Samstag, 21. April 2012

"Komodo" - Hebamme Geschichte (10)


Normalerweise werden alle Vorgänge so beschrieben, als vollzögen sie sich in einem geschlossenen System. Von allem, was „draußen“ passiert, wird abstrahiert. Es verkompliziert und lenkt ab. Das Lagerfeuer ist dagegen ein offenes System: Die Reaktionsprodukte und die Masse aller Energie entschwinden in den freien Raum.
Komplizierter würde die chemische Reaktion, wenn man sie in einen (Kachel-)Ofen verlegte. Hier wird das relativ offene System nur begrenzt künstlich hergestellt. Nun soll es Leute gegeben haben, denen war das System zu lange offen. Die drehten den Ofen zu. Es entstand ein relativ geschlossenes System. Relativ insoweit, als dass ein Teil der Energie weiterhin nach draußen abgegeben wurde. Das war im Sinn der Sache: Nicht der Ofen, sondern das jeweilige Zimmer sollte ja wärmer werden. Aber im Verbrennungsraum verschob sich das Stoffverhältnis: Es verblieb mehr Kohlendioxid im System. Da es ausreichend heiß war, konnte ein Teil der Energie dadurch chemisch gebunden werden, dass sich das CO2 mit dem Kohlenstoff verband zu Kohlenmonoxid. Ein Teil dessen verließ jenes relativ geschlossene System, drang in das wiederum relativ geschlossene System „Wohnzimmer“ … und schläferte die dort Ruhenden dauerhaft ein.
Es reagiert eben Kohlenstoff nicht bedingungslos (nur) mit Sauerstoff …

Bei JEDER Reaktion, die man bewusst herbeiführen will, muss man eben die wesentlichen Bedingungen schaffen, die zum Ablauf erforderlich sind. Logischerweise muss man sie dazu kennen.
Nun gibt es den Begriff „objektiv“, den ich auch gern gebrauche. Der sagt in diesem Sinne „nur“ aus, dass eine „Reaktion“ immer stattfindet, wenn alle Bedingungen dafür gegeben sind – unabhängig davon, ob „man“ das wollte. Naturgesetzmäßig.
Um auf das Kohlenmonoxid aus dem Ofen zurückzukommen: Selbstverständlich kann man die Reaktion auch vorsätzlich zum Suizid oder Mord benutzen. Es ist aber nicht die Frage, mit welcher Absicht zu einem bestimmten Augenblick der Ofen zugedreht worden war, sondern dass das dann geschah, als die Bedingungen für die CO-Redox-Reaktion besonders günstig waren. Also das gleiche Zudrehen des Ofens kann sich mal so und mal so auswirken.
Zum Nachdenken über die Verwendbarkeit eines solchen Bildes für gesellschaftliche Handlungsweisen sollte noch hervorgehoben werden: Im Umgang mit dem Ofen wurde immer mit mindestens einem Vorsatz gehandelt … und wenn es Sparsamkeit war, weil der Kachelofen weniger lange Wärme abgäbe, wenn alle Kohle darin schnell niedergebrannt wäre.


Inzwischen habe ich das Manuskript von "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen"also überarbeitet. Mit etwas Glück ist dies die vorletzte Fassung vor der endgültigen Veröffentlichung. Einige Passagen eignen sich nicht zur Präsentation in einem Blog. Die habe ich ausgelassen. Das ganze Kapitel, allerdings ebenfalls gekürzt, kann man hier nachlesen. Ich hoffe auf Daumendrücker ....

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