Samstag, 28. April 2012

"Komodo" - Hebamme Geschichte (15)


Kannst du dir vorstellen, dich unter anderen Umständen als den heutigen darüber zu amüsieren, dass wenn in Australien ein Stein „nach unten“ auf die Erde fällt, er uns aus unser deutschen Sicht nach „oben“ entgegengeflogen käme? Er fällt uns doch sozusagen ein Stück entgegen! Oder hast du noch niemals beim Betrachten des Globusses gedacht, die „da unten“ müssten runterfallen? Wenn nun unser Lehrer gesagt hätte, ja, natürlich fielen wir „dort“ herunter, deshalb gibt es die andere Seite ja nicht, wären wir auf „Wissen“ angewiesen, dass es die andere Seite doch gibt.
Für unser Verständnis „mit gesundem Menschenverstand“ ist es dabei belanglos, ob in der Schule mit Absicht, also wider besseres eigenes Wissen des Lehrers oder der ganzen Gesellschaft, oder aus allgemeinem Unwissen heraus etwas gelehrt würde, was „objektiv“ den realen Zusammenhang falsch darstellt. Der australische Junge könnte mit demselben Recht verwundert sein, dass wir nicht von der Kugel herunterfallen.

Allerdings ist es nicht immer nötig, die Zusammenhänge so komplex und verwirrend darzustellen, wie sie insgesamt wirklich sind. Wenn dir ein Stein „nach unten“ auf den Fuß gefallen ist, interessiert dich weder, ob dieser Stein aus Sicht eines Australiers nach oben oder aus Sicht der Sonne in Richtung Pluto oder aus Sicht der Galaxis in Richtung ihres Mittelpunkts geflogen ist, selbst wenn all das richtig wäre. Dich interessierte nur, dass du keinen Schuh angehabt hattest, Schmerzen hast, hinkst und blutest.

Du siehst also ein: Auch unser so genannter gesunde Menschenverstand ist davon abhängig, was wir zuvor in den verschiedensten Formen gelernt haben. Es gibt keinen Fall, bei dem nicht wenigstens ein ganz klein wenig theoretisches Wissen einfließt. Wäre dies anders, würde jeder von uns sich heute als Erdscheibenbelatscher empfinden – die Sonne „geht eben auf“ 

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