Mittwoch, 17. August 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (3)


Wir müssen immer wieder versuchen, alles von unserer Ebene aus zu betrachten. Nehmen wir den Übergang vom Einzeller zum Zweizeller nur um ein Prozent früher oder später an – etwas, was wir gar nicht genau bestimmen können – und und verändern die folgenden Entwicklungszeiten nicht, dann wären entweder noch Saurier auf der Erde oder etwas, worüber heute nur SF-Autoren spinnen können.
Wir wissen (etwa), welcher Art Leben es heute auf der Erde gibt, und glauben die meisten Lebensformen zu kennen, die es gegeben hat. Bei vielen haben wir einleuchtende Theorien, warum untergegangene untergegangen sind. Grundformel: Sie waren nicht ausreichend an sich verändernde Umweltbedingungen angepasst. Ihr Untergang war insofern „gesetzmäßig“. (...wie ihre Entstehung?)
So ausgedrückt ist das mindestens ungenau, wenn nicht sogar falsch. Jedes System von Lebensformen ist dynamisch. Alle Elemente solch eines Systems haben eine unterschiedlich lange Anpassungszeit an veränderte Umweltbedingungen. Jede Umweltveränderung trifft die einzelnen Wesen unterschiedlich hart. Ja, die „Strategie“ der Natur besitzt sogar zwei entgegengesetzte Trends: Je primitiver ein Lebewesen konstruiert ist, umso weniger ist es an konkrete Einzelbedingungen angepasst und umso leichter fällt es ihm deshalb (!), veränderten Bedingungen wieder vollständig zu entsprechen. Auf der anderen Seite steht eine permanent wachsende Vielzahl miteinander in Wechselwirkung stehender, sich von einander unterscheidender Wesen. Für die gilt, dass sie umso lebensfähiger sind, umso genauer sie in ihre Nische des Lebenskreislaufs passen. Damit aber wächst die Schwierigkeit, beim Verschwinden dieser Nische eine neue zu finden. Aus dieser scheinbaren Sackgassenproduktion erwächst eine völlig neue, dritte Strategie: das abstrahierende Denken. Die Anpassungsgeschwindigkeit wächst dabei expotential. Es wird also zuerst erkannt, dass außer roten auch violette Früchte essbar sind, nicht nur Frucht, sondern auch Fleisch … bis hin zur chemotechnischen Synthese der Nahrungsbestandteile.
Aber die Anpassungsgeschwindigkeit bleibt ein Problem. Wer spricht heute über die ersten Ansätze anderer Kulturen, wo die Verschlechterung der Lebensbedingungen einen Teil der frühen Menschen vor sich her trieb, sie in der Kollision mit den vorher sesshaften aber zerrieben wurden? Erst als am Nil aus einer solchen Grundsituation ein tatsächlicher Produktivitätssprung, die dauerhafte Scheidung geistiger und körperlicher Arbeit hin zu Klassen mit Macht und Besitz von solchen ohne erfolgt ist, gab es „Fortschritt“. Die meisten anderen Situationen führten eben zu stillen Untergängen. Und eben solche „stillen Untergänge“ sind auch für die Zukunft nicht ausgeschlossen.
Die Natur findet für jedes Problem eine Lösung. Die Frage ist nur, in welcher Zeit, und ob diese Lösung den konkreten Wesen noch nutzt … oder ob inzwischen die Saurier eben ausgestorben sind. Und Veränderungen der äußeren Bedingungen – die für Entwicklungssprünge praktisch immer Verschlechterungen der Lebensumstände bedeuten – führen immer zu neuen Gleichgewichten. Wesen, die bisher ein Schattendasein fristeten, erweisen sich unter Umständen nun passender.
Die Zahl der Ereignisse, bei denen Genosse Zufall das Kommando führte, wann sie auf der Erde so eingetreten sind, wie sie eingetreten sind, ist groß. Nur dass eine Entwicklung vom „Niederen“ zum „Höheren“ erfolgt ist, ist eine Grundaussage, die für alle sich selbst organisierende Materie an allen Orten des Weltalls zutrifft.

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