Sonntag, 31. Juli 2011

Was ist ein "Kommunist"? (1)

Man stelle sich ein riesiges Kaufhaus vor. Ein „moderner“ Bahnhof tut´s auch. Der hat nämlich auch einen alles Andere verdrängenden Einkaufsteil. Nehmen wir also an, in unserem riesigen Einkaufstempel laufen Abermillionen Menschen von Shop zu Shop, beständig bombardiert mit Verlockungen, den beschränkten Inhalt ihrer Börse genau für das Angebot der jeweiligen Verkaufstheke einzusetzen. Die Menschen schwitzen, die Menschen atmen den noch vorhandenen Sauerstoff ein und blasen ihr Kohlendioxid aus. Längst ist die Belüftung ausgefallen, aber der Sauerstoffgehalt der Luft sinkt so allmählich, dass es die meisten noch nicht merken – und der Schweißgeruch wird durch den allgegenwärtigen Kunstduft der lockenden Parfümerien überdeckt.
Einige merken schon, was los ist und dass unvermeidlich in unbestimmter, aber absehbarer Zeit das totale Chaos ausbrechen wird. Die wissen um die Ausgänge. In den wirklichen Kauftempeln dieser Welt sind sie zwangsweise nach außen öffnend gebaut, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit müsste man sie nach innen öffnen, was halt zusätzliche Probleme bringt, sobald hinten einer drängelt. Es bedarf also besonderer Einfühlung, die notwendigen Schritte zu erklären, weil ja manche nicht die nächstliegenden sind.
Die “Kommunisten“ sind die, die drinnen versuchen, die herum irrenden Massen zu den Ausgängen zu dirigieren, ihnen den Weg zu weisen und zu verhindern, dass es zu keinen Katastrophen kommt. Die Kommunisten wissen, dass "draußen" eine Atmosphäre ist, bei der der Sauerstoff nicht ausgehen kann.
Allerdings … die Kommunisten sind selbst noch nicht „draußen“ gewesen und wissen deshalb die meisten Einzelheiten von dort nicht – und ihnen fehlt die Erfahrung im Umgang mit den Schwingtüren, die der notwendige Weg nach draußen sind (weshalb sich einige verwundert die Augen rieben, als sie wieder "drinnen" landeten, obwohl sie doch kräftig nach draußen gedrückt zu haben glaubten).
Der Einkaufstempel ist längst ein Irrgarten geworden, an den sich die meisten herum Irrenden so sehr gewöhnt haben, dass sie nicht einmal ahnen, dass sie nach draußen wollen (müssen), weil sie längst nicht mehr hören, dass es überhaupt ein Draußen gibt – und obwohl sie die meisten Auslagen nur wie bewegliche Bilder betrachten und das Betrachtete sowieso nicht erwerben können, doch sie fühlen sich frei, das ein oder andere zu erwerben, wenn sie auf Anderes verzichten, und schuldig, wenn sie es nicht schaffen.

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