Zu DDR-Zeiten gehörte ich zu denen, die zwei Parolen miteinander zu einer "logischen Aussage verknüpften: "Wo ein Genosse ist, ist die Partei" und "Die Partei hat immer Recht" ergibt eben logisch ""Wo ein Genosse ist, hat er immer Recht".
Leider ist das nicht allein ein "Witz" - und heutzutage mehr als zu DDR-Zeiten: Das Bild der Sache wird unterschiedlich stark an dem Bild einzelner Personen festgemacht. Zum einen wird dies im ideologischen Klassenkampf der herrschenden Antikommunisten bewusst gepusht. Da wird der Pawlowsche Reflex gepflegt "Kommunismus = Stalin = Gulak" oder was wohl für ein "Kommunismus" rauskommen mag, wenn Oskar zur Sarah ins Bett steigt. Das hat aber auch eine einfache menschliche Seite: Wer eben einem richtig unangenehmen Menschen in der "getesteten" Partei begegnet, der zieht sich u.U. gleich ganz von dieser Partei zurück. Und es ist ja nicht total unvernünftig: Um nachher gemobbt zu werden, brauchen wir keine sozialistische Revolution zu machen. Mitunter hatte ich bei bestimmten Personen und Erlebnissen den unbewiesenen Verdacht, es mit "U-Booten" zu tun zu haben, mit Menschen gegnerischer Geisteshaltung und Finanzierung also, die eine gemeinsam organisierte progressive Perspektive durch ihr Verhalten torpedieren.
Nun muss dies nicht sein. Es kann auch eine psychologische Besonderheit sein: Sich unter heutigen Bedingungen für eine offiziell unerwünschte Sache zu engagieren erfordert ein überdurchschnittliches Beharrungsvermögen. Das kann zwei Ausprägungen haben: Eine grundsätzliche Sturheit, sich bei keiner Windrichtung und neuer Erkenntnis von dem abbringen zu lassen, was man einmal als richtig zu erkannt haben glaubt. Politisch "Dogmatiker" genannt. Und als Gegenbild dazu die besonders Kreativen, Unbequemen, quer Denkenden. Mit einem Grinsen als "Künstler" oder "Individualisten" genannt. Auch hier liegt eine höhere Mauer vor, die jeweils nur teilweise überstiegen werden kann. Das Denken weicht in verschiedensten Ebenen vom "gängigen" ab ... was eine größere Menge an Übertreibungen und Fehlern einschließt.
Sprich: Egal, in welche Richtung, sind in Gruppierungen, die nicht im konservativen Mainstream mitschwimmen, also mehr "schwierige" Menschen. Das kann sich in Momenten, in denen sich die Mitglieder der "Arbeiterklasse" als "Klasse für sich" bewusst werden, vorübergehend anders sein. Insgesamt bringt es aber wenig unmittelbare Vorteile, über das Gewünschte hinweg zu denken, ja überhaupt selbständig zu denken. Positiv ausgedrückt: Sich zum "Kommunismus" zu bekennen, erfordert durchschnittlich mehr "Charakter" ... was natürlich Karrieristen vom Schlage eines Lederer nicht ausschließt, sofern das linke Mikroklima groß genug ist.
Was sagt uns das?
Auf der einen Seite sollten wir uns bewusster werden, wie sehr das eigene Verhalten Vorbild- bzw. Abschreckungspotential enthält. Die Genossen aus der Steiermark können da wohl das auffälligste Lied singen.
Auf der anderen Seite sollten wir einander toleranter sehen. Also erst einmal überlegen, wo der eigentliche Gegner steht. Nämlich nicht in der linken Ecke, wo der Nachbar den Hauptfehler hat, dass sein menschlicher Mangel ein anderer als der eigene ist. Das bedeutet praktisch zuerst ein kameradschaftlicher Umgangston. Nach dem Motto: Fühlt sich ein normaler Mensch wohl, wenn wir so miteinander umgehen, wie wir das gerade tun?
Akzeptieren wir einfach, dass es ein klein wenig schwierig ist, links zu sein, weil man mehr denken muss.
Achten wir auch darauf, dass es noch mehr "wandelnde" Verhältnisse gibt. So förderten die DDR-Machtverhältnisse Schleimspurmechanismen - aus mehreren Gründen. So fördern Verhältnisse im entfalteten Kommunismus einen kameradschaftlichen Individualismus - einfach, weil man sich an keiner "Macht" ausrichten muss, sondern an Gemeinschaften, die kameradschaftlich einfach besser funktionieren.
Im Moment aber sind die Menschen, wie sie eben sind. Wenn wir aber nicht stark genug werden, um real die Verhältnisse zu verändern, dann gehen wir - und zwar alle - früher oder später unter ...
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