Donnerstag, 16. Mai 2013

Marxismus modern?! (4)


... Ursprünglich waren zu befriedigende Bedürfnisse, die materielle Tätigkeit zu deren Befriedigung und der Anteil „geistiger Arbeit“, der in dieser materiellen Tätigkeit steckte, eine untrennbare Einheit. Plump ausgedrückt: Wer sich nicht genug Mühe gegeben hatte, wie ein Jagdwerkzeug am zweckmäßigsten auszusehen hatte, um zu funktionieren, der hungerte nachher, weil das Wild nicht erlegt wurde.
Es folgten immer mehr Teilungen der Arbeit als solche, die die Teilung der Menschheit in Klassen bewirkte. Die erste Verselbständigung geistiger Tätigkeit schuf dabei die ersten zu dauerhafter Herrschaft „fähigen“ Klassen.
Eine neue Entwicklung wurde mit dem Übergang von der per Hand festgehaltenen Schriftsprache zum Buchdruck eröffnet. Nunmehr war erstmals technisch möglich, dass jeder Mensch hätte am geistigen Weltpotential der Menschheit hätte teilhaben können. In erster Linie stand dem natürlich entgegen, dass nur ein geringer Teil der Menschheit lesen konnte.
Die Vergegenständlichung im Sinne der Bedürfnisbefriedigung beschränkte sich allerdings vollständig auf die Belletristik. Wer also durch das Lesen Erbauung anstrebte konnte dies. Hätte es vor 500 Jahren aber „Fachbücher“ gegeben, so hätten diese zwar so viel Weltwissen in sich aufnehmen können, wie der jeweilige Autor in sich aufgenommen hatte. Praktisch nutzbar war dieses festgehaltene Wissen erst über zwei Zwischenschritte: Der Interessent musste durch Lesen das Buchwissen zu seinem Wissen machen und dann in einem Produktionsprozess anwenden – egal, ob er das selbst getan hätte oder ob er andere für sich arbeiten ließ. (Es war sogar im Sinne der Geschwindigkeit des sich durchsetzenden Fortschritts zweckmäßig, dass der Wissende andere nach seinen Vorgaben arbeiten ließ.) Wie auch immer: Für jedes einzelne Bedürfnis jedes einzelnen Menschen mussten einzelne Menschen konkret körperlich produzieren.
Die Herausbildung und Entfaltung des Kapitalismus markierte alledings eine „interne“ Entwicklungsstufe der Produktivkräfte: Während in der vorangegangenen Zeit hinter einem konkreten Produkt zur Bedürfnisbefriedigung die konkrete Arbeit eines oder weniger Menschen mit ihren Fertigkeiten stand, wuchs der Anteil der in Maschinen, Werkzeugen, Werkzeugmaschinen usw. vergegenständlichten Arbeit – geistiger und körperlicher – immer weiter an und wurde letztlich der überwiegende. Praktisch wurden die arbeitenden Menschen Zusatzbestandteile einer gewaltigen Maschinerie. Wohl gemerkt: In letzter Instanz ging nichts ohne konkrete und zwar körperliche Arbeit. ...



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