Mit diesem Wortspiel (Entern - Ändern) drängte sich die Piratenpartei in die Politik.
Mit Entsetzen erinnere ich mich des Samstages in Potsdam, in dem diese Truppe verächtlich als "Kleinbürger" tituliert wurde - von Kommunisten im Besitz der großen Wahrheit.
Gut, aus einem sehr menschlichen Zug heraus: "Ich hab da einen getroffen ..." und der Klarheit, wer in Brandenburg der Piratenchef ist. (oder ist das der Kapitän?)
Nun sind die Berliner etabliert. Nicht auszuschließen, dass das der Anfang vom Ende ist, dass sie entweder als Eintagsfliege untergehen oder sich an die "etablierten Parteien" letztlich anpassen, die zu bekämpfen sie antraten.
Selbst ihr Eintagserfolg mit etwa 9 Prozent der Berliner aktiven Wähler sollte aber Grund sein, über sie nachzudenken.
Das Wichtigste ist ihr Wählerpotential. Das ist zweifellos die Jugend. Man kann das als "Politikverdrossenheit" abqualifizieren. Man kann sich besonders dumm stellen und sagen, die interessiert nur ihr Internet und deshalb verstehen sie nur eine ihrem Internetfreiheitshorizont angemessene Nicht-Partei. Da ist AUCH etwas dran. Und dass es um einen vagen Protest geht gegen ein System, dass man unterschwellig als feindlich begreift.
Grinsend müsste ich dem entgegenhalten, wie Lenin seinerzeit die führende Rolle der Arbeiterklasse begründete. Nicht nur marxistisch im Sinne sie hätte nichts zu verlieren als ihre Ketten, sondern auch organisatorisch durch ihre Rolle in der industriellen Großprodution. Weil er Tausende Arbeiter zusammengepresst nebeneinander arbeiten sah, begriff er, dass die nicht nur gemeinsame Interessen hatten, sondern dass es technisch besonders leicht war, sich zur Durchsetzung dieser Interessen zusammenzutun - sie waren ja schon zusammen.
Mit dem Geist jenes Fuchses, dem die Trauben zu sauer sind, weil er sie nicht erreichen kann, missachten viele "alte Genossen" die "Generation Internet". Hier ist wieder ein Medium entstanden, in dem gemeinsame Interessen erkannt werden können, auch wenn die Beteiligten nicht nebeneinander am Fließband stehen. Außerdem ist die Schule (Studium eingeschlossen) die Institution, in der besonders viele Betroffene zusammengedrängt werden. Eigene Klassenkampferfahrungen können sie nicht einbringen. In Form der Lehrer sind sie besonders direkter ideologischer "Indoktrination" mit (klein)bürgerlicher Lehre ausgesetzt. Soll man ihnen das vorwerfen?
Die Berliner Piraten sind beispielsweise dadurch aufgefallen, dass ihre Kandidaten enthusiastisch für die Rekommunalisierung der Wasserwirtschaft auftraten. Ihre radikalen Vorstellungen zur Förderung des öffentlichen Personenverkehrs sollten denen der Kommunisten entsprechen. Überhaupt stecken viele anarchistische Gedanken in ihren erst heranreifenden Konzepten. Aber auch hier sollte man sich Lenins erinnern, der sich gerade bemühte, die Ähnlichkeit der Zielstellungen von Anarchisten und Kommunisten aufzuzeigen, dass sozusagen der Kommunismus in seine entfalteten Form das angestrebte Ideal der Anarchisten sei - in seiner machbaren Form, dass "nur" Schritte dazwischen liegen müssen, die der Klassenkampf aufzwingt, richtiger (meine Worte) die Barbarei des Widerstands der Kapitalistenklasse zur Erhaltung bzw. Zurückgewinnung ihrer Herrschaft.
Wahrscheinlich haben wir den Zug dieser Generation verpasst. Ich hörte, die DKP habe 2 Promille der Stimmen errungen. Wenig berauschend. Von denen werden sich die Piraten nicht belehren lassen wollen. Leider!
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