Montag, 19. Dezember 2011

Hebamme Geschichte und ihre Ungeschicklichkeit (1)

Das Versagen vor 100 Jahren


Das zwanzigste war das Jahrhundert fürchterlichster Menschheitskatastrophen. Eine davon „kandidiert“ für mich noch darum, die schlimmste überhaupt zu zu sein. Neben ihren unmittelbaren direkten und indirekten Auswirkungen blieb bisher offen, ob sie den Untergang der Menschheit eingeleitet hat. Das können aber nur Aliens entscheiden, die diese Erde irgendwann besuchen werden. Nach meinem Verständnis ist die größte Katastrophe der jüngeren Menschheitsgeschichte die Niederlage der Novemberrevolution in Deutschland. Hoffentlich ist das nur nationale Verblendung.
Um das Problem noch weiter zuzuspitzen, nenne ich die „andere Seite“ derselben Medaille. Das ist der „Sieg“ der russischen Oktoberrevolution, genauer: die Art, in der er nur möglich geworden war und in der bereits der Keim für sein Ende enthalten war. In einem ganz anderen Sinn als der bürgerlichen Geschichtsauffassung war die „Große Sozialistische Oktoberrevolution“ nämlich auch eine Katastrophe … eben der Ereignisse in Deutschland wegen.
Reisen wir gedanklich gut 100 Jahre rückwärts. Selbst bürgerliche Historiker leisten sich mitunter den Luxus, zuzugeben, dass damals „Kapitalismus“ herrschte, ja „Imperialismus“. Nun brauchen wir uns nicht darüber auszulassen, dass das, was heute Erster Weltkrieg genannt wird, kein unerwarteter Schicksalsschlag war, in den die unschuldigen Nationen Europas und der Welt „hineingerissen“ wurden, weil ein „Irrer“ einen Thronfolger ermordet hatte. Wir wissen um das Wesen des Imperialismus, seine Aggressivität, seine gesetzmäßig ungleichmäßige Entwicklung und die dabei Deutschland zugefallene Rolle als Zu-spät-Kommer, eine vollzogene Aufteilung der Welt ändern zu wollen. Aber eigentlich brachte jeder imperialistische Staat konkrete wirtschaftliche Hoffnungen in seine Kriegspolitik ein. Der Krieg war eine zwangsweise Folge der Vollendung des „Imperialismus“: Nach Jahrzehnten des Wettlaufs, relativ wehrlose Völkerschaften unter die eigene Herrschaft zu bekommen (Kolonialreiche), war nun alles so weit aufgeteilt, dass nur noch eine Umverteilung möglich war. Dabei hatte Deutschland in den letzten Jahren einen besonders stürmischen Aufschwung seiner inneren Wirtschaft erlebt, ohne dass dies in Weltmacht adäquat umsetzbar gewesen wäre – überall waren schon englische oder französische Krallen auf der angestrebten Beute. Dass der Weltkrieg begann, war also keine „Katastrophe“, sondern notwendige Folge der gesellschaftlichen Entwicklung. Die Katastrophe lag erst in seinem Verlauf und einem Ende, in dem die Ausgangspositionen für den nächsten Weltkrieg bereits „eingebaut“ waren.
Dieses Kriegsende, wie es ausgesehen hat und was hätte kommen sollen oder müssen, ist das Problem.


 Der Länge wegen teile ich den Entwurf für das Geschichtskapitel IM KOMoDo-Projekt auf. Der vollständige Text findet sich  h i e r.

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