Sonntag, 12. Februar 2012

Oh … keine Waren, aber Plan (7)

Okay. Ein uneingeschränkt geschlossenes System zum Planen wird es nie geben. Aber es wäre heute bereits möglich, ein arbeitsfähiges Weltsystem in Betrieb zu nehmen. Das erfasste die wesentlichsten Teileffekte. Mit jedem neuen Durchlauf kann es verbessert werden. Vor allem könnte mit jedem neuen „Durchlauf“ die rein ökonomische Bewertung immer mehr hinter einer ökologischen im engen und weiten Sinn zurücktreten. Anders ausgedrückt: Im Moment stellte sich die Hauptfrage, wie das Lebensniveau der Menschen in den zurückgebliebenen Weltregionen an das der hoch entwickelten herangeführt werden kann, ohne die Lebensbedingungen auf der Erde als Ganzes zu verschlechtern. Dies tritt dann immer mehr zurück hinter die Frage, wie die Lebenswelt Erde insgesamt lebenswerter für alle wird.
Das schließt dann unter Umständen die Einschränkung von Warenströmen ein, also die Frage, was für die Welt zentralisiert geschaffen werden und was wo einen regional geschlossenen Kreislauf bilden sollte. Diese Frage kann aber erst unvoreingenommen beantwortet werden, wenn nicht mehr gefragt wird, was das den Einzelnen bringt.
Ich kann mir Massen von Begeisterten vorstellen, die rein aus Hobbytreiberei vor Computermonitoren säßen, um Beispielsysteme auszuprobieren. Optimierung bedeutet ja immer, den Gewinn an einer Kennziffer mit dem Schaden bei anderen zu vergleichen.
Noch einmal unterstrichen: Echte Planungssysteme bedürfen des Potentials vernetzter Weltrechentechnik und -kommunikation. Sie sind seit wenigen Jahren technisch real vorstellbar, werden aber durch die gesellschaftlichen Verhältnisse blockiert … eingeschlossen in eine solche „Blockade“ ist auch das Nachdenken darüber. Dass sich Linke dem unterwerfen, sollte uns zu denken geben ...

Man muss die marxistische Theorie konsequent zu Ende denken. So verwirrt ihre aus der Entstehungszeit bedingte Fixierung auf dem Begriff der „Arbeiterklasse“. Hierbei spielen modern zwei Gesichtspunkte eine eigene Rolle. Zum einen ist diese „Klasse“ eine „Weltklasse“. Veränderungen in einigen hochentwickelten Industriestaaten dürfen nicht den Blick darauf verstellen, dass es weltweit enormes „Nachholepotential“ gibt, wo noch „klassische“ Arbeiterklasse erst aufblühen muss. Erst dann stellt sich die Frage, inwieweit sich die Tätigkeitsstruktur von nicht zur Kapitalistenklasse Gehörenden ändert, ohne dass diese Menschen ihre Zugehörigkeit zur „Arbeiterklasse“ verlieren. Dies ist wichtig, um die Kerngruppen derer zu bestimmen, die für die konsequente Änderung der kapitalistischen Eigentums- und Machtverhältnisse am ehesten prädestiniert sind. Das kann bedeuten, dass der Weltfortschritt von Werktätigen in „Schwellenländern“ vorangetrieben werden muss, will man nicht eine Katastrophe vom Ausmaß vergangener Weltkriege als Bedingung eine erfolgreichen (Welt-)Revolution ansehen. In ihr könnten dann die Herrschenden der Welt nicht mehr weitermachen wie bisher und die Beherrschten auf der Welt übernähmen die Ressourcen, die sich bereits entwickelt haben (soweit sie bis dahin nicht wieder zerstört oder unbrauchbar wurden).



Dies ist nur ein Stück aus dem Arbeitskapitel im Buchentwurf für "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen". Das ganze Kapitel befindet sich H I E R )

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