Die Sendung ist interessant. Zugleich merkt man, wie viel Wahres sich durch wenige grundsätzliche Unwahrheiten erdrücken lässt.
Wir können die Legende vom Idealismus der Urväter des Systems der Vernetzung des world wide web noch so oft wiederholen … sie wird nur eine „Teilwahrheit“. Die theoretische Gleichheit des freien, regellosen Zugangs zu Informationen ist praktisch den Gegebenheiten der gesellschaftlichen Verhältnisse unterworfen.
Richtig ist, das WWW in seiner revolutionären Kraft mit der Erfindung des Buchdrucks zu vergleichen. Aber im Prinzip haften dem Vergleich dieselben Vorbehalte an. Die damals leichter verfügbaren geistigen Menschheitspotentiale waren nicht die Lösung. Sie waren nur ein gewaltiges Mittel, eine gesellschaftliche Lösung zu befördern.
Natürlich hätten die Ideen, die letztlich den Zerfall des Feudalismus zur Folge hatten, ohne gedruckte Bücher um ein Vielfaches langsamer Verbreitung gefunden. Aber ohne Dampfmaschine, Fabrikproduktion überhaupt, hätte den „Ideen“ im Sinne der gesellschaftlichen Vorstellungen der materielle Boden gefehlt. Die deutsche Frühbürgerliche Revolution blieb stecken, der freie Bürger entfaltete sich erst drei Jahrhunderte später … in Frankreich nach seiner englischen und niederländischen Ausführung.
Wir sind nicht automatisch das, was die technischen Potentiale uns erlauben. Wir werden es nur durch unser revolutionäres Handeln.
Längst hat das Große Geld das Medium Netzfreiheit durchdrungen. Nicht Gleichheit … der ahnungslose User macht sich seinen Plünderern gegenüber auch noch freiwillig nackig.
Die folgenden Dinge sind eben voneinander zu unterscheiden:
- alles sagen und schreiben können, sodass jeder in der Masse untertaucht,
- die Mittel haben, sich selbst herauszuheben, was schon die Gleichheit aufhebt,
- die Lehre ziehen, dass der Besitz an bestimmten Mitteln eben doch entscheidend ist,
- die Besitzverhältnisse ändern …
Ohne veränderte Besitzverhältnisse werden die ekligsten Seiten des Kapitalismus, die totale Vermarktung jedes Lebensmoments, die Verwandlung des Menschen in einen überwachten und fremdgesteuerten Kunden, praktisch nur perfektioniert.
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