Dienstag, 3. Mai 2011

Mein ganz individueller Kommunismus (23)

Was danach kam und was hätte kommen sollen / müssen, ist dagegen ganz etwas Anderes.
Dazu muss ich einen Ausflug in die verschachtelte Welt des „Marxismus/Leninismus“ wagen. Dies ist nämlich für Vereinfacherer der Name eines Systems der Weltanschauung. Philosophie gehört dazu, politische Ökonomie und das, was manche großkotzig „wissenschaftlichen Kommunismus“ genannt wissen möchten. Eine Stufe sachlicher wäre das also der dialektische und historische Materialismus. Den kann man am kürzesten so beschreiben: Alles, was existiert, ist materiell und insoweit immer erkennbar (nur evtl. noch nicht erkannt). Aus solcher materiellen Grundlage erwächst ein widerspiegelndes Bewusstsein, das auf seinen Ursprung zurück wirkt.
Dialektik ist eine Weltsicht in Zusammenhängen. Alles ist Gewordenes (und Vergehendes) und steht in Wechselwirkung mit der „restlichen“ materiellen Welt. Das Materielle in der menschlichen Gesellschaft sind seine wirtschaftlichen Beziehungen, die aus dem Entwicklungsstand der „Produktivkräfte“ erwachsen.
So wie die technischen Möglichkeiten einer Produktion entwickelt sind, so finden sich die Menschen in Verkehrsverhältnissen miteinander wieder. Diese bilden einen Rahmen, der langfristig den Rahmen der menschlichen Entwicklung abzugeben hat, und der gesprengt werden muss, wenn er dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte nicht mehr entspricht.
Das klingt hoch verwissenschaftlicht, ist es eigentlich, hat aber auch für gebildete „Marxisten“ gemeine Fallstricke. Weil die Gesetze der menschlichen Gesellschaft wirken wie Naturgesetze. Allerdings muss so wie bei den Fallgesetzen Newtons die Erde (und der Gravitations-Gegenkörper) vorhanden sein muss, kann ein „gesellschaftliches Gesetz“ nur beim Handeln von Menschen in der Gesellschaft existieren und funktionieren. Das aber ist wiederum nicht ohne ein bestimmtes Bewusstsein zu haben. Und verdammt nochmal: Das sind Beziehungen, die nicht der Schulmathematik entsprechen, weil das Handeln von Menschengruppen Summe des Handelns der dazu gehörenden Menschen ist und jedes einzelne Bewusstsein durch mehr Faktoren beeinflusst wird, als für den konkreten Sachverhalt relevant wären.
Sprich: Der Marxismus erfasst den Klassenkampf als Triebkraft der menschlichen Entwicklung. Aber wenn es auch Interessen gibt, die große Menschengruppen aufgrund ihrer Stellung in der materiellen Produktion objektiv gemeinsam haben, heißt dies noch lange nicht, dass sie sich dessen bewusst sind und entsprechend handeln wollen – und dann handeln sie natürlich auch nicht.
Auf all dies muss ich wahrscheinlich nähe eingehen. Im Moment aber ist die Frage wichtiger, was das mit den Katastrophen des 20. Jahrhunderts zu tun hat.


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