Dienstag, 13. Dezember 2011

Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand (2)

Kindheit (2)


Das Problem der Prügel, des Mobbings der Schwachen, war damit aber noch nicht gelöst. Es fanden nämlich immer ausreichend körperlich Überlegene zusammen, um Schwächere zu quälen. In die Gruppe der „Schwächeren“ gehörte sogar ein Junge von hohem Körpergewicht, dem es aber an Schnelligkeit und Beweglichkeit mangelte. Was am meisten auffiel: Die da prügelten, waren „leistungsschwache“ Schüler, die sich auf solche Weise ihr „Sieg-Erlebnis“ aus der Schule holten, die Betroffenen jedoch versuchten – letztlich meist erfolglos – sich im Bewusstsein der bevorstehenden Niederlage der körperlichen Auseinandersetzung zu entziehen … sie liefen also davon. Eigentlich ging dies so bis Klasse 7. Und dann passierte etwas, was ich im Nachhinein vielleicht überbewertet und fehlinterpretiert habe. Aber es ist eben genau so passiert:
In einer großen Hofpause war es mir gelungen, alle, die eigentlich auf „meine“ Seite gehörten, zu sammeln. Es kam zur Schlacht. Diesmal blieben wir nicht nur (wie sonst auch) zahlenmäßig überlegen, sondern wir kämpften auch geschlossen. Und wir beendeten diese Hofpause als Sieger. Womit ich nicht gerechnet hatte, trat ein: Von kleinen „Kabbeleien“ (wie das meine Mutter genannt hätte) abgesehen, trat ein dauerhafter Friede ein. Nicht, dass wir nun alle Freunde geworden wären, aber das permanente Massenmobbing war zu Ende.
Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass wir einfach insgesamt reifer geworden waren und diese „Schlacht“ nur „Anlass“ der Veränderung war, aber auf jeden Fall erlebte ich hier die Siegpotenz von Underdogs, sobald sie als solidarische Gemeinschaft kämpfen. Ein Anhänger körperlicher Gewalt bin ich damit nicht geworden. Allerdings hatte ich eine Situationen erlebt, bei der sie notwendiges Mittel gewesen war, um Gewaltverhältnisse zu beenden.



Dies ist ein biografischer Text, den ich geschrieben hatte, um ihn eventuell in einem Buch zu meinen Vorstellungen zu veröffentlichen. An dieser Stelle präsentiere ich ihn unabhängig davon, ob er je Eingang in ein Buch finden wird. Der Länge wegen teile ich ihn auf. Der vollständige Text findet sich hier.

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