Donnerstag, 19. April 2012

"Komodo" - Hebamme Geschichte (8)


Darf ich eine naturwissenschaftliche Vereinfachung einschieben, um die philosophischen Beziehungen von Qualität und Quantität, Revolution und Evolution zu veranschaulichen? Ich tu es einfach:
Der Übergang von flüssigem Wasser zu Wasserdampf ist zum Beispiel eine Revolution. Als uns das in Studentenzeiten nahegebracht werden sollte, begann der Vortrag mit einer Unterstellung: Wasser von „Zimmertemperatur“ wird zum Kochen gebracht. So dargestellt ist der Vorgang bereits ein bewusst beabsichtigter. Diese Gerichtetheit war erforderlich, um folgende Frage aufzuwerfen: Welche aufgewandte Energie ist wichtiger: die, die gebraucht wird, um das Wasser von 20 auf 30, von 30 auf 40 … von 80 auf 90 Grad zu erhitzen oder die, die den Übergang der Wasserteilchen von ihrer flüssigen in die gasförmige Form ermöglichen? Nur dieser letzte Vorgang erscheint als „Revolution“ - das andere ist Evolution. Damit es aber zu einer solchen Revolution kommen kann, sind die entsprechenden Evolutionen, also die allmählichen Aufladungen der Wasserteilchen mit kinetischer Energie, unumgänglich. Es gibt kein Teilchen, das direkt von 20 Grad auf Dampf umschlägt.

Merkst du was?
Das Modell enthält Haken, die auf unsere gesellschaftlichen Revolutionen übertragbar sind.
Von einer gegebenen Menge Wasser gehen „in der Natur“ nämlich nie alle Teilchen gleichzeitig vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über. Man kann also „viele Revolutiönchen“, also Vorgänge bei jedem einzelnen Teilchen, unterscheiden von „der Revolution“ als Prozess. Letzterer ist der für uns interessante. Er beginnt mit den ersten gehäuften „Revolutiönchen“ und endet, wenn alles Wasser verdunstet ist.

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