Die zweite Ebene sind die Relativgesetze. Unser menschliches Problem ist, dass wir alle auftretenden Zusammenhänge unserer Umgebung als solche Relativgesetze erfassen möchten. Relativgesetze sind nämlich alle Zusammenhänge die sich eindeutig und wiederholbar als wenn-dann-Beziehung beschreiben lassen. Wenn sie beschrieben werden, sehen sie herrlich einfach aus. Das Problem dabei ist aber, dass es zwar eine Unmenge solcher gesetzmäßigen Zusammenhängen gibt, sie aber in den seltensten Fällen für sich allein auftreten. Es gibt also kaum nur ein Wenn-dann, sondern meist außerdem noch ein ...und-wenn-dann … als auch ein ...aber-wenn-dann usw. usf.
Die Massen der Relativgesetze sind deshalb nur abstrakt erkennbar. Man muss also alle Bedingungen, die notwendig sind, damit eine Ausgangslage zu einer konkreten Endlage wird, kennen und von möglichen ablenkenden anderen Beziehungen abstrahieren. (Das macht mitunter das Lesen mancher Marx-Bücher, an erster Stelle „Das Kapital“, so kompliziert. Es wird dort von einem in der Praxis immer nur komplex auftretenden Vorgang wie einem Tausch jeder Teilvorgang wie „Kauf“ und „Verkauf“ für sich betrachtet – und die Schlussfolgerungen funktionieren auch nur, wenn man genau berücksichtigt, was konkret Marx gerade betrachtet.)
Die dritte und problematischste Ebene sind die Trendgesetze. Hier bewegen wir uns üblicherweise auf philosophischen Höhen. Mitunter versuchen sich auch andere Teilwissenschaften (wie die Psychologie) daran. Solche Trendgesetze versuchen in komplexe Zusammenhänge in ihrer Komplexität gesetzmäßige „Ordnung“ zu bringen.
In der Dialektik sind das zum Beispiel das Gesetz der „Negation der Negation“ und das des „Umschlagens von Quantität in eine höhere Qualität“, letztlich also die Behauptung einer Entwicklungsrichtung vom „Niederen“ zum „Höheren“. Prinzipiell sind auch das alles „objektive Gesetze“. Im Gegensatz zur Universalität aller Bewegung ist das Wirken dieser Gesetze aber immer an Bedingungen gebunden. Insofern sind sie den Relativgesetzen vergleichbar. Nur beschreiben sie komplexe Zusammenhänge als Ganzes – wohl wissend, dass sich verschieden gerichtete Trend überlagern und teilweise aufheben. (Im Gegensatz zu Chaostheorien, die meinen, dass sich solche Trendbewegungen als Ganzes letztlich ganz aufheben)
Dabei stellt sich natürlich die Frage, was ist denn eine „höhere Qualität“. In der Natur könnte man Entropie-Stufen als solche auffassen. Aber schon das interessante Phänomen des Lebens wirft das wahrscheinliche Grundproblem auf: Als denkende Lebewesen sind wir Menschen natürlich überzeugt davon, eine höhere Qualität der Existenz von Materie zu sein. Dies einmal als unbezweifelt angenommen, bedeutete das Gesetz, dass sich alle Materie in Richtung Leben und dann in Richtung intelligentes Leben bewegen müsste.
Ja, genau und das sagt das „Gesetz“ aus. Wir haben bisher aber real im gesamten erreichbaren All noch keine unwiderlegbaren Spuren von fremdem Leben entdeckt. Zumindest im Moment haben die Vertreter eines Alleinvertretungsanspruchs der Menschheit auf Intelligenz im All die besseren Karten gegenüber SETI-Phantasten, die auf Nachricht kluger Aliens hoffen.
Jedes „Wenn ..., dann …“ gilt immer, wenn das Wenn vorhanden ist. Die Menge der einander widersprechenden Einzelzusammenhänge ist bei solchen Trendgesetzen aber so groß, dass man eben nur sagen kann, dass es, (unterstellt, dass das Universum unendlich ist) dort irgendwo auch intelligentes Leben gibt. Nein: Dass es das geben muss.
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