Kommunisten sind also diejenigen, die aus dem Studium des Ganges der Geschichte, aus der Untersuchung der tiefen Ursachen und Wirkungen geschichtlicher Prozesse mit wissenschaftlicher Wahrscheinlichkeit den Schluss gezogen haben, dass die weitere Entwicklung der menschlichen Gemeinschaft in eine Form des Zusammenlebens führen kann und muss, die sie (noch) Kommunismus nennen, für den sie alles in ihren Möglichkeiten Liegende tun.
In diesem Definitionsversuch steckt vielerlei. Das erste ist das Erkennen von Zusammenhängen, das zweite das bewusste Handeln in diesem Sinne. Mit diesen beiden Aspekten ist fast zufällig nebenbei auch die kommunistische Definition von Freiheit und dem kommenden irdischen "Reich der Freiheit" enthalten. Also nicht jeder handelt so, wie er (nicht) denkt und (nur) meint und im Zusammenprall gegensätzlichen Meinens wird sich Vernünftiges schon aus dem allgemeinen Chaos herausschälen. Nein, im Bemühen, vernünftig zu handeln, trägt jeder zur Durchsetzung einer allgemeinen Vernunft bei – wozu natürlich geklärt werden muss, was vernünftiges Handeln bedeutet.
Die ersten, die begründet glaubten, dass ihre Geschichtsbetrachtung wissenschaftlich sei, also Marx und Engels, hatten noch starke Gründe zum Optimismus. Sie leiteten ihre Wissenschaftlichkeit mit Recht aus der Methodik der Untersuchung ab, deren wichtigstes Element der Versuch ist, zu den tiefsten materiellen Wurzeln eines Geschehens vorzudringen. (grins: Das nennt man "radikal" und ist deshalb im entdemokratisierten Deutschland strafverdächtig.) Diese Methodik hat allerdings (mindestens) einen bösen Haken: Zum einen verfeinert die Entwicklung (auch der Gesellschafts-)Wissenschaft die Untersuchungstiefe. Da kann dann erkannt werden, dass das Atom nicht das allerkleinste, unteilbare Teilchen ist, und es Schlussfolgerungen gibt, die nur auf dieser Grundlage richtig gewesen wären (aber auch welche, die trotzdem, wenn auch als Sonderfall, richtig bleiben). Zum zweiten kann die Entwicklung ganz neue Erscheinungen hervorbringen, bei denen erst jetzt untersucht werden kann, ob sie wesentlich sind. Und nicht zuletzt drittens.erreicht jede Wissenschaft eine Punkt, an dem sie ihre „Unschärferelation“ entfaltet, also die Art der Untersuchung notwendig das Ergebnis bestimmt und man eben nur noch Impuls oder Standort zum Zeitpunkt x messen kann, obwohl man beides wissen muss. Insofern ist Wissenschaftlichkeit in Natur- und Gesellschaftswissenschaft durchaus vergleichbar.
Ein Kommunist beharrt nicht auf einem einmal erreichten Erkenntnisniveau, sondern er bemüht sich, immer vom jeweils erreichten neuen Tatsachenstand aus die Möglichkeit und Notwendigkeiten der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung zu analysieren und entsprechend zu handeln. Solange er dabei weiter zum Ergebnis „Kommunismus“ kommt, ist er eben „Kommunist“ … womit also notwendigerweise die Frage steht, was ist denn dann "Kommunismus" und was ist im Gegensatz dazu „Sozialismus“. Das praktische Leben, also die "Natur" hat dabei in der zurückliegenden Zeit die Erfahrungen vermehrt, was alles Kommunismus nicht ist.
Wir dürfen dabei durchaus Marx fleddern. Der hat den Sozialismus als „ungerecht“ bezeichnet. In unserem Anfangsbild wäre der Sozialismus also alles, was sich in der Drehtür abspielt.
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