Samstag, 26. Januar 2013

Commons? Allmende? Oder lieber Kommunismus?


Als ich den folgenden Artikel fand, packten mich widerstreitende Gefühle. Der Großteil der enthaltenen Gedanken ist meine Überzeugung und sollte Allgemeingut menschlichen Denkens werden. Die Frage ist also, warum sich die Anhänger dieser Gedanken so schwer mit dem herkömmlichen Gedanken des "Kommunismus" tun und umgekehrt die "Kommunisten" so wenig vom "Commoning" aufnehmen.
Die primitivste Antwort gibt der Artikel selbst, wenn er die Buchvorstellung beschreibt.  Zur Präsentation anwesend waren Vertreter aus Industrie, Politik, Kultur und Wissenschaft..Es handelt sich also um eine Neuauflage der klassischen bürgerlichen Aufklärung. Deren Gedanke und Praxis war ja, die Ideen der bevorstehenden Gesellschaft als vernünftig aufzuzeigen und beweisen. Dabei richtete sich dieser Vernunftappell an die Herrschenden der damaligen Gesellschaft, also sozusagen sollten die Fürsten der Vernunft wegen bürgerliche Umgangsformen "einführen". Meines Wissens war Brasilien das einzige Land, in dem ein "vernünftiger" adliger Herrscher einer bevorstehenden Revolution durch entsprechendes Handeln zuvorkam. Weltweit erwies sich in der Praxis: Die Formulierung von nachdenkbaren Zusammenhängen zu einem (damals) vernünftigen Systembild war ein notwendiger Schritt, um den danach revolutionär Handelnden ein Ziel zu geben. Sie ersetzte aber die Revolutionen, die gewaltsam die Machtverhältnisse änderten, nicht.
Die zweite Antwort ist eine philosophische. Philosophie hier wieder klassisch gefasst als Metawissenschaft, die die Erkenntnisse aller Einzelwissenschaften als System von Zusammenhängen zusammenfasst. Da leidet die Commons-Lehre an dialektischer Erkenntnis. Die Welt entwickelt sich eben NICHT durch allmähliche Transformation in die Zielrichtung, sondern im Wechselspiel sowohl von Evolution und Revolution als auch von der Negation der Negation. Innerhalb einer "kapitalistischen" Gesellschaft ist gemeinschaftsorientiertes Handeln durchaus eine "Aufhebung" des marktvergötternden Egoismus-Prinzips ... also sozusagen deren erste Negation. Solange solches Handeln aber diesen Rahmen nicht sprengt, stärkt es sogar eben jenen Kapitalismus, weil die "Gutmenschen" freiwillig den Egoisten-Kapitalisten den Erfolg überlassen. Tafeln hindern die Ausgestoßenen am Ändern des Prinzips des Ausgestoßen-Werdens. Sie sorgen dafür, dass sie sich "einrichten". Innerhalb des Kapitalismus mögen "gute Menschen" darauf verzichten, selbst "Kapitalisten" zu werden, sie erleichtern aber "objektiv", also unabhängig von ihren eigenen Absichten, den VORHANDENEN Kapitalisten, als Kapitalisten Erfolg zu haben ... und damit Egoismus als Erfolgsprinzip zu verbreiten. Es bedarf also der "Negation der Negation", der Revolution, indem der gesellschaftliche Rahmen, in dem ALLE Handelnden sich einrichten, verändert wird. Es bedarf eines neuen Staates, um den Staat als Staat absterben zu lassen.

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