Gruppe 4 und 5 sind die kreativen und die Protestwähler. Sie unterscheiden sich eigentlich vorrangig im Grad ihres politischen Verständnisses. Beide Gruppen haben emotional erfasst, dass das herrschende Gesamtsystem ihnen eigentlich feindlich gegenüber steht bzw. dem Wesen nach Menschen verachtend ist. Eine vage Ahnung sagt ihnen, das muss etwas Grundsätzliches sein. Wo dieses „Grundsätzliche“ liegt, ist ihnen entweder ganz verschlossen oder wird auf einzelne Details beschränkt. Ein typischer Protestwählerbegriff ist der der „Politiker“. Kreative und Protestwähler haben wirklich viel gemeinsam. Allerdings ist der Antrieb des Protestwählers der „reine“ Protest, also das reine „Dagegen-Sein“. Insofern ist er für ideologische Kampagnen der Sarrazin-Sorte, die sich selbst als Tabu-Bruch in Szene setzen, genauso offen wie ihm ganz rechts und ganz links schnuppe ist.
Die Gruppe 6 ist in gewisser Weise ein „Ableger“ der Gruppe 5: Die demonstrativen Nichtwähler. Aus der Überzeugung heraus, es ändert sich sowieso nichts, versagen sie sich den Versuch – und aus der Angst heraus, wieder enttäuscht zu werden.
Gruppe 7 nennen ich provisorisch die „stupiden Nichtwähler“. Man könnte sie wiederum als Ableger der Gruppe 6 auffassen. Zu ihnen gehören aber auch diejenigen, die nie zu einer Wahl gegangen waren. Zwänge man sie in eine Wahlkabine, kreuzten sie schon aus Angst wegen der Länge des Zettels den obersten Kreis an.
Klammern wir erst einmal kleinere Gruppen aus. Was bringen solche Überlegungen über „Gruppierungen“? Wie hieße es bei den Klassikern des Marxismus? Man muss unterscheiden zwischen der Klasse an sich und der Klasse für sich. Eine Klasse ist eine Gruppe von Menschen, die sich durch objektive Interessengrundlagen unterscheidet. Wahlakte spiegeln aber nur wider, als wozu sich Menschen zugehörig fühlen. Dabei stellt sich die Frage, wie stark Menschenmassen nicht nur manipulierbar sind sondern auch einer Manipulations-“Umpolung“ unterworfen bleiben.
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