Ein marxistischer Streit darum, wann
und warum „kapitalistische Produktionsverhältnisse“ die
Produktivkraft-Entwicklung fesseln, ist ein sehr wesentlicher. Hier
stößt man nämlich auch auf eine Erkenntnisschranke von Karl Marx
selbst. Da er die technische Revolution, die diesen Übergang
kennzeichnet, nicht vorhersehen konnte, blieb er im Grundwiderspruch
des Kapitalismus selbst hängen.
Dies aber ist eine unglückliche
Dialektik. Dass ein „gesellschaftlicher Charakter der Produktion“
seiner „privatkapitalistischen Aneignung“ gegenübersteht, war ja
bereits geburtsgegeben. Also natürlich waren wesentliche Faktoren
für den Untergang des Kapitalismus schon mitseiner Geburt gegeben.
Vulgarisierend ausgedrückt: Ein Zusammenleben, dessen Regeln die
kleine Klasse der Kapitalisten den unzähligen Nichtkapitalisten
vorschreibt, muss zu Kollisionen führen, die in Revolutionen
kulmulieren. Aber allein das Bestehen des Proletariats als
potentiellem Totengräber des Systems als Grundlage für dessen
Untergang anzusehen, war voreilig. Unter anderem vernachlässigt eine
solche Sicht, dass sich eben nicht nur die „Arbeiterklasse“
entwickelt, sondern auch die bildungsprivilegierte
Kapitalistenklasse. Unter gegebenen Bedingungen wachesen auch deren
Potenzen zum Systemerhalt. Und … oh Wunder! … so faulend der
„Imperialismus“ auch sein mag – die privatkapitalistische
Aneignung de Produktion im weitesten Sinn blieb trotz und mit Krisen
die mögliche positive Option in der Entwicklung der Produktivkräfte.
So menschlich ein auf sozialistischen Eigentumsverhältnissen
beruhendes System auch sein konnte – die Produktivkräfte vermochte
es nicht besser zu entfalten als das kapitalistische. Ergo sah man im
untergegangenen Wirtschaftssystem zwei Hauptlösungen:
Kommandoordnung oder „Mehr Markt“, wobei letzteres auf die Frage
hinauslief, wie man die privatkapitalistischen Entfaltungsbedingungen
der Produktivkräfte am besten simulieren könnte … weil sie
offenbar die effektiveren waren.
Bei allem Schmerzgebrüll über die
gesellschaftliche Katastrophe der eurasischen Konterrevolution
übersahen die meisten, dass sich inzwischen Veränderungen auf dem
Gebiet der Produktivkräfte vollzogen, die grundlegend neu waren und
durch die privatkapitalistische Aneignung ein echtes
Entwicklungshemmnis geworden ist:
Im Wesentlichen ist die Geschichte der
Produktivkräfte eine Geschichte des Anteils der geistigen Tätigkeit
des Menschen. Ohne das richtig wahrzunehmen haben wir gerade eine
neue Dimension erreicht. ...
xxx
Zur Debatte ums Buch "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" oder / und zur Bestellung:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen