Montag, 11. April 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (1)

Über „Kommunismus“ ist schon so viel geschrieben und gesagt worden, was sich hinter vorgeblicher oder eingebildeter Wissenschaftlichkeit verschanzte, dass ich mich da auf keinen Fall einreihen möchte. Sollten sich irgendwo „Wissenschaften“ einschleichen, so möge man mir dies verzeihen und in künftige Debatten einbeziehen … als abschreckende Randnotiz.Ich bin nur ein „Künstler“ - eine Bezeichnung, die nicht geschützt ist, sodass sich jeder Mensch damit schmücken kann, der das wünscht.
Eben weil ich so bedingungslos Ich-bezogen schreiben möchte, beginne ich einfach mit dem Anfang … meinem Anfang. Also über meine Geburt kann ich nichts sagen. Da war ich zwar nicht nur dabei, sondern die Hauptperson, aber nicht so richtig voll da. Bedeutsamer war wohl meine frühe Kindheit. Eigentlich kann ich mich auch daran nicht erinnern, aber die Erzählungen darüber waren zahlreicher und die Folgen habe ich handfester in Erinnerung.
Ich war nicht nur ein unvorhergesehener Nachzügler, sondern wahrscheinlich von Anfang an ein sehr antiautoritäres schwieriges Kind. Nicht hübsch und brav, sondern aufdringlich wie jene berühmten grünen Fliegen. Gründe für den Einsatz diverser Gegenstände zur körperlichen Züchtigung durch meine Eltern gab es viele. Ob mir dies geschadet hat, kann ich nicht beurteilen. Geholfen, aus mir einen „anständigen Jungen“ zu machen, hat es jedenfalls nicht. Zu den frühen Besonderheiten jenes Kindes, aus dem ich mich zu dem entwickeln sollte, was ich nun bin, gehörte eine ungewöhnliche Verbissenheit und gelegentliche Ausgüsse ungewöhnlicher Intelligenz. Auf jeden Fall war ich häufig Gesprächsstoff der zusammen hockenden ältlichen Damen jener Siedlung, in der ich aufwuchs. Wahrscheinlich sei ich ein Wunderkind und würde eine Sensation für die Welt. Welches Menschlein kommt schon im Alter von fünf Jahren auf die Idee, wie ein Chronometer um den Dorfanger zu rollern und dabei laut bis zu einer Million zu zählen – nach 1000 zählte ich dann nur die ganzen Tausender. Ich wurde also gelegentlich herumgereicht, um Zeugnis meiner unbegreiflichen Rechenkunst vorzuführen. So zweifelhaft die Wunderkind-Diagnose der Dorf-Dämlichkeiten auch war, in mir ließ sie die Überzeugung wuchern, dass ich wohl etwas erlesen Besseres war als so eine Dorfgöre. Wenn man also bei einem Fünfjährigen bereits von „Überheblichkeit“ sprechen kann, dann war ich das Muster frühkindlichen überheblich Seins. Mein Fehler nur: Ich zeigte dies sehr offen den anderen Kindern gegenüber, mit denen ich mich fleißig stritt. Die Folge war Isolation. Freunde hatte ich keine, aus dem Dorfkindergarten musste ich herausgenommen werden, weil ich regelmäßig und intensiv verprügelt wurde von der Masse der anderen Kinder. Im ersten Schuljahr wurde ich zur Qual meiner Lehrerin, da ich sehr zügellos über die Unfähigkeit der Mitschüler herzog, solche Babyaufgaben wie zehn minus drei auszurechnen, wo doch klar war, dass 910 minus zwölf 898 war.

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