In
heutigen „Marktwirtschaften“ gibt es dagegen diverse Eingriffe in
den Markt mit unterschiedlicher Wirksamkeit. Jeder Konzern versucht
sich nicht nur in strategischer und operativer Planung, er versucht,
seine Pläne auch nach innen direkt und nach außen indirekt
durchzusetzen. Nach innen administrativ und mit Druck und nach außen
über scheinbar für alle gleiche Rahmenbedingungen. Institutionen
von der Art eines IWF gestalten die so, dass bestimmtes Handeln mehr,
anderes weniger lukrativ erscheint, wodurch eine gewünschte
Wirtschaftsentwicklung gefördert und teilweise erreicht wird.
„Planung“ heißt hier Lobbyarbeit, die auf jene Rahmenbedingungen
hinwirkt, die das eigene Handeln begünstigen. Dazu kommt, dass jede
„Werbeindustrie“ auch ein Mittel einer pervertierten
„Planwirtschaft“ ist, indem sie Bedürfnisse produziert. Jeder
sieht, dass es weiter Krisen gibt. Jeder hat aber bisher auch
gesehen, dass trotz gigantischen Zusammenbruchspotentials der totale
Zusammenbruch immer wieder verhindert, die klassische Konjunkturkurve
abgeflacht werden konnte. Solcherart Planung entspricht dem heutigen
Niveau der Produktionsverhältnisse und es war eine Anpassung an
Realitäten, dass frühsozialistische Ökonomen so etwas für ihr
System einforderten – also Marktmechanismen bewusster einzusetzen.
Die
damalige Kommando-Wirtschaft sollten wir nicht als Maßstab für die
Bewertung einer wunderbaren Sache, nämlich einer immer besser
funktionierenden Wirtschaftsplanung heranziehen!
Technisch
waren bis etwa 1990 nur geschlossene Systeme berechenbar. Das heißt,
es waren gewaltsam Bedingungen durchzusetzen, um eine festgesetzte
Einzelgröße zu gewährleisten. Die frühe sowjetische Raumfahrt
bewies, dass das selbst in sich ihrem Wesen nach besonders stark
einer Planung entziehenden Bereichen funktionierte: in der
innovationsintensiven Wirtschaft. Die russische Militärtechnik zehrt
heute noch vom sowjetischen Forschungsniveau. Aber es ist doch keine
Planung, zu befehlen, wir müssen x Kräfte auf y konzentrieren …
und die anderen müssen sich auch anstrengen. Oder Zahlensysteme zu
konstruieren nach dem Prinzip „was wäre, wenn ...“
Ich
sage nicht, dass das nicht sinnvoll gewesen wäre. Ich sage nur, dass
es keine wirkliche Planwirtschaft war und sein konnte. Dazu kam, dass
ein planbares geschlossenes System einfach nicht existierte. Das
hätte Autarkie bedeutet. Also alle Rohstoffe und Produkte hätten
innerhalb des eigenen Einflussbereichs gewonnen, verarbeitet und
verbraucht werden müssen – ohne jeden Einfluss des „Weltmarkts“.
Das war besonders absurd für die DDR, die 1945 fest in eine
Gesamtwirtschaft mit industriellen Zentren im Westen eingebunden war.
Gab es im Ostraum zwar Chemie-Verarbeitung, so doch wenig
Maschinenbau oder gar Stahlwerke. Eine moderne Wirtschaft ist
globalisiert. Wirtschaften ergänzen sich. Jeder macht das, wozu er
die besten Voraussetzungen hat – wodurch er von Anderen abhängig
wird. Selbst wenn diese „Anderen“ die sowjetischen Freunde mit
ihren Bodenschätzen sind. Planung wird umso absurder, je mehr man
von jemandem beziehungsweise etwas abhängig
ist, was man nicht planen, nicht beeinflussen kann. Genauer: sie kann
dann sogar gezielt gestört werden (und wurde auch gezielt gestört).
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