, leicht eigene Stärken anerkannt zu bekommen. Wenn man sich bemalte – was für das nackte Überleben eigentlich überflüssig gewesen wäre – sahen alle sofort, wer die schöneren Striche vollbrachte. Die Gruppe war dabei in der Lage, spezielle Sonderfertigkeiten in dem Umfang zu tolerieren, in dem sie das nackte Überleben nicht gefährdeten. Sie konnte sich an ihnen sogar aktiv erfreuen. (Logisch wäre also, das ein solches aktive mit Erfreuen im Kommunismus zum Regelfall würde.)
Eine solche Freude war in gewisser Hinsicht abstrakte Belohnung (für das Individuum und die Gruppe zugleich).
Gehen wir davon aus, dass für keinen Kommunismus der Druck nackten Überlebens eine Rolle spielt, der Begriff „Kriegskommunismus“ eine makabre Verballhornung des Grundgedankens ist. Dann stoßen wir auf ein Problem, das die Geschichte aller sozialen Ungleichheitsgesellschaften allmählich immer weiter perfektioniert hat: Jede Tätigkeit wird gewichtet nach dem Maßstab, „Was hab ich davon?“ Diese Wichtung wird auch bei Marx reflektiert. Es entsteht eine Unterscheidung zwischen durch in Geld gemessener Nützlichkeit gesellschaftlicher Arbeit und Tätigkeiten, die zwar auch „Arbeit“, also zielgerichteter Stoffwechsel mit der Natur sind, aber aus objektivem „kommunistischem“ Druck heraus ausgeführt werden (müssen) … und Übergängen zwischen beiden. In erster Linie meint dies Haus- und „Sorge“-Arbeiten, denen gemeinsam ist, dass die Potenzen zur Steigerung ihrer Arbeitsproduktivität geringer sind. (Teilweise führt der Versuch bereits zu Sinnentleerung, was jede engagierte Pflegekraft bestätigen wird.)
Wir als unter solchen Bedingungen Geborene schätzen absurderweise fünf elektronische Speicherchips höher als fünf Minuten verschenkte Freude und Menschlichkeit.

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