Freitag, 26. Oktober 2012

Wann haben "wir" einen Plan? (5)


Wie kann dann eine solche Wirtschaft überhaupt „überleben“?
Zumindest nicht dadurch, dass Funktionäre den Menschen einzureden versuchen, dass wir schon unser Ziel erreicht hätten, obwohl die alltäglich das Gegenteil sehen. Um sich die längerfristige Antwort vorstellen zu können, muss man neue Möglichkeiten weiterdenken. Da es zu DDR-Zeiten keinen neuen PKW „frei“ zu kaufen gab, bestellte „man“ einen. Aus mehreren Gründen war es aber nicht möglich, dem Umfang der Bestellungen entsprechend die Produktion zu steigern. Also „produzierte“ man verlängerte Wartelisten. Genau dort aber hätte Planung angesetzt. Eine Warteliste ist an sich nichts Schlechtes, solange sie nicht ausufert. Sie bekäme eine ganz neue Rolle, sobald sie den Zugriff auf einen Welt-Reserven-Pool steuerte beziehungsweise überhaupt erst einmal Grundlage für eine „bedarfsgerechte“ Produktion würde. Technisch ist das heute vorstellbar.

Man stelle sich im Internet ein gigantisches virtuelles „Kauf“-Haus vor. Man kann sich ja prinzipiell seine Lebensumstände so einrichten, dass sie den Wunschvorstellungen nahe kommen. Letztlich ist alles im Kommunismus nur noch ein Problem der Distribution. Wie kommen Wunschprodukte und Nutzer real zusammen. Manche Problemlage „kippt“ sowieso an bestimmten Punkten. Individuelle Beförderungsgeräte braucht man nicht unbegrenzt … Sie stören sogar, wenn man übertreibt. Der Viertwagen vorm Haus bringt Ärger mit der Gesellschaft in Form des Nachbarn. Die übervolle Kühltruhe wird einfach lästig, wenn Lebensmittel verderben. Dann muss die Fehlkalkulation entsorgt werden. Je unkomplizierter man aber Ersatz aus den gesellschaftlichen Depots entnehmen beziehungsweise in solche zurücktauschen kann, umso häufiger macht man das auch. Wenn die neue Bestellung angeliefert wird, können die Restbestände abgeholt werden.
Klar: Es wird nicht DIE Methode geben. Aber warum nicht ein Versandsystem und Orte, an denen man optimale Kontakte zwischen Produktion und Verbrauch reguliert? Prinzipiell hieße das, dass man keinen der heute bekannten Vertriebswege ganz einsparte. Es würde innerhalb der vielen nur die Bedeutung des Internets steigen. Tauschbörsen. Aber daneben auch „Kauf“-Häuser, in denen man Kleidungsstücke am Körper testen kann. Die Erfassung über ein technisches System (über eines!) schränkt die heute normale Verschwendung von Ressourcen ein - bei Planbarkeit und bei unbeschränktem Zugang aller Weltbürger zum System – auch für die, die heute „Kulis“ sind. Das auszumalen wäre ein lohnender Gegenstand für Science Fiktion. Ich wollte nur andeuten, dass nicht schon allein daraus, dass nichts etwas kostet, eine Wegwerfgesellschaft entstehen muss,

Ein paar Worte zum Begriff „Planwirtschaft“. Der ist nicht das Gegenteil von „Marktwirtschaft“. Das, was mit Blick auf den „Ostblock“ heute „Planwirtschaft“ genannt wird, war treffender „Kommando-Wirtschaft“ zu nennen, selbst, wenn dies abwertender klingt, als es eigentlich gemeint ist. Zu Zeiten des „Realsozialismus“ des 20. Jahrhunderts war eine echte Planwirtschaft weltweit noch gar nicht möglich. Die grundsätzlichen Beziehungen regelte auch da „der Markt“ mit seinen ökonomischen Gesetzen. Objektiv, also unabhängig vom einzelnen Wollen. Sich gelegentlich andeutende Elemente von solidarischem Miteinander, die es auch gab, erhöhten erst einmal nur die Gesamtkosten.

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