Sonntag, 19. Mai 2013

Marxismus modern?! (5)


Wenn also in B jemand alle geistigen Potenzen zur Produktion eines Mantels von A gestohlen hätte, so hätte er doch ansonsten alles selbst umsetzen müssen.
Ich behaupte nicht, dass dieses Niveau überall wird verlassen werden können. Man kann von einem konkreten Baum von einem konkreten Apfel nur einmal pflücken und einmal essen.
Rechentechnik und Internet haben aber inzwischen ein Niveau erreicht, auf dem plötzlich etwas Merkwürdiges auftritt:
Man kann ein Mittel zur Bedürfnisbefriedigung, nennen wir es im Folgenden „Gut“, millionenfach verbrauchen … und es ist immer noch dort, wo es ursprünglich war, nämlich dort, wo es angeboten worden war.Am drastischsten ist dies in Kulturgütern verwirklicht. Spiele, Musikstücke, elektronische Bücher als Beispiel. Die „Endfertigung“ übernimmt derjenige, der das Nutzungsbedürfnis hat, indem er sein Gut aus dem Internet herunterlädt. Der klassische „Warentausch“, also eine Ware A wechselt von A zu B, während die Ware B (im Regelfall Geld) von B zu A wechselt, wodurch nachher die Menge aller Waren zusammengenommen unverändert bleibt, sieht ganz anders aus: Das Gut ist noch bei A, aber auch bei B (und ggf. bei Zzz). In die Warenform wird der Vorgang durch einen zusätzlichen Vorgang gepresst: Dem Gut wird einem für seine Nutzung widersinnige Zusatzeigenschaft aufgearbeitet: Eine Kopiersperre.
Dem Wesen des Gutes selbst würde entsprechen, dass es in unveränderter Form nach dem ersten Vorgang sowohl bei A unbeschränkt zugängig wäre als auch, wenn dort gewünscht, bei B für C bis Zzz. Die digitalisierte Form des geistigen Produkts kollidiert mit der durch die Eigentumsverhältnisse geforderten Warenform. Diese Warenform regelt nicht mehr die Bewegung von in Mangel befindlichen Gütern zu ihren potentiellen Nutzern, sondern sie strebt die technisch mögliche Vielfachnutzung künstlich ein.
Zu dem Prozess sollte man sich Erfindungen wie 3D-Drucker noch hinzudenken. Sie sind ja keine Science Fiktion mehr. Sie würden also den Bedürfnisträger die Produktion benötigter Kleinteile mittels eines Universalgrundstoffs und herunterladbarer Software erlauben.
Für Wissenschaftler mag die Vorstellung, die Verhältnisse auf dem „Musikmarkt“ hätten Mustercharakter für die den Kommunismus erfordernden Produktivkräfte (wie in „Gemeinschaft de Glückssüchtigen“ näher ausgeführt), suspekt sein. Mir fiel als weniger vollständig ausgeprägtes Problem der Folgen der Warenform für geistiges Eigentum das Problem der Generika ein. Südafrika kalkulierte die Eigenproduktion eines Anti-Aids-Mittels mit einem Zehntel des Handelspreises, sofern die „Lizenzgebühr“ entfiele.  ...


Zur Debatte ums Buch "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" oder / und zur Bestellung:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen