Darf ein „Marxist“ über etwas spekulieren, was unter aktuellen Bedingungen teilweise nicht nachprüfbar ist? Wer also hier nein sagt, sollte nicht weiter lesen.
Als die Darwinsche Evolutionslehre veröffentlicht wurde, war sie grundsätzlich revolutionär. Die Erkenntnis, dass die vorhandene Artenvielfalt des Lebens keine „gegebene“, sondern eine „gewordene“ ist, vertrieb Ideen eines einmaligen „Schöpfungsaktes“ „göttlicher“ Art ins Reich der religiösen Ahnungslosigkeit. So weit so gut.
Verwunderlich finde ich trotzdem, dass es so wenig Widerspruch von „links“, genauer aus der Ecke dialektischer Denker gegeben haben sollte. Insofern vermag ich vieles auch nur als Fragen zum Weiterdenken in den Raum werfen.
Was stört mich an der Methode?
Ich halte sie für einseitig und insoweit undialektisch. Ein dialektisches Herangehen an einen Sachverhalt schließt Mehreres ein: Dass er sich in ständiger Entwicklung befindet, dass er sich vom Niederen zum Höheren entwickelt, dass er sich in Wechseln von allmählich Evolutionärem und sprunghaft Revolutionärem zeigt … vor allem aber dass er immer neu als Einheit von mindestens zwei Widersprüchen auftritt.
Um es anhand der wörtlich genommenen Faust-Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, zu sagen: Es ist nie EINE Kraft. Im Moment unterscheiden wir vier Kräfte. Wichtig ist, dass immer mindestens zwei eine relative Harmonie schaffen. Die Erde bewegt sich um die Sonne, weil sie selbst über Energie verfügt, die verhindert, dass die Gravitationskraft der Sonne uns in unser Zentralgestirn hineinzieht – ein Modell, das mit anderen Komponenten auch für die Atome gilt.
Die biologische Auslese der Fittesten kann sozusagen philosophisch nur die Kraft in eine Richtung sein. Früher oder später blieben nur noch die Fittesten der Fittesten und dann auch die nicht mehr, da sie allein gar nicht mehr existieren könnten.
Es muss also noch etwas grundsätzlich entgegen Gerichtetes geben. Dafür spricht auch ein logischer Gesichtspunkt: Eine Auslese der Fittesten kann nur aus bereits vorhandenen Fitten erfolgen. Also eine göttliche Urschöpfung durch die Hintertür?!
Und nun wird es schwierig. Ich bezeichne das „Gegenprinzip“ als das der Symbiose. Nun kennen die heutigen Evolutionsstufen Symbiosen, vor allem im engeren Sinn, nur noch als exotische Randerscheinungen. Man wählt dort gern das hübsche Bild des Einsiedlerkrebses mit „seiner“ Anemone auf dem Rücken. Das kann man bestaunen „Wie niedlich!“ oder schlimmer „Schaut, auch so etwas hat die Evolution hervorgebracht!“
Was aber, wenn Symbiosen die Mütter der Evolution sind?
Gehen wir erst einmal davon aus, dass alle Ursprünge der Evolution nicht unmittelbar bewusst waren, es also keinen „Gedanken“ gab, was zweckmäßig war.
Gehen wir weiter davon aus, dass es Strukturen gab und gibt, die objektiv zweckmäßig sind.
Hier verstehe man unter „zweckmäßig“ die (erweiterte) Reproduktion von Leben. Leben wiederum definieren wir als in sich relativ geschlossenes System geballter Information mit Selbsterhaltungsmechanismus. „Relativ geschlossen“ sowohl räumlich als auch zeitlich. Also Leben definiert sich auch über den Tod.
Nun hoffe ich, auf nicht zu großen Widerspruch zu stoßen, wenn ich jeden einzelnen Menschen als System von festen funktionalen Teilsystemen und Symbiosen bezeichne, wobei manches dabei eine Definitionssache ist: Ohne unsere „Organe“ würden wir nicht „leben“, aber eben auch nicht ohne das „Leben“ bestimmter Darmbakterien.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen