Mittwoch, 15. Mai 2013

Marxismus modern?! (3)

... Im Marx-Zitat ist diese Frage sehr abstrakt angesprochen.
Ein marxistischer Streit darum, wann und warum „kapitalistische Produktionsverhältnisse“ die Produktivkraft-Entwicklung fesseln, ist ein sehr wesentlicher. Hier stößt man nämlich auch auf eine Erkenntnisschranke von Karl Marx selbst. Da er die technische Revolution, die diesen Übergang kennzeichnet, nicht vorhersehen konnte, blieb er im Grundwiderspruch des Kapitalismus selbst hängen.
Dies aber ist eine unglückliche Dialektik. Dass ein „gesellschaftlicher Charakter der Produktion“ seiner „privatkapitalistischen Aneignung“ gegenübersteht, war ja bereits geburtsgegeben. Also natürlich waren wesentliche Faktoren für den Untergang des Kapitalismus schon mitseiner Geburt gegeben. Vulgarisierend ausgedrückt: Ein Zusammenleben, dessen Regeln die kleine Klasse der Kapitalisten den unzähligen Nichtkapitalisten vorschreibt, muss zu Kollisionen führen, die in Revolutionen kulmulieren. Aber allein das Bestehen des Proletariats als potentiellem Totengräber des Systems als Grundlage für dessen Untergang anzusehen, war voreilig. Unter anderem vernachlässigt eine solche Sicht, dass sich eben nicht nur die „Arbeiterklasse“ entwickelt, sondern auch die bildungsprivilegierte Kapitalistenklasse. Unter gegebenen Bedingungen wachesen auch deren Potenzen zum Systemerhalt. Und … oh Wunder! … so faulend der „Imperialismus“ auch sein mag – die privatkapitalistische Aneignung de Produktion im weitesten Sinn blieb trotz und mit Krisen die mögliche positive Option in der Entwicklung der Produktivkräfte. So menschlich ein auf sozialistischen Eigentumsverhältnissen beruhendes System auch sein konnte – die Produktivkräfte vermochte es nicht besser zu entfalten als das kapitalistische. Ergo sah man im untergegangenen Wirtschaftssystem zwei Hauptlösungen: Kommandoordnung oder „Mehr Markt“, wobei letzteres auf die Frage hinauslief, wie man die privatkapitalistischen Entfaltungsbedingungen der Produktivkräfte am besten simulieren könnte … weil sie offenbar die effektiveren waren.
Bei allem Schmerzgebrüll über die gesellschaftliche Katastrophe der eurasischen Konterrevolution übersahen die meisten, dass sich inzwischen Veränderungen auf dem Gebiet der Produktivkräfte vollzogen, die grundlegend neu waren und durch die privatkapitalistische Aneignung ein echtes Entwicklungshemmnis geworden ist:
Im Wesentlichen ist die Geschichte der Produktivkräfte eine Geschichte des Anteils der geistigen Tätigkeit des Menschen. Ohne das richtig wahrzunehmen haben wir gerade eine neue Dimension erreicht. ...

xxx



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