Montag, 30. Januar 2012

Schon einmal was von „Holacracy“ gehört?! (1)

Das Verrückte gleich am Anfang: H. Ist der Name für eine in bestimmten „kapitalistischen“ Unternehmen tatsächlich umgesetzte kommunistische Organisation der Arbeit. Um mich nicht in gewissen anderen Spinnereien zu verheddern, empfehle ich also das Folgende mit virtueller Schutzkleidung zu betrachten, so wie jemand ein Objekt besucht, dessen Forschungen zum Bioterrorismus geeignet wären. Viele der dabei verwendeten Begriffe und Überlegungen sind ebenfalls nur mit virtuellen Kneifzangen anzufassen. Wir befinden uns schließlich auf einem Feld, das von vornherein etwas unter eigentlich unmöglichen Bedingungen untersucht – genau wie ein biotechnologisches / gentechnisches Privatinstitut immer einen Minenlauf vollführt: Es muss unter dem Zwang, Gewinn (richtig: „Profit“) zu erwirtschaften, sein eigenes Handeln als menschlich präsentieren und die möglichen positiven Menschheitseffekte verabsolutieren, obwohl dies eben nicht Kern seines Tuns ist. Das heißt nicht von vornherein, dass zum Beispiel Genforschung an sich etwas Negatives wäre. Nur der Zwang, ihre Teilergebnisse (ohne ihre Wirkungen im Gesamtsystem Natur analysiert zu haben) in „klingende Münze“ zu verwandeln, ist eine dauerhafte Quelle potentiell verbrecherischen Verhaltens.
Insofern ist es auch schwierig, aus dem, was es in der Realität an „Holacracy“ gibt, das für uns wirklich Brauchbare herauszufiltern.
Es geht um Organisation von Arbeit. Nicht hierarchisch organisierte Abläufe, sondern „Getting Things Done Methode“, also einfach Formen der Selbstfindung von Strukturen, die nur darauf ausgerichtet ist, das zum Schluss das Beabsichtigte herauskommt. Beispielsweise ohne Anwesenheitskontrollen.
Wenig verwunderlich finde ich, dass die ersten praktischen Erfahrungen aus einer Software-Firma stammen. Ähnliche Tendenzen gibt es allerdings auch überall dort, wo die geistige Verantwortung des einzelnen „Mit-Arbeiters“ für das Gesamtprodukt besonders groß ist.
Mit der Verwunderung begeisterter Kinder suchen Betrachter bestimmter Insellösungen dem Beobachteten wissenschaftliche Namen zu geben. Gibt es so etwas wie eine „kollektive Intelligenz“, mitunter auch „Schwarmintelligenz“ genannt? Unerklärlicherweise funktioniert es, dass sich dabei Teams / Kollektive zielobjektbezogen „Leitungsebenen“ wählen. Also etwas schräg ausgedrückt: Die Mitarbeiter bestimmen, wer wann in welchem Umfang über sie zu bestimmen hat.
In so „anarchisch organisierten“ Firmen bestehen meist auch nur minimalste Anforderungen an einzuhaltende Arbeitszeiten, Anwesenheiten usw. Das Merkwürdige: Es brach nirgendwo „Anarchie“ aus. Zwar kommen und gehen die Kollegen, „wie es ihnen gefällt“, aber sie arbeiten dabei nicht weniger sondern bewusst mehr. Die Betrachter stehen vor einem Rätsel: Ohne Kontrolle, Stechuhren oder Ähnliches, ohne, dass man irgendeine Form bemerkte, in der sich die Kollegen gegenseitig kontrollierten … verhielten sich alle, als kontrollierten sie sich mit einem unsichtbaren Mechanismus eben doch. Dies war dann der Ansatz, solche biologischen Vergleiche wie „Schwärme“ heranzuziehen, bei denen sich „irgendwie“ die Einzelwesen sehr effektiv in ihrem Verhalten am Kollektiv, der Masse, dem Schwarm orientierten. Da müsse eine besondere „Intelligenz“ wirken, meinten die in ihrer Denkwelt Befangenen und wunderten sich noch über etwas Anderes: Der tierische „Schwarm“ ersetzte individuelle Intelligenz, bei Menschen fiel dies „Organisationsprinzip“ (?!) besonders bei intelligenzintensiven Tätigkeiten auf.

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