Dienstag, 2. August 2011

Was ist ein "Kommunist"? (3)

Eine Drehtür hat einige Besonderheiten. Sie ist – das stimmt schon – der Weg von drinnen nach draußen. Aber sie ist auch der Weg von draußen nach drinnen und man kann auch von drinnen, wenn man nicht aufpasst, wieder drinnen landen.
Optimistisch wurde diese Phase der menschlichen Entwicklung als Zwischenstufe von der Klassengesellschaft zur klassenlosen Gesellschaft interpretiert. Aber sie ist selbst eine Klassengesellschaft. Die lieben Kommunisten gingen in ihren Schlussfolgerungen dabei von ihrem eigenen Entwicklungsstand aus und übersahen, dass der sich vom Normalmaß immer weiter entfernte – auch vom Normalmaß derer, die Verantwortung beim Aufbau einer neuen Gesellschaft übernommen hatten – aber eben nicht, weil sie Kommunisten waren.
Was ist denn das Kennzeichen aller dieser „Klassengesellschaften“?
Natürlich erst einmal, dass es überhaupt „Klassen“ gibt, also große Menschengruppen, die wegen ihrer Stellung zu den Produktionsmitteln (also besonders inwieweit ihnen wesentliche gehören oder nicht), und in der Art ihrer Tätigkeit (Anteil geistiger oder körperlicher) und dem Umfang des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum objektiv (also von ihrem persönlichen Wollen und ihren persönlichen Eigenschaften unabhängige) gemeinsame Interessen haben. (Primitiv ausgedrückt: Wer wenig hat, wünscht sich logischerweise mehr, wer viel hat, dass es nicht weniger sondern noch mehr wird.) Zur "Klasse" wird eine solche "Interessengruppe" aber erst, wenn die Befriedigung ihrer Hauptinteressen die Befriedigung der Hauptinteressen (mindestens) einer anderen vorhandenen Gruppe entgegensteht.  
Dies trifft auf alle Klassengesellschaften zu. Ihre Unterscheidung liegt in der Art der Verfestigung von Macht. ALLEN gemeinsam ist in letzter Instanz ein Rückgriff auf gesellschaftliche Gewalt. Dazu gibt es ein Heer als Kombination aus stehendem (fest aktiven) und potentiellen (bei Bedarf aktivierbarem) Kriegsbestand. Des weiteren ein Apparat aus eigens dafür angestellten Menschen, die die Art des Zusammenlebens der Menschen regeln und genau so, wie sie ist, als richtig darstellen (Beamte, Justiz usw.). Die Sklavenhalterordnung regelt die Verfestigung der Macht durch offiziellen Ausschluss der Sklaven von der Mensch- / Bürgereigenschaft. Unabhängig davon, wie gut oder schlecht es dem einzelnen Sklaven ging, war er vom Gesetz her ein Produktionsinstrument (Werkzeug), das Eigentum sein, aber keines haben durfte. Die Feudalordnungen regelten die Verfestigungen der Macht per personengebundener Erbschaft des Statusses. Wer also rechtens Kind eines Königs war, war damit unabhängig von eigenen Fähigkeiten Prinz mit der Möglichkeit, selbst König zu werden. Neuaufnahmen in den Adelsstand waren dem höheren Adel persönlich erlaubt – und dann natürlich wieder erblich. (Im Prinzip hätte jedes Bauernmädchen per Hochzeit Prinzessin werden können …grins) Die Verfestigung der Macht im Kapitalismus liegt in der Verfügungsgewalt über das Kapital selbst - auch dies erblich und somit jede echte „Chancengleichheit“ jedes Neugeborenen ausschließend. Die Einzelfälle, die Übergänge vollziehen, sind zwar wesentlich zahlreicher als in den Vorordnungen. Es geht ja hier aber ums Prinzip. Da sind die Möglichkeiten zur Teilhabe an echter Macht durchaus weiter vorgeprägt. Der Sozialismus wiederum ist eine Ordnung, die solcherart Schranken aufzubrechen hat. Da aber die Mittel der Macht gegeben sind, sind auch die Verführungen zu ihrem Gebrauch zu Verfestigung einer eigenen Position vorhanden. Allerdings ist dies kaum institutionalisierbar, also vom Wesen her verfestigt. Eine Partei hier einzusetzen ist schon insofern albern, als beispielsweise in der DDR etwa jeder siebte Einwohner, alle Babys und Tattergreise eingeschlossen allein Mitglied der SED war. Das dies nichts mit „Kommunist-Sein“ zu tun hatte, versteht sich von selbst.
Der Kommunismus kennt dann an Stelle verfestigter Macht nur auf Qualifikation beruhende Autorität. Das dies funktionale Machtausübung einschließt, sollte sich von selbst verstehen. Eine Kapitänsrolle schließt Situationen mit individuellen Sofortentscheidungen ein. Da kann nicht abgestimmt oder ein Konsens gesucht werden, da muss gehandelt werden. Das ist aber der einzige Überrest militärischer Hierarchien.
Übrigens gibt es im Kommunismus keine Kommunisten mehr, weil das entsprechende Verhalten Allgemeingut geworden sein muss.

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