Donnerstag, 22. September 2011

Und wieder einen Trend verpennt … wir sind keine Piraten (2)

Die Bedingungen im Jahre 2010 sind ganz andere. Das, was die heutige Jugend erlebt, könnte bereits eine Welt sein, in der Kommunismus-Träume reale Gestalt anzunehmen beginnen. Das Grausame: Sie wissen es nicht! In verschwommener Emotionalität ahnen sie, dass es irgendwie nicht so geht, wie es gerade läuft. Aber niemand hat ihnen nachvollziehbar erklärt, warum es so läuft, vor allem, wie es anders gehen könnte. Denkblockaden im Sinne Sozialismus hatten wir als Misswirtschaft und Kommunismus als Terrorherrschaft verhindern tiefer nachbohrende Fragen. Welcher Piratenpartei-Wähler hat denn erfasst (egal ob mit Gefühl oder Verstand), dass Kommunismus überhaupt keine Herrschaft sondern – wie es Marx und Engels formulierten - „das Reich der Freiheit“ ist? Dass das durchaus die Freiheit ist, die sie verstehen und beanspruchen. Die Freiheit des Internets zum Beispiel. Für Menschen im Kommunismus wäre es selbstverständlich, dass jeder Youtube aufruft und dort jeden beliebigen Musiktitel abspielen (bzw. vorher hochladen) kann, den er mag, ohne auf Sperren zu stoßen, weil eine Firma am Verkauf des Titels / Videos Geld verdienen will /muss. Kein potentieller Verkäufer hängt Zufallsbesuchern eine Webseite Spyware an, um sie auszukundschaften auf potentielle Käuferschaft. Keine Machtinstitution erteilt Denkverbote. (Das in Gestapo-Art zur „Stasi“ verballhornte Ministerium für Staatssicherheit der DDR war Klassenkampf und absolut nichts Kommunistisches). Gerade das Internet wäre das ideale kommunistische Medium. Wer etwas braucht, „holt es sich selbst direkt ab“ - es muss ja niemand dran verdienen. Das muss doch diesen Möchtegern-Piraten gesagt werden. Dass die Welt, wie sie sie sich erträumen, ein moderne Kommunismus wäre – und zwar einer in der von Marx angesprochenen höheren Phase.
Solche jungen Menschen kann man doch nicht damit vergraulen, dass man ihnen mit „Arbeiterklasse“ kommt, zu der sie (zumindest noch) nicht gehören und zu der sie vor allem auch nie gehören wollen. Müssen sie das aber? Haben sie die Krätze, weil sie klassentheoretisch als „Kleinbürger“ eingetütet werden müssten?
Mit dem Lecken unserer Wunden wegen einer verspielten Gelegenheit im vergangenen Jahrhundert haben wir uns die nächste Generation entgleiten lassen. Nachher werden wir es natürlich gewusst haben: Die Generation der Sponti-Grünen haben sich zu machtgeilen Weltkriegern verfischert, an der Partei der „Linken“ nagt der beLiebige Lederer-Wurm der Anpassung und anstatt zu neuen Revolutionären werden die Piraten (zumindest ihre Führung) zur FDP des 21. Jahrhunderts geworden sein … so ungefähr …
Aber ist das die Frage? Ist die Frage nicht eher, was wir dagegen getan haben (werden)? Wer will einem jungen Menschen die Funktionsweise der Welt erklären, ohne youtube, facebook, Twitter und all das Handwerkszeug der Jetztzeit zu verstehen? Das nötige abstrakte Wissen hat jeder 90jährige. Der weiß, dass das alles Scheiße ist, weil unter den Bedingungen des Kapitalismus JEDE technische Errungenschaft pervertiert wird. Aber wie würden dieselben Errungenschaften sozialistisch/kommunistisch funktionieren? Es gibt so viel zu denken. Wer heute Engels liest, könnte ihn als Urvater aller Umweltschützer entdecken. Warum tun wirs nicht? Warum stehen wir nicht dazu, zu DDR-Zeiten zur Sünde der Braunkohletagebaue durch den Kampf gegen internationaler Abhängigkeiten und das fehlende Wissen um bestimmte Folgen gedrängt worden zu sein. Heute würden wir es anders machen, Kinder, aber wir haben noch nie Sozialismus gehabt. Den brauchen wir aber, um den Kommunismus vorzubereiten und überhaupt als Menschheit zu überleben, globale Probleme zu lösen. Dafür sind nicht Kuscher und Anpasser sondern ausgeflippte Denker und Macher nötig. Solche, die nicht nur nach einem schon eingeebneten Gleisbett suchen.
Vielleicht nur noch eine Kleinigkeit: Lassen wir denen, die da kommen, nicht den Kontostand als einziges Thermometer persönlicher Anerkennung. Nehmen wir zur Kenntnis, dass es nicht schlecht ist, alte Fragen neu zu stellen. Mit etwas Hilfe sehen die Antworten dann gar nicht so viel anders aus als die, die wir schon gefunden zu haben glauben.

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