Montag, 26. März 2012

Thesenansätze (4)

In „Übergangsgesellschaften“ existieren also auf einem Teil der Erde die Grundlagen der neuen Gesellschaft (allem voran das gesellschaftliche Eigentum an den wesentlichen Produktionsmitteln), es ist aber nur in extrem engem Rahmen möglich, die daraus erwachsenden gesellschaftlichen Vorteile zur Geltung zu bringen. Der „Klassenkampf“ im Weltmaßstab ist noch nicht entschieden.

Ein besonders wichtiges Element – aber nicht das einzige – dabei ist, dass sozialistische Produktionsverhältnisse nicht mit einer Rüstungsindustrie und mit den mit potentiellen Kriegen verbundenen Aufwendungen vereinbar sind, diese aber trotzdem unvermeidlich bleiben.

Es liegt also im Interesse von Sozialisten und Kommunisten, das Andauern der Übergangsgesellschaften kurz zu halten und nicht ihr vorzeitiges Ende zu suggerieren (sie gar „entwickelte sozialistische Gesellschaft“ zu nennen). Besonders Letzteres fördert objektiv - also unabhängig von den Absichten der Handelnden - die Konterrevolution.

Überlegungen zu Formen der Befreiung aus dem Kapitalismus in die Übergangsgesellschaften müssen immer der konkreten Situation entsprechen. Eine Überhöhung der Gewalt der Massen ist ebenso kontraproduktiv wie eine Verabsolutierung eines parlamentarischen Weges auf der Basis der Gesetze. Letztere wurden ja gemacht, um die bestehende alte Gesellschaftsordnung zu erhalten. Es ist allerdings davon auszugehen, dass individuelle Gewalt ein bevorzugtes Mittel zur Diskreditierung revolutionärer Ideen bleibt, in der Hauptzahl der Fälle also den Vorwand liefert, Unterdrückungsgewalt offener zu praktizieren, und potentiell schwankende Massen vom Mithandeln abhält.

Die erste Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation, also der Sozialismus, ist eine über eine unbestimmte Zahl von Generationen andauernde „Kulturrevolution“. Im Prinzip geht es darum, die vielfältigen Relikte verinnerlichter Egoismusstrategien im menschlichen Denken und Handeln allmählich abzubauen.

Zwar sind die objektiven Voraussetzungen für die Ausbeutung fremder Arbeitskraft juristisch beseitigt, die Denkstrukturen, in individuellerer Form von der Leistung Anderer leben zu wollen, sind aber noch erhalten geblieben und werden, teilweise sogar unbeabsichtigt, weiter von Generation zu Generation „übergeben“.


Dies ist nur ein Stück aus dem Arbeitskapitel im Buchentwurf für "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen". Das ganze Kapitel befindet sich H I E R )   

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