Ja, im heutigen Stockholm gibt es so etwas: Ein Modellprojekt, in dem Kinder auf „Gleichheit“ getrimmt werden. Mit teils klassischen albernen Schritten wie dem Gebrauch einen geschlechtsneutralen Pronomens an Stelle von „sie“ und „er“ oder der Herrschaft von „Unisexpuppen“. Mit total verändertem Lehrplan, in dem die die Rollen von Geschlechteridealen ausradiert sind, also nix mit Barbie, schöner Prinz / Prinzessin, böse Hexe usw.
Es gibt Wartelisten für die 33 Plätze.
Die Absicht halte ich für löblich, die Erfolgsaussicht für gering.
Richtig erscheint mir ein Grundprinzip: Im Kleinkindalter werden einfache Grundmuster für Ideale geprägt. Mädchen wie Jungen erfahren, wie sich Mädchen und Jungen zu verhalten hätten, wenn sie sich wie Mädchen und Jungen verhalten möchten. Dabei sind Märchen auch dann noch wirksam, wenn sie bereits als solche erkannt werden. Aber man kann als Beispiel Märchen zu Hunderten durchstöbern: Man wird kaum Zweifel darin entdecken, dass es für ein Mädchen erstrebenswert ist, Prinzessin / Frau des guten Königs zu werden. Was also ist Glück? Ein nicht nur von Sorgen sondern besonders von Arbeit freies Leben.
Die Leiterin des Modellkindergartens betont sicher nicht zu unrecht, dass Mädchen nicht „von Natur aus schüchtern“ und Jungen nicht „automatisch rüde und extrovertiert sind“, sondern dass dieses „typische“ Verhalten aus der Erwachsenenhaltung Erwachsener herrührt.
Das bedeutet keinen Vorsatz, kein bewusstes „Erziehen“ in eine bestimmte Richtung. „Natürlich“ ist im Höchstfall eine durchschnittlich höhere Körperkraft bei Jungen … und damit die berechtigte Erwartung, die erfolgreich oder für die Mädchen eben weniger erfolgreich einsetzen zu können. Es ist ein extrem kompliziertes, komplexes Problem.
Und es ist im materialistischen Sinn über den abgeschlossenen Raum hinaus sehr wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Der Mensch lernt immer. Immer werden dabei die aktuellen Ideale, die grundlegenden Handlungsprioritäten mit ihrer Verwendbarkeit in der Praxis verglichen. Dabei spielt das Lotterieprinzip eine nicht unwesentliche Rolle: Die prinzipielle Möglichkeit eines Erfolgs vorgeführt zu bekommen überwuchert die rationale Vernunft tatsächlicher Wahrscheinlichkeit. Also die penetrant vorgeführte Aussicht, dass ein Mädchen das Top-Model des Jahres wird tötet den Realismus, dass das nur eine z.T. Bedauernswerte treffen kann. Der unmittelbare Effekt des „Sieges“, wenn man einem eins aufs Maul gegeben hat, ist da greifbarer und festigt sich früher.
Geschlechterrollen sind dabei eben nicht nur Geschlechterrollen, sondern Sozialmuster innerhalb eines sozialen Gefüges, das man in unbeschreiblicher Vielfalt erlebt. Wie kommt wer von Arbeit, wie verarbeitet er seinen Frust, wie geht der andere mit welchem Erfolg darauf ein, wem gegenüber fühle ich mich emotional mehr verbunden usw. Dass ein zweijähriges Kind diese Fragen nicht rational stellen kann, heißt eben nicht, dass es nicht vor diese Fragen gestellt wird … und sie auf seinem Niveau auch beantwortet.
Das heißt, dass selbst wenn die interessierten Familien nie bewusst „Kapitalismus“ reflektieren, ihr realer Umgang durch die Gesellschaft mit ungeschriebenen Normen geprägt ist, welche Egoismus und Rücksichtslosigkeit als Überlebensvorteil fördert.
Es ist also richtig, dass ein auf Dauer angelegter Kommunismus solche Kindereinrichtungen flächendeckend vorherrschend braucht.
Es ist ebenfalls richtig, dass die Nichtexistenz Egoismen fördernden Eigentums der Nährboden ist, auf dem allmählich solidarisches Verhalten zum bestimmenden werden kann.
Es ist sogar richtig, dass das durch Staatsprinzipien bereits gefördert werden kann – das durchschnittlich solidarischere Miteinander der (ehemaligen) DDR-Bürger wird mitunter sogar von Gegnern zur Kenntnis genommen - … es wird allerdings eine Reihe von Generationen dauern, bis die jeweiligen „Vorbildgenerationen“ solch solidarisches Verhalten tatsächlich „nachhaltig“ so weit verinnerlicht haben, dass die Kinder es in der Masse bevorzugen … aber sie werden es einmal tun.
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