Montag, 16. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (37)

Das Dumme ist, dass wir heute eigentlich genau vor diesem Problem stehen: Wir befinden uns in eine Chaos-Welt. Ohne eine Wertung abgeben zu wollen, ob Marx und Engels die richtigen Voraussagen getroffen haben, was den Weg angeht, so ist doch eines sicher: Der von ihnen beschriebene Zielpunkt der menschlichen Entwicklung, den sie Kommunismus nannten, ist davon abhängig, dass möglichst viele Menschen tatsächlich in jenen „See“ der Geschichte handelnd hineinsteigen. Bleiben also zu viele am Rande stehen – zum Beispiel mit der Entschuldigung, sie wären ja schon drin gewesen und der Wasserspiegel sei nicht angestiegen, sie hätten sich nur nass gemacht dabei – dann bleibt die notwendige weitere Entwicklung der Menschheit einfach aus.
Nun gibt es grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse, denen zufolge es eine reale tendeziell gerichtete „Entwicklung“ gibt. Damit meine ich nicht den „Marxismus-Leninismus“. Der hat solche Erkenntnisse „nur“ zusammengetragen und zu einem System zusammengefasst und vor allen Dingen ihre Anwendbarkeit auf die menschliche Gesellschaft untersucht. Ich meine hier die Dialektik, die zum einen ein System von Zusammenhängen zu erfassen versucht, zum anderen eine zweckmäßige Methode ist, an die vereinzelten Zusammenhänge heranzukommen.
Wobei … Eigentlich ist der Marxismus ja genau das richtige System für denkaktive Menschen. (Dass er sich leider auch für Denkfaule eignet, die die Welt kaugerecht in den Mund geschoben bekommen möchten, lassen wir einmal außen vor.) Allerdings ist er natürlich – wie jedes Denksystem – bedroht von verkrustendem Dogmatismus auf der einen und verfälschendem Revisionismus auf der anderen Seite. Dabei muss man ihn nur als Handwerkszeug verstehen, um die Zusammenhänge in der Welt sowohl als solche zu erfassen, als auch um sie über die Veränderung ihrer Bedingungen gestaltbar zu machen. Allerdings wurde in der Vergangenheit häufig „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“. Einer dieser Problempunkte ist die Frage der Existenz „objektiver Gesetze“, also von Zusammenhängen, die unabhängig von einer bewussten Absicht notwendig und wiederholbar in einer bestimmten Weise auftreten.
Richtig. Es gibt sie. Bevor man sich allerdings in die Dialektik stürzt, sollte man aber die Art dieser Gesetze etwas genauer gruppieren.
Das Grundgesetz der Dialektik ist (wahrscheinlich) das einzige echte Universalgesetz. Es besagt, dass alle Formen der Materie sich in Bewegung, Veränderung befinden, sich nur als „Einheit und Kampf von Gegensätzen“ erklären lassen. Wobei der Ausdruck „Kampf“ missverständlich ist: Er ist nicht so zu verstehen, dass die eine Partei die andere besiegt und dann allein übrig bleibt, sondern immer so, dass die Ausgewogenheit (sich dabei selbst verändernder) einander bedingender Faktoren eines Ganzen immer neu hergestellt wird. Unbelebte Beispiele sind die Systeme Masse-Energie oder Atomkern-Atomhülle.Beide Seiten der Systeme sind dabei ohne die andere nicht das, was sie sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen