Sonntag, 8. Januar 2012

Musik als Muster der kommunistischen "Produktivkräfte" oder im Sumpf der Piraten

Marx als Poet


Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muß es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will - während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden. …“(Karl Marx: "Die deutsche Ideologie")

Die pathetischen Marx-Worte „ Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!"werden verschiedentlich benutzt, um den Kommunismus zu kennzeichnen. Sie klingen so allgemein, dass sie heute noch als „hoffentlich zutreffend“ durchgehen können. Allerdings sieht man dabei meist heutige „Bedürfnisse“ vor sich und dass jeder alle seine Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft stellen könnte, übersteigt oft sogar die Fantasie von SF-Autoren … ist allerdings auch falsch formuliert.
Die Aussage mit den Jägern und Fischern wird meist verschämt verschwiegen – und sei es aus Angst, die Theoretiker des Kommunismus lächerlich zu machen. Das ergibt sich natürlich, wenn man dieses Zitat aus dem Zusammenhang reißt oder wörtlich nimmt. Kein Mensch wird sich heute ernsthaft künftige Kommunisten als Jäger und Fischer vorstellen.
Allerdings ist dieser Ausflug der ansonsten ernsthaften Wissenschaftler in die Sphären der Belletristik unter mehreren Gesichtspunkten interessant. In ihm schielt natürlich ein hoher Grad an realer Ahnungslosigkeit durch, welche Kompliziertheit die sachliche Arbeitsteilung im Kommunismus erreicht haben wird. Es ist sozusagen ein Beleg für Marx´und Engels´ Verhaftung in ihrer Zeit – und Warnung an uns, unser in unserer Zeit verhaftetes Denken wenigstens ansatzweise abzulegen. Aber selbst, wenn wir uns vorzustellen versuchen, wie es in der Zukunft aussehen könnte, fliegt unsere Fantasie natürlich von dem Punkt ab, an dem unsere Gesellschaft gerade ist. Für mich heißt das zum Beispiel, dass ich eine Ahnung davon habe, was heute bereits mit übers Internet vernetzten Computern technisch alles möglich ist und absehbar bald wäre. Ob sich Anderes letzten Endes als wesentlichere Revolution der „Produktivkräfte“ herausstellt, etwas, was noch nicht erfunden oder gefunden ist, darüber möchte ich nicht spekulieren.


Dies ist nur ein Stück aus dem Robinson-Kapitel im Buchentwurf für "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen". Das ganze Kapitel befindet sich H I E R )

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